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Die Geheimnisse des Holodomors: Stalin tötete mit amerikanischer Duldung Millionen Ukrainer

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Bild: paparazzza/Shutterstock.com

Wer wann wieviel wusste und duldete in hohen westlichen Kreisen über die Millionen Hungertoten in der Ukraine in den 1930er Jahren („Holodomor“), ist eine entscheidende Frage, der die allermeisten Historiker aus dem Weg gehen. So wie Anne Applebaum mit ihrem Standardwerk „Roter Hunger – Stalins Krieg gegen die Ukraine“. Für das angloamerikanische Imperium, das heute unmissverständlich die westliche Welt dominiert, war das Gedeihen Russlands wichtiger als das Überleben von Millionen Menschen. Hätte Applebaum angefangen, die geheimdienstliche Ebene der damaligen Zeit zu rekonstruieren, wäre sie wohl nicht mehr mit ihrem Mann zusammen zu Bilderberg-Konferenzen eingeladen worden. Ihre alten Oxford- und Yale-Kommilitonen hätten sie wohl gemieden. Sie wäre 2006 kein George Herbert Walker Bush/Axel Springer Fellow an der American Academy in Berlin, Deutschland geworden. Und beim Council on Foreign Relations rausgeflogen. Ihr Ehemann, Radoslaw Sikorski, war als polnischer Verteidigungsminister sehr unglücklich über Russlands militärische Großübungen 2009, bei denen auch Atomschläge simuliert wurden. Er beklagte dies öffentlich und forderte eine deutlich gestärkte US-Präsenz in Polen, was aber abgelehnt wurde. Er befürchtete, dass Polen zum Bauernopfer für die Russen wird.

Als amerikanische Großkonzerne wie Ford und General Motors während der Nazi-Herrschaft in Deutschland weiteragierten, lautete die Ausrede in den USA, dies sei ein Beitrag zur Eindämmung des Sowjetkommunismus. Als gleichzeitig solche US-Konzerne riesige Fabriken in Russland bauen ließen, war die Ausrede, dies sei ein Beitrag zur Eindämmung des Faschismus. Bei diesen Geschäften spielten ausgerechnet die Mitglieder der Yale-Geheimgesellschaft „Skull & Bones“ eine entscheidende Rolle. Haben sich Anne Applebaum und Sikorski mit Ausreden abspeisen lassen? Sind sie familiär und freundschaftlich und beruflich dermaßen eingewickelt worden, dass sie es nie wagen würden, gegen ihre eigene Community zu agieren?

Bevor überhaupt der Zweite Weltkrieg ausgebrochen war, kamen Millionen Ukrainer unter die Räder, denn Moskau wollte unbedingt die Kontrolle über das Land, das in etwa so groß ist wie Frankreich. Die Schätzungen, wie viele Zivilisten in dem sogenannten „Holodomor“ starben, belaufen sich auf mehrere Millionen. Der britische Historiker Robert Conquest addierte noch die Opfer der Zwangskollektivierung der Bauern und die Geburtenverluste und kam auf 14,5 Millionen Tote.

Unter Lenins Führung war man zunächst vorgegangen wie jedes beliebige Imperium aus dem europäischen Mittelalter bei einem Eroberungsfeldzug: Ausgewählte Ukrainer wurden liquidiert und deportiert, die ukrainische Kultur wurde ersetzt durch die russisch-sowjetische und die Bauern wurden zurückgeworfen auf den Stand von Leibeigenen, die das Getreide erwirtschaften mussten, das für die neue Regierung wie Geld war.    

Nach der Historikerin Anne Applebaum entschied Stalin im Herbst 1932, die Hungerkrise gezielt gegen die Ukraine zu nutzen, weil die bisherigen Versuche, die neue totalitäre Ordnung zu etablieren, nicht erfolgreich genug waren. Die Geheimpolizei erstellte Listen von widerspenstigen Bauern, um jene dann gezielt auszuplündern.

Das Sowjetsystem war noch relativ jung und hätte es nicht aufnehmen können mit den USA und dem britischen Kolonialreich. Also stellt sich die Frage, warum die Amerikaner und Briten nicht rechtzeitig Schiffsladungen voller Getreide und Gewehre an die Ukraine lieferten. Solche Aktionen wären nichts Ungewöhnliches für die Anglos gewesen und jene waren ausgesprochen dominant im Bereich Waffenproduktion und Getreidehandel (siehe das Buch Buch „Merchants of Grain“). Warum ließ man Millionen Ukrainer im Regen stehen?

Die Scheffer-Connections

Im Jahre 1929 war Paul Scheffer der erste westliche Journalist, der über die Hungersnöte als Folge der Zwangskollektivierung im Berliner Tageblatt berichtete. 1930 veröffentlichte er das Buch „Sieben Jahre Sowjetunion“. Darin ging Scheffer ausführlich auf Stalins Methoden und Vertuschungsversuche zum „millionenfachen Hungertod“ ein. Er war 1913/1914 Praktikant an der deutschen Botschaft gewesen und heiratete die ehemalige Fürstin Natalie Petrowna Wolkonskaja, die von dem russischen Uradel der Rurikiden abstammte. Selbst nach der kommunistischen Revolution mussten der russische und auch der britische Adel ein Netz an Informationsquellen in Russland besessen haben. Natalies erste Ehe war mit dem Kammerherr des letzten Zaren gewesen. 1922 lernte sie „durch Zufall“ Edmund Aloysius Walsh kennen, dem Begründer der wichtigen amerikanischen Kaderschmiede „Georgetown University School of Foreign Service“. Scheffers Salon in Moskau entwickelte sich dank seiner vielfältigen Verbindungen für die ausländische Presse zu einer „Art zweiter Botschaft, einem Vorhof des Außenkommissariats“. Er besaß direkte persönliche Kontakte zu Georgi Wassiljewitsch Tschitscherin, Karl Radek, Nikolai Iwanowitsch Bucharin und Leo Trotzki. Neben den Amerikanern Louis Fischer und Eugene Lyons sowie dem Schweizer Emil Ludwig, zählte Scheffer zu den einzigen ausländischen Journalisten denen Josef Stalin während dieser Zeit Interviews gewährte. Scheffer hielt sich später viel in London auf. Seine Frau Natalie leitete eine Exil-Russen-Community in Neuengland an der US-Ostküste. Ihre Söhne besuchten Harvard. Natalie kannte Dorothy Thompson, die eng mit Eleanor Roosevelt befreundet war, und die Paul Scheffer regelmäßig Veröffentlichungen von Fachbeiträgen in den amerikanischen vermittelte. Weil er Deutscher war, landete er kurzzeitig in einem Internierungslager, worauf er dann befreit wurde auf Geheiß von General William J. Donovan. Demnach soll Scheffer in den Diensten des amerikanischen Geheimdienstes OSS gestanden und bereits 1939 ein geheimes Memorandum für Franklin D. Roosevelt über das Deutsche Reich und Russland geschrieben haben.

Zweifellos war Scheffer eine Art Spion. Es heißt, dass William J. Donovan, der spätere US-Geheimdienst-Koordinator, stürzte sich auf die Berichte von Scheffer.

Wenn es ihm frühzeitig gelungen war, Stalins millionenfache Morde zu enthüllen, dann konnten amerikanische und britische Geheimdienste wohl noch viel mehr an Informationen erhalten.

Filmreifes Drama

Da die Menschen sowieso keine Sachbücher mehr lesen, müssen Filme herhalten als Ersatz für Bildung: In dem Film „Red Secrets – Im Fadenkreuz Stalins“ wird erzählt, wie Gareth Jones 1933 in die Sowjetunion reist und sich heimlich in die Ukraine mogelt, um den Gerüchten über eine Hungerkatastrophe nachzugehen. Die gewöhnlichen journalistischen Korrespondenten wie Walter Duranty von der NY Times vergnügen sich währenddessen in Moskau und schicken positive Berichte über den Fortschritt des Kommunismus nach Hause.

In der Verfilmung ist Gareth Jones einfach ein Journalist mit Rückgrat, der in ein brandgefährliches Abenteuer stolpert und mit viel Glück wieder nach Hause gelangt. Der echte Jones wirkt mehr wie ein Spion, der an Cambridge studiert hatte und Politikberater für den ehemaligen Premierminister David Lloyd George war, der im britischen Kronrat saß und beeinflusst war von linken Schriften der Fabian Society. Die Fabians waren aber nur der Versuch des britischen Kolonialreichs, sich ein humaneres Image zu verpassen und eine Sozialdemokratie zu etablieren, um die Untertanen besser zu verwalten. Desweiteren kritisierte George den zweiten Burenkrieg öffentlich. Mit solchen gezielten Kampagnen gelang es, in Britanniens gehobeneren Schichten gewisse Hoffnungen zu etablieren, dass der Sowjetkommunismus vielleicht eine stabile Ordnung etablieren könnte.

Im Ersten Weltkrieg war David Lloyd George in einer interessanten Position, da er verantwortlich war für den Krieg gegen die Deutschen, die an einer zweiten Front gegen das zaristische Russland kämpften. Die Zaren waren im Prinzip dieselbe Familie wie der britische Thron, mussten sich aber die Macht über Russland traditionell teilen mit dem gewöhnlichen russischen Adel. Das Vermögen des letzten Zaren war über Pjotr Bark rechtzeitig in die City of London geschleust worden. Der Krieg verheizte die Soldaten des gewöhnlichen russischen Adels, was den Weg ebnete für die kommunistische Oktoberrevolution, die wahrscheinlich vom britischen Hochadel eingefädelt und von den Amerikanern unterstützt wurde. Die Romanows (Hessen-Darmstadt und Schleswig Holsteiner Linien) verließen einfach Russland, von vier angeblich ermordeten Großfürsten fehlen glaubhafte Leichen und für die angebliche Ermordung des letzten Zaren samt Angehörigen gibt es nur einen äußerst zweifelhaften DNS-Abgleich.

Auf Geheiß von König George V. hätte die britische Regierung seltsamerweise ihr Angebot zurückgezogen, dem letzten Zaren Asyl in Britannien zu gewähren, heißt es in gewöhnlichen historischen Darstellungen. Lloyd George äußerte sich positiv über den Sturz des Zaren und 1921 schloss er erfolgreich das anglo-sowjetische Handelsabkommen ab. Henry Wilson, der Chef des britischen Generalstabs, befürchtete gar, Lloyd George sei „ein Verräter und ein Bolschewist“ geworden.

Lloyd George war nach 1923 eine ganze Weile lang konsequent pro-deutsch gewesen. In einer Rede im Jahr 1933 warnte er davor, dass der Kommunismus ihn in Deutschland ersetzen würde, wenn Adolf Hitler gestürzt würde. Auch die Amerikaner hatte diese seltsame, widersprüchliche Dialektik angewandt, indem sie Nazideutschland und die Sowjetunion gleichzeitig industriell förderten und als Ausreden jeweils das Zurückdrängen des Kommunismus und Faschismus betonten.

Lloyd George nannte Hitler „den größten lebenden Deutschen“.  Er glaubte, Hitler sei „der George Washington von Deutschland“; dass ein Krieg zwischen Deutschland und der Sowjetunion erst in zehn Jahren stattfinden würde; dass Hitler die Briten bewunderte und ihre Freundschaft wollte, aber dass es keine britische Führung gab, um dies auszunutzen. Der zweifache Pulitzer-Preisträger Louis Kilzer schilderte in seinem Buch „Churchill’s Deception“ ein breit angelegtes britisches Täuschungsmanöver, um den Nazis Kooperationsbereitschaft vorzugaukeln auf der Basis eines gemeinsamen „nordischen“ Ursprungs der beiden Völker. Zudem glaubten die Nazis die (auch von Britanniens Geheimdiensten lange Zeit geförderten) Märchen, laut denen die jüdischen „Weisen von Zion“ mit Familien wie den Rothschilds den britischen Adel entmachtet hätten und auch die USA heimlich kontrollieren. Hitler träumte davon, einen Marionettenkönig in Britannien einzusetzen.

AlexBenesch
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