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Die adeligen Seilschaften hinter dem Dutroux-Fall

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Der Belgier Marc Dutroux, der mehrere Kinder entführt, missbraucht und getötet hatte, war mit dem Geschäftsmann Michel Nihoul befreundet. Dutroux sprach bei seiner Verhaftung von einem Netzwerk, in dem Nihoul eine zentrale Rolle gespielt hätte. Auffällig war, dass polizeiliche Analysen der Telefongespräche Dutroux zeigten, dass dieser in den Tagen um die Entführung der 14-jährigen Laetitia Delhez über 20 Telefongespräche mit Nihoul führte. Die befreite Delhez sagte später gegenüber der Polizei aus, dass sie Telefongespräche von Dutroux mitgehört habe, in denen dieser mit einem „Jean-Michel“ oder „Michel“ telefonierte und diesem sagte: Ça a marché – „es hat geklappt!“. Diese Indizien waren auch der Umstand, der zur Aufnahme von Ermittlungen gegen Nihoul führte. Nihoul übergab auch Ecstasy-Tabletten im Wert von mehr als (auf heute umgerechnet) 10.000 € an Dutroux’ Helfer und Komplizen Michel Lelièvre, wofür er später keine wirklich plausible Erklärung liefern konnte. Nach Ansicht der Ermittler könnte dies die Belohnung für die Entführung von Laetitia Delhez gewesen sein.

Bei den Ermittlungen gegen Dutroux war bekannt geworden, dass Nihoul ein Informant der Gendarmerie (Polizei) in Dinand gewesen war.

Nihoul kannte den ehemaligen belgischen Bildungsminister Joseph Michel, was Nihoul in einem Interview abstritt. Nihoul saß Mitte der 1970er Jahre im Gefängnis und wandte sich in einem Brief an Joseph Michel, der dann mehrfach versuchte, Nihoul freizubekommen. Er verlangte sogar von der Justizbehörde dessen Begnadigung.

Parteifreund und Schützling von Joseph Michel ist Jaques Langlois, der Untersuchungsrichter bei den Dutroux-Ermittlungen, der darauf bestand, dass Dutroux ein Einzeltäter sei. Die Eltern der Opfer warfen Langlois vor, jener hätte die Ermittlungen sabotiert. Zuvor war Jean-Marc Connerotte der Untersuchungsrichter und hatte einige Erfolge zu verzeichnen. Unter einem lausigen Vorwand wurde Connerotte er entfernt. Langlois war 42 Jahre alt und hatte zu dem damaligen Zeitpunkt nur sechs Wochen Erfahrung als Ermittler.

Die Väter der toten An und der toten Julie griffen Langlois scharf an. Sechseinhalb Stunden nahmen dann allein die Anwälte der überlebenden Laetitia den Richter unter Beschuss und zweifelten vor allem am Alibi für Michel Nihoul. Richter Langlois wehrte sich so gut er konnte, doch mit immer dünner werdender Haut: „Ich habe das Gefühl, ich bin hier der Hauptangeklagte“, rief er einmal fast verzweifelt.

https://www.sueddeutsche.de/panorama/dutroux-prozess-ein-untersuchungsrichter-als-blitzableiter-1.676650

Langlois verwarf insbesondere die Aussagen von mehreren Frauen, die sogenannten X-Dossiers, als groben Unfug. Diese Zeuginnen belasteten u.a. Paul Vanden Boeynants und den Baron de Bonvoisin.

Nihoul kannte auch den ehemaligen belgischen Premierminister Paul Vanden Boeynants, der mit den höchsten Orden des Adels behangen war:

  • Belgium: Grand Cordon in the Order of Leopold.
  • Belgium: Knight Grand Cross in the Order of Leopold II.
  • Knight Grand Cross in the Order of Saints Michael and George.

Das belgische Königshaus ist die Linie Sachsen-Coburg und Gotha, wie auch zum Teil das britische Königshaus. Armin Laschets (CDU) reicher Schwiegervater Malangré wurde zum Ritter des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem ernannt von dem Belgier Maximilien Kardinal de Fürstenberg. Fürstenberg wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges mit dem Orden Leopolds II. ausgezeichnet und zum Kaplan des Obersten Gerichtshofs in Belgien bestellt.

Boeynants und Joseph Michel waren Mitglieder der gleichen christlichen rechten Seilschaft CEPIC. Schatzmeister war Baron Benoit de Bonvoisin. Dieser wiederum kannte den Anwalt Julien Pierre, der Marc Dutroux vertrat. Auch der neue Anwalt von Dutroux kennt de Bonvoisin und Paul Vanden Boeynants.

De Bonvoisin ist der Sohn von Pierre de Bonvoisin, dem Präsidenten des enorm einflussreichen Mischkonzerns Société générale de Belgique, der mit dem Adel in Verbindung steht. Die Familie stammt aus Verviers, wo die Vorväter administrative Positionen innehatten. Pierre de Bonvoisin war 1957 in den erblichen Adel mit dem Titel eines Barons aufgenommen worden. Von Albert Raes, Chef des belgischen Geheimdienstes, erhielt de Bonvoisin den Spitznamen „Schwarzer Baron“. Raes benannte am 19. Mai 1981 in einer Sitzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses die Kontakte zwischen den extremen Rechten und einigen Personen aus dem CEPIC. Es soll auch eine Verbindung gegeben haben zu dem belgischen Arm des GLADIO-Programms.

Ein besonders auffälliger Umstand war die Tatsache, dass über 20 Zeugen im Prozess gegen Dutroux und Nihoul kurz vor ihrer Anhörung im Prozess verstarben. Mindestens vier Personen wurden ermordet, andere nahmen sich mutmaßlich das Leben, wieder andere starben bei angeblichen Unfällen. Die Hintermänner der Morde blieben unbekannt.

1969 gründete Vanden Boeynants mit einer Reihe seiner politischen Verbündeten Cercle des Nations, darunter Baron de Bonvoisin. Cercle des Nations war ein privater, aristokratischer Verein, der mit etwa 80 Mitgliedern begann, die im Allgemeinen royalistisch, entschieden antikommunistisch, pro-nato, pro-europäisch waren. Zu den weiteren Bekanntschaften von Nihoul zählen u.a.:

  • CEPIC-Anwalt Jean Paul Dumont: Er war einst der aufstrebende Star des Brüsseler PSC (christlich-soziale Partei)
  • André Damseaux: Parlamentarier und Ministerpräsident der Wallonischen Region.
  • Jean Gol: Politiker. Ausgezeichnet mit dem Orden Grand Officier of the Order of Leopold
  • Michel Vander Elst: Ende der 80er Jahre gründete Michel Nihoul eine Firma mit dem früheren Anwalt Michel Vander Elst.

Ein zweiter Dutroux

Eine Woche nach der Verurteilung von Marc Dutroux wird Belgien von einer neuen Kinderschänder-Affäre erschüttert: Ein 62 Jahre alter Förster hat zugegeben, sechs junge Mädchen vergewaltigt und dann umgebracht zu haben.

https://www.handelsblatt.com/arts_und_style/aus-aller-welt/es-gibt-viele-parallelen-zum-dutroux-fall-neue-kinderschaender-affaere-erschuettert-belgien/2354136.html?ticket=ST-1421677-3DqcZbOFp4ElkHq5z3oU-ap1

Kurz darauf gestand er drei weitere Morde. Michel Fourniret war wie Dutroux einschlägig vorbestraft, kam aber nach einem Bruchteil der Haftstrafe wieder frei. Wie Dutroux verwendete Fourniret einen weißen Lieferwagen für die Entführungen. Wie viele Personen Fourniret tatsächlich entführt hat und ob er seine Opfer auch an andere Personen verkauft hat, ist unbekannt. 2004 berichtete die WELT:

Da fällt es schwer, an einen Zufall zu glauben, dass der mutmaßliche Serienmörder Michel Fourniret und der im Dutroux-Prozess zu fünf Jahren Haft verurteilte dubiose Geschäftsmann Michel Nihoul einen gemeinsamen Bekannten hatten: Es handelt sich nach Informationen der WELT um den inzwischen verstorbenen Polizisten Gérard Vanesse aus dem südbelgischen Ort Dinand.

https://www.welt.de/print-welt/article325738/Greifen-die-Faelle-Dutroux-und-Fourniret-ineinander.html

Fünf Monate vor der Festnahme von Dutroux hatte Nihoul der Polizei einen Briten namens Walsh in verraten. Im Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen diesen Briten ließ die Polizei auch das Haus von Michel Fourniret durchsuchen und fand eine Polizeiwaffe, die 1993 gestohlen worden war. Der Name des Ermittlers war Gérard Vanesse und dieser hatte Kontakt mit Michel Nihoul.

Lange wurde behauptet, dass in Belgien unbekannt war, dass Fourniret in Frankreich einschlägig vorbestraft war. Dies entspricht aber nicht den Tatsachen. Eine Fourniret-Akte von dem Ermittler Vanesse ist Bestandteil der Dutroux-Unterlagen.

Ein pädophiler Belgier hatte einen Brief geschrieben an den Untersuchungsrichter Connerotte, der auch im Dutroux-Fall ermittelte, und verriet, dass ein 1989 verschwundenes Mädchen in einem weißen Mercedes entführt worden war. Dieser Mercedes gehörte Fourniret. Der Schreiber des Briefs war selbst verwickelt gewesen in einen Pädo-Skandal in der Brüsseler Unicef-Zentrale. Die NY Times berichtete:

Der Skandal brach letzte Woche aus, als die belgische Polizei den 63-jährigen Jos Verbeek, den Direktor des belgischen Unicef-Komitees, festnahm und ihn beschuldigte, Minderjährige zur sittenwidrigen Handlungen zu bewegen. Die Verhaftung erfolgte nach der Entdeckung eines geheimen Fotostudios im Keller des Brüsseler Gebäudes, in dem sich die Büros des Komitees befinden. Das Studio wurde genutzt, um pornografische Fotos von Kindern zu machen, von denen viele nordafrikanischer Herkunft waren, teilte die Polizei mit. Die Polizei gab an, dass mehr als 1.000 solcher Fotos beschlagnahmt wurden, zusammen mit einer Mailingliste mit rund 400 Namen in 15 europäischen Ländern, die auf dem Unicef-Bürocomputer erstellt wurde. Ähnliche Fotos, die in mehreren anderen europäischen Ländern gefunden wurden, scheinen nach Angaben der Ermittler im Unicef-Büro in Brüssel aufgenommen worden zu sein. Unter den Festgenommenen befand sich ein weiterer Unicef-Mitarbeiter, Michel Felu.

https://www.nytimes.com/1987/06/25/world/child-sex-scandal-roils-unicef-unit.html
AlexBenesch
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