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Aufreger für Putinistas: Bedeutungsloser STRATFOR-Analyst über Russland und Deutschland

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Kommentar

Die Putinistas haben einen neuen Aufreger: Ein Analyst der unbedeutenden amerikanischen Medienklitsche STRATFOR soll in einem Vortrag erklärt haben, die USA würden seit 100 Jahren versuchen, eine Partnerschaft zwischen Russland und Deutschland zu verhindern. Die Putinistas schlussfolgern hysterisch, dass es deshalb bewiesenermaßen im besten Interesse Deutschlands läge, sich einer eurasischen Union anzuschließen.

So etwas passiert, wenn Amateure und Propagandisten Facebook zumüllen.

https://www.youtube.com/watch?v=oaL5wCY99l8

Zuallererst wird STRATFOR von den Putinistas und von Wikipedia fälschlicherweise als „führender amerikanischer Think Tank“ bezeichnet. Woanders ist gar die Rede vom „leader in global intelligence“ oder der „Schatten-CIA“. In Wirklichkeit handelt es sich nur um eine aufgeblasene Nachrichtenwebseite, die Abos verkauft und wegen mangelnder Sicherheit mühelos vor wenigen Jahren von Hackern fast ruiniert worden war. Der Gründer George Friedman ist ein Akademiker, der seltsame Prognosen trifft wie etwa die, dass es einen Krieg zwischen den USA und Polen auf der einen und Japan und der Türkei auf der anderen Seite geben wird. Sogar die Konservativen von The Atlantic nennen STRATFOR „einen Witz“. Im Prinzip würden öffentlich verfügbare Informationen gemischt mit Meinungen an Abonnenten verkauft, die am Tag zuvor bereits in der New York Times standen. Ein Abo kann bis zu 40.000$ per Jahr kosten.

Selbst Alex Jones hält STRATFOR für aufgeblasen und unwichtig:

Der oben verlinkte Vortrag von Friedman ist auf dem Niveau eines durchschnittlichen Editorials aus den Massenmedien. Die am meisten beachtete Stelle ist bei den Putin-Fans auf Youtube auch noch falsch ins Deutsche übersetzt: Friedman sagt nicht, es sei das „amerikanische Hauptziel“ (primary affair) gewesen, ein deutsch-russisches Bündnis zu verhindern, sondern es bestünde eine Grundangst davor (primordial fear). Kurz darauf wiederholt er den Punkt, dass eine Kombination aus russischem und deutschem Kapital, Technologie und Manpower von Amerika seit Jahrhunderten stark gefürchtet werde (…scared the hell out of the United States). In der Überschrift auf einem Putin-treuen Youtube-Kanal wird die falsche Übersetzung benutzt: „STRATFOR: US-Hauptziel seit einem Jahrhundert war Bündnis Russland+Deutschland zu verhindern“. Die deutschen Untertitel sind an mehreren Stellen manipulativ falsch übersetzt.

Kann uns überhaupt ein einzelner, falsch übersetzter Satz und ein langweiliger Vortrag eines unbedeutenden Schwaflers großartig viel sagen über komplexe Fragen aus Politik, Militär und Wirtschaft in einem Zeitraum von über 100 Jahren? Ist es heute wirklich im Interesse der Deutschen, sich an Russland zu ketten?

Alles der Reihe nach. Russland vor hundert Jahren war von den Zaren beherrscht, die es in ihrem Interesse sahen, sich mit Frankreich und England gegen das deutsche Reich zu verschwören. Es hatte zwar Überlegungen auf Seiten der russischen und der deutschen Führung gegeben, Bündnisse einzugehen, allerdings wollten die imperialistischen Zaren viel lieber Deutschland kaputt sehen um hinterher Europa einnehmen zu können. Russland war zu dem Zeitpunkt technologisch extrem rückständig und es hätte verheerende Folgen gehabt, wenn die Deutschen blöd genug gewesen wären, den Russen alle mögliche Technologien zu verkaufen.

Das angloamerikanische Establishment konnte mit Hilfe der Zaren das deutsche Reich zerstören und dann im Anschluss die Zaren wegputschen. Ab der geglückten Oktoberrevolution verkauften amerikanische, britische und weitere europäische Konzerne der neuen sowjetischen Regierung alles, was sie brauchte: Telegraphensysteme, Stromnetze, Fabriken, Kraftwerke, Hochöfen, Fahrzeugtechnologie, einfach alles. Gleichzeitig gaben die angloamerikanischen Eliten Geld an die Nationalsozialisten für deren Wahlkampf, und die angloamerikanischen Firmen bauten die deutsche Wirtschaft wieder auf, lieferten alles was nötig war um eine Kriegsmaschinerie zu bauen. Die Deutschen waren blöd genug um Hitler zu wählen, die Russen blöd genug um Stalin zu behalten. Gemäßigtere Kräfte gingen unter.

Anstatt den Hitler-Stalin-Pakt beizubehalten, entschloss sich Stalin, sich mit den Amerikanern und Briten gegen die Deutschen zu verschwören, während Hitler gegen Stalin rüstete und heimlich versuchte, sich mit britischen und amerikanischen Kreisen gegen die Russen zu verschwören. Stalin bekam großzügigste Güterlieferungen von den Alliierten und konnte nur deshalb Russland verteidigen. Nach dem Krieg entschloss sich Stalin, einen riesigen Teil von Deutschland militärisch zu besetzen und die dort lebenden Deutschen gemäß der sozialistischen Doktrin umzuerziehen.

Im kalten Krieg verkauften westliche Großkonzerne wie Siemens, FIAT, Daimler, Liebherr, Ford und viele weitere essentielle Technologie an die Sowjets. Gleichzeitig wurde die deutsche Wirtschaft wieder aufgebaut. Schließlich forderten Eliten im Westen und im Osten, die EU an die russische Föderation anzugliedern. Es wurde also genau das öffentlich gefordert, was laut den Putinistas die USA „seit einem Jahrhundert“ verhindern wollen.

Die Forderung, dass Deutschland sich heute in eine Art Eurasien eingliedern soll, ist aus der historischen Betrachtung und der aktuellen Situation völlig absurd:

  • Russland ist ein expandierendes Imperium, Deutschland hingegen ein kleines, schwach verteidigtes Land. Es kann und wird in einer solchen Partnerschaft keine Souveränität Deutschlands geben. Russland Geld und Technologie zu beschaffen ist ungefähr so, als würde man den Russen den Strick verkaufen an dem wir später aufgehängt werden. Keine russische Garantie ist das Papier wert auf dem sie gedruckt ist.
  • Deutschland wäre mitverantwortlich für Russlands außenpolitische Abenteuer. Sämtliche Feinde Russlands wären somit automatisch Feinde Deutschlands. Das angloamerikanische Establishment hätte erneut den Vorwand, gegen die Deutschen mit allen Mitteln zu kämpfen
  • Russland ist wirtschaftlich inkompetent, verschwenderisch, starr und viel zu korrupt. Russland musste sich international erhebliche Summen leihen damit sie westliche Waren kaufen konnten. Sich an einen ineffektiven Pleitegeier zu ketten, ist selbstmörderisch. Russland kann wegen der wirtschaftlichen Schwäche und dem Geldmangel nicht mittel- oder langfristig rüstungstechnisch mit den USA mithalten. Russland ist ein Verlierer-Land.
  • Russland ist durch und durch krank: Die Bevölkerung ist zu klein, die Familiensituationen katastrophal, die Gesundheit völlig marode und die Klügsten sind längst ausgewandert.
  • Das westliche und das östliche Establishment könnten sich heimlich abgesprochen haben, um den gegenwärtigen Konflikt auszuschlachten, um die Menschen weltweit unter totale Kontrolle zu bringen

Wer sind diese Sektierer im Internet, die Putin vergöttern und von einer eurasischen Supermacht schwafeln und so tun, als seien sie die größten deutschen Patrioten? Nun, sie können offenbar keine drei Meter weit strategisch denken, verstehen nichts vom Journalismus und wissen nicht einmal was gut für sie selber ist.

AlexBenesch
AlexBenesch
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