spot_img

Mit Gott und den Faschisten

Datum:

Auszug aus dem Buch von Karlheinz Deschner

Während jüngst wenigstens die Kollaboration der Kirche mit dem Naziregime bekannter geworden ist – fast ein Vierteljahrhundert danach spät genug, wie mir scheint -, wissen weite Kreise noch immer nicht, daß die katholische Hierarcbie sämtliche faschistische Staaten von ihren Anfängen an systematisch unterstützt hat und somit entscheidend mitschuldig wurde am Tode von sechzig Millionen Menschen.

In Italien begann das Zusammengehen von Vatikan und Faschismus schon 1922, noch vor dem berühmten «Marsch auf Rom», den Mussolini bekanntlich im Schlafwagen Mailand Rom zurückgelegt hat, und führte über die Lateranverträge und über den mit Hilfe des italienischen Episkopats und des Vatikans, mit Hilfe von Madonnenbildern und Giftgasen glänzend geglückten Raubüberfall auf Abessinien bis in den Zweiten Weltkrieg.

In Spanien riefen die Bischöfe, gleichfalls unterstützt vom Papst, bereits 1933 gegen die rechtmäßige republikanische Regierung zu einem christlichen «Kreuzzug» auf, an dessen Spitze dann von 1936 bis 1939 die Truppen des Heiden Hitler und des Atheisten Mussolini kämpften, ferner Francos 150 000 Mohammedaner und die Fremdenlegionäre – Devise: «Es lebe der Tod! Nieder mit der Intelligenz!»

In Deutschland begann die Zusammenarbeit des Vatikans mit Hitler höchstwahrscheinlich noch vor der «Machtergreifung», mit Sicherheit jedoch sofort danach und gipfelte, nicht etwa 1933/34, sondern, trotz des (fast ausschließlich für rein katholische Interessen geführten) Kirchenkampfes, erst mitten im Kriege, nach dem von der katholischen Kirche so heiß ersehnten Überfall auf die Sowjetunion, wie die gemeinsamen Hirtenbriefe der deutsch-österreichischen Bischöfe beweisen, die ohne kuriale Zustimmung niemals hätten geschrieben werden können.

Während das Verhältnis von Pius XI. und Pius XII. zu Mussolini, Franco und Hitler in den drei ersten Kapiteln erörtert wird, behandeln die beiden letzten das Verhalten des Vatikans im Zweiten Weltkrieg, sowie die päpstliche Politik in Jugoslawien, wo von 1941 bis 1945, ebenfalls mit voller Unterstützung des katholischen Klerus, 299 orthodoxe Kirchen zerstört, 240 000 orthodoxe Serben gewaltsam zum Katholizismus bekehrt und ungefähr 750 000 Orthodoxe, häufig nach grauenhaften Folterungen, ermordet worden sind; was übrigens in deutschsprachigen Ländern wohl zum erstenmal durch meine 1962 erschienene Kirchengeschichte «Abermals krähte der Hahn» etwas bekannter wurde.

Das dort im Schlußteil untersuchte Thema habe ich hier noch einmal aufgegriffen und vor allem die Abschnitte über den italienischen Faschismus, den spanischen Bürgerkrieg und die Kroatengreuel außerordentlich erweitert. Doch auch die Kapitel über Hitlerdeutschland und den Zweiten Weltkrieg wurden ergänzt. Nicht nur äußerlich entstand ein neues Buch.

Vergegenwärtige ich mir freilich all die Verdrehungen und Lügen, mit denen man meine Kirchengeschichte diffamiert hat – man lese pars pro toto im Anhang die Rezension des protestantischen Pfarrers Wolfgang Hammer -, so bin ich mir darüber klar, daß man weiterlügen wird. Was bliebe auch übrig, als allenfalls zu schweigen. Oder mich zum Schweigen zu bringen.

Verleumdungen jedoch durch eine Kirche, die nicht nur im Mittelalter Millionen verfolgt und massakriert, sondern auch noch im 20. Jahrhundert den bisher wohl größten Verbrecher aller Zeiten «immer wieder» und «eindringlichst» unterstützt hat; die ihm 1933 «um keinen Preis die Kräfte der Kirche entziehen», vielmehr jedermann seiner «großen Aufbauarbeit» zuführen wollte; die 1935 «jede staatsfeindliche Handlung und Haltung von Mitgliedern strengstens» verwarf und auch 1936 «das Oberhaupt des Deutschen Reiches … mit allen Mitteln zu unterstützen» versprach; die ein Jahr vor Ausbruch des Krieges Hitlers «Wirken für die Zukunft mit ihren besten Segenswünschen» begleitete und bei Kriegsbeginn den katholischen Soldaten befahl, «aus Gehorsam zum Führer ihre Pflicht zu tun und bereit zu sein, ihre ganze Person zu opfern»; die 1941 seinen überfall auf die Sowjetunion «mit Genugtuung» verfolgte und bekannte: «Wir haben immer wieder (!) und noch im Hirtenbrief des Sommers unsere Gläubigen zu treuer Pflichterfüllung, zu tapferem Ausharren, opferbereitem Arbeiten und Kämpfen im Dienste unseres Volkes in schwerster Kriegszeit eindringlichst (!) aufgerufen», um dann gleich nach dem Zusammenbruch Hitler und die Nazis zu verdammen – Verleumdungen also durch eine solche Kirche empfinde ich als Ehre.

Allen Lesern, mit denen mich der Kampf gegen Lüge und Barbarei verbindet, danke ich für die Anteilnahme an meiner Arbeit und für die Hilfe bei deren Verbreitung.

AlexBenesch
AlexBenesch
Senden Sie uns finanzielle Unterstützung an: IBAN: DE47 7605 0101 0011 7082 52 SWIFT-BIC: SSKNDE77 Spenden mit Paypal an folgende Email-Adresse: [email protected]
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img

Related articles

US-Bericht über Nordkoreas neue Biowaffen

Einem US-Bericht zufolge produziert Nordkorea neue Viren und Bakterien für sein Programm zur biologischen Kriegsführung. Der Staat verfügt...

Recentr LIVE (16.04.24) ab 19 Uhr: Zarathustra

Bild: Creativa Images/Shutterstock.com Israel könnte Irans Atomanlagen zerstören. Die Iraner fürchten seit Jahrzehnten den Split durch die Supermächte. https://youtu.be/fAZorb4OtOM

Israel könnte Irans Atomanlagen angreifen

Mehrere Quartette von israelischen F-35-Stealth-Kampfjets könnten auf getrennten Routen zu Orten in der riesigen Islamischen Republik fliegen, einige...

Ein neues 9/11 und Konflikt mit dem Iran unter Bidens Team?

Jake Sullivan, der Berater für Nationale Sicherheit unter Joe Biden, arbeitete für den Chef der Brookings Institution, die...