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Der Unabomber ist tot: Sein Einfluss auf radikale Ökos lebt weiter

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Theodore J. Kaczynski, der sogenannte Unabomber, der von 1978 bis 1995 Akademiker, Geschäftsleute und andere Menschen mit selbstgebauten Paket-Bomben angriff, mit dem erklärten Ziel, den Zusammenbruch der modernen Gesellschaftsordnung herbeizuführen, starb am Samstag in einem medizinischen Zentrum eines Bundesgefängnisses in Butner, North Carolina. Er war 81 Jahre alt.

Ein Sprecher des Federal Bureau of Prisons sagte, Herr Kaczynski sei am frühen Morgen leblos in seiner Zelle aufgefunden worden. Die Behörde nannte keine Ursache, aber drei mit der Situation vertraute Personen sagten, er sei durch Selbstmord gestorben.

Ted Kaczynski sandte 1995 ein Manifest an die Medien mit dem Titel „Industrial Society and Its Future“. Kaczynski, der sich selbst als Anarchist bezeichnete, argumentierte in dem Aufsatz, dass die „industrielle Revolution und ihre Folgen eine Katastrophe für die Menschheit gewesen seien“. Er plädierte letztendlich für ein Ende des technologischen Fortschritts und eine Rückkehr zum primitiven Leben in der Natur. In einem Artikel des New Yorker Magazins aus dem Jahr 2018 wird behauptet, dass Kaczynski von vielen unter den grünen anarchistischen und öko-extremistischen Bewegungen bis heute als prophetische Figur angesehen wird.

Kaczynsky war ein zurückgezogener Terrorist, der in einer winzigen Hütte in Montana lebte. Er schickte Paketbomben an Zielpersonen, die einfach irgendwie die technisierte „Zivilisation“ repräsentierten, die es zu überwinden galt. Das Manifest war nichts Besonderes, sondern nur abgekupfertes Standard-Material. Er hatte IQ von 167 und war an Elite-Unis, aber von Revolution und einer Verbesserung der Gesellschaft hatte er keine Ahnung. Praktisch alles an dem Manifest wurde aus anderen Texten von irgendwelchen Autoren übernommen.

Er assoziiert den gesellschaftlichen Verfall mit einer „linken“ Persönlichkeitsstruktur, die zunehmend auftreten würde. Ein gewöhnlicher Sozialist mag einfach nur falschen Ideen anhängen, und könnte auch seine Überzeugungen wieder ändern, aber jemand mit einer linken Persönlichkeitsstruktur sei hingegen die wahre Bedrohung. Erst in Absatz 83 gibt er zu bedenken, wie problematisch es ist, wenn auch Rechtsextreme sich Massenbewegungen anschließen.

Was Kaczynski als linke destruktive Eigenschaften beschreibt, sind universelle destruktive Eigenschaften und er selbst steht unter dem Verdacht, solche Eigenschaften aufzuweisen. Manche linke Aktivisten, so erklärt er, sind besessen von der Idee, die Sprache zu bereinigen und „politisch korrekt zu machen“ sodass keine Spur übrigbleibt von einer Sprache, die Unterschiede aufzeigt oder gar qualitative unterschiedliche Wertungen vornimmt. Paradoxerweise zeigt jedoch die Absicht, Minderheiten und diversen Opfern zu helfen, dass jene diese Hilfe dringend benötigen, ergo gibt man dadurch Schwächen der Minderheiten und Opfer zu. Der typische Linke, so Kaczynski, fühle sich im Inneren wie ein Versager, und will deshalb alles schlechtreden was stark und erfolgreich ist. Der Linke will, dass „die Gesellschaft“ seine Probleme löst und brauche eine Kollektiv, mit dem er sich identifiziert. Der Linke hasse „den Westen“ weil der Westen „stark und erfolgreich ist.“

Auch Kaczynskis Aktivismus ist nur eine Spielart des gewöhnlichen Aktivismus und seine Form des Öko-Terrorismus konnte nur deshalb eine Weile lang bestehen, weil noch nicht so viele Überwachungskameras und andere technologische Werkzeuge verbreitet waren wie heute. Kaczynski wusste zum damaligen Zeitpunkt auch nicht, dass die Supermächte eine Agenda geplant hatten für De-Industrialisierung, Bevölkerungsreduktion, eine Energiewende und Klimaneutralität. Radikale Ökos, die man einspannen konnte für diese Agenda, denken in vielerlei Hinsicht ähnlich wie Kaczynski.

Wir führen die sozialen und psychologischen Probleme der modernen Gesellschaft auf die Tatsache zurück, dass die Gesellschaft von den Menschen verlangt, unter Bedingungen zu leben, die sich grundlegend von denen unterscheiden, unter denen sich die Menschheit entwickelt hat, und sich auf eine Weise zu verhalten, die im Widerspruch zu den Verhaltensmustern steht, die die Menschheit entwickelt hatten unter den früheren Bedingungen.

Imperien und Psychologie sind überhaupt nicht Kaczynskis Fachgebiet. Eine Rückkehr in seine bevorzugte Gesellschaftsform von kleinen Stämmen ist erstens unmöglich und zweitens hat er keine realistischen Ideen, wie er eine uniforme Rückkehr in diese Gesellschaftsform erreichen will, ohne dass bestimmte Gruppen dank überlegener Waffen und anderer Technologie den Rest der Menschheit unterdrücken können und der Technologiefortschritt fortgesetzt wird.

Zu den anormalen Bedingungen in der modernen Industriegesellschaft zählen eine übermäßige Bevölkerungsdichte, die Isolation des Menschen von der Natur, eine übermäßige Schnelligkeit des sozialen Wandels und der Zusammenbruch natürlicher kleiner Gemeinschaften wie der Großfamilie, des Dorfes oder des Stammes.

Die „natürlichen“ Gemeinschaften vor dem 20. Jahrhundert waren geprägt von massenhaft Problemen, die hausgemacht waren und auch auf Imperien zurückgingen. Imperien gab es auch schon in der Antike, also müssten wir nach Kaczynskis Vorstellungen quasi in die vor-antike Zeit zurück und dabei irgendwie die Heranbildung neuer Imperien verhindern. Er tappt auch noch in die Buschvolk-Falle:

Die Konservativen sind Dummköpfe: Sie jammern über den Verfall traditioneller Werte, unterstützen aber enthusiastisch den technologischen Fortschritt und das Wirtschaftswachstum. Anscheinend fällt ihnen nie ein, dass man die Technologie und die Wirtschaft einer Gesellschaft nicht schnell und drastisch verändern kann, ohne auch in allen anderen Aspekten der Gesellschaft schnelle Veränderungen herbeizuführen, und dass solche schnellen Veränderungen unweigerlich die traditionellen Werte zerstören.

Man kann nicht Konservatismus gleichsetzen mit Technologiefeindlichkeit und der Unfähigkeit und der Verweigerung, Fortschritte zu erzielen. Es gab genug Stämme und Clans und Völker, die versklavt wurden, weil sie sich nicht weiterentwickeln wollten und überlegenen Zivilisationen zum Opfer fielen.

Kaczynski hat sich auf die Idee versteift, dass Technologie der Teufel sei, den man austreiben müsse. Er scheint begriffen zu haben, dass Kaputtschlagen einfacher ist, als echte Lösungen zu implementieren:

Unter bestimmten Umständen ist eine Revolution viel einfacher als eine Reform. Der Grund dafür ist, dass eine revolutionäre Bewegung eine Intensität des Engagements auslösen kann, die eine Reformbewegung nicht inspirieren kann. Eine Reformbewegung bietet lediglich an, ein bestimmtes soziales Problem zu lösen. Eine revolutionäre Bewegung bietet die Möglichkeit, alle Probleme auf einen Schlag zu lösen und eine ganz neue Welt zu schaffen. Es bietet die Art von Ideal, für die Menschen große Risiken eingehen und große Erfolge erzielen.

Die entsprechende Propaganda soll auf unterschiedliche Gruppen zugeschnitten sein:

Die meisten Menschen hassen psychische Konflikte. Aus diesem Grund vermeiden sie es, ernsthaft über schwierige soziale Probleme nachzudenken, und sie möchten, dass ihnen solche Probleme in einfachen Schwarz-Weiß-Begriffen präsentiert werden: DAS ist alles gut und DAS ist alles schlecht. Die revolutionäre Ideologie sollte daher auf zwei Ebenen entwickelt werden. Auf der anspruchsvolleren Ebene sollte sich die Ideologie an Menschen richten, die intelligent, nachdenklich und rational sind. […] Auf einer zweiten Ebene sollte die Ideologie in einer vereinfachten Form propagiert werden, die es der Mehrheit ermöglicht, den Konflikt zwischen Technologie und Natur in eindeutigen Begriffen zu sehen.

An der Uni wurde er bearbeitet von Dr. Murray, der mit dem MKULTRA-Programm zu tun gehabt haben soll. Eventuell gab es bei Ted Drogen-Selbstexperimente oder ihm wurde was eingeflößt. Kaczynski zeigte Wesensmerkmale des Narzissmus und sein lausiges Manifest stand in keinem Verhältnis zu seinen Ansprüchen und hochtrabenden Plänen. Es war ein heuchlerischer Doppelstandard, dass er die Krankhaftigkeit des Systems beklagte, aber Gewalt einsetzte. Ihm wurde nach seiner Verhaftung auch Schizophrenie attestiert. Die Eltern erzählten seinem jüngeren Bruder David Kaczynski, dass Ted ein glückliches Baby gewesen sei, bis schwere Nesselsucht ihn in die Isolation des Krankenhauses zwang, wonach er „monatelang wenig Emotionen zeigte“.  Er meinte:

„Generell denke ich, dass es nicht darum geht, die Mehrheit der Menschen davon zu überzeugen, dass wir Recht haben, sondern vielmehr darum, die Spannungen in der Gesellschaft so weit zu erhöhen, dass die Dinge zusammenbrechen. Eine Situation zu schaffen, in der sich die Menschen so unwohl fühlen, dass sie rebellieren.“

Dr. Sally Johnson, die Psychiaterin, die Theodore Kaczynski untersuchte, kam zu dem Schluss, dass er an paranoider Schizophrenie und paranoider Persönlichkeitsstörung litt. Der forensische Psychiater Park Dietz sagte, Kaczynski sei nicht psychotisch, sondern habe eine schizoide oder schizotypische Persönlichkeitsstörung.

Während des Zweiten Weltkriegs verließ Dr. Murray, der an Kaczynsky herumexperimentiert hatte, Harvard und arbeitete als Oberstleutnant für den Geheimdienst Office of Strategic Services (OSS). 1943 half Murray bei der Durchführung der Analyse der Persönlichkeit von Adolf Hitler im Auftrag von OSS-Chef William „Wild Bill“ Donovan. 1960 begann Timothy Leary in Harvard mit der Forschung an Psychedelika, die Murray überwacht haben soll.

AlexBenesch
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