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Die Ukraine hat genügend Gasvorkommen für Europa

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Die imperiale Kalkulation Russlands für den Ukrainekrieg ist nach wie vor ein Geheimnis. Neben der erhofften schnellen Eroberung der ukrainischen Rüstungsbetriebe und bis zu 40 Millionen neuer Bürger, scheint es die Befürchtung gewesen zu sein, dass die Ukraine das Gasgeschäft für Europa übernehmen könnte. Das Harvard International Review veröffentlichte einen Beitrag von Andreas Umland und weiteren Experten dazu.

Abgesehen von Russlands Gasreserven in Asien verfügt die Ukraine heute über die zweitgrößten bekannten Gasreserven in Europa. Ende 2019 beliefen sich die bekannten ukrainischen Reserven auf 1,09 Billionen Kubikmeter Erdgas, an zweiter Stelle nach Norwegens bekannten Ressourcen von 1,53 Billionen Kubikmetern. Diese enormen Energiereserven bleiben jedoch weitgehend ungenutzt. Heute hat die Ukraine eine niedrige jährliche Reservenutzungsrate von etwa 2 Prozent. Darüber hinaus könnte eine aktivere Exploration zuvor unentdeckte Gasfelder hervorbringen, was das Gesamtvolumen der ukrainischen Lagerstätten weiter erhöhen würde.

Die Ukraine könnte nicht nur energie-autark werden, sondern mit billigen Preisen die heimische Industrie fördern sowie Gas exportieren in EU-Staaten. Es gäbe keinen auch nur irgendwie ansatzweise vernünftigen Grund mehr für den Kauf russischen Gases. Für das Regime in Moskau wäre dies eine existenzbedrohende Katastrophe.

Ein überschaubares Investment von nicht einmal 20 Milliarden € wäre nötig, um die Vorkommen zugänglich zu machen und die Infrastruktur bereitzustellen.

Möglicherweise beabsichtigte Russland, mit der Invasion diese Pläne zu stoppen. Inwiefern NATO-Staaten tatsächlich beabsichtigten, der Ukraine die Gasverkäufe zuzuschanzen, die Russland dringend brauchte, ist fraglich. Wenn es darauf ankommt, halten die Supermächte zusammen und verhindern das Aufkommen von kleineren Konkurrenten.

Lithium

Ukrainische Forscher haben spekuliert, dass die östliche Region des Landes fast 500.000 Tonnen Lithiumoxid enthält, eine Lithiumquelle, die für die Herstellung von Akkus und für allerhand Rüstungsproduktion benötigt wird.

Diese vorläufige Einschätzung würde, sofern sie zutrifft, die Lithiumreserven der Ukraine zu einer der größten der Welt machen. Ohne die seltenen Erden gibt es keine Präzisionsmunition, keine Laser-Zielgeräte, Luftfahrtsysteme, Radarsysteme, Nachtsichtgeräte, Satelliten- und Kommunikationssysteme. Die Förderung von diesen Mineralien ist allerdings meist unwirtschaftlich und sehr giftig. Viele Minen im Westen wurden wegen der Konkurrenz aus Fernost geschlossen und es bräuchte Jahre, um sie wieder zu aktivieren. 

Die Wirtschaft der Ukraine drehte sich lange um altmodische Commodities wie Kohle, Eisen und Titan. Inzwischen wird aber der Markt für Elektrofahrzeuge immer größer, deren Akkus auf Lithium basieren.

Ende letzten Jahres begann die Ukraine mit der Versteigerung von Explorationsgenehmigungen zur Erschließung ihrer Lithiumreserven sowie von Kupfer, Kobalt und Nickel, die ebenfalls für Batterien relevant sind.

Das Potenzial der Ukraine für die Lithiumproduktion hatte begonnen, weltweite Aufmerksamkeit zu erregen. Im November gab das australische Unternehmen European Lithium bekannt, dass es dabei sei, sich Rechte an zwei vielversprechenden Lithiumlagerstätten in der Region Donezk in der Ostukraine und Kirovograd im Zentrum des Landes zu sichern. Das Unternehmen sagte damals, es strebe an, Europas größter Lithiumanbieter zu werden.

Im selben Monat beantragte das chinesische Unternehmen Chengxin Lithium laut Medienberichten auch Rechte an Lithiumvorkommen in Donezk und Kirowograd.

Auf China, Kongo und Australien entfallen derzeit drei Viertel der weltweiten Produktion von Lithium, Kobalt und diversen seltenen Erden.

Derzeit wird allgemein geschätzt, dass die Taliban in Afghanistan auf Mineralien im Wert von 1-3 Billionen Dollar sitzen. Laut einem internen Pentagon-Memo von 2010 könnte die Nation das „Saudi-Arabien des Lithiums“ werden.

Heute liegen die USA weit zurück, da laut USGS nur 1 % des weltweiten Lithiums in den USA abgebaut und verarbeitet wird. Mehr als 80 % des weltweiten Rohlithiums wird in Australien, Chile und China abgebaut. Und China kontrolliert laut der Internationalen Energieagentur mehr als die Hälfte der weltweiten Lithiumverarbeitung und -raffination und verfügt über drei Viertel der Lithium-Ionen-Batterie-Megafabriken der Welt. In den USA gibt es nur eine aktive Lithiummine, Albemarle’s Silver Peak, Nevada.

AlexBenesch
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