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Echter Wandel in der AfD in der Russlandfrage, oder haarsträubende Finte?

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Kommentar

Ab der Flüchtlingskrise 2015 ritt die AfD wie auf einem fliegenden Teppich: Sie hatte ein Alleinstellungsmerkmal, Relevanz und zudem die amerikanische neurechte Trendwelle im Rücken sowie die Aura des russischen Präsidenten Putin, der ein Re-Branding des kaputten Reichs vollzogen hat in Richtung neurömisch-christlichem Zaren-Pomp.

Jetzt fliegt der Teppich aber nicht mehr, sondern die Partei sitzt in der Wüste fest. Trump ist nicht mehr, Corona brachte keinerlei Zugewinn an den Wahlurnen und nun zerschießt und zerbombt Putin auch noch die Ukraine, um das Land „heim ins Reich“ zu holen. Wir hatten immer betont, dass die ekelhafte Kreml-Kriecherei der AfD identisch war zu den Aktivitäten der alteingesessenen Parteien bis 2014 und teils darüber hinaus. Die alteingesessenen Parteien verurteilten dann die Invasion und hoffen inständig auf das Ende von Putin, einen (Pseudo-)Machtwechsel in Russland und auf die Wiederaufnahme von Geschäften. Die AfD scheint auch diesen Kurs von den alteingesessenen Parteien abzukopieren. Die Hardliner in der Partei und der Wählerschaft betrachten Putin vielleicht als eine solide 4.0 auf der Hitler-Skala im Kampf gegen die Windmühlen von Zion. Aber eine solche AfD würde wohl bald an der 5%-Hürde kratzen und sich Gedanken machen müssen über ein Parteiverbot, wenn die Russenkontakte und die Pro-Putin-Haltung dann doch zu krass sind.

In Berlin versucht sich die „Junge Alternative“ (JA), die AfD-Parteijugend, Spenden für die Ukraine zu sammeln in der deutschrussischen Community. Vadim Derksen, Sprecher der JA, meint, die Putin-freundliche Linie seiner Partei sei „nun vorbei“.

Wohlgemerkt die „Putin-freundliche Linie. Er sagte nicht „russlandfreundliche“ Linie. Die Supermacht wird beherrscht von KGB-Granden und die tatsächliche Kommandostruktur ist ein Geheimnis. Selbstverständlich könnte Putin benutzt werden als Gesicht der Invasion und abgesägt werden, sobald es taktisch klug ist. Dann könnte der Kreml die Schuld auf Putin abladen, der an einem Herzinfarkt oder Krebs stirbt, und mit einem neuen Gesicht die internationalen Beziehungen wiederaufnehmen. Vielleicht ahnen die einschlägigen AfD-Leute ein solches Szenario, distanzieren sich von Putin und warten auf die Gelegenheit wenn er weg vom Fenster ist.

Jürgen Elsässer vom COMPACT-Magazin ist entsetzt:

Wie weit will sich die AfD noch vor den Kriegshetzern erniedrigen? Im Unterschied zur weitgehenden Kapitulation der AfD vor der NATO-Kriegshetze bleibt COMPACT stabil. Wie alle Altparteien erhoben sich auch [die AfD-] Abgeordneten gestern brav von ihren Sitzen und spendeten Melnyk Beifall. Erbärmlich!

Trennen sich die Wege von AfD bzw. rechter Szene und der COMPACT? Das Blatt hatte sich gröbstens verbogen in den letzten Jahren und sogar eine Verfolgung durch den Verfassungsschutz in Kauf genommen, um das rechte Zielklientel anzusprechen. Ohne Trump, ohne AfD, ohne rechte Szene, was bleibt dann der COMPACT noch übrig? Es wieder mit den Linken zu versuchen? Wieder mal Rufe nach einer Querfront? Hauptsache, Russland abschirmen mit einer „Antikriegsbewegung“?

Putin hat nun angekündigt, dass 16.000 Muslime für Russland in der Ukraine kämpfen werden, also in Osteuropa, nur wenige Autostunden von Deutschland entfernt. Selbst richtiggehende Neonazis müssten sich nun fragen, ob Putin ihnen wirklich helfen will, sich zu „befreien“ von den Windmühlen von Zion, oder ob er einfach Deutschland einnehmen und gründlich russifizieren will.

Die rechte Szene ist sowieso seit jeher infiltriert durch diverse ausländische Geheimdienste und bisher wurde noch nicht das Potenzial eingesetzt, um die entscheidenden Influencer aus dem Verkehr zu ziehen. Angesichts der Invasion scheint es einigen zu heiß zu werden. Elsässer zumindest bleibt stur. Er war es ja vor Jahrzehnten schon bei den kommunistischen Gruppen gewohnt, Moskaus Haltung einzunehmen. Damals war aber der Krieg weit weg in Vietnam und nicht vor unserer Haustür.

Ich empfehle die Lektüre des Kapitels “Die Dresden-Lügen” von Jürgen Elsässers Buch “Wenn das der Führer hätte erleben dürfen” (konkret-Verlag, 1995). Darin rechtfertigt er ausführlich die Bomben-Kampagne vom britischen Bomberkommandanten Harris. Keine Spur Mitgefühl für die Toten. Nichts. Eiseskälte. Stattdessen meinte Elsässer:

“Man kann Harris nicht zum Vorwurf machen, daß die Deutschen sich nicht einmal im Bombenhagel von ihrem Führer trennen wollten.”

Das britische Bomber-Command, zitierte Elsässer Harris, habe schließlich die Möglichkeit geliefert, Russland rechtzeitig zu unterstützen.

„…im Februar werden wir einen Toast auf Sir Arthur Harris ausbringen, dessen Luftflotte den sowjetischen Panzern ihren Vormarsch nach Berlin freibombte. Und am 8. Mai würden wir uns gerne von Spezialisten des Mossad zeigen lassen, wie man deutsche Tornados sprengt. Just in case.“

Harris unterstützte maßgeblich die Entwicklung eines geplanten Feuersturms (Zitat A. Harris bei den Planungen des Luftangriffs auf Lübeck am 29. März 1942: „Historischer Stadtkern brennt gut“). In der ersten Welle wurden neben Spreng- und Brandbomben vor allem große Luftminen (Blockbuster – „Wohnblockknacker“) abgeworfen, die die Dächer abdeckten und Fenster zerstörten, um den Kamineffekt zu verstärken. In einer zweiten Welle wurden Brandbomben abgeworfen, die in kürzester Zeit einen Flächenbrand entstehen ließen.

Bei den Flächenbombardements wurden – neben den im Stadtgebiet befindlichen Industrieanlagen – die Zivilbevölkerung und die Infrastruktur der Stadt primäres Ziel der Angriffe. Seiner Meinung nach sollten ganz bewusst zivile Ziele angegriffen werden, um die Moral und den Widerstandswillen der deutschen Bevölkerung zu brechen.

In seiner Dresdner Rede vom 17.01.2017 sprach Björn Höcke (AfD) auch über die Bombardierung der Stadt:

Aber ich stamme mütterlicher- und väterlicherseits aus einer Vertriebenenfamilie. Mein Vater erzählte mir schon sehr früh – ich komme aus einem sehr politischen und geschichtsbewussten Elternhaus –, was sich in Dresden, Ende des Zweiten Weltkrieges ereignete. Der Krieg war schon entschieden, die Stadt war überfüllt mit unzähligen Flüchtlingen aus den deutschen Ostgebieten.

Ist er sich bewusst, dass Wladimir Putin aus einer Familie stammt, die bei der brutalen Belagerung der Stadt Leningrad durch die Nazis fast ums Leben gekommen ist? Ist er sich bewusst, dass trotz der geheuchelten Deutschenfreundschaft Putin und viele andere Russen seiner Generation Deutschland hassen und endgültig erobern und erniedrigen wollen? 

In seinem Buch „Wenn das der Führer hätte erleben dürfen“ (konkret-Verlag, 1995) erklärte Elsässer noch explizit, dass „SED und CIA recht hatten, Zeitungen und Verlage im Nachkriegsdeutschland einer strengen Zensur zu unterwerfen.“ Denn der Piper-Verlag hatte es in den 1990er Jahren gewagt, ein Buch zu veröffentlichen, in dem die Morde an Volksdeutschen und Internierungen von Deutschen nach 1945 heftig kritisiert wurden. Elsässer hatte keine Tränen übrig für diese Deutschen, sondern forderte noch in den 1990er Jahren (!) eine strenge Medien-Zensur. Die internationale Staatenwelt hätte laut Elsässer „einen großen Fehler gemacht“, das deutsche Volk irgendwann aus der „Beaufsichtigung“ zu entlassen und den Deutschen Demokratie zu gestatten.

Mitgefühl gibt es bei Jürgen Elsässer (heute Chefredakteur vom COMPACT-Magazin) anscheinend nur für sich selbst und für diejenigen, die dem Kreml genehm sind. Für unterdrückte russische Bürger und Journalisten aus Putins Diktatur gibt es keine Tränen, aber wehe wenn das COMPACT-Magazin Gegenwind erhält. Dann ist das Geheule groß und die größten Verschwörungen gegen das eigene Blatt werden herbeifantasiert.

AlexBenesch
AlexBenesch
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