Kommentar
Die NATO-Truppen verlassen Afghanistan, die Taliban übernehmen den Staat und die Russen bitten um Audienz. Die offensichtliche Frage, die in den gewöhnlichen Medien jeder stellen will, aber nicht darf, ist: Welche geheimen Absprachen gab es zwischen der NATO und den Russen? Was genau ist der Plan? Welche internationalen Geheimdienste kontrollieren Anführer der Taliban?
Die Massenmedien unterstellen, dass es gar keinen allzu konkreten Plan gäbe. USA Today schreibt von einer „Fehlkalkulation mit guten Absichten“ von Joe Biden:
„Die Wahrscheinlichkeit, dass die Taliban alles überrennen und das ganze Land besitzen, ist sehr unwahrscheinlich“, sagte der 46. US-Präsident zu Reportern im Juli nach einer Entscheidung, die militärischen Operationen dort zu beenden.
Man stellt sich also dumm. Man hätte damit gerechnet, dass es Monate braucht, bevor die Regierung in Kabul fällt. Es werde sicherlich keine Bilder von Evakuierungen per Helikopter geben wie einst in Saigon:
Der Abgeordnete des Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, drängte die Beamten, darunter Verteidigungsminister Lloyd Austin und den Vorsitzenden der Joint Chiefs of Staff, General Mark Milley, darauf, eine Antwort zu liefern auf die Frage, warum der Prozess so schnell ablief:
„Sie sagen, Sie hatten einen Plan. Die Auswirkungen davon für Amerika werden Jahrzehnte andauern und es wird nicht nur in Afghanistan sein“,
Das US-Militär hat nach dem Zusammenbruch der afghanischen Regierung am Sonntag die Sicherheit des Flughafens Kabul übernommen, um die massive Luftbrücke ausländischer Diplomaten und Bürger auszuführen. Diese Evakuierungsflüge werden auf der separaten, militärischen Seite des Flughafens abgewickelt.
Im Februar 2020 unterzeichneten die Vereinigten Staaten und die Taliban ein „Friedensabkommen“ inklusive Plan für den Abzug der Truppen. Die Taliban versprachen hoch und heilig, sich künftig zu benehmen und nicht komplett durchzudrehen wie der Islamische Staat im Irak. Außerdem soll es keine weiteren „Vorfälle“ mehr geben wie 9/11.
Great Game
Die Vorherrschaft außenstehender Großmächte um Afghanistan und generell Zentralasien wurde als das „Great Game“ bezeichnet. Im Norden von Zentralasien liegt Russland, im Osten China, im Süden Pakistan und Indien, im Westen Iran.
Russland und China als Supermächte wollen sich ausdehnen. Der Iran ist von Russland abhängig und finanziell in erheblichen Schwierigkeiten. Pakistan ist abseits von ein paar Atomwaffen unbedeutend.
Der britische Geograph Halford Mackinder formulierte in seiner im Januar 1904 vor der Londoner Royal Geographical Society präsentierten Schrift „The Geographical Pivot of History“ (etwa „Der geografische Drehpunkt der Geschichte“) die Heartland-Theorie als Teil der britischen imperialen Strategie. Deren Hauptthese war, die Beherrschung Eurasiens als pivot area (Kernland) sei der Schlüssel zur Weltherrschaft. Großbritannien könne als führende Seemacht aufgrund seiner Insellage diese weiträumigen Gebiete nicht beherrschen und müsse mit dem Aufkommen eines gefährlichen, ebenfalls nach Expansion strebenden Konkurrenten auf dem Kontinent rechnen, vor allem mit Russland. Russlands Zaren waren allerdings aus derselben Familie wie der britische Thron. Britannien hatte sehr viel zu tun mit der Revolution in Russland und prinzipiell haben die Supermächte heutzutage mehr davon, wenn sie ein heimliches Kartell bilden, als sich wirklich bis zum Äußersten zu bekämpfen.
