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Russlands kommunistische Phase war eine dünne Fassade für ein klassisches Imperium

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Das russische Zarenreich unterschied sich wie alle Imperien der damaligen Zeit nicht wesentlich vom alten Rom und der Antike generell: Bauern-Leibeigene schufteten auf den Feldern, viel Getreide wurde als Steuergeld eingezogen und bezahlte für den Luxus der Eliten und das Militär.

Die Verwandten der Zaren auf dem britischen Thron entdeckten in den frühen 1700er Jahren die Bedeutung der modernen Wissenschaft und inszenierten eine halbe, sogenannte „konstitutionelle“ Monarchie, die so tat, als würde sie sich die Macht teilen mit Parlamenten und Großkapitalisten. In den USA inszenierte man gar eine Republik.

Die Zaren spielten mit mehreren Konzepten für die Zukunft. Es war im Gespräch, das US-System zu kopieren. Das britische System. Dann gab es den Gedanken, man könnte das Zarentum kombinieren mit einer sozialistischen Verwaltung darunter. Jede dieser Varianten schloss mit ein, dass der gewöhnliche russische Adel sich anpassen muss, was gewisse Verluste an Reichtum und Status miteinschließen würde. Immer wieder scheiterten diese Pläne am gewöhnlichen Adel und mit jedem Jahr, in dem international der Imperialismus modernisiert wurde, stieg der Druck. Die Performance der Russen im Krimkrieg war mies und es fehlte an Eisenbahnen und allen möglichen weiteren Errungenschaften. Falls manche Adelige in Russland Allianzen eingingen mit europäischen Mächten, hätte das Großreich zerfallen können.

Deshalb inszenierten die Romanows, ihre britischen Verwandten und die amerikanische Führung die kommunistische Revolution. Der Sozialismus war an sich nur ein dünnes Theoriekonstrukt, das die Unterdrückung der Bauern und Arbeiter forderte. Es reichte zumindest, um damit auf den gewöhnlichen russischen Adel abzuzielen. Dr Zarengeheimdienst, der vom britischen Dienst aufgebaut wurde, verfolgte die sozialistischen Zirkel und unterwanderte diese bis hin zu dem Punkt der Kontrolle. Der Fachautor Edward Ellis Smith zeigte, dass Stalin ein Informant gewesen sein musste. Lenin ist genauso suspekt. Eine Reihe an hohen Bolschewisten wurden sogar enttarnt. Mit britischer und amerikanischer Hilfe wurde die Revolution in Gang gesetzt, die vielen Romanows verließen Russland und der letzte Zar verschwand. Lange Zeit später wurde ein wenig überzeugender DNS-Abgleich präsentiert von alten Knochen und die Geschichte, er sei mit Anhang ermordet worden. Ohne dass die Revoluzzer Fotos angefertigt hätten und ohne ein handschriftliches erpresstes Geständnis nach einem Schauprozess.

Mit dem Bürgerkrieg wurden die gewöhnlichen Adeligen aus Russland vertrieben und die neue Sowjetunion erhielt massig Hilfen und Technologieverkäufe aus dem Westen. Früher galt man als russischer Bauer als Leibeigener und der Acker als Besitz eines Adeligen. Nun musste man auf den gleichen Äckern arbeiten und der Acker galt als Allgemeinbesitz unter Kontrolle der Partei. Die Leibeigenschaft ging de facto weiter. Russland blieb ein klassisches Imperium, egal wie viel marxistisch-leninistisches Brimborium man inszenierte. Die Regierung bestimmte, was produziert wurde, was die Bürger zu denken hatten und welche Kriege geführt werden. Die Kommunistische Partei erhob den gleichen Status wie der Adel und die Kirche früher. Die Überwachung und die politischen Säuberungen unterschieden sich nicht vom Mittelalter und der Inquisition.

Im Kalten Krieg kämpften die NATO und die UdSSR nie wirklich direkt gegeneinander im großen Stil. Professor Carrol Quigley, einer der herausragendsten Sicherheitsexperten damals, witterte ein heimliches Kartell der Supermächte, die immer wieder Stellvertreterkriege brauchten, um die Illusion der Spannung aufrecht zu erhalten.

Zwischen 1991 und 2008 verschwand Russland aus der internationalen Wahrnehmung. Die NATO half an allen Ecken und Enden mit dem Argument, dass ein Zerfall Russlands in Einzelstaaten dazu führen würde, dass diverse Diktatoren dann mit Atomwaffen drohen und andere Länder überfallen. Nun haben wir selbstverständlich die Situation, dass Russland als geschlossenes Großreich mit einem Diktator an der Spitze mit Atomwaffen droht und andere Staaten überfällt.

Ab 2008 tauchte man wieder auf der Weltbühne als Imperium auf. Allerdings ohne plakative Ideologie. Man behielt Versatzstücke des kommunistischen Erbes bei, die Oligarchen und Top-Politiker lebten in Palästen wie die alten Romanows, man hielt Pseudo-Wahlen ab. Jetzt ähnelt man dem alten Zarenreich, lässt die Kirchen die Menschen psychologisch bearbeiten und erkaufte sich einen gewissen Ruf bei Konservativen international. Aber was bringt westlichen Konservativen die Drangsalierung von Schwulen und Lesben in Russland? Wie soll eine mittelalterliche Ordnung kompatibel sein mit den Vorstellungen von Amerikanern über Freiheit?

Das Putin-Regime hat die alte Komsomol-Struktur wiederaufleben lassen. Geschmückt mit römisch-faschistischer Fassade. Für den Bürger ist es egal, welchen Anstrich das Empire hat. Ob Marx und Lenin als Heiligenfiguren verehrt werden, oder die alten Zaren.

Westliche Linke im Kalten Krieg hatten sich die Illusion des Sozialismus in der UdSSR vormachen lassen. Nie gab es eine tatsächliche Abweichung vom klassischen Imperialismus. Heute sind es westliche Konservative, die sich einen Bären aufbinden lassen. Kaum jemand will Kinder haben in Russland. Millionen höher qualifizierter Bürger sind längst ausgewandert.

Was in Russland stattfindet, ist eigentlich das, was ursprünglich mal geplant war: Ein Adel an der Spitze und eine Art Sozialismus darunter. Aber letztendlich sind diese Begriffe nutzlos geworden. Nenne es Nationalbolschewismus oder sonst irgendetwas. Klassischer Imperialismus war bereits im Kalten Krieg ausgereizt und an einem Punkt angekommen, an dem ABC-Waffen es unmöglich machten, einen großen Krieg wirklich zu gewinnen. Das einzige, das sich lohnte, war ein Kartell der Supermächte und dieses Kartell steuert dann die restlichen, gewöhnlichen Länder. Jedwede Unterstützung für „Sozialismus“ oder Faschismus oder irgendeine von diesen Ideologien stützt nur ein Kartell aus Eliten.

AlexBenesch
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