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Alex Jones nutzte geschickt die Illegalität der Bush-Administration aus für seine Karriere

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Kommentar

Alex Jones trendet gerade sogar im deutschsprachigen Twitter, da er in den USA in einem bedeutenden Gerichtsprozess Schadensersatz leisten muss an die Eltern der getöteten Kinder des SandyHook-Massakers, die er als Fake-Schauspieler beschrieben hatte. Jones-Supporter meinen entweder immer noch, er hätte Recht gehabt, oder sie argumentieren, er hätte zumindest in unzähligen anderen Themen richtig gelegen. Da er 20 Jahre lang viele Artikel aus den Massenmedien kommentierte, war es nicht besonders schwer, bei einfachen Sachverhalten richtig zu liegen. Fast immer dann, wenn er vorgab, mehr zu leisten und krasse Geheimoperationen aufzuklären, verließ er sich auf schlechtes Material, das er kostenlos aus dem Netz zusammengeklaubt hatte, und auf schlechte Gäste, die kostenlos bei ihm auftraten. Er hätte zwar durchaus professionelle Investigativreporter anheuern können, aber stattdessen wählte er Amateure, die sich nicht einmal selbst gegenseitig trauten.

Gewöhnliche Beobachter, gewöhnliche Medien und diverse links angesiedelte Personen wollen nun erklären, wie es überhaupt soweit kommen konnte, dass Jones es zu Berühmtheit und Einfluss gebracht hatte. Die ehrliche Antwort, die keiner hören will, lautet: Weil sonst niemand anderes einen deutlich bessere Job leisten wollte. Linke Medien und gewöhnliche Massenmedien waren lasch, schwächlich und ekelhaft bei ihrem Versagen, den Wahlbetrug der Republicans zugunsten von George W. Bush aufzudecken. Greg Palast hatte Schwierigkeiten, seine Recherchen einem größeren Publikum zu präsentieren. Michael Moore zitierte die Recherchen etwas, machte aber dauerhaft schamlose Werbung für die Democrats. Alex Jones lud Greg Palast regelmäßig ein und profitierte von der Recherche.

Nach 9/11 kam die goldene Ära von Infowars. Nicht weil sie geniale Arbeit geleistet hatten, sondern weil alle anderen Medien zu feige, zu lasch oder zu abgedreht waren. Für Jones reichte es, mit unterdurchschnittlichen Fähigkeiten ausgestattet zu sein. Selbst damit war er Konkurrenten in den Verschwörungsmedien überlegen. Jones hatte sich zeitweise kompetente Leute an Land gezogen und so wurden Film-Projekte wie „Martial Law 9/11 – Rise of the Police State“ realisiert. Ab 2008 näherte er sich zunehmend den Russen und dem Establishment in Form der Republican Party an. Immer mehr Leute wurden angeheuert, aber die Qualität sank drastisch.

Selbst mein amerikanischer Cousin John Iammatteo hielt eisern an den Republicans fest, obwohl er als Feuerwehrmann in NY bei den Rettungsarbeiten an Ground Zero half und er mitsamt einigen Kollegen krank wurde mangels angemessener Atemschutz-Ausrüstung. Auf dem folgenden Foto ist er zu sehen mit einer Maske, die nicht einmal unbedingt vergleichbar ist mit einer FFP-2-Corona-Maske.

Jahre nach 9/11 wurde in der Presse berichtet, wie er seinen verlorenen Helm zurückbekam. Der Finder war irrtümlicherweise zunächst davon ausgegangen, dass der ursprüngliche Besitzer wohl verstorben war.

https://www.al.com/news/2016/08/helmet_lost_by_fdny_firefighte.html

Viele Spezialisten im Bereich Terrorismusbekämpfung und auch klassische Spione hatten vor 9/11 ihren Auftrag, Recht und Ordnung zu schützen, ernst genommen, wurden jedoch von der hohen US-Politik ausgebremst. Nach den Anschlägen hatte sich die Politik für einen Krieg entschieden und verlangte von den Geheimdiensten, dafür das passende Lagebild zu liefern, das vor allem auch von den Juristen dringend gebraucht wurde, um zumindest auf dem Papier nicht das internationale Verbot von Angriffskriegen zu verletzen.

Für die unterschiedlichen Segmente des Zielpublikums standen die maßgeschneiderten Narrative parat: Der nationalpatriotische Fetisch für die Konservativen, das schwächliche Gejammer für die Linken und das irrationale Geraune für die klassischen Verschwörungsideologen. Was von all dem Aktivismus verdrängt wurde, waren echte Ermittlungen und wissenschaftlich-kritische Forschungen auf dem Niveau von professionellen Geheimdiensten darüber, warum die Anschläge nicht verhindert werden konnten und wer ggf. das Motiv hatte, die Anschläge nicht zu verhindern. Die Bücher „The War on Freedom“ und „The War on Truth“ von dem britischen Akademiker Nafeez Mosaddeq Ahmed (Doktorgrad von der Sussex University) sind sehr empfehlenswerte Studien über das ominöse „Versagen“ der Geheimdienste im Vorfeld der Anschläge. „War on Freedom“  wurde sogar in der staatlichen Untersuchungskommission verwendet. Für die akademische Welt galt er als zu kontrovers und die gewöhnlichen Verschwörungsideologen konnten ihn nicht ausstehen, weil er zu sachlich-akademisch war.

Je mehr Sach-Literatur man liest über die Imperien und Geheimdienste, umso mehr versteht man, wo die Trennlinie verläuft zwischen einer soliden Forschung und amateurhaften, irrationalen oder einfach unzureichenden ideologisch gefärbten Einschätzungen. Das meiste an kritischer Forschung über die Republican Party und den militärisch-industriellen Komplex stammte aus linken Kreisen und war dementsprechend beschränkt. Die Lösung auf alle Probleme, so wurde gepriesen, sei einfach Marxismus, und solange man die Democrats wählt, würde alles gut werden.

Das Internet hatte sich in den ersten Jahren der Bush-Administration so weit entwickelt, dass auch Audio- und Videodateien problemlos verbreitet werden konnten, und während der zweiten Amtszeit von George W. Bush von 2004 bis 2008 deutschte ich nebenbei nach meinem Abitur und während der Universität eine Reihe an Beiträgen ein von der amerikanischen Plattform INFOWARS, die auf der Tradition der konservativen „John Birch Society“ basierte, die bis in den Kalten Krieg zurückreichte und einst Millionen Exemplare von Büchern verkauft hatte. Während linke Medienmacher mit Unterstützung großer Konzerne Filme wie „Fahrenheit 9/11“ veröffentlichten und die Democrats als Lösung auf alle Probleme anpriesen, wurden weitaus erfolgreichere und interessantere Beiträge veröffentlicht von unabhängigen, kleinen und verhältnismäßig jungen Teams wie INFOWARS aus Texas oder die Crew von „LOOSE CHANGE“. Die Qualität war nicht akademisch, aber wenigstens spielte politische Ideologie keine Rolle, man hielt sich fern von absurdem Geschwurbel und die Präsentation war für ein Massenpublikum zugänglich.

Im deutschen Raum gab es keine nennenswerten neuen Internetmedien, bis sich herumgesprochen hatte, das in Amerika eine neue Trendwelle existiert. Daraufhin betätigten sich immer mehr Personen in Deutschland als Blogger Podcaster und Videostreamer in der Hoffnung auf schnelles Geld und Erfolg über Nacht. Meistens wurde nur vorgetäuscht, man sei konform mit der trendigen amerikanischen Linie, um das Publikum auf seine Seite zu ziehen und es dann denjenigen Inhalten zuzuführen, die den Influencern wirklich am Herzen lagen: Esoterik, Rechtsextremismus, Linksextremismus, UFO-Kulte usw. Im Prinzip gab es bei deutschen Influencern keinen inhaltlichen Fortschritt im Vergleich zu den Verschwörungsmedien der Prä-Internet-Ära der 1990er und 1980er Jahre. Es gibt auch bis heute keine Fortschritte in der Szene. Mir war nach einer ausführlichen Stichprobe der vielfältigen internationalen Verschwörungsmedien bereits 2004 klar, dass man fast 100% der Informationen darin von vorneherein verwerfen kann als amteurhaft, paranoid-schizophren oder einfach nur Unterhaltung, die vorgibt, die Weltformel gefunden zu haben. Ein ehemaliger britischer TV-Moderator namens David Icke hatte sich inmitten einer Lebenskrise zugedröhnt mit Ayahuasca, altbackenen Verschwörungsbüchern und Esoterik, woraufhin er seinem Publikum verkündete, zu wissen, wie man die Welt rettet vor interdimensionalen Reptiloiden. Ein bärtiger Kauz namens Bill Schnoebelen erzählte einem naiven christlichen Publikum, ein Aussteiger aus den höchsten Satanistenkreisen zu sein. Der Hochstapler Fritz Springmeier verkaufte sich als Experte für satanische Programme für Bewusstseinskontrolle und mächtige Informanten hätten ihm verraten, welche 13 Familien die Illuminati heute anführen. Cathy O’Brien meinte, als Kind von so ziemlich jedem prominenten Politiker missbraucht worden zu sein.

Richtige Recherchen, wie über das Pädo-Netzwerk in Omaha, Nebraska oder die massiven Technologieverkäufe an die Sowjetunion oder über die Machenschaften von Jeffrey Epstein, stammten von professionellen Investigativreportern, Akademikern und Leuten wie dem ehemaligen Nebraska State Senator John DeCamp. Oftmals wurden solche wertvollen Berichte von den Massenmedien ignoriert oder heruntergespielt, während typische Verschwörungsmedien versuchten, davon zu profitieren.

Es gibt in dem riesigen Internet heute keine einzige Webseite, keinen einzigen Podcast und keine einzige Videosendung, bei der man sich gut aufgehoben fühlen kann. Egal ob Mainstream oder im „alternativen“ Sektor. Die einzigen einigermaßen verlässlichen Quellen für tiefergehende Einsichten sind qualitative Sachbücher, oder aber eigene Forschungen. Ich veröffentliche aus Transparenzgründen auf Recentr.com eine Liste, der von mir ausgewerteten Literatur.  

Irgendwann um das Jahr 2008 herum wurde von anonymen Aktivisten ein Eintrag über mich veröffentlicht in der Datenbank Psiram, die gedacht ist als Online-Pranger für abgedrehte Esoteriker, betrügerische Wunderheiler und klassische Verschwörungsideologen. Da zu der damaligen Zeit sehr viele Leute anfingen zu bloggen über kontroverse Themen, wurde anscheinend sehr hastig der Eintrag über mich zusammengeschustert und in den Folgejahren hie und da etwas erweitert. Es kommt immer noch vor, dass jemand irrigerweise meint, er könne dort einfach schnell nachlesen, wer ich bin und was für eine Art Arbeit ich betreibe. Es steht fast gar nichts drin, was auch nur irgendwie korrekt oder aussagekräftig wäre. Jemand, von dem ich das letzte Mal um 2010 herum etwas hörte, und der zuvor als Student ein paar Beiträge gemacht hatte, wird heute immer noch (Stand Mai 2022) als leitender Mitarbeiter genannt. Ein anderer, der bis 2010 etwas Merchandise von mir verkauft hatte, sei heute noch der „Verantwortliche“ unseres Online-Shops. Es heißt:

„Die bis dato beibehaltene Standard-Vorgehensweise sind die Übersetzung und Vertonung von Artikeln und Dokumenten aus dem Umfeld des Verschwörungstheoretikers Alex Jones sowie deren Vermarktung.“

Wie bereits erwähnt war George W. Bush noch in seiner ersten Amtszeit, als ich während meines Studiums nebenher ein paar Beiträge von Alex Jones (INFOWARS) eindeutschte. Eigentlich müsste bei Psiram stehen, dass ich seit mindestens einem Jahrzehnt einer der ausführlichsten Kritiker von Jones bin, der sogar mit dessen leitenden Mitarbeitern Paul Joseph Watson und Aaaron Dykes direkt in der Schweiz zusammengearbeitet hat. Die beiden arbeiten übrigens nicht mehr für Jones. Ich kenne mich weitaus besser aus mit Jones als die Betreiber von Psiram.

Während der Bush-Ära versuchte ich, den ein oder anderen deutschsprachigen Influencer kennenzulernen, aber in allen Fällen entpuppten sich jene als Amateure, Verrücke und Betrüger. In jedem einzelnen Fall erfolgte eine ausführliche Distanzierung und eine detaillierte Erklärung meinerseits. Ich nutzte jede dieser Gelegenheiten, um die Szene immer besser zu verstehen. Natürlich erfährt man auf Psiram davon nichts.

Will man sich auf Psiram informieren über beispielsweise die John Birch Society, die dank Finanzierung von Koch Industries einer der größten Einflüsse war auf Verschwörungsmedien, findet man dazu leider nichts. Über den Einfluss russischer Desinformations-Kampagnen erfährt man nur etwas am Rande. Dem geneigten Psiram-Leser entgeht auch die Tatsache, dass ausgerechnet Frühsozialisten den modernen Antisemitismus und den modernen Mythos einer jüdischen Banker-Weltverschwöung begründet hatten. Erst recht fehlt bei Psiram alles über adelige britische Netzwerke, die in den 1800er Jahren die völkische Szene Deutschlands und Österreichs unterwandert hatten und vollpumpten mit falschen Verschwörungs-Narrativen, die Jahrzehnte später von den Nationalsozialisten kopiert wurden.

In der Trump-Ära und vor allem während der Corona-Pandemie wurden dermaßen viel schlechtes Material über vermeintliche Verschwörungen veröffentlicht, dass immer mehr Akademiker, vor allem aus Bereichen wie der Sozialforschung, sich spezialisierten auf dieses Phänomen, ohne dabei qualifiziert zu sein, um Imperien und Geheimdienste einzuschätzen. Dementsprechend leisteten sie auch keinen nennenswerten Beitrag zur Forschung über die Frage, wie stark der Einfluss von Geheimdiensten bislang auf klassische Verschwörungsmedien tatsächlich war.    

AlexBenesch
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