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Russland ist einfach nur ein weiteres Problem, keine Lösung

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Kommentar

Es ist bizarr, wenn man hitzige Diskussionen verfolgt über den Ukrainekrieg und die NATO-Gegner dabei indirekt den Eindruck vermitteln, Russland sei in irgendeiner Form dazu da, um uns zu helfen, eine Lösung auf Probleme. Genauso wenig wie diese naive Hoffnung der Realität entspricht, gibt es einen Weihnachtsmann, die Zahnfee und den Osterhasen.

Direkt auf diesen fundamentalen Punkt angesprochen, möchten die Pro-Russland-Leute diese naive Hoffnung entweder geradeheraus rumposaunen wie die Gläubigen einer Kirche, oder um den heißen Brei herumreden, weil es ihnen doch irgendwie peinlich ist.

Die ganzen Details, die die Pro-Russland-Leute ansprechen, sind einfach nur Glaubensbekenntnisse und Beschwörungsformeln. Irgendwelche behaupteten „Biowaffenlabore“ und weitverzweigte „Neonazi“-Horden in der Ukraine sind so ähnlich wie übernatürliche Glaubensinhalte einer streng religiösen Person. Jedwede Gruppe benutzt inzwischen Kult-Techniken, egal ob Klimaschützer-Ökos, Radikallibertäre oder die Spaltgruppe einer Spaltgruppe einer Spaltgruppe.

Das Gerede über den Ukraine-Krieg soll aus Sicht der Russland-Gläubigen Russland helfen, damit Russland dadurch stärker wird, um uns letztendlich helfen zu können gegen Linksliberalismus, Sittenverfall, den Einfluss der USA, gegen die Woke-Welle oder die Windmühlen von Zion. Es ist aber nicht die Agenda des russischen Regimes, uns zu helfen. Russland ist das beliebigst-mögliche Regime, das nicht einmal mehr über eine umfassende Staatsideologie verfügt. Russlands Interessen kollidieren einfach mit den Interessen der Deutschen, der Amerikaner usw. unabhängig welche Ideologie die westlichen Bürger vertreten. Russland ist ein weiteres Problem für uns, keine Lösung. Es gibt für uns nichts zu holen durch Russland. Schlimmer noch: Russland koordinierte immer wieder auf höchster Ebene mit den USA und China, weil ein heimliches Kartell der Supermächte viel lohnenswerter ist, als ein echter Mega-Konflikt zwischen den Supermächten.

Russland ist durch und durch zerrüttet: Die Psychopathie und der Narzissmus der Oberschicht haben auf die breitere Bevölkerung abgefärbt, das Volk ist psychisch und physisch krank. Sitten sind nur noch oberflächlich, die Demografie im Absturz. Woke-Aktivisten werden sogar noch weniger harsch verfolgt als solche Aktivisten, die generell gegen das Regime sind. Nichts, aber auch gar nichts belegt objektiv, dass das russische Regime die Kapazitäten und die Absicht hat, Bevölkerungen in anderen Ländern wirklich zu helfen. Man spielt lediglich mit Unzufriedenen im Ausland, weil dies das Standardprozedere der Geheimdienste ist.

Genau diese Hoffnungsreligion, die Russland bei uns verbreitet, verhindert saubere Strukturen und funktionierende politische Betätigung durch die Unzufriedenen. Durch die irrationale Hoffnung begeben sich Menschen aufs Glatteis und werden zur leichten Beute für die westlichen Behörden.

Da sich ohnehin alles nur dem nackten Pragmatismus unterwirft, muss man sich bei einem Aktivisten immer fragen, was derjenige sich von seinem Aktivismus erhofft. Ohne die Erwartung auf irgendeine Beute, irgendeinen Gewinn würde kaum jemand sich die Mühe machen, den Mund zu öffnen oder mit den Fingern Maus und Tastatur zu bedienen. Es wird buchhalterisch sogar aufgerechnet, wie viele Ukrainer man bereit ist, über die Klippe springen zu lassen, um zu bekommen, was man will. Millionen Flüchtlinge? Egal. Ganze Städte werden ausradiert? Egal. Hauptsache in der eigenen Vorstellung ist die Bilanz unterm Strich positiv.

Die Bilanzrechnung ist aber eine dümmliche Milchmädchenrechnung und das russische Regime erstellt ganz andere Bilanzen: Wie viele Deutsche man beispielsweise bereit wäre, über die Klippe springen zu lassen, damit bestimmte Ziele erreicht werden können.

Egal wie viel heiße Luft samt Geräuschen ein Aktivist absondert, egal wie viel er in die Tasten klappert; es gibt nichts zu holen durch Russland, sondern nur zu verlieren. Wir sind nicht mehr im 18. Jahrhundert, wo mit allerhand taktischen Allianzen herumprobiert wurde.

Die Deutschen müssen sich sowohl von den Supermächten lösen, als auch von den starren, veralteten, klassischen Ideologien die uns trennen. Wir müssen uns lösen von den reinen Psychopathen und malignen Narzissten.

Unrealistische Hoffnungen zu setzen in Russland ist ein mehrfaches Armutsbekenntnis. Man zeigt, dass man ungebildet ist, gefährliche Menschen per se nicht richtig einschätzen kann, und dass man sich nicht als befähigt betrachtet, eigene Strukturen und Gedanken zu entwickeln. Es mag in Hollywood-Filmen und Romanen so funktionieren, dass man gar nicht selber nachdenken und Strukturen etablieren muss, sondern sich einfach existierenden Bewegungen anschließt und dort drin wie ein Roboter oder Kultmitglied funktioniert. In der Realität ist dies aber ein Rezept für Desaster. Die durchschnittlichen Aktivisten können keine 100 Personen wirklich dauerhaft organisieren ohne Dauerstreit, fünfzig Spaltungen und endloses Drama. Deswegen reagieren sie auch so stur auf jedwede Kritik an Russland. Denn sie denken: Entweder Hilfe durch Russland, oder sonst geht alles zugrunde und es gäbe keine Hoffnung mehr. Dieses Denken und Handeln dreht sich aber im Kreis. Es ist eine zirkuläre Logik und eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Indem man alles verseucht mit dem psychopathisch-narzisstischen russischen Einfluss, verliert der eigene Aktivismus komplett an Wert, was wiederum den Eindruck verstärkt, Russland sei die letzte richtige Hoffnung.

Jedwedes Gelaber über die vielen Todsünden der NATO aus den letzten Jahrzehnten ist eine Beruhigungspille von Aktivisten für Aktivisten. Hauptsache man kann dadurch irgendwie die irrationale Hoffnung intakt halten, dass Russland uns eines Tage helfen und gar vom Bösen erlösen werde. Gemeinsamer Pro-Russland-Aktivismus ist wie der Gottesdienst in jeder Kirche; das kollektive Bestätigen von Hoffnung auf Erlösung.

Russland ist seit weit über 1000 Jahren ein ganz gewöhnliches, niederträchtiges Regime. Wollen die Aktivisten noch weitere 1000 Jahre warten? Wo ist die Grenze? Welcher groteske Punkt müsste erreicht sein, damit manche Aktivisten sich letztendlich abwenden? Bei manchen ist es vielleicht der Gulag-Aufenthalt. Andere, vor allem aus dem konservativen Spektrum, haben schon gemerkt, dass die Gefahren-Nutzen-Rechnung nicht mehr aufgeht. Sich deutlich pro-Russland zu positionieren, ist wie auf der brennenden, sinkenden, radioaktiv verseuchten Titanic zu stehen.

Warum hatte die SPD in den letzten Jahren so krampfhaft versucht, sich näher an Russland zu binden? Was war die Hoffnung dahinter? Was erwartete man sich unterm Strich? Ein deutscher Wähler, der zum Ende der Sowjetunion wenigstens erwachsen war, ist heute rund 50 Jahre alt. Wer von den Wählern, insbesondere in Westdeutschland wo fünfmal mehr Menschen wohnen als in Ostdeutschland, erinnert sich heute noch positiv an die UdSSR und erwartet zusätzlich, dass Russland eines Tages wieder links wird, mit marxistisch-leninistischem Tamtam und allem drum und dran?

AlexBenesch
AlexBenesch
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