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Remember the Hero, not the Zero!

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Bild: Shutterstock

Die USA ist ein Land, das eine große Zahl von Massenschießereien erlebt und damit häufig in den Medien landet. Obama und die westlichen Mainstreammedien publizieren viele dieser Ereignisse und geben den “laschen Waffengesetzen” in den USA die Schuld daran. Oftmals wird Australien und England von Obama als Paradebeispiel dafür genannt, dass strenge Waffengesetze Wirkung hätten. In beiden Ländern wurden halbautomatische Waffen in den 90er Jahren verboten und “zurückgekauft”.

Nach den Todesschüssen an einem College im amerikanischen Bundesstaat Oregon hat sich der sichtlich erschütterte Präsident Barack Obama abermals für strenge Waffengesetze ausgesprochen. „Wir sind das einzige fortschrittliche Land der Erde, das diese Massenschießereien alle paar Monate erlebt“, sagte Obama im Weißen Haus….Obama sagte zu der Bluttat, es dürfe nicht sein, dass jemand, der anderen Menschen schaden wolle, „so leicht“ an Waffen gerate.

FAZ: Obama beklagt Gleichgültigkeit vom 02.10.2015

Schauen wir uns die von Obama und den Mainstreammedien aufgestellten Behauptungen etwas genauer an:

  1. Die USA erlebt mehr Massentötungen als jedes andere Land.
  2. In den USA kommt man zu leicht an Waffen
  3. Weniger Waffenbesitzer = weniger Verbrechen
  4. Lasche Waffengesetze führen zu Massenschießereien

Mein Fazit: Remember the Hero, not the Zero!

Behauptung 1: Die USA erlebt mehr Massentötungen als jedes andere Land.

In den USA leben ca. 300 Millionen Einwohner, in der EU ca. 500 Millionen. Während eine Massenschießerei in den USA als nationales Ereignis betrachtet wird, sind die Massenschießereien in den 27 EU-Staaten jeweils nationale Ereignisse.

John R. Lott hat sich die Mühe gemacht, diese seltenen Ereignisse als Rate per 1 Millionen Einwohner zu berechnen:

CPRC: Comparing Death Rates from Mass Public Shooting in the US and Europe.

Er stützt seine Berechnungen auf die FBI Studie, sowie diese Daten:

Europe-mass-public-shooting-cases

Auch wenn wir die Nicht-EU-Länder wie Mazedonien und Serbien für die EU ausschließen und diese Ereignisse als nationale und nicht als EU-weite Ereignisse ansehen, führt die USA nicht mehr die Hitliste an, sofern wir die nationalen Massenschießereien mit der Einwohnerzahl der Nationen vergleichen.

Behauptung 2: In den USA kommt man zu leicht an Waffen

Wenn Obama und Mainstream-Medien illegale Waffenschiebereien verantwortlich machen und u.a. darauf drängen, die “Loopholes” bei den Gun Shows und der Übergabe durch Verwandte schließen zu wollen, ist es mehr als verwunderlich, wenn genau diese Waffenschieber vor dem Gesetz gnädig behandelt werden.

Ein junger Mann, der mit falscher Identität 55 Schusswaffen illegal erworben hatte, wurde auf Bewährung verurteilt. U.a. wurde ihm auferlegt, dass er keine legalen Waffen kaufen dürfe – was er ja auch nicht gemacht hatte.

In giving probation with no jail time to a Milwaukee man charged with 55 counts of buying firearms with fake identification and dealing them without a license, a federal judge delivered a message:

“People kill people,” U.S. District Rudolph Randa said, echoing a common gun rights slogan. “Guns don’t kill people.”

Dontray Mills, 24, purchased a total of 27 firearms, mostly handguns, between December 2012 and April 2014 and pleaded guilty to one of the charges on April 22, 2014, after an ATF investigation. As a result of the conviction, Mills will never again be able to buy firearms legally.

Journal Sentinal vom 19.08.2015

Falls Obama wirklich Interesse hätte, illegale Verkäufe von Waffen stark zu reglementieren, dann ist dieses Urteil doch sehr zweifelhaft. Auch stellt sich die Frage, ob strengere Gesetze Massenmorde verhindern.

In der EU, Australien, Kanada u.a. Ländern ist es nicht leicht, an Waffen zu kommen. Trotzdem schaffen es die Täter immer wieder wie in Aspen (NL) oder Cumbria (UK) oder Winnenden (DE). In dem einen Fall ist es ein korrupter Polizist (Aspen), eine Behörde, die Auffälligkeiten nicht beachtet (Cumbria) oder ein Vater, der nicht von den Gewaltphantasien seines minderjährigen Sohns in Kenntnis gesetzt wurde (Winnenden). Diese Waffen waren “legal” im Sinne des Gesetzes.

Die Attentäter von Toulouse, Lüttich, Sidney, Ottawa und im Zug von Belgien nach Frankreich, von Paris (Charlie Hebdo) und in Kopenhagen und der 15-jährige Teenager, der gerade einen australischen Polizei-Veteranen getötet hatte, hatten ihre Waffen auf illegalem Weg bezogen. Kein korrupter Polizist oder nicht-funktionierende Behörde oder nachlässiger Verwandter hatten diese Taten ermöglicht, sondern illegale Waffenschieber.

Strenge Waffengesetze schützen nicht vor Massenmorden. Zudem sich Täter auch anderer Mittel bedienen. Ein enger Raum mit geringer Fluchtmöglichkeit, selbst gebastelte Bomben oder auch ein Kanister Benzin reichen aus, um Dutzende von Menschen zu töten. Sollte es künftig schwieriger in den USA werden, an Waffen zu kommen, dann greifen die Fanatiker zu Alternativen, wie in Russland.

CPRC: Comparing Death Rates from Mass Public Shooting in the US and Europe.

Behauptung 3: Weniger Waffenbesitzer = weniger Verbrechen

Diese Aussage ist durch keine Studie zu verifizieren. Stattdessen gibt es immer mehrere veritable Studien, die Verbrechensverhinderung durch Waffenbesitz bescheinigen.

Technically weak research mostly supports the hypothesis (more guns, more crimes), while strong research does not. It must be tentatively concluded that higher gun ownership rates do not cause higher crime rates, including homicide rates.

Why does gun prevalence not have a significant positive effect on homicide?

The most likely explanation is that

  1. most guns are possessed by non-criminals whose only involvement in crime is as victims, and
  2. defensive gun use by crime victims is both common and effective in preventing the offender from injuring the victim.

These violence reducing-effects of guns in the hands of victims may roughly cancel out the violence-increasing effects of guns in the hands of offenders, resulting in a near-zero net effect on homicide rates (Kovandzic et al., 2012, 2013).

The Impact of Gun Ownership Rates on Crime Rates: Journal of Criminal Justice, Volume 43, Issue 1, January–February 2015, Pages 40–48

Übersetzung:

Technisch schwache Studien unterstützen oft diese Hypothese (mehr Waffen, mehr Verbrechen), während starke Studien dies nicht tun. Es muss daher vorläufig gefolgert werden, dass eine höhere Waffenbesitzdichte keine höheren Kriminalitätsraten, einschließlich Mordraten, verursacht.

Warum hat der Waffenbesitz keinen signifikant positiven Effekt auf Mord und Totschlag?

Die wahrscheinlichste Erklärung ist, daß

  1. die meisten Waffen von Nicht-Kriminellen besessen werden, deren einzige Beteiligung an Verbrechen die Opferrolle ist, und
  2. der defensive Gebrauch einer Waffe durch Opfer von Straftaten sowohl häufig als auch effektiv ist, um den Angreifer daran zu hindern, das Opfer zu verletzen.

Diese Effekte der Gewaltreduktion durch Waffen in den Händen der Opfer kann in etwa die gewaltsteigernde Effekte von Waffen in den Händen von Straftätern aufheben, was zu einem nahe Null Nettoeffekt auf Mordraten führt (Kovandzic et al., 2012, 2013) .

Behauptung 4:  Lasche Waffengesetze führen zu Massenschießereien

Nach Sandy Hook ließ Obama die Schusswaffenkriminalität untersuchen. Das Ergebnis gefiel ihm wohl nicht, da kaum eine Zeitung über diese Studie berichtete.

Die Erkenntnisse kurz zusammengefasst:

Waffengewalt korreliert stark mit dem sozioökonomischen Status und Ethnie der Beteiligten. Die Mordrate bei Afro-Amerikaner ist deutlich höher, während die Kaukasier höhere Selbstmordraten aufzeigen. Armut, illegaler Drogenhandel und Drogenkonsum erhöhen ebenfalls das Risiko, an Waffengewalt beteiligt zu werden. Darüber hinaus “greifen Kriminelle oft zur Gewalt als Mittel, um Geld, Waren oder andere Befriedigungen zu erhalten.”

Massenerschießungen sind Aufmerksamkeit erregende und bewegende Tragödien, sie stellen aber nur einen kleinen Bruchteil der gesamten Schusswaffenkriminalität dar. … Es ist auch offensichtlich, dass einige Massenmorde mit Selbstmord verknüpft sind. Allerdings fehlen noch Erkenntnisse, wie diese Korrelation zustande kommt.

Fast alle nationalen Umfrage zeigen, dass Opfer Waffen mindestens so häufig defensiv (zur Verteidigung) nutzen wie Kriminelle diese offensiv (für Gewaltdelikte) missbrauchen. Die Schätzungen liegen bei defensiver Verwendung im Bereich von etwa 500.000 bis mehr als 3 Millionen pro Jahr, wogegen 300.000 Gewalttaten mit Schusswaffen im Jahr 2008 verübt wurden.

Es wurde auch entdeckt, dass, wenn Waffen zur Selbstverteidigung verwendet werden, die Opfer durchweg niedrigere Verletzungsraten aufweisen als diejenigen, die unbewaffnet sind, wie auch im Vergleich mit denen, die andere Formen der Selbstverteidigung eingesetzt hatten.

Die Studie ergab, dass der “unbefugte Besitz oder die unerlaubte Verwendung von Waffen mit höheren Raten von Waffengewalt verbunden ist als der legale Waffenbesitz.” In anderen Worten, gesetzbrechende Kriminellen sind hauptverantwortlich für die Schusswaffenkriminalität, nicht die gesetzestreuen Bürger.

Die Studie untersuchte auch die Herkunft der Waffen, die von Kriminellen verwendet werden und kommt zu dem Schluss: “Es gibt empirische Belege dafür, dass die Buyback-Programme unwirksam sind.” Gleiches gilt für Amnestien für Waffenabgaben.

Die Ergebnisse dieser Studie waren überraschend unvoreingenommene und ähneln zum größten Teil der Erkenntnisse aus einer ähnlichen Studie, die 1994 vom CDC durchgeführt wurde. Damals kam das CDC zu dem Schluss, dass es “keine ausreichenden Beweise gäbe, dass irgendein Waffengesetz wirksam wäre für die Gewaltprävention”.

2004 untersuchte die “National Academy of Sciences” 253 Zeitschriftenartikel, 99 Bücher, 43 Regierungspublikationen und einige Studien über Schusswaffen. Die Akademie konnte ebenfalls keine waffenrechtliche Maßnahme erkennen, die Gewaltverbrechen, Selbstmord oder Unfälle mit Schusswaffen reduziert hatte. (Weiterlesen: Schusswaffen in der Kriminologie)

Mein Fazit: Remember the Hero, not the Zero

Seit Winnenden lese ich alle möglichen Studien, Zeitungsberichte und Meinungen bzgl. Amokläufe/Massenmorde. Dabei bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass es sich dabei oft um einen “erweiterter Selbstmord” in Verbindung mit der “Suche nach Ruhm” handelt, sofern der Attentäter ein jüngerer Mensch ist. Bei älteren Attentätern, die ihre Familie oder Arbeitskollegen töten, ist die Ohnmacht und die Wut über diese Ohnmacht vorherrschend.

Wenn jüngere Attentäter sich intensiv mit Amokläufen beschäftigen, Manifeste schreiben und sich zum Ziel setzen, ihren Abgang mit noch mehr Opfern zu “begleiten” als bisher, dann wollen sie in die Zeitung. Sie wollen ein öffentliches Bekenntnis abgeben und berühmt werden, eventuell auch Nachahmer finden.

Ältere Attentäter hingegen fühlen sich oft von der Familie, Partner, Arbeitskollegen oder Chef im Stich gelassen, oder vom Staat gebeutelt, wenn der Gerichtsvollzieher kommt. Sie haben mit dem Leben abgeschlossen und wollen die Schuldigen bestrafen oder die Unschuldigen (Kinder) vor der Zukunft bewahren. Manchmal bleibt es beim “Suicide by cop” (Selbstmord durch provozierte Polizeigewalt), öfters “nehmen sie alle Schuldigen” in ihrem erweiterten Selbstmord mit. Hier würden Präventionsprogramme und eine andere gesellschaftliche Sichtweise in Bezug auf “Scheitern” helfen. Seit 2001 gibt es den Verein “Freunde fürs Leben“, der Aufklärung und Kampagnen betreibt, um Selbstmorde zu verhindern.

Die Zeitungen haben es sich angewöhnt, nicht mehr über Selbstmorde zu berichten, um den “Werther Effekt” zu verhindern, der Nachahmungstäter hervorbringt.

Ähnliche Beschränkungen sollten wir uns bei Massenmördern auferlegen.

donotglorify

Ich halte mich daran. Man wird in meinem Blog keinen Namen der Attentäter finden, auch keine Bilder oder Zitate aus Manifesten. Ab und an schreibe ich über die möglichen Motive (Frauenhaß), versuche aber immer, den Attentäter als Verlierer darzustellen.

Dissecting every detail of a mass shooter’s clothing or music choices, and giving so much airtime and print space to their YouTube posts or manifestoes, is exactly what many of these young, mentally ill men were looking for when they decided to go out in such a perverse blaze of glory, according to Zeynep Tufekci, a fellow at Princeton University’s Center for Information Technology Policy and professor at the University of North Carolina at Chapel Hill’s School of Information and Library Science and Sociology Department.

Tufekci emphasized that she was not saying such incidents should be ignored altogether. “It’s clearly of news value,” she said. “I can’t expect a journalist not to cover this. I’m saying we can change the way we cover it and not highlight the manifestoes, the type of gun, the method.”

“Don’t plaster his face all over the place; plaster the victims’ names all over the place.”

Chicago Tribune: Can the media reduce massacres? vom 23.07.2014

Statt dem Attentäter so viel Raum in den Zeitungen zu geben, sollten wir den Opfern Raum geben. Dann verschiebt sich der Ruhm vom Täter auf die Opfer – das Gegenteil von dem, was diese Täter wünschen.

Diesem Rat folge ich. Der Held des Attentats von Oregon heißt Chris Mintz, der unbewaffnet dem Attentäter Widerstand leistete und sieben Schüsse einsteckte. Dabei wurden ihm beide Beine gebrochen. Nur durch ein Wunder überlebte er.

“Er ist ein Vater, ein Veteran, ein Student und jetzt ein Held”, schreibt Bourgeois auf seiner Seite. Seine Familie und Freunde waren nicht überrascht über Mintz’ mutigen Einsatz. Wie seine Kommilitonin Hannah Miles im Interview mit ABC News berichtet, sei er direkt, nachdem sie die Schüsse gehört hatten, zur Bibliothek gerannt und habe alle Alarmglocken ausgelöst. “Er sagte den Leute, dass sie gehen müssen, packte einige und rief ‘Ihr müsst einfach gehen’”, so Miles weiter. Er sei dann direkt in das Gebäude gerannt, aus dem die Schüsse kamen: “Ich weiß nicht, was dann mit ihm passierte.”

Erinnert euch an den Helden, nicht den Versager

Zeugen berichteten CNN, wie er ihre Tür zum Klassenraum blockierte und mit dem Schützen sprach. “Du kommst an mir nicht vorbei”, sollen seine Worte gewesen sein. Der Schütze schoss dreimal auf Mintz, der zu Boden fiel. Während er verletzt am Boden lag, habe er gebrüllt: “Heute ist der Geburtstag meines Sohnes.” Daraufhin schoss der Schütze vier weitere Male auf ihn. Mintz müssen nun wieder lernen zu gehen, berichtete seine Familie. Doch es gehe ihm soweit gut.

Stern: Chris Mintz – Army-Veteran ist der Held von Roseburg

Die Opfer sind

Rebecka Carnes
Lucero Alcaraz
Quinn Cooper
Kim Dietz
Lucas Eibel
Jason Johnson
Lawrence Levine
Sarena Moore
Treven Anspach

Ana Boylan: Schuss in den Rücken
Cheyeanne Fitzgerald: Schuss in den Rücken, eine Niere entfernt
Julie Woodworth: 10 Schüsse in Kopf, Knie und Arme
Amber McMurtrey: 8 Schüsse in Arme und Torso
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Für einige dieser Opfer wurden Spendenkampagnen organisiert, für die Beerdigungskosten und insbesondere auch für die medizinischen Kosten der Überlebenden. Eine Zusammenstellung findet man hier: Chris Mintz – UCC Shooting Survivor

Übrigens gab es auf dem College mindestens einen bewaffneten Studenten, doch dieser wurde vom Schulpersonal daran gehindert, das Gebäude zu betreten.

“I carry, and I was willing to help,” he said on “Hannity.” “Immediately the staff — the school staff stopped us and told us to get inside the building.”

AlexBenesch
AlexBenesch
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