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Von Fringe zu Cringe: CNN will Verschwörung um Verschwörungsmedien aufdecken

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Kommentar

CNN zeigte nach mehrfachen Terminverschiebungen den lange vorbereiteten Enthüllungsbericht über Alex Jones und INFOWARS. Für den gewöhnlichen Zuschauer wirkt der Beitrag handwerklich solide gemacht; man sieht viele Ausschnitte aus Interviews mit ehemaligen Angestellten, seiner Ex-Frau, oder mit Angehörigen der Sandy Hook-Opfer, die Jones verklagten, weil er sie als Schauspieler im Auftrag der großen linken Weltverschwörung bezeichnet hatte. Dazwischen immer Clips von Jones selbst, in denen er völlig aufgedreht seine konkreten Gewaltphantasien äußert oder einfach nur seinen Emotionen freien Lauf lässt. Infos über seine Beziehung zu Gruppen wie den Proud Boys und Oath Keepers, deren Mitglieder wegen des Kapitolssturms die schwerwiegendsten Anklagen erhielten wegen Verschwörung zum bewaffneten Aufstand.

Dennoch kann jemand anhand des CNN-Berichts das Phänomen Jones und Verschwörungsmedien in der Tradition der John Birch Society nicht wirklich verstehen.

Die Rollen scheinen vertauscht, denn CNN vermittelt durch die Reportage den Eindruck, es existiere eine Art rechte Weltverschwörung, die es aufzudecken gelte. Marxistisch beeinflusste Kreise wollen seit Jahrzehnten den Bereich der investigativen Medien vereinnahmen und driften immer wieder ins Irrationale ab wegen der marxistischen Milieutheorie bzw. der „kritischen Theorie“.  Alles was zählt, ist die „korrekte“ Beeinflussung von Kindesbeinen an. Jedes Verhalten, jede Eigenschaft die nicht gefällt, gilt als Aberration die mit „Pädagogik“ korrigiert werden muss. Die aktuelle Reportage ist ein solches Stück Pädagogik, das die Zuschauer dahingehend beeinflussen soll, sich an mehr marxistischen Aktivitäten zu beteiligen.

Eigentlich sollte es eine breite Landschaft geben an investigativen Medien, die einen um Welten besseren Job machen als CNN oder INFOWARS und sich dabei nicht nach einer veralteten, irreführenden Ideologie orientieren. Eigentlich sollte jemand anderes einen besseren Enthüllungsbericht über INFOWARS machen als CNN. Genauso wie das Publikum von Alex Jones durch ihn mehr Schaden als Nutzen hat, so strampeln sich die Linken in Amerika seit zig Jahrzehnten erfolglos ab und haben rein gar nichts verändern können an der Übermacht von Konzernen und Eliten. CNN liefert keine einzige neue Idee, sondern immer nur mehr von dem alten Zeug das nicht funktioniert.

Für das linke Publikum ergibt sich durch all die Pädagogik ein immer breiteres Feindbild und man driftet in die Irrationalität ab. Nicht nur Grundrechte wie auf Schusswaffen-Besitz oder Einschränkungen bei Abtreibungen gelten als faschistoid, sondern auch jeder Pickup-Truck, jede Form von Männlichkeit, traditionelle Familienstrukturen und die Anhäufung von nennenswertem Besitz. Mit ihrem fanatischen Vorgehen erfüllen Marxisten die Kriterien kommunistischer Subversion, was wiederum das rechte Lager aufschreckt und den Rechtsextremisten mehr Zulauf verschafft. Linke Enthüllungsautoren und Reporter waren ironischerweise immer angewiesen auf große Konzerne, riesige Zeitungen und reiche Gönner. Koch Industries und ähnliche extrem reiche Kreise, die das rechte Lager bearbeiten, bezahlten im Kalten Krieg die Aktivitäten der John Birch Society, die Millionen Exemplare von Verschwörungsbüchern verkaufte, die Grundlage schuf für Alex Jones‘ Weltsicht, und sogar Teile von Trumps Umfeld beeinflusste.

Selbst der DuPont-Clan, der Joe Bidens Karriere von Anfang an kontrolliert hatte und Delaware beherrscht wie Fürsten, hatte früher im ganzen rechten Spektrum verschiedenen radikale Organisationen bezahlt.

CNN zeigt einen schnellen Zusammenschnitt von Clips, wie reich und mächtig Jones geworden ist. Dem Publikum wird dabei nicht vermittelt, wie er 25 Jahre lang die allermeiste Zeit eben nicht herumbrüllte, sondern die gemäßigte John Birch-Linie fuhr. Er hatte bergeweise Berichte aus den Massenmedien zitiert und kommentiert; auch viel aus linken Medien wie der NY Times, große Storys von Seymour Hersh usw. Anstatt eigene aufwändige Reportagen zu produzieren, verlagerte er sich aufs Kommentieren, was zugleich billiger und rechtlich sicherer war. Selbst wenn jemand die NY Times verklagt hätte wegen einem Bericht, so stand er auf der sicheren Seite, weil er eben nur seine Meinung gab zu etwas, was jemand anderes geschrieben hatte.

Was CNN auch verschweigt ist, dass er seinen Durchbruch erreichte, weil er nicht künstlich begrenzt war wie die Massenmedien bei Themen wie 9/11. Auch viele Linke waren extrem misstrauisch ggü. den Anschlägen, der Bush-Administration und der unvorstellbaren Korruption bei den Militärausgaben. Aber Filmchen wie Fahrenheit 9/11, der von einem Großkonzern in die Kinos gebracht wurde, waren zu lasch und zu feige. Jones‘ Berichte waren mutiger. Deshalb unterstützten ihn Leute und hielten ihn für mehr als er war. Er hat Glück dieses Vakuum füllen zu können, ohne wie einige andere Verschwörungsinfluencer eine amateurhafte Präsentation zu liefern oder im Radikalismus zu versinken. Es war die Schwäche und die Angepasstheit von Medien wie CNN, die Jones‘ Erfolg möglich machte.

CNN stellt es seinem Publikum so dar, als würden Verschwörungsmedien nur herumbrüllen und radikal sein, um Erfolg zu haben. Aber das Following kam hauptsächlich zustande, weil das Zwei-Parteienkartell so krass war. Ohne die Ausbeutung und Skandale hätte kaum jemand Alex Jones zugehört. Ohne die Geldentwertung, die hohen Steuern, Mindestlohnjobs, Berge an neuen Gesetzen, illegale Kriege, Folter und Legislatur wie den Patriot Act.

Bis 2008 war Jones weit weg von den Republicans. Erst 2016 schwang er deutlich ein auf Trump und die Partei.

CNN benutzt Sandy Hook als Aufhänger für die implizite Forderung nach neuen Gesetzen und Richtlinien für Medien. Rechtlich ist aber vieles längst geregelt. Bewusstes Lügen oder totale Fahrlässigkeit bedeutet, jemanden zu verleumden und hier kann eben geklagt werden. Jones verlor den Prozess um seine Sandy-Hook-Berichte und zerstritt sich sogar mit mehreren der eigenen Anwälte.

In den langen Video-Aussagen unter Eid konnte man sehen, wie amateurhaft Jones und seine Angestellten arbeiteten. Es ging um viralen Content, um Geld der Follower abzuzocken und um eine konservative Agenda zu fördern. Die Kunst, die CNN beherrscht und Jones eben nicht, ist, nicht direkt zu lügen oder schlechten Fremd-Content zu übernehmen ohne ihn gründlich zu prüfen.

CNN fährt fort mit schwammigem Gemaule, dass Jones eine Bedrohung behauptet durch Megakonzerne, sowie Netzwerke wie Bilderberg oder den CFR. Genau das ist aber auch das Feindbild enorm vieler Linker. Es ist ein unzulässiger Doppelstandard und typisch für Marxisten, mit schwammigen und widersprüchlichen Definitionen und Standards zu arbeiten. Wenn man genügend ausgewählte Clips von Jones aus der Phase der Bush-Admin von 2000 bis 2008 zusammenscheiden würde, klänge dies, als sei er linker als CNN.

Es folgen Clips von Alex Jones mit grafischen Beschreibungen von Gewaltanwendung, dann Clips über den vermeintlichen Einfluss von Jones auf Gewalttäter wie bei dem Pizzagate-Fiasko und dem Kapitolssturm. Verbindungen zu den Oath Keepers und Proud Boys, die nun angeklagt wurden. CNN wähnt eine orchestrierte rechte Verschwörung, um die Macht über das Land zu übernehmen. In Wirklichkeit ist die amerikanische Oberschicht seit den Tagen der Revolution eine eingeschworene Sippschaft, die alle wichtigen Beamtenposten und Industrien unter sich aufteilen. Und man bezahlt eben auch beide großen politischen Strömungen, um die Steuerzahler beschäftigt zu halten und in Streitereien zu verwickeln.

Der Kapitolssturm war keine harmlose Sache, aber letztendlich bestand nie auch nur der Hauch einer realen Gefahr, dass Staatsfunktionäre und Militärs tatsächlich die Machtübergabe an Joe Biden verhinderten. Unabhängig davon ob Trump, Giuliani oder Alex Jones diese Phantasien wirklich glaubten oder nicht.

Dann zeigt CNN Zeugen aus Jones‘ Kindheit, ohne dabei so interessant zu werden wie der etwas ältere Audiobericht von Jon Ronson. Jones sei als Teen schon außer Kontrolle gewesen und dauernd in Kämpfe verwickelt, die jemandem dauerhaften Schaden zufügten. Er wurde selbst übel verprügelt und seine Familie zog aus der Stadt weg.

CNN verpasst es, den Fake-Helden-Mythos von Jones genauer zu erklären: Immer wieder behauptetet er im Laufe der Jahre, als Teen bei einer Schulveranstaltung die örtlichen Polizisten öffentlich gebrandmarkt zu haben als Drogendealer. Dies sei sein erster großer Enthüllungsbericht, sein erstes Stück Aktivismus gewesen und wegen der massiven Drohungen durch die Beamten hätte er mit seiner Familie flüchten müssen. Es gibt keinen Beleg dafür, dass er solche öffentlich Anschuldigungen damals machte. Niemand von der Schule damals kann sich auch nur annähernd an einen solchen Vorfall erinnern. Das ist der Kernpunkt. Er erzählt eine Story, von der er profitieren möchte, ohne Beweise liefern zu können. Im Nachhinein wurde zwar Polizeikorruption zu der damaligen Zeit bestätigt, aber eben nicht der behauptete heldenhafte öffentliche Auftritt von Jones in der Schule. Man kann annehmen, dass Jones damals, wie auch andere Bürger vor Ort, etwas gehört oder gar gesehen hatten. Mehr nicht. Jones versuchte als Reaktion auf den CNN-Bericht damit zu punkten, dass eben die Korruption von Polizisten damals im Nachhinein bestätigt wurde. Er verlagert sich wie üblich auf Aspekte, die ihm nützen, und blendet aus, was ihm nicht ins Konzept passt.

Seine Ex-Frau Kelly wird gezeigt die ihn als äußerst „seltsamen“ Mensch bezeichnet. Die Saga um den Gerichtsstreit und um die zweite Frau, die Jones am vergangenen Weihnachten an die Polizei ausgeliefert hatte, ist viel interessanter als die Kurzdarstellung auf CNN.

Das Publikum von Jone sei dermaßen dumm gewesen um das Jahr 2000 herum, dass es alles geglaubt hätte was aufgetischt wurde. In Wirklichkeit nutzte Jones die Sandwich-Methodik: Er zitierte bergeweise interessante Dinge aus den Massenmedien und mischte seine Interpretationen gemäß der alten Bücher der Birch-Society darunter, die er mal gelesen hatte. Es entstand ein Automatismus, jedes dramatische Ereignis, das sich negativ auswirken würde auf die konservative Sphäre, als fake bzw. als „False Flag“-Inszenierung der linken Weltverschwörung internationaler Banker zu titulieren, ohne ergebnissoffen zu ermitteln.

Recht schnell kopierten unzählige Online-Aktivisten die Masche von Jones und bedrohten damit seine Marktanteile. Ergo musste er bei jedem Thema mithalten und ständig „False Flags“ behaupten.

CNN zeigt Clips von Jones‘ ehemaligem Angestellten Joe Biggs, der später mit der Gruppe Proud Boys wegen dem Kapitolssturm in gewaltige Schwierigkeiten geriet. Und natürlich geht es um die spektakulären Verkäufe des Infowars-Online-Shops während der neurechten Trump-Trendwelle. Caolan Robertson, der einst mit Jones zusammenarbeitete und in der Szene alle Brücken abgebrannt hatte wegen seiner eigenen Abzockerei, spricht von einer Art rechtsextremem Teleshopping-Kanal. Ein mehrstündiger täglicher Infomercial.

Ist die Masche von Jones so anders als die Hype-Kampagnen linker Medien und Aktivisten über Vorfälle wie die tödliche Polizeikonfrontation von George Floyd? Ein mehrfach verurteilter (Gewalt-)Krimineller folgte wiederholt nicht den Standardanweisungen der Polizei, kämpfte mit den Beamten und erlitt währenddessen möglicherweise einen Herzinfarkt. Die Polizisten waren für seine Sicherheit verantwortlich, warteten aber nur auf den Krankenwagen, während er keinen Puls mehr hatte. Der Fall wurde aufgeblasen, als ginge es um das Schicksal des Landes und „Black Lives Matter“-Aktivisten stopften sich die Taschen voll, ohne wirklich etwas an den Zuständen im Land zu verändern. Als die Kampagne um Floyd abebbte und das Geld nicht mehr floss, wünschten sich einige Aktivisten wohl den nächsten dramatischen Vorfall, den man zurechtbiegen und ausnutzen könnte.

Für Jones war die Trump-Trendwelle zeitweise lukrativ, aber eine Präsidentschaft von Hillary Clinton hätte ihm wohl noch viel mehr Geld eingebracht, indem er jeden Tag Panikstimmung hätte verbreiten können. In Videoaufnahmen von Caolan Robertson sieht man Jones, wie er darüber spricht, dass Trump ihm im Prinzip sein Publikum abspenstig machen wollte durch populistische Aussagen über Hillary und vermeintliche Verschwörungen. Der Präsident hätte sich Jones‘ Masche abgeschaut, um Spenden und Wählerstimmen abzugreifen. Jones hatte die Wahl zwischen zwei riskanten Vorgehensweisen: Einen kritischen Abstand halten zu Trump und möglicherweise haufenweise Einnahmen zu verlieren, oder sich auf den Trump-Hype einlassen obwohl es klar war, dass es große Enttäuschungen geben wird, die sich ebenfalls negativ auf seine Finanzen auswirken könnten.

CNN zeigt den Ausschnitt aus Alex‘ Sendung kurz vor dem Kapitolssturm, wo ein Gastmoderator das Publikum auffordert, falls nötig Washington DC zu besetzen und ins Kapitol zu gehen. Man sieht Gastauftritte vom inzwischen angeklagten Anführer der Gruppe „Oath Keepers“. Jones wollte sich zunächst komplett drücken vor einer Vorladung des Untersuchungsausschusses für eine Aussage. Dann traf er sich mit Ermittlern und verweigerte fast jede Aussage. Dann bot er an, auszusagen im Tausch gegen strafrechtliche Immunität. Bislang gibt es gegen ihn keine Anklage.

Selbstverständlich möchte Jones den CNN-Bericht, die SandyHook-Klagen und die Ermittlungen zum Kapitolssturm zurechtinterpretieren als Verschwörung der „New World Order“ gegen ihn, als Beweis dafür dass er der große Held sei. Aber wenn man nüchtern Bilanz zieht, hat er deutlich mehr Schaden für sein Publikum angerichtet als Nutzen. Er hat unzählige Stunden Aufmerksamkeit des Publikums und hunderte Millionen Dollar seines Publikums aufgesogen und wirkungslos verpuffen lassen. Eigentlich müssten CNN und die Linken ihm dafür eine Medaille verleihen. INFOWARS ist, genau wie die von Eliten bezahlten Verschwörungsmedien der John Birch Society, ein Sammelbecken für Unzufriedene, das nie etwas erreicht. In 25 Jahren gelang es Jones nicht, mit seinen Medien auch nur eine einzige bedeutende Politiker-Karriere zu etablieren. Er könnte noch Jahrzehnte so weitermachen und selbst dann hielten sich Democrats und Republicans immer noch gegenseitig in einem Gleichgewicht.

AlexBenesch
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