spot_img

Die Formalisierung der Kinderarbeit in Russland

Datum:

Als Reaktion auf Wirtschaftssanktionen könnte Kinderarbeit in Russland formalisiert werden. Ein neuer Gesetzentwurf wird in der Staatsduma geprüft. Laut SOTA sieht der Gesetzentwurf vor, dass Kinder ab 14 Jahren arbeiten dürfen, um ihren Familien zu helfen.

„Im Zusammenhang mit dem Druck von Wirtschaftssanktionen seitens der Russischen Föderation unfreundlicher Staaten bedeutet die Arbeit und damit das Einkommen eines Teenagers auch eine finanzielle Unterstützung der Familie und die Förderung des Verantwortungsbewusstseins des Teenagers.“

Es gab bisher schon Möglichkeiten, Kinder legal arbeiten zu lassen. Und dann gibt es noch die Grauzone und den völlig illegalen Bereich.

Die Bundesversammlung der Russischen Föderation gab auch am 20. April 2022 über ihre Parlamentszeitung bekannt, dass das Staatsparlament einen Gesetzentwurf über die personenbezogenen Daten von Personen unter 16 Jahren anzugehen.

Minderjährige über 14 Jahren sollen das „Recht“ bekommen, der Verarbeitung ihrer personenbezogenen Daten im Beschäftigungskontext zuzustimmen.

https://www.dataguidance.com/news/russia-federal-assembly-announces-bill-obtaining-minors

Russland erlaubte bisher die Beschäftigung von Kindern im Alter von 14 und 15 Jahren nur, wenn sie ihre grundlegende Schulbildung abgeschlossen oder die Zustimmung der Eltern erhalten haben.

Russland schränkt Schichtlängen und Arbeitszeiten für Kinder ein. Kinder zwischen 14 und 16 Jahren dürfen maximal 24 Stunden pro Woche arbeiten. Außerdem dürfen ihre Schichten fünf Stunden nicht überschreiten. Für Kinder im Alter von 16 bis 18 Jahren dürfen die Schichten sieben Stunden und 36 Wochenstunden nicht überschreiten.

Die russische Regierung verbietet bestimmte Arten von Arbeit. Personen unter 18 Jahren dürfen keine Nachtschichten oder gefährliche Arbeiten oder Arbeiten ausführen, die „ihrer moralischen Entwicklung schaden“ können.

10 Facts About Child Labor in Russia

Kinder auf dem Land arbeiten hauptsächlich in der Landwirtschaft, während Kinderarbeit in Städten normalerweise in der Industrie oder im Dienstleistungsbereich anfällt. Zu den üblichen Aufgaben gehören das Waschen von Autos, der Verkauf von Waren und das Sammeln von Müll. Der Prozentsatz der Kinder in Russland, die zur Kinderarbeit gezwungen werden, ist unbekannt. Es gibt einen Mangel an Forschung zur Prävalenz von Kinderarbeit.

Ältere Erhebungen gaben eine Häufigkeit von Kinderarbeit zwischen 10 und 20 % an. In einer gesamtrussischen repräsentativen Umfrage unter der erwachsenen Bevölkerung, die 1993 für die IAO durchgeführt wurde, gab beispielsweise etwa ein Fünftel der Befragten an, dass ihr Kind arbeitet. Umfragen, die in Schulen in Moskau und Nischni Nowgorod durchgeführt wurden, haben gezeigt, dass 15 % der Schüler neben der Schule arbeiten.

Etwa 65 % der Moskauer Schulkinder und 75-80 % der Nischni-Nowgorod-Schulkinder arbeiteten unregelmäßig und weniger als vier Stunden am Tag. In Moskau arbeitete fast ein Viertel der arbeitenden Kinder mehr als vier Stunden am Tag.

https://www.ilo.org/wcmsp5/groups/public/—ed_norm/—declaration/documents/publication/wcms_decl_wp_7_en.pdf

Nach älteren Angaben der Staatsanwaltschaft waren etwa 12-15 % der Prostituierten in Moskau minderjährig. Eine Umfrage aus dem Jahr 1998 ergab, dass etwa 23 % der Prostituierten in Jekaterinburg minderjährig waren.

Armut

Die russische Regierung setzte bestimmte Einkommensgrenzen fest, unterhalb denen man offiziell als „arm gilt“. Allerdings kann der Staat den Rubelkurs, die Preise von alltäglichen Gütern und die tatsächliche Kaufkraft der Währung manipulieren, um Armut zu verstecken. Der „existenzsichernde“ Lohn in Russland für die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter betrug Ende 2020 12.273 Rubel (160 US-Dollar) pro Monat. Das klingt wie eine Bananenrepublik oder Bangladesch, allerdings erfolgt die Bezahlung häufig „schwarz“, also an dem Finanzamt vorbei. Dies spart zwar Unternehmen und Arbeitnehmern Geld, aber es macht sie allesamt strafbar.

Das Phänomen Armut ist also komplex und setzt sich zusammen aus der Quantität und Qualität von Gütern, die der Bürger sich leisten kann mit einem Gehalt, Zugang zu Bildung, Aufstiegschancen usw.

Fast 19,1 Millionen Menschen oder 13,1 % der russischen Bevölkerung lebten in der ersten Hälfte des Jahres 2021 in Russland unter der Armutsgrenze, so die Anfang August vom russischen Statistikausschuss (Rosstat) veröffentlichten Zahlen. Der russische Milliardär Oleg Deripaska wagte es auf Telegram, die offiziellen Zahlen von Rosstat als Quatsch zu verwerfen:

„Sie versuchen uns davon zu überzeugen, dass die Zahl der Russen, deren Einkommen unter dem existenzsichernden Lohn liegen, 17,8 Millionen Menschen beträgt. Tatsächlich gibt es in unserem Land etwa 80 Millionen Bürger mit einem solchen Einkommen.“

https://www.themoscowtimes.com/2021/04/19/billionaire-deripaska-walks-back-criticism-of-russias-poverty-figures-a73659

Hinterher löschte er den Beitrag. 75 Prozent der von Mariox befragten Einwohner von Moskau, der Region Moskau und der Region Rjasan gaben an, dass sie sich als arm „betrachten“ oder „fühlen“. Ihre Wahrnehmung basiert darauf, dass sie keine Wohnung kaufen können, sich keine hochwertigen Lebensmittel, Oberbekleidung oder Möbel leisten können und keine Ersparnisse für Urlaubsreisen haben. Sie sagten auch, dass sie überhaupt keine Ersparnisse haben oder auf Kredit leben.

In einer Reportage beschreiben der 11-jährige Yuriy und sein 13-jähriger Kumpel Max ihr Leben in den östlichen Vororten von St. Petersburg – von der Dachgeschosshütte, in der sie tagsüber im obersten Stockwerk eines achtstöckigen Wohnblocks schlafen, bis in die Computerclubs, wo sie die ganze Nacht aufbleiben, um die unerwünschte Aufmerksamkeit von Pädophilen oder der Polizei und Sozialarbeitern zu vermeiden, denen sie nicht vertrauen.

Yuriys Traum ist es, in ein Zuhause zurückzukehren, in dem seine Mutter und sein richtiger Vater wieder zusammen sind, und er wird nicht von seinem betrunkenen Stiefvater geschlagen. Max hegt den heimlichen Wunsch, wieder zur Schule zu gehen und Arzt zu werden.

Das Sowjetische Arbeitsforschungsinstitut entwickelte 1965 die sozialen Mindesteinkommensnormen, indem es Standards für alle Aspekte des Konsums festlegte, von Nahrung und Kleidung bis hin zu Wohnen, Urlaub und so weiter. Der mit diesem sozialen Mindesteinkommen verbundene „Warenkorb“ legte über 3.000 Kalorien pro Person und Tag fest, und der Anteil an Tier- und Milchprodukten in dieser Ernährung war sehr hoch.

Man kann sich vorstellen, dass der russische Staat heute intern genauso rechnet wie zu Sowjetzeiten. Solange die Bürger nicht en masse verhungern, ist das System nicht in Gefahr. Rebellion ist zu gefährlich und lohnt sich nicht, denn wie damals gibt es ein Spitzel-Netz aus Bürgern, die sich ein Extra-Einkommen sichern, indem sie Mitmenschen verraten.

Pure Absicht

Einen bestimmten Teil der Bevölkerung in Armut zu halten, könnte eine bewusste Strategie der Behörden sein, meinte ein Experte der Moskauer Carnegie-Stiftung namens Andrei Kolesnikov.

Die Menschen der unteren Mittelschicht sind der Regierung dankbar, dass sie ihre gesellschaftliche Grenzstellung „sichert“ und sie nicht weiter in die Klasse der Armen abgleiten lässt. Die Regierung „erkauft“ sozusagen die Treue jener Menschen, die ansonsten dem vollständigen Elend erliegen würden. Deshalb bekennt sich die Regierung zum „Sozialstaat“, indem sie kleine Zuwendungen gewährt, statt der Bevölkerung die Möglichkeit zu geben, gute Jobs zu finden oder Geschäfte zu machen.

Russland gibt über 3 % des BIP – oder 30 Milliarden US-Dollar – für Sozialhilfeprogramme aus. Dieses Ausgabenniveau ist mehr als dreimal höher als das kombinierte Einkommensdefizit aller armen Familien, laut der Weltbank.

Russland gibt Milliarden aus, um bestimmte Kategorien von Einzelpersonen oder Haushalten – wie Veteranen oder Familien mit kleinen Kindern – unabhängig von ihrem Einkommensniveau zu unterstützen. Solche Ausgaben sind bei der Verringerung der Armut unwirksam, da nur ein Bruchteil der Ausgaben an die ärmsten Haushalte geht. Beispielsweise gingen 2018 nur 10 % der Ausgaben der Regierung an die 13 % der in Armut lebenden Russen, fanden die Ökonomen der Bank heraus.

AlexBenesch
AlexBenesch
Senden Sie uns finanzielle Unterstützung an: IBAN: DE47 7605 0101 0011 7082 52 SWIFT-BIC: SSKNDE77 Spenden mit Paypal an folgende Email-Adresse: [email protected]
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img

Related articles

Maos Genosse Jürgen Elsässer beklagt Festnahme des Assistenten von Krah (AfD)

Kommentar Jürgen Elsässer beklagt bitter in seinem COMPACT-Magazin die Festnahme des Assistenten von Maximilian Krah (AfD) wegen des Verdachts...

Live panel at 10 p.m. (GMT+2): Anticommunist conference

Tune in at 10 p.m. (GMT+2) for a live expert panel on the strategies of the communist bloc...

Verhaftung von Maximilian Krahs (AfD) Mitarbeiter wegen Verdacht auf Spionage für China

Der Generalbundesanwalt hat in der Nacht auf Dienstag in Sachsen einen chinesischstämmigen deutschen Mitarbeiter des AfD-Spitzenkandidaten der Partei...

Nichts hat sich wirklich in China geändert seit Mao

Kommentar China koordiniert seine Propaganda inzwischen sehr eng mit Russland. Aus diesem Grund vermarkten sich die Kommunisten als anschlussfähig...