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Das geheime „Prometheus“-Netzwerk des MI6 und der CIA in der Ukraine hilft und zersetzt gleichzeitig

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Bild: paparazzza/Shutterstock.com

Die Nazis waren kaum besiegt, als der britische Geheimdienst MI6 bereits die nächsten großen Operationen vorbereitete gegen die Sowjetunion. Und dafür war man bereit, mit Faschistenkreisen zusammenzuarbeiten, die man eben noch bekämpft hatte.

Der MI6 erweckte ältere rechte Gruppierungen wieder zum Leben, wie den Antibolschewistischen Block der Nationen (ABN), der von ukrainischen Nationalisten geführt wurde. Mitte der 1980er Jahre wurde der faschistische ABN-Anführer sogar im Weißen Haus empfangen von US-Präsident Reagan. Aber waren die Bemühungen, Länder wie die Ukraine aus der UdSSR herauszubrechen, tatsächlich ernst gemeint? Oder war es eine orchestrierte Beschäftigungstherapie und ein Überwachungsprogramm gegen die antikommunistischen Dissidenten innerhalb und außerhalb der Sowjetunion? Gab es geheime Absprachen an der Spitze zwischen Washington, London und Moskau?

Und inwiefern infiltrierten Geheimdienste der Angloamerikaner nach 1991 die nationalistische Sphäre der Ukraine, und zu welchem tatsächlichen Zweck?

In den 1930er Jahren musste der britische Geheimdienst frühzeitig gewusst haben von den Bestrebungen der Kommunisten in der Ukraine, Millionen Menschen zu vernichten durch den Abtransport von Lebensmitteln. Amerikanische und britische Kreise dominierten sowohl den Getreidehandel als auch das Waffengeschäft. Die offensichtliche Gelegenheit, Millionen Leben zu retten und gleichzeitig ein Bollwerk gegen den Sowjetkommunismus (und die Nazis) zu schaffen, wurde auffälligerweise nicht genutzt.

Als der Schaden da war, boten sich die britischen und amerikanischem Geheimdiensten als Partner ukrainischer Nationalisten an, die sich oft im westlichen Exil aufhielten und Kontakte hatten in die Ukraine hinein.

Das beworbene Projekt hieß „Intermarium“, eine befreite Zone zwischen der UdSSR und Westeuropa. Der MI6 unterstützte die Central European Federal Study Clubs, schuf neue Freimaurerlogen und etablierte weitere Tarnorganisationen, um in Europa die Fäden zu ziehen bei möglichst vielen antikommunistischen Netzwerken.

Der Faschist Ference Vajta war beispielsweise bedeutend bei Intermarium. Zuvor arbeitete er bei der ungarischen Pfeilkreuzler-Partei, kooperierte mit den Nazis, und rettete den Großteil der ungarischen Aristokratie und andere höhere Personen vor der anrückenden Sowjetarmee. Der amerikanische Counter-Intelligence Corps hielt ihn fest als Kriegsverbrecher, aber auf Geheiß eines britischen Militärgeheimdienstlers kam er frei.

Bei den vielen antikommunistischen Operationen spielte immer wieder auch der Vatikan mit und der französische Geheimdienst. Die Amerikaner übernahmen mehr Anteile an Intermarium wegen den größeren Budgets.

Dr. Roma Smal-Stocky, ein Minister der ukrainischen Exilregierung, leitete einen Zusammenschluss von diversen Organisationen namens „Promethean League of the Nations subjugated by Moscow“. Die Ukrainer wollten von Paris aus die Befreiung ihres Heimatlands organisieren. Schon in den 1920er Jahren hatten sich britische Geheimdienstführer wie Stewart Menzies und Wilfried „Biffy“ Dunderdale angeboten als Helfer für solche Kreise.

Dann kamen die Nazis und warben osteuropäische Netzwerke ab durch das „Ostministerium“ für die besetzten Gebiete. Die ganze Zeit über versuchte aber die Abteilung D des britischen Geheimdienstes MI6, die Bemühungen der Nazis zu unterlaufen.

Die vielen Exilorganisationen waren auch von deutschen und sowjetischen Diensten infiltriert und von Skandalen geplagt. 1943 entschieden sich ukrainische Nationalisten, mit Erlaubnis des deutschen SS-Reichsführers Heinrich Himmler, eine Streitmacht aufzustellen gegen die Kommunisten. Im Juli 1944 waren diese Truppen aber bereits fast komplett aufgerieben. Mit Nachschub an weiteren Männern, oftmals gekleidet in deutschen Uniformen, hoffte der ukrainische General Pavlo Shandruk auf die Realisierung der „Prometheus“-Idee einer befreiten Ukraine.

Die Nazis wussten, dass sie nicht dauerhaft die Ukraine besetzen und gleichzeitig sowjetische Truppen fernhalten konnten. Der Waffen-SS-Offizier Dr. Fritz Arlt verhandelte mit ukrainischen Nationalisten über die Zukunft. Die Ukrainer sahen sich in einer signifikanten Verhandlungsposition und stellten hohe Forderungen. General Pavlo Shandruk erreichte eine Kompromisslösung. Mit im Boot war auch Stefan Bandera.

Als die Niederlage der Nazis abzusehen war, verhandelte Shandruk mit den Alliierten, damit ukrainische Truppen nicht an Stalin ausgeliefert werden. Erinnern wir uns daran, dass die sowjetische Kriegsmaschinerie ohnehin durch westliche Technik aufgebaut worden war und Stalin zusätzliche, massive Materiallieferungen aus Amerika erhielt. Russland hatte keinen ernstzunehmenden Anspruch auf die Ukraine und die Vorstellung einer Pufferzone zwischen Russland und Westeuropa erscheint völlig schlüssig. Dennoch wurde die Ukraine letztendlich den Russen ausgeliefert.

Ein paar tausend ukrainische Truppen konnten sich in den Westen durchschlagen. General Shandruk kam in München unter. Nach dem Krieg boten sich britische und amerikanische Geheimdienste erneut als Helfer an und man schuf im westeuropäischen Exil Organisationen neu wie die „Promethean Atlantic Charter League“ um den Traum der Intermarium-Zone inklusive einer befreiten Ukraine neu zu beleben. Der MI6 förderte und schuf allerhand Tarnorganisationen für diesen Zweck.

Die Exil-Organisationen unterhielten Spionagenetzwerke in ihren sowjetisierten Heimatstaaten und lieferten Informationen an die Briten, aber das Material war von schlechter Qualität oder schlicht erfunden, um Geld von den Briten zu bekommen.

Es ist durchaus möglich, dass es geheime Absprachen gab zwischen Washington, London und Moskau, um antikommunistische Dissidenten unter Kontrolle zu halten. Solange Dissidenten sich unter Führung der Angloamerikaner abmühten, konnten sie keine eigenen Operationen durchführen und die Supermächte waren ggf. mit dem Status Quo zufrieden.

Der britische Agent Kim Philby war ein Verräter und lieferte den Sowjets allerhand Infos über Dissidenten-Operationen im Ostblock. Die Sowjets wussten praktisch immer vorab, wenn westlich ausgebildete Kommando-Trupps in den Osten geschleust wurden. Manchmal machte man die Rebellen sofort platt, manchmal ließ man sich Zeit, um nicht zu deutlich zu zeigen, dass die Anglos von Maulwürfen unterwandert waren.

Der MI6 bewegte Geld über vatikanische Organsiationen an die neue Version der rechten Organisation ABN. Der berüchtigte Stefan Bandera brach die Beziehungen zur CIA ab. Der britische Agent Kim Philby (der Verräter der für die Sowjets arbeitete) ermunterte die die amerikanische CIA, die Kontrolle zu übernehmen über die ukrainischen Netzwerke. Das US State Department genehmigte eine Reihe an Missionen, um Ukrainer auszubilden und in die Heimat zu schleusen, mit der Absicht, Widerstandsnester aufzubauen. Wegen Verrätern wie Philby ging das natürlich schief.

Es half nicht, dass der deutsche Bundesnachrichtendienst (BND) mithelfen wollte und durch Reinhard Gehlen alte Kontakte zu rechtsgerichteten Ukrainern aufwärmte. Der BND und Gehlens Kontakte waren gründlich von den Sowjets infiltriert.

Die Exilregierung der Volksrepublik Ukraine löste sich im September 1992 in München auf. Die von westlichen Geheimdiensten kultivierten Netzwerke für ukrainischen Nationalismus standen bereit und der Faschismus spielte dabei ideologisch keine bedeutende Rolle mehr. Gleichzeitig unterhielten die sowjetischen Geheimdienste bereits seit den frühen 1980er Jahren Netzwerke, um für einen kommenden demokratischen Wandel gerüstet zu sein.

Und dann bestand immer noch die Möglichkeit geheimer Absprachen zwischen Washington, London und Moskau.

AlexBenesch
AlexBenesch
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