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Das Versagen der Ideologien: Warum es so schwierig ist, zu bestimmen wie Gesellschaften und Zivilisation funktionieren würden

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Kommentar

Jemand aus unserem Publikum hat vorgeschlagen, dass wie eine regelmäßige Sendung machen unter einem Namen wie „Recentr SOCIETY“ in der es darum geht, wie Gesellschaften funktionieren könnten, abseits der gewöhnlichen Ideologien.

Es wäre albern und billig, sich einfach nur eine der gewöhnlichen Ideologien herauszupicken, und deren oberflächlichen Slogans und Ideen zu wiederholen. Linke wurden darauf konditioniert, alles zur einer rechten Weltverschwörung zu zählen, was nicht explizit sozialistisch ist. Abgrenzung von Raubtierkapitalisten und Faschisten ist einfach. Aber eine einzige funktionierende Zivilisation haben Sozialisten noch nie hinbekommen. Immer waren andere schuld an den Missständen: Reaktionäre, ausländische Spione, Trotzkisten, Saboteure, und natürlich die „Einkreisung“ durch kapitalistische Imperialisten.

Das rechte Spektrum besteht aus Phrasendreschern. Hauptsache Gerede über „Werte“, ohne konkret irgendwie sicherzustellen, dass diese Werte nicht nur oberflächlich erfüllt werden. Es gab viele klassische Familien mit Haus, Hof und Hund, die völlig kaputt waren und dadurch die Kinder in die Hände von Sozialisten trieben. Rechte definieren sich in der Praxis durch Abgrenzung von links, aber letztendlich bieten rechte Regime nichts anderes als Überregulierung und Überbesteuerung der Bürger, was dem Sozialismus sehr ähnlich ist. Faschistische Diktaturen interessieren sich nicht einmal zwangsläufig für dein Gesicht und deinen Stammbaum. Siehe Mussolini. Sie bedienen sich auch oftmals nur begrenzt bei den nationalen Traditionen, sondern kupfern dreist beim römischen Reich ab. Siehe Mussolini und Hitler. Links-sozialistische Diktaturen kümmern sich nicht um dein Gesicht (abgesehen von China) sondern nur um deine Unterwürfigkeit. Als Wurmfortsatz der klassischen rechten Ideologie wurde die Verschwörungsideologie zusammengebastelt. Diese geht so: Hinter allem Übel würden die (nonexistenten) Weisen von Zion stecken und alles Übel sei tendenziell links. Dehalb solle man seine Hoffnung setzten in rechte Milliardäre, rechte Seilschaften und Parteien wie die Republicans. Eine eigene Vorstellung, wie eine Zivilisation organisiert sein soll, haben die klassischen Verschwörungsideologen nicht. Sie berufen sich dabei einfach bei George Washington oder Adolf Hitler. Wahlweise wollen sie das Dritte Reich wiederherstellen oder die klassischen USA der „Gründerväter“ die endlos überhöht wurden.

Für diejenigen, denen auffällt, dass Links und Rechts nur Sammelbecken sind unter der Leitung von Kontrollfreaks, gibt es das libertäre Sammelbecken. Hier wird alles reduziert auf den Gegensatz zwischen staatlich und privat. Von Sicherheit verstehen die Theoretiker viel zu wenig und deshalb können sie auch nicht überzeugend erklären, wie sie Freiheit herstellen und vor allem schützen wollen. Hauptsache alles läuft irgendwie „privat“ ab. Privat ist Jesus. Staatlich der Teufel. Radikale Libertäre vereinfachen die ohnehin zu einfache Lehre noch viel mehr. In der heutigen Zeit haben Giganten der Businesswelt, die selbstverständlich mit dem Staat verwachsen sind, über zahllose Think Tanks die libertäre Sphäre weggekauft und benutzen sie als Fassade und Slogandrescher, als handle es sich um die PR-Abteilung für krumme Konzerne. Es sind NICHT die linken Intellektuellen Rattenfänger, die den Sozialismus so erfolgreich machen. Sondern die dreckigen, psychopathischen Privatkonzerne verschrecken die Menschen und treiben sie in die Hände der Sozialisten. Dieselben Privatkonzerne die die libertäre Szene weggekauft haben und über die Szene Werbung für sich selbst machen.

Wir können auch nicht einfach auf ein beliebiges Land zu einer beliebigen Zeit deuten und daran ablesen, dass diese Ordnung funktioniert hätte und für uns heute anwendbar sei.

Die „Demokratie“ in der Tradition der „Aufklärung“ ist nach heutigen Maßstäben gnadenlos veraltet und primitiv. Vor 150 oder 200 Jahren war es tatsächlich noch beeindruckend, sich zu lösen von der Vorstellung, Schutzgeld an die übermächtige Mafia-Adelshäuser zu zahlen und sich von militanten Priestern erzählen zu lassen, sie hielten die Schlüssel in der Hand für das Tor zum Himmel.

Die heutigen Fans der Aufklärung aus den Schulen und Universitäten definieren sich immer noch mit uraltem, selbstverständlichen Krempel und definieren sich durch Abgrenzung von schmuddeligen Neonazis, Kommunisten und Islamisten. Die Idee einer demokratischen Republik wurde in 200 Jahren so gut wie nicht weiterentwickelt. Die USA waren von Anfang an ein suspektes Konstrukt von wohlhabenden Clans, die sich gegenseitig Regierungsposten und große Geschäfte zuschacherten. Über einen gewissen Zeitraum hinweg war es einfach nicht bezahlbar für die „Gründerväter“ und deren direkte Nachfolger, jeden Bürger zu überwachen wie es in Europa noch die Norm war. Daher stammt der Mythos der Freiheit im amerikanischen Staatskult. Relativ schnell reifte die Macht der Oberschicht, sodass kleine Farmbesitzer nicht mithalten konnten mit den großen Playern im Anbau von Mais, Baumwolle oder Tabak. Immer mehr Normalbürger wollten weg von der Bauernhofarbeit und in die Städte, um den „amerikanischen Traum“ zu verfolgen, ein paar Krümel vom Tisch zu ergattern. Ohne alteingesessenen Familienhintergrund war man in den USA ein Nichts. Vor Gericht hatte man so gut wie keine Chance gegen einflussreiche Individuen, Seilschaften und Konzerne. Die Ungleichverteilung war brutal, aber es hieß, dass ja auf dem Papier alles mit rechten Dingen zuging und die Reichen ihren Wohlstand fair im freien Markt verdient hätten.

Jahrzehnte vor Karl Marx formulierte ein Mitglied der einflussreichen Roosevelt-Familie in klaren, einfachen Worten, dass man vielleicht in der Gesellschaft (für den normalen Pöbel) die Möglichkeit eliminieren könnte, einen Profit zu erwirtschaften, damit der Anreiz wegfällt, jemand anderes zu betrügen bzw. auszubeuten. Wer soll aber dann die vielen Entscheidungen treffen? Eine besondere Kaste an Bürokraten. Und wer nicht mitmachen will, der wird bestraft. Es überrascht nicht, dass neue kommunistische Regierungen in Russland und China ihre Länder ins Mittelalter zurückbrachten und die Leibeigenschaft de facto fortsetzten; auch wenn auf dem Papier der Besitzer des Ackerbodens die Allgemeinheit war.

Im Islam herrschte auch nichts anderes als Monarchie und Aristokratie plus eine militante Kirchenstruktur. Nicht wirklich anders als in Europa, nur mit einem anderen Gott und anderen Riten.

Man muss sich vergegenwärtigen, dass solche klassischen Diktaturen konkurrenzlos waren. Nichts funktionierte so gut im internationalen Wettbewerb. Es gab keine bedeutende schönere, gerechtere Ordnung irgendwo.

Wir dürfen heute in Kabinen Kreuze auf Papier malen für Parteien und Politiker, die der Normalbürger nicht einmal ansatzweise einschätzen und überprüfen kann. Wir dürfen selber eine Partei gründen und uns zur Wahl stellen, aber wir konkurrieren dabei vergeblich mit etablierten Kartellen und deren spendablen Geldgebern. Anstatt tatsächlich unseren Willen durchzusetzen, begnügen wir uns damit, zu maulen und zu meckern und uns abzulenken. Wir dürfen Firmen gründen, die dann vergeblich konkurrieren mit internationalen Kartellen und Offshore-Konstrukten, die kaum Steuern zahlen und kaum juristisch greifbar sind. Das ist unsere tolle Freiheit. Wir sind Leibeigene mit Fachbildfernsehern, etwas mehr Freizeit, die sich selbst belügen. Diese Freiheit kam zustande, heißt es, weil Musikanten und Dichter und andere Nerds es in den 1800er Jahren es geschafft hätten, die adelige Herrschaft zu stürzen. So etwas konnten die Nerds aber nicht einmal ansatzweise leisten. Die Aufklärer wurden bezahlt vom Adel. Die simple Herrschaft wirkte zunehmend kompliziert. Ein Wust aus unzähligen wechselnden politischen Amtsträgern, Oppositionspolitikern und Ideologien überforderte die gewöhnlichen Menschen. Die Wut über Missstände richtete sich nicht mehr universell gegen den Adel, sondern gegen Politiker und andere Bürger, die einer anderen Ideologie anhingen.

Kompliziert

Wie Menschen tatsächlich zusammenleben sollen, um Sicherheit, Freiheit und Wohlstand zu maximieren, ist eine der kompliziertest-möglichen Fragen. Es ist komplizierter als die Frage, wie man eine permanente Basis auf dem Mars bauen könnte. Der Mensch an sich ist schon sehr kompliziert; es gibt extrem viele unterschiedliche Menschen, Gruppenverhalten ist komplex und darüberhinaus gibt es unzählige Gruppen. Jemand kann sich seine ganze Karriere lang beschäftigt halten mit der Erforschung einer einzige Gruppe bzw. eines Teilaspekts dieser Gruppe.

Im direkten Umgang zwischen zwei Menschen wird es hingegen recht primitiv: Entweder man ignoriert sich, oder man kommuniziert lösungsorientiert über ein Problem, man handelt miteinander konstruktiv, oder findet eine Einigung auf ein Tauschgeschäft, oder man versucht, den anderen irgendwie zu dominieren oder hereinzulegen.

Es gibt grob betrachtet nur drei Wege, seinen Willen durchzusetzen:

  • Andere Menschen überreden/überzeugen
  • Gewalt oder Androhung von Gewalt
  • Geheimoperationen; darunter Täuschungsmanöver

AlexBenesch
AlexBenesch
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