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AfD kollabiert ohne große Kampagnen der Amerikaner und Russen

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Kommentar

Für den kurrzeitigen Höhenflug der AfD benötigte es Geld aus zweifelhaften Kanälen (gemutmaßt wurde über den Baron von Finck, Henning Conle und die Russen) und massive Propagandakampagnen der US-Republicans und der Russen. Fällt all das weg, kollabiert die AfD wie ein Soufflée.

Der Wahlkampf 2016 von Donald Trump wurde mit hunderten Millionen $ geführt, Psychometriefirmen wie Cambridge Analytica und einer Horde von neurechten Online-Aktivisten, die ohne Bezahlung das Netz mit Pepe-Memes und abgekupferten Talking Points zukleisterten. All das strahlte auf Deutschland und die AfD ab, so als gäbe es eine rechtskonservative Internationale. In Wirklichkeit brauchten die US Republicans einfach nur frische Wähler aus dem Segment der Extremistenkreise, der frustrierten jungen Männer und der Konsumenten gewöhnlicher Verschwörungsmedien.

Die Russen gaben jedes Jahr hunderte Millionen $ aus für Westpropaganda, um den Eindruck zu erwecken, das KGB-Regime sei jetzt christlich-konservativ und die Demografie keine Katastrophe. Eine Armada an oftmals unbezahlten Influencern unterstützte die Kampagne, damit das Publikum glaubte, alles sei möglich durch den Führer Putin. Durch den Ukraine-Krieg ist nun klar, dass Putin kein 4D-Schach spielt, er hat einen Tremor und die teuer seit 2008 aufgebaute Propaganda verpuffte am 24. Januar 2022 mit dem Beginn des Ukrainekriegs. Immer noch mit dem KGB-Regime assoziiert zu sein, ist ein gewaltiger Risikofaktor geworden und keine Heilsbringer-Erlöser-Religion mehr.

Was bleibt von der AfD ohne die Amerikaner und die Russen? Eine Art NPD, die rapide zu einer Regionalpartei in Ostdeutschland degeneriert, wo fünfmal weniger Menschen wohnen als im Westen.

Auf dem Parteitag Mitte Juni in Riesa könnte der untalentierte Gymnasiallehrer Björn Höcke der Partei den Todesstoß versetzten und sich wählen lassen zur Einzel-Spitze. Sein Lebenswerk wäre die Führung einer Platzhalter-Zombie-Partei, eines Sammelbeckens wo die Unzufriedensten des Landes bequem geparkt werden können, ohne jemals irgendeinen Einfluss zu haben. Keiner traut sich wirklich, neue Parteiprojekte zu starten, weil dies als Spaltung und aussichtsloses Unterfangen betrachtet wird. Und dann kämen sowieso die Streitigkeiten darüber, wieviel Nazi man sein darf und wie genau man den Krieg gegen die nonexistenten Windmühlen von Zion führen will. Wenn es keine AfD gäbe, würden die großen Parteien solch ein Sammelbecken erfinden.

In ihrer eingebildeten Weisheit spielen die härteren AfD-Kader nun auch die „Neutralen“ beim Ukraine-Krieg und wollen eine Art Fake-Friedensbewegung herbeireden, so wie die Kommunisten mehrfach im Kalten Krieg. Das, nachdem man überhaupt nicht punkten konnte mit einem radikalen Kurs gegen Corona-Maßnahmen, den ohnehin primär die US-Republicans und die Russen als Trendwelle herbeigeredet hatten.

Wie grotesk sich die internen Debatten in der AfD anhören müssen. „Wir warten einfach darauf, dass Putin den Krieg gewinnt oder der Krieg sonst irgendwie vorbei geht“. „Ja, und dann?“ „Dann erwecken wir wieder den Eindruck, dass wir mit russischer Hilfe die Deutschen befreien werden“. „Und wenn uns das keiner abkauft?“ „Ach bis dahin ist Ron DeSantis US-Präsident und wir können auf einer neuen Trendwelle reiten.“

Die AfD hat nur noch 30.000 Mitglieder. Der durchschnittliche Landesverband hat weniger Mitglieder als ein türkischer Verein. Und jetzt wollen sie noch den Ukraine-Krieg „erklären“ den sie eben noch für völlig ausgeschlossen hielten. Welcher Geniestreich folgt als nächstes?

Selbst die AfD Sachsen-Anhalt hat nur 1366 Mitglieder (Stand 2020). Und wie viele von den 1366 sind überhaupt richtig aktiv abseits von Sprüchen und Geklicke im Internet? Praktisch NIEMAND will Mitglied der AfD Sachsen-Anhalt sein. Trotz der großen Luftblase in „alternativen“ Online-Medien. Wo ist der „Mut zur Wahrheit“ in den „alternativen“ Medien, mal auszusprechen, was man jahrelang falsch gemacht hat? Zugegeben: Selbst die CDU hat nur 6335 Mitglieder in Sachsen-Anhalt. Aber man sieht recht deutlich, dass der AfD-Aktivismus im Internet eine Luftblase ist, trotz endloser (Schein-)Klicks, trotz Millionen an Budgets die die Partei bundesweit aufbieten kann. Wenn es darum geht, dass Leute mal mehr tun müssen als nur sitzen und klicken, dann passiert nichts. In einschlägigen Chatgruppen wurde getönt über kommende „Machtergreifungen“. Aber entweder ist es den rund 240.000 AfD-Wählern in Sachsen-Anhalt zu viel Mühe, sich ein Parteibuch zu holen, oder man will nicht gesellschaftlich stigmatisiert sein und den Verfassungsschutz hinter sich her haben. Noch ein paar Zahlen:

Zur Erinnerung: Höcke, der sich selbst wohl schon als Führer des kommenden Großdeutschen Reiches sieht, ist ein reiner Landespolitiker in Thüringen. Thüringen ist ein kleines Bundesland im Osten der Republik mit ca. 2,1 Millionen Bewohnern. Das sind nicht einmal 2,6 Prozent der Bevölkerung Deutschlands. Bei der thüringischen Landtagswahl 2019 holte Höckes AfD-Landesverband mit ihm als Spitzenkandidaten exakt 259.382 Landesstimmen (Wahlkreisstimmen waren es noch weniger). Wahlberechtigt sind in Deutschland ca. 61,7 Millionen Menschen. Von allen Wahlberechtigten in Deutschland haben 0,4 Prozent Höckes AfD-Thüringen gewählt. Und selbst von diesen 0,4 Prozent wollten mehr als drei Viertel der AfD-Wähler nicht Höcke als thüringischen Ministerpräsidenten. Nur 24 Prozent der AfD-Anhänger in Thüringen gaben in der Umfrage vom als AfD-nah geltenden INSA-Instituts im Auftrag des neurechten Magazins Neue Freiheit an, sie würden sich Björn Höcke als thüringischen Ministerpräsidenten wünschen. Das heißt, über 75 Prozent der AfD-Wähler haben die Partei auf keinen Fall wegen Höcke gewählt, sondern eher trotz Höcke. 24 Prozent von 259.382 Landesstimmen sind ca. 62.250 Personen in ganz Thüringen. Das ist Höckes Hausmacht. Mehr nicht. 62.250 Personen, das sind 0,1 Prozent aller Wahlberechtigten in Deutschland, einer von tausend.

https://juergenfritz.com/2020/05/24/meuthen-weist-26-prozent-hoecke-in-die-schranken/

Die Apelle zur „Geschlossenheit“ in der AfD kann man also getrost vergessen. Ein Viertel der Anhängerschaft konsumiert anscheinend einschlägige „alternative“ Medien und kopiert die dort vertretenen Ansichten vorbehaltlos. Rund 40% sind zwar beeinflusst von alternativen Medien, aber bleiben auch hier in gewissem Umfang skeptisch und offen. Mehr als ein Drittel der Anhängerschaft glaubt nicht die Narrative aus den alternativen Medien, so scheint es. Was fehlt, ist eine Ergebung oder Studie, wie viele gängige „alternative“ Medien die radikalen Positionen des AfD-Flügels vertreten und somit nur ein Viertel der AfD-Anhänger wirklich vorbehaltlos ansprechen.

AlexBenesch
AlexBenesch
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