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Katyn & Smolensk: So aufwändig fälschte Russland die Geschichte von Massakern

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Kommentar

Manche Geschichtsfälschungen der Russen waren ziemlich aufwändig, wie etwa die Vertuschung von tausenden Morden an gefangenen polnischen Offizieren bei Katyn im Jahr 1940. Oder wie die manipulierten Ermittlungen von 2010 zu dem vermeintlichen Flugzeugabsturz in Smolensk, in unmittelbarer Nähe von Katyn, bei dem die polnischen Eliten starben. Die beiden Beispiele zu erwähnen als Kontext für die aktuellen Leichenfunde an Orten wie Bucha in der Ukraine, und die russischen Ausreden, ist naheliegend. Allerdings werden die Massenmedien nur ungerne das Katyn-Smolensk-Fass wirklich aufmachen, denn ab 2010 akzeptierten die NATO-Staaten seltsamerweise die manipulierten russischen Ermittlungen zu dem Flugzeugdesaster.

Wenn sich aktuell im Ukraine-Krieg russische Soldaten zurückziehen, hinterlassen sie unweigerlich tote Zivilisten; das Resultat von einerseits schmutzigen Taktiken und andererseits durchgeknallten Soldaten. Leichen verschwinden zu lassen, ist zu aufwändig, also lässt man sie liegen oder versucht halbherzig, sie zu verbuddeln. Hinterher muss dann die russische Führung behaupten, das sei alles fake oder heimlich das Werk von Faschisten der linksliberalen Weltverschwörung der Windmühlen von Zion. Die russische Geschichtsfälschung ist aktuell ungefähr so durchdacht und gut geplant wie es die Panzeroffensive war.

Im Vorlauf des Katyn-Massakers 1940 gab es Zeit für die Planung durch Beria und Stalin, was mit den polnischen Gefangenen in Sonderlagern passieren sollte. Man brachte sie in Zügen zu abgelegenen Hinrichtungsorten, wo nachts die Gruben ausgebaggert worden waren. Die russischen Täter, 50 ausgewählte Männer vom NKWD, benutzten deutsche Walther-Pistolen und 7,65-Millimeter-Patronen der deutschen Marke GECO) die die Sowjetunion seit 1928 in großen Mengen importiert hatte.

Nach dem Beginn des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 versuchte Stalin hastig, eine polnische Exilarmee aufzustellen für den Kampf gegen die Nazis. Dummerweise konnte man dabei nicht mehr auf die tausenden polnischen Offiziere zurückgreifen, die wie Sardinen in geheimen Massengräbern lagen. Polnische Funktionäre suchten diese Offiziere, die als vermisst galten, und wurden von den Russen immer wieder mit vorgetäuschter Ahnungslosigkeit abgewehrt. Am 18. März 1942 erklärte Stalin zum ersten und einzigen Mal, die Lager der Vermissten könnten den Deutschen in die Hände gefallen sein.

Dann fanden polnische Kriegsgefangene der Deutschen bei Katyn die Gräber. Das Oberkommando der Wehrmacht (OKW) erlaubte die Exhumierungen, man ermittelte Zeugenaussagen umliegender Anwohner und wertete physische Spuren aus. Goebbels nutzte selbstverständlich die Gelegenheit, um einen regelrechten Gräuel-Tourismus zu starten und verschiedenste Funktionäre und Journalisten zu der Fundstelle zu bringen im Zuge einer Medienkampagne die sieben Wochen lang die Nachrichten beherrschte. Enthalten war natürlich der ständige Verweis darauf, dass es sich bei den Tätern um Slawen und um die jüdische Weltverschwörung handle. Millionen Katyn-Broschüren wurden gedruckt und verteilt, ohne allzu großen Effekt zu haben.

Deutschland verlor den Krieg und die US-Regierung unter Präsident Franklin D. Roosevelt einigte sich mit den Sowjets, was bedeutete, dass man die Katyn-Sache herunterspielte. Władysław Sikorski, Ministerpräsident der Polnischen Exilregierung, war mit seinen bohrenden Fragen nicht länger erwünscht. Er starb am 4. Juli 1943 bei einem umstrittenen Flugzeugabsturz bei Gibraltar.

Der NKWD, der das Massaker verübt hatte, war nun mit der Geschichtsfälschung beauftragt. Dafür grub man Leichen aus, stopfte ihnen gefälschte Papiere in die Kleidung und zwang Leute aus der Umgebung zu Falschaussagen.

Am 22. März 1989 schlugen der sowjetische Außenminister Eduard Schewardnadse, Gorbatschows Berater Walentin Falin und der KGB-Vorsitzende Wladimir Krjutschkow im Zentralkomitee vor, die wahren Täter des Massakers zu nennen, „um die Debatte zu beenden“.

2010

Die polnische Elite starb 2010 in einem Flugzeugabsturz bei Smolensk, wo man den Opfern des Katyn-Massakers gedenken wollte. Für Donald Tusk und Angela Merkel war es nur ein Unfall. Für die beiden beseitigte der tragische Fall wichtige politische Hindernisse in Europa. Interessanterweise gibt es zwischen den beiden eine alte Verbindung, die weit in die sowjetische Vergangenheit reicht.

Die Russen hielten Beweise zurück, ließen sich nicht in die Karten schauen, brachen dadurch Abkommen. Kaczynski wird in den Medien präsentiert als ein Verschwörungstheoretiker, der aus politischen und privaten Motiven nicht loslassen möchte. 

Mehr als zehn Jahre nach der Flugzeug-Katastrophe von Smolensk hat Polens Regierung von Russland immer noch nicht das Wrack der abgestürzten Tupolew T-154 zurückbekommen. Diplomatische Forderungen wurden ergebnislos mehrfach an Moskau gerichtet.

Ukraine

Eine Analyse von Satellitenbildern der New York Times widerlegt Behauptungen Russlands, dass die Tötung von Zivilisten in Bucha, einem Vorort von Kiew, stattfand, nachdem die Soldaten die Stadt verlassen hatten. Als am Wochenende Bilder von toten Zivilisten auftauchten, die auf den Straßen von Bucha lagen – einige mit gefesselten Händen, andere mit Schusswunden am Kopf – wies das russische Verteidigungsministerium die Verantwortung zurück. In einem Telegram-Beitrag vom Sonntag wies das Ministerium darauf hin, dass die Leichen erst kürzlich auf den Straßen platziert worden seien, nachdem sich „alle russischen Einheiten vollständig aus Bucha zurückgezogen“ hatten, um den 30. März herum.

Russland behauptete, die Bilder seien „ein weiterer Schwindel“ und forderte eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates zu „Provokationen ukrainischer Radikaler“ in Bucha.

Aber eine Überprüfung von Videos und Satellitenbildern durch die Times zeigt, dass viele der Zivilisten vor mehr als drei Wochen getötet wurden, als das russische Militär die Kontrolle über die Stadt hatte.

Ein Video, das am 1. April von einem Gemeinderatsmitglied gedreht wurde, zeigt mehrere Leichen, die entlang der Yablonska-Straße in Bucha verstreut sind. Satellitenbilder, die Maxar Technologies der Times zur Verfügung gestellt hat, zeigen, dass mindestens 11 von ihnen seit dem 11. März auf der Straße waren, als Russland nach eigenen Angaben die Stadt besetzte.

AlexBenesch
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