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Niemand spricht über die massive Rüstungsproduktion für Russland in der Ukraine

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Kommentar

Als Janukowitsch im Zuge der Maidan-Proteste in der Ukraine türmte und Russland eine dramatische Reaktion startete, wiesen wir darauf hin, dass es um weit mehr ging als nur um politische Kontrolle und Prestige; nämlich um einen Großteil der Rüstungsindustrie, von der Russland abhängig ist.

Als die Sowjetunion 1991 endete, befanden sich 30 Prozent der sowjetischen Rüstungsindustrie auf ukrainischem Gebiet, rund 750 Fabriken und 140 weitere Einrichtungen mit einem Personal von insgesamt über einer Million Menschen.

Die ukrainische Rüstungsindustrie belieferte in dieser neuen Welt auch andere Länder und beschäftigte weiterhin hunderttausende Arbeiter, nichtsdestotrotz blieben die Bindungen an Russland sehr eng; einige für das russische Militär essentielle Komponenten werden exklusiv in der Ukraine hergestellt und lassen sich nicht einfach irgendwo anders kaufen. Moskaus Plan war gewesen, umgerechnet 560 Milliarden Dollar bis zum Jahr 2020 auszugeben, um das eigene Militär samt dem Atomwaffenarsenal zu erneuern. Wegen dem Ukraine-Konflikt ergaben sich aber zwei gewichtige Probleme: Ein Mangel an lebenswichtigen Bauteilen und Ersatzteilen, sowie Finanzierungsprobleme, die durch die westlichen Sanktionen entstanden sind.

Mehr als die Hälfte von Russlands Nuklearwaffenarsenal wurde entweder in der Ukraine gebaut oder verwendet ukrainische Navigationssysteme bzw. Zielsysteme. Das Rückgrat der nuklearen Kapazitäten ist die Interkontinentalrakete RS-20B Voyevoda. Ohne die Ersatzteile und Serviceleistungen aus der Ukraine wird es schwierig sein, die veralteten Raketen intakt zu halten bis die Nachfolger produziert werden können. Es werden außerdem dringend 3000 Motoren benötigt für Helikopter, aber selbst können die Russen kaum eigene Exemplare herstellen.

Die Antonow-Lufttransportmaschinen benötigen ebenfalls neue Motoren, wie auch die Albatros-Ubootjäger. Ballistische Raketen müssten eigentlich in der Ukraine gewartet werden.

Mehr als 50 Fabriken im Osten und Süden der Ukraine, nahe der russischen Grenze, bilden ein Netz auf das der Kreml angewiesen ist.

Durch die Annexion der Krim gewannen die Russen 13 Anlagen, die eigentlich dem ukrainischen staatlichen Rüstungskonzern Ukroboronprom gehörten, es handet sich dabei um Fabriken für Flugzeugteile sowie Werften. Im Donbass verlor Kiew Zugang zu Fabriken für Munition, Sprengstoffe, Motorenteile und Radarsysteme. Berichten zufolge transportierten russische LKWs die Produktionsmaschinen ab.

Den Separatistenführern wurde zwar vom Kreml das Blaue vom Himmel versprochen, wie etwa dauerhafte neue Pufferstaaten und Reichtum, letztendlich sollen sie aber hauptsächlich den Kopf so lange hinhalten, bis die Rüstungsproduktion abgebaut und abtransportiert ist. Laut den Kiewer Behörden kooperierten keine Anlagen, die unter ukrainischer Kontrolle stehen, mehr mit Russland.

Russlands Außenministerium warnte, dass sich Hersteller der Interkontinentalrakete RS-20B Voyevoda mit Abgesandten von Drittstaaten trafen. Zu den möglichen neuen Kunden gehören China, Nordkorea, Syrien und der Iran.

Die Hälfte des russischen Atomwaffenarsenals ist abhängig von Leitsystemen, die von Firmen in der Ukraine hergestellt und gewartet werden. Russische Kampfhelikopter, Kriegsschiffe und Kampfbomber verwenden Motoren aus der Ukraine. Die beste Luft-Luft-Rakete der Russen verwendet ukrainische Leitsystem-Technik.

Russland hatte zwar wegen dem Ukraine-Konflikt übereilt Maßnahmen ergriffen, um die Produktionsausfälle auszugleichen, Experten gingen jedoch davon aus dass es Jahre dauern und mehrere tausend Milliarden Dollar kosten würde, die ukrainische Produktion zu ersetzen. Würde Russland eine Invasion der Ukraine starten, bestünde die Gefahr dass die ukrainischen Streitkräfte auf dem Rückzug die wichtigen Produktionsstätten vernichten.

Die leeren LKWs

Erinnern wir uns an die fast 300 weißen russischen Lastwagen die „humanitäre Güter“ in das Krisengebiet transportieren sollten. Befürchtungen, dass es sich um getarnte Waffenlieferungen an die Separatisten handelt, zerschlugen sich schnell bei der Inspektion. Der Anblick war gähnende Leere, meist nur eine einzige einsame Palette pro Fahrzeug. Offensichtlich kam man nicht um sonderlich viel zu bringen, sondern um etwas zu holen, nämlich den Inhalt einer wichtigen Fabrik.

Die schweizer Presse berichtete:

SO FLIEGEN ALLE RUSSISCHEN KAMPFHUBSCHRAUBER MIT TRIEBWERKEN VON MOTOR SITSCH AUS SAPORISCHSCHIA [UKRAINE].

In den nächsten Jahren sollen 1000 neue Kampfhubschrauber angeschafft werden, inklusive Ersatzmotoren. Russland selbst kann nicht einmal 50 Triebwerke selbst bauen, deshalb sollte der Rest eigentlich aus ukrainischen Werken kommen. Genauso drehte sich die illegale Besetzung der Krim nicht um den Schutz der dortigen Bevölkerung vor eingebildeten Faschistenhorden aus Kiew, sondern um die Wartungsanlagen für russische Kampfbomber und Hubschrauber. Der frühere Rüstungschef der Russen meinte 2013:

WENN DIE UKRAINE MORGEN DIE GRENZE SCHLIESST, DANN STEHT UNSERE LUFTWAFFE AM BODEN.» SELBST DIE FLIEGERSTAFFEL DES RUSSISCHEN PRÄSIDENTEN IST AUF UKRAINISCHE RÜSTUNGSUNTERNEHMEN ANGEWIESEN.

Bei der Marine läuft es ähnlich, die neuen Uboote und Kriegsschiffe können nicht fertig gebaut werden ohne die Werften in Sewastopol. Nicht einmal der Konzern Gazprom kann ohne die Ukraine ohne Weiteres Pipelines bauen, wegen den Gasturbinen.

2011 erhielt der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall einen Vertrag im Umfang von 140 Millionen $ um ein Gefechtsübungszentrum im südwestlichen Russland in Mulino zu bauen, das 30.000 Soldaten pro Jahr ausbilden kann. Es handle sich um eine Quasi-Kopie des Gefechtsübungszentrum des deutschen Heeres in der Letzlinger Heide in Sachsen-Anhalt. In normalen Manövern werden Standard-Schussbahnen verwendet und hinterher Manöverkritik geübt. Viel besser ist dagegen die moderne Technik mit der unter realistischen Bedingungen mit Laserwaffen gekämpf wird und die Software alles aufzeichnet, sogar den simulierten Verletzungsgrad von Panzerbesatzungen. Auf diese Weise lassen sich Streutkräfte optimieren. Das Trainingszentrum im russischen Mulino verfügt sogar über einen virtuellen Panzer, so spart man gleich noch Geld in der Ausbildung.

Amerikanische Funktionäre mutmaßen, dass die Deutschen allerdings schon seit Jahren russische Truppen ausbilden. Der Forschungsdienst des US-Kongresses berichtete dass Rheinmetalls Partner der staatliche russische Konzern Oboronservis war. Aus Deutschland kamen Simulations-, Kommunikations-, Video- und Datenverarbeitungssysteme. Rheinmetall erhoffte sich nach dem Bau dieses weltweit besten Ausbildungszentrums weitere Aufträge zur Modernisierung der russischen Armee. Das Projekt wurde schließlich auf politischen Druck nach der Krim-Krise eingestellt, jedoch war das meiste bereits ausgeliefert und fertiggestellt.

Amerikanische Geheimdienstler und Funktionäre im Pentagon seien laut einem Bericht in The Daily Beast „angepisst“. Es wird vermutet, dass die Deutschen auch die russischen Spezialkräfte Spetsnaz ausgebildet hätten. Rheinmetall kommentierte nicht.

Auch andere EU-Länder drängten sich um den russischen Absatzmarkt: Transportflugzeuge aus Tschechien, Panzerfahrzeuge aus Italien, Wärmebildkameras für Panzer aus Frankreich. Renault Defence und Patria aus Finnland wollten gar mit den Russen zusammen Radpanzer bauen. Finnland ist eines der offensichtlichsten historischen Ziele russischer Expansionspläne.

Dann wurde bekannt, dass die meisten von Europas Top-Rüstungsexporteuren einen stillen Handelsstopp mit Russland implementiert hätten.

Neben solchen klassischen Rüstungsobjekten gibt es noch den Markt für „Dual Use Items“, also Produkte die wichtig für die zivile Verwendung ist, aber auch für militärische Zwecke benutzt werden können. Der europäische Rüstungsgigant EADS stellt beispielsweise Komponenten für russische Spionagesatelliten her, eine US-Firma produziert Mikrochips für russiche Militärcomputer. Französische Firmen verkaufen wichtige Tiele füe russische Kampfbomber und Zielsystemtechnologie für russische Panzer und Bomber.

Während dem russisch-georgischen Krieg 2008 wurden russische Kräfte in Südossetien mit teuren Scharfschützengewehren der finnischen Firma Sako fotografiert, die als Jagdwaffen nach Russland verlauft worden waren.

AlexBenesch
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