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Die Russlandhörigkeit des rechten Spektrums ist im freien Fall

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Kommentar

Die Champagner-Korken hätten bei einigen aus dem rechten Spektrum in Deutschland geknallt, wäre es Russland gelungen, in einer Blitz-Aktion die Ukraine zu übernehmen, ohne allzu großes Morden. Selbst die anschließenden politischen Säuberungsaktionen und Verschleppungen hätten die Wortführer und ihre Follower wohl schöngeredet und hingenommen. Aber statt Blitzkrieg gab es Sitzkrieg, Putin hat versagt und seine westlichen Fans enttäuscht, die nun mit der veränderten Situation klarkommen müssen. Vor dem 24. Februar konnte man im Westen noch so tun, als habe man mit Russland eine Supermacht im Rücken und alles sei möglich. Nach dem 24. Februar geht es im rechten Lager nur noch um Schadensbegrenzung und jedweder politische Absturz scheint möglich.

Die Ukraine ist nun ein Reality Check und das rechte Lager gespalten zwischen Realisten und den ganz unbelehrbaren Anhängern der russischen Supermacht.

Russland ist uns einfach fremd

Bei all dem Geschwätz über „Druschba“ (russisch für Freundschaft) und ideologischer Übereinkunft im rechten Spektrum während den vergangenen Jahren war immer klar, dass der durchschnittliche konservative Deutsche oder Franzose, Brite oder Amerikaner sich völlig fremd vorkommen würde in Russland. Höchstens, wenn westliche Politiker oder Influencer eingeladen werden nach Moskau oder St. Petersburg für einen durchgeplanten PR-Trip, fühlt sich das Ganze nicht so an, als wäre man auf dem Mond. Auch für gefestigt ideologische slawische Russen sind Westler fremd. Nach weit über 1000 Jahren Leibeigenschaft, 100 Jahren Kommunismus und 30 Jahren postsowjetischem Irrsinn entsprechen die Russen nicht unseren Vorstellungen von Partnern.

Ideologisches Geschwätz ist nur Fassade für Imperialismus

Russland hat nicht den Krieg begonnen wegen konservativen Werten, der Förderung von Familien, kulturellen Traditionen oder Jesus am Kreuz, sondern aus einer ganz gewöhnlichen imperialistischen Kalkulation heraus. Genauso kalkuliert Russland seit langer Zeit, ob und wann man eine Eroberung Deutschlands durchführen sollte. So wie der Ukraine die russische Kultur aufgezwungen werden soll, würde man auch Deutschland russifizieren.

Deutschland ist militärisch und geheimdienstlich viel zu schwach um sich irgendwie auf Russland einzulassen

Stellen wir uns vor, die ganz verbohrten Putin-Anhänger bekämen ihre Wünsche erfüllt, Deutschland verlässt die NATO und rüstet nicht auf. In überschaubarer Zeit würden russische Sabotagenetzwerke in Deutschland an neuralgischen Punkten die Lichter ausgehen lassen, die Bundeswehr wäre mit kleinen Nuklearwaffen schnell enthauptet und die Übernahme geht schnell vonstatten. Bei all dem Geschwätz über die angeblichen Vorteile eines Pro-Russlandkurs, oder „neutralen“ Kurs vermeiden es die Propagandisten, ihr Publikum über die erheblichen Gefahren der dargebotenen Ideen aufzuklären.

Putins Krieg ist zu brutal

Genauso wie unter George W. Bush die Republicans sich selbst lang anhaltenden politischen Schaden zufügten durch die brutalen Kriege in Afghanistan und Irak, so zerstört Putin seit Wochen fundamental das politische Kapital, das 20 Jahre lang mit viel Geld aufgebaut worden war. Nicht nur Linke fühlen sich durch Putin bestätigt in ihrer Furcht vor einer Art rechten Weltverschwörung. Westliche Konservative können nicht gegen die massive Opposition von 75% oder mehr der eigenen Bevölkerung ankämpfen. Je härter Putin kämpfen lässt und je sturer das rechte Spektrum im Westen an Putin festhält, umso mehr steigen die Probleme.

Es nützt der NATO, wenn sich die Unzufriedenen auf die Russen einlassen

Mehr als platter Aktivismus kommt sowieso nicht bei heraus im rechten Spektrum abseits der CDU/CSU, und so lässt sich das rechte Spektrum abermals aufs Glatteis ziehen durch Provokateure, Abenteurer, Sektierer und Naive. Im Westen kann der Staat die unzufriedenen Aktivisten nicht einfach direkt attackieren, sondern die Aktivisten müssen sich erst selbst massiv verwundbar machen.

Es war für viele Personen nur Gerede

Rechtskonservative hofften lange auf eine unblutige Lösung im Ukrainekonflikt und eine gefestigte politische Strategie. Dafür betrachteten manche es als notwendig, sich pro-Putin zu geben, ohne wirklich bereit zu sein, dessen Imperialismus mitzutragen.

Einige wollen diese Kriese aussitzen/überspringen

Meistens bieten Krisen politische Gelegenheiten, wie etwa die Finanz- oder Flüchtlingskrise. Bei der Coronakrise machte sich ein sturer Kurs der Verweigerungshaltung nicht an den Wahlurnen bezahlt. Ähnlich oder schlimmer sähe es aus mit einem anhaltenden Pro-Putin-Kurs. Deswegen hoffen viele Konservative, dass sie diese aktuelle Krise einfach so lange aussitzen, bis eine kommt, die man wieder ausnutzen kann.

Einige Konservative sehen eher im antirussischen Kurs eine Erfolgsstrategie

Flüchtlinge willkommen heißen aus der Ukraine und weitere Hilfe leisten, kann den eigenen Ruf verbessern. Auf Deutschlands Interessen pochen, die separat sind von den russischen, ist schließlich Patriotismus.

Man fühlt sich Russland nicht gegenüber verpflichtet

Als es propagandistisch oder anderweitig etwas zu holen gab, präsentierten sich einige noch Pro-Russland. Aber nun, da die Nachteile zu überwiegen scheinen, erinnern sich Leute daran, dass sie Russland eigentlich nichts wirklich schulden. Warum für dieses fremde Land den Kopf hinhalten?

Spaltung hin, Spaltung her

Manche Influencer würden anscheinend bis in ihr Grab die russische Linie vertreten und bestehen darauf, dass es nun eine unüberbrückbare Spaltung im rechten Lager gebe. Bleibt für diejenigen rechten Infleuncer, die sich nicht für Putin verheizen lassen wollen, die Frage, was das kleinere Übel ist: Eine (temporäre) Spaltung im rechten Lager oder gemeinsam immer schwächer werden. Irgendwann ist der Ukraine-Krieg vorbei und dann könnte die Spaltung vergessen sein. Oder der Krieg eskaliert über die Grenzen der Ukraine hinaus und eine Pro-Putin-Haltung wirkt sich dann noch viel desaströser aus.

AlexBenesch
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