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Die AnCap-Logik: Böse Menschen "nicht das Problem", Pharmaindustrie kann ohne Staat nicht böse sein

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Foto: Rockefellers

Von Alexander Benesch

Bevor ich eine realistische Folgenabschätzung schrieb über das Konzept von Hans-Hermann Hoppe, die Republik zu zerschlagen und stattdessen privatwirtschaftliche Leviathane Geld Justiz, Polizei und Militär spielen zu lassen, veröffentlichte der Autor Stefan Blankertz einen Artikel mit der Überschrift „Der Realismus der Freiheit – Eine Antwort auf Alexander Benesch„.

In diesem Text wiederholt er die von mir ausführlich behandelte übliche Handvoll Argumente für die Ideologie von Hoppe oder Rothbard: Staaten seien das Ur-Böse und könnten durch nichts und niemanden davon abgehalten werden, zu gigantischen Rechtsbrechern zu werden. Die Konzerne würde hingegen im Bereich Justiz, Militär und Sicherheit angeblich nicht bald das machen was sie wollen. In einer staatenlosen „Privatrechtsordnung“ gäbe es tolle Gerechtigkeit und jeder könne sich seine Rechtsordnung raussuchen.

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Herr Blankertz, unterziehen wir doch ihr Verständnis über das Böse in der Welt einem Realitätscheck. Dazu zitiere ich aus ihrem neuesten Buch „Die Katastrophe der Befreiung – Faschismus und Demokratie“:

„Die Probleme sind weder darauf zurückzuführen, dass die [politischen] Entscheidungsträger etwa ‚böse‘ Absichten verfolgen, noch darauf, dass ‚zu wenig Wissen‘ vorhanden ist. Dementsprechend lassen sich Probleme auch weder dadurch lösen, dass man Entscheidungsträger austauscht, etwa durch Wahlen, oder beeinflusst, etwa mit Protestaktionen, noch per größerem Forschungsaufwand.“

Wollte man noch mehr an der Realität vorbei, würde man schon im Absurdistan kommunistischer oder monarchistischer Ideologie landen. Selbstverständlich haben viele politische Entscheidungsträger verdammt böse Absichten und lösen damit viele unserer Probleme aus. Sie sind zu jeder Schandtat bereit und genießen es. Sie lassen künstliche Krisen schüren wie Terror oder Global Warming um ihre Macht auszudehnen. Sie lassen Kriegsverbrechen begehen wie die Verwendung von Uranmunition oder die Bombardierung ziviler Infrastruktur. Sie stecken Millionen Menschen in Gulags wie in China um mit diesen Sklavenarbeitern und deren Körperorganen mehr Geld für das eigene Militär zu erwirtschaften. Sie feiern in ihrer Freizeit mit minderjährigen (Zwangs-)Prostituierten aus Pädophilenringen wie in Portugal, Deutschland, den USA oder England.

Ob man einen von diesen Verbrechern durch jemand fast identischen bei Wahlen ersetzt, hat tatsächlich keine positiven Auswirkungen. Macht man solchem Abschaum hingegen den Prozess und ersetzt sie durch anständige Leute, sind Probleme selbstverständlich zu lösen. Die Psychologie, Verhaltensforschung und Neurologie haben längst geklärt, was das Böse ist und die Antwort lautet garantiert nicht „die Republik“.

Genauso wie die Kommunisten und Faschisten das psychologische und neurologische Wesen des Bösen ignoriert hatten und den Leuten stattdessen die Republik, Privateigentum oder fremde Rassen als das Kern-Böse vorlogen, sollen wir jetzt den Anarchokapitalisten glauben, sie hätten das Böse identifiziert und es sei die Republik. Nicht etwa der individuelle Mensch im Amt, der unmoralische Entscheidungen trifft, sei das Problem. Nein. Das System Republik, in dem nicht jeder Konzern Polizei und Justiz spielen kann, sei an allem schuld.

Sobald die Republik fort ist, würden all die hypothetischen neutralen theoretischen Menschen auf einmal glorreichen Zeiten entgegengehen, weil die großen Übel dann praktisch unmöglich geworden wären. Gemäß dieser Argumentation ist es erst recht unmöglich, dass ein großer Konzern ohne vorhandenen Staat Böses tut:

„Gipfel anti-kapitalistischer Vorurteile ist jene Behauptung, die Pharmaindustrie würde mit Absicht schlecht wirkende Medikamente in Umlauf bringen, weil sie ja an der Krankheit verdiene. Wohl war. Nichtsdestoweniger würde gerade die Profitgier daran hindern, krankmachende Medikamente in Umlauf zu bringen – denn was passiert mit einem Unternehmen, wenn es einen Fehler macht? Ein Skandal, und das Unternehmen gerät in eine tiefe Krise.“

Ah, so einfach ist das also! Dumm nur dass geschätzte 50% aller Medikamente auf dem Markt wirkungslos sind, aber dennoch von gierigen Herstellern produziert und verlogenen Ärzten dennoch verschrieben werden. Oder dass bis zu 58.000 Menschen in Deutschland an Medikamenten-Nebenwirkungen pro Jahr sterben, weit mehr als im Straßenverkehr. Oder dass Nebenwirkungen zu 300.000 Krankenhauseinweisungen pro Jahr führen. Oder dass Krebsbehandlungen sich kaum vom Stand der 1960er Jahre wegbewegt haben und Leute sich für hunderttausende Euros mit Gift und Strahlen zu Tode foltern lassen.

Aber gemäß der AnCap-Logik würden krumme Dinge in der Gesellschaft ohne Republik ja sofort auffliegen und es gäbe einen ruinösen Skandal! Die reale Welt ist aber viel komplexer als das. Zunächst einmal gibt es die bereits beschriebenen Psychopathen nicht nur in politischen Ämtern, sondern auch in Konzernen. Auch in den Konzernen läuft der Wettbewerb der Gauner, derjenigen die über Leichen gehen um an ihren ehrlichen Konkurrenten vorbeizuziehen. Und wir sollen es auch noch solchem Abschaum erlauben,  unzählige private Justiz- und Polizeifirmen aufzumachen? Anstatt Grauzonen-Lobbyismus auszutrocknen und Schmiergelder der Industrie an Politiker konsequent zu verfolgen, sollen wir den Konzernen gleich erlauben, selbst Justiz auszuüben? Am besten noch „Recht“ sprechen lassen über ihre eigenen Belange? Woher kommen denn die „wissenschaftlichen“ Studien über Medikamente, die im Moment von Regierungsämtern einfach so akzeptiert werden? Von den verlogenen Herstellern. Also anstatt die Politik zu säubern, sollen wir darauf hoffen, dass alles so einfach werden wird wie uns die AnCaps versprechen. Bestimmt würden doch die Betreiber privater Gefängnisse nicht illegal Organe von Insassen ernten wie in China! Oder einzelne Insassen an die Pharmariesen verkaufen für Menschenexperimente!

Haben Pharmakonzerne eine gewissen Größe, leisten sie sich bereits jetzt schon einen eigenen Geheimdienst zur Spionage und Spionageabwehr. Haben sich die Konzerne gegenseitig penetriert und sich anderweitig auf dem Markt bekämpft, schließen sie sich halt einfach zu einem Kartell zusammen und vermeiden es, Skandale beim anderen aufzudecken und an die Öffentlichkeit zu tragen. Die dreckige Ärzteschaft verdient mehr an überteuerten und süchtig machenden Medikamenten mit gefährlichen Nebenwirkungen, also hält man auch hier die Klappe.Wer aus der Reihe tanzt, der bekommt notfalls Drohungen oder Schlimmeres vom Konzern.

Die Presse hätte hier Möglichkeiten, die Bevölkerung aufzuklären, mehr Wissen zu beschaffen damit die Kunden die Konzerne abstrafen können. Was aber wenn die Presse die Anzeigen-Gelder von Big Pharma mehr interessiert? Oder die Schmiergelder? Oder die Drohungen? Der betroffene Bürger kann sich ohne Republik zwar an das Justiz-Unternehmen wenden, bei dem er einen Vertrag hat. Dieses läuft jedoch ins Leere bei den Anfragen an den Pharmariesen nach Unterlagen und anderem Beweismaterial. Verhaftungen und Durchsuchungen unmöglich. Oder es hat keine Lust sich mit den Big Guys anzulegen. Oder es ist selbst von Pharmamilliardären ko-finanziert. Oder das Führungspersonal will später mal bei dem anderen Justizunternehmen anheuern das den Pharmariesen vertritt.

Aber hey, all dieses Verschwörungszeug interessiert doch Herrn Blankertz nicht wirklich. Dass ein KGB oder FSB sich über eine leicht angreifbare Privatrechtsgesellschaft krummlachen würde, sowas gehört für ihn witzelnd eher in die Welt der Romane:

Zur Frage, wer sich über wen krummlacht, empfehle ich die Lektüre von John le Carré und diverser Private-Eye-Romane. Im Ernst: Das, was Murray Rothbard…“

Angemessene Verteidigung ist erlaubt, Schädigung von Unschuldigen und Unbeteiligten nicht, Basta.

So einfach ist das also wieder! Auf meine Frage nach dem realistischen Szenario, dass ohne Republik militante Moslems in Deutschland überall ihre privaten Kasernern aufmachen würden, antwortet er folgendes:

Solange sie niemanden behelligen, der nicht zustimmt, können sie machen was sie wollen.

Wer Scharia-Gesetzgebung und muslimische Soldaten marschieren sehen will, der möge Deutschland gefälligst verlassen. Kein Wunder, dass die ganzen Konservativen und viele andere die Liberalen nicht ernstnehmen.

„Sollten sie den Bereich ihres Eigentums überschreiten, gäbe es einen Konflikt. Dieser Konflikt wäre jedoch ganz anders als der in heutigen Staaten, zum einen, weil sie in ihrer Freiheit, mit sich und ihrem Eigentum nach Belieben zu verfahren, nicht eingeschränkt sind, zum anderen, weil sie als Adressanten keine zentrale Staatsmacht hätten, die ihre »Forderungen« erfüllen könnte. Stattdessen würden sie sich Sicherheitsorganen gegenüber sehen, die nichts als das Eigentum ihrer Kunden schützen. Und deren Geschick darin besteht, Frieden zu stiften.“

In der realen Welt würden militante Moslems ein Land, das seine Republik aufgelöst hat, nicht nur mit Soldaten, Kasernen und Moscheen saturieren, sondern auch mit Millionen weiteren zuziehenden Abenteurern und Eroberern. Man schlägt die Privatrechtsgesellschaft mal eben so mit ihren eigenen Mitteln.

Sobald die muslimischen Strategen ihre Erfolgsaussichten als positiv einschätzen, erklären sie zunehmend Gebiete für besetzt und unter ihrer Gesetzgebung. Was soll eine deutsche Sicherheitsfirma da machen außer entweder kämpfen (dafür ist sie zu klein) oder versuchen, einen schlechten Deal nach dem Motto „kleineres Übel“ auszuhandeln? Eine riesige internationale Justiz-, Polizei- und Militär-Firma nach Hoppe könnte vielleicht – wenn sie denn will oder kann – gegen Millionen Dschihadis antreten, aber selbst das wäre noch eine Katastrophe für Deutschland, die mit einer Republik hätte vermieden werden können. Außerdem hätten die Gotteskrieger bestimmt ihre eigene private Versicherung. Am Ende gäbe es wieder nur einen Kuhhandel.

Genauso würden Nazis und Kommunisten das Reich oder die Räterepublik ausrufen und für ihre regierten Gebiete von ausländischen Regierungen staatliche Anerkennung und Support anfordern. Wie kann man all das nur ignorieren? Da wird doch nicht wieder jemand seine unrealistischen  Überzeugungen aus Ayn Rands schlechtem Roman „Atlas Shrugged“ ableiten?

„Im Vermittlungsprozess zwischen elfenbeinerner Wissenschaftlichekeit Hayeks und liberaler, sozialrevolutionärer Bewegung spielt Ayn Rand eine von ihr in der Art nicht ganz gewollte Rolle. […] Atlas Shrugged macht politische Dimensionen der Gedanken von Hayek in ihren revolutionären Konsequenzen deutlich. Der Roman zeigt darüberhinaus, in wiefern sich die Hayek’sche Theorie eignet, gegenwärtige Probleme zu analysieren. Die Probleme sind weder darauf zurückzuführen, dass die Entscheidungsträger etwa ‚böse‘ Absichten verfolgen, noch darauf, dass ‚zu wenig Wissen‘ vorhanden ist. Dementsprechend lassen sich Probleme auch weder dadurch lösen, dass man Entscheidungsträger austauscht, etwa durch Wahlen, oder beeinflusst, etwa mit Protestaktionen, noch per größerem Forschungsaufwand.“

Beim Rockefeller Center in New York finden sie heute eine Statue von Atlas der die Welt auf den Schultern trägt. Das Ayn Rand Center for Individual Rights und das Ayn Rand Institute(Center for the Advancement of Objectivism) veröffentlichen Vorträge von Alex Epstein, in denen John D. Rockefeller und dessen Standard Oil-Imperium gepriesen werden:

„Die Geschichte von Standard Oil, wie sich herausstellt, enthüllt nicht die finsteren Seiten von Big Business, sondern illustriert die Tugenden.“

Die Atlas Society („Objectivism in life and thought“) macht es sich auch zur Aufgabe, die armen gescholtenen und unverstandenen Rockefellers zu verteidigen. Auf aynrand.org glänzt das Ayn Rand Center mit den Worten:

„Am Kolumbus-Feiertag feiern wir die Zivilisation deren Unternehmer, Männer wie Rockefeller, Ford und Gates, eine ungastliche Wildnis, bewohnt von furchtsamen Wilden, in eine reiche Nation verwandelt haben.“

Die Rand-Sekte mit ihrer Bibel namens „Atlas Shrugged“ und ihrem Ersatz-Jesus „John Galt“ war der Slogan-Geber und intellektuelle Rechtfertiger derjenigen Oligarchen, die Freiheit vernichten und einen Internationalsozialismus etablieren. Die Rockefeller-Stiftung, Carnegie-Stiftung, Ford-Stiftung usw. finanzieren all die linken Großorganisationen und transformieren die Gesellschaft zum puren Sozialismus hin.

AlexBenesch
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