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"Chaos Theory" von Robert Murphy widerlegt

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Foto: Ludwig von Mises InstituteMises.org/CC BY 3.0

Ein Text, der immer gerne auf Facebook herumgereicht wird, um das anarchokapitalistische Glaubenssystem zu bewerben oder gegen Kritik abzuschirmen, ist „Chaos Theory“ von Robert P. Murphy. Im Prinzip ist Murphy wie ein Computerspieler, der lange mit seinem Zivilisations-Simulator herumgemacht und Schummel-Codes benutzt hat und nun sein fertiges Werk stolz vorzeigt: Ein schier perfektes System, wo alles am rechten Platz ist und das Zusammenleben funktioniert und Friede und Wohlstand herrschen. Alles ist schon da: Die großen Sicherheitskonzerne, zuverlässige Versicherer, private Justiz und mehr als genügend Bürger die die Eigentumsrechte verheiligen.

Anarchisten können nur rückwärts, ausgehend von einem fix und fertigen Luftschloss argumentieren, ein künstliches Gedankenkonstrukt, in dem sie die Götter sind.

Wie aber will man in der Realität überhaupt dorthin gelangen zu dieser Fata Morgana? Laut Murphy sei der Weg völlig unterschiedlich in jedem einzelnen Land. Ob nun durch einen „gewaltsamen Sturz“ der alten Ordnung oder durch „graduelle Erosion“, hauptsache die einzelnen Revolutionen haben eines gemeinsam, nämlich dass die „überwältigende Mehrheit“ der Menschen „absolut“ die Eigentumsrechte anerkennt.

Im Klartext bedeutet das: Er hat nicht die Bohne einer Ahnung.

Die Revolutionen oder Evolutionen auf der Welt finden statt ohne irgendeine bedeutende Beteiligung von Anarchisten.

Ironischerweise ist Freiheit die beste Waffe der Feinde der Freiheit. Denn nur dort, wo Privatsphäre, Eigentumsrechte und andere Standards gelten, haben die freiheitsfeindlichen Ideologen, Gurus und ihre Anhänger Raum, um ihre faulen Interessen durchzusetzen. Wenn also eine Nation die Einwanderungsbestimmungen lockert, kommen sofort die Horden an Fremden und machen sich breit.

Wenn eine Nation stückweise zulässt, dass Leute fremde Rechtsnormen verwenden dürfen, dann verbreiten sich Scharia, kommunistische Rechtssprechung alter SED-Kader mit Moskau-Finanzierung, „Volksgerichtshöfe“ der neuen Rechten und diverse Mainstream-Strömungen bisheriger Eliten. Also all die etablierteren Sekten und fremden Regierungen profitieren. Für die kleine anarchokapitalistische Sekte interessiert sich da niemand mehr. Wenn man stückweise eine Privatisierung von Polizei und Justiz zulässt, dann profitieren die Fanatiker und diejenigen, die das meiste Geld haben. Internationale Hedgefonds, Milliardäre, Großbanken, fremde Regierungen usw.

Aber, so meint Murphy, in dem fix- und fertigen perfekten System gäbe es doch die Presse, die dann den faulen Justiz- und Sicherheitsfirmen auf die Finger schauen und denen die Profite versauen würde! Hier wird wieder der Karren vors Pferd gespannt. Wer heute am meisten Geld hat, kann sich die unterwürfigste, größte Presse leisten. Daran wird sich auch erstmal nichts ändern. Landet man erst einmal in einer Kartellsituation von privaten Polizeien und Gerichten, kann kein kleiner Konkurrent nicht mal mehr einen Kratzer in das Bollwerk machen.

Murphy kapiert nicht oder ignoriert, dass Krieg auf allen möglichen Ebenen geführt werden kann. Er glaubt, dass in seinem perfekten, fix und fertigen System militärischer Kampf zu teuer und deshalb zu unattraktiv geworden sei. Der „Markt regelt das“. In der Wirklichkeit wird seit ewig mit allen Mitteln auf allen Ebenen Krieg geführt, und das kostet nicht unbedingt viel Geld. Migration und strategische Fortpflanzung sind eine prima schleichende Möglichkeit, um Krieg zu führen. Terrorismus ist spottbillig und destabilisiert ein Ziel. Ein Sprengsatz kostet fast nichts und der Täter taucht unerkannt ab. Religiöse Glaubenspraktiken eignen sich für schleichende Kriegsführung und – wenn die Zeit reif ist – für die offene Kriegsführung. Auch Wirtschaft ist eine Ebene, die von verschworenen Figuren für ihre Kriegsziele benutzt wird:

Würde eine fremde Macht Traumpreise zahlen für Grund und Boden an der Küste in Schleswig-Holstein und dürfte nach eigenem Gutdünken Leute dort hinbringen, hat man schnell ein paar Millionen Fremder dort sitzen, die Kasernen bauen, Militärhäfen und was sie sonst noch wollen. Gibt man hier nur einen Handbreit nach, holen sich andere was sie können.

Murphy meint, nur die die wirklich viel Geld haben, könnten sich die Versicherung leisten für die Herstellung oder den Besitz von ABC-Waffen. Als ob man das einer Versicherung erzählen würde wenn man unterirdische Produktionsanlagen hat und das Zeug einsetzen kann, ohne dass hinterher jemand weiß, wer es eingesetzt hat.

Wieder argumentiert er rückwärts, ausgehend von seinem fertigen, fiktiven Fantasiesystem. „Wahrscheinlich“ würde in seinem System niemand Atomwaffen haben. The End. QED.

In grandioser Komik wendet er seine Vorstellungen auf das historische Beispiel der Schlacht um Stalingrad an. Die Anarchisten-Community würde spontan kosteneffektive Mittel finden, um die ökonomisch interessantesten Kampfziele gegen die Deutschen zu erreichen. Erstens gibt es nirgendwo auf der Welt eine schlagkräftige anarchistische Gesellschaft, zweitens wird sich das nicht ändern und drittens würde eine anarchistische „Community“ vor einer hochorganisierten Kriegsmaschinerie wie dem Nazi-Blitzkrieg ganz ökonomisch flüchten (die Welt ist ja schließlich groß) oder überlaufen und die Community an die Deutschen verraten. Ich weiß, ich weiß, in dem perfekten, non-existenten System von Murphy würde die Fantasie-Community Hash rauchender Intellektueller total die Nazis plattmachen.

AlexBenesch
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