Kommentar
Im ZDF Magazin Royal trashte Böhmermann die offensichtlichen, eingebildeten Verschwörungsexperten aus der Telegram-Bubble, die an die links-jüdische Weltverschwörung glauben, und versuchte sich gleichzeitig selbst als Experte für die große rechte Weltverschwörung:
Aus der gewöhnlichen linken Perspektive, die Böhmermann hier einnimmt, erscheint alles völlig schlüssig und simpel. So wie die Nationalsozialisten damals mit schmutzigen Tricks und den Fake-Protokollen von Zion zur Macht kamen, so versuchen es diverse Personen und Kreise auch heute. Putin vermarktet sich als rechts. Trump bespaßte das rechte Publikum und hat reiche Freunde. Diverse Oligarchen bekommen ihre Wunschgesetze und zahlen wenig bis keine Steuern. Einzelne Bundeswehr-Soldaten planen Umstürze. Geheimdienste fördern rechtsextreme Strukturen.
Was Böhmermann nicht versteht, ist dass wir nie wirklich aus dem Zeitalter der Aristokratie herausgekommen sind und die Netzwerke, die sich über Jahrhunderte entwickelt haben, nicht nur Oligarchen und Firmen als Tarnorganisationen schufen, sondern auch die politischen Ideologien und Bewegungen kontrollieren. Eine der wichtigsten Taktiken ist es, Linke, Rechte, die Mitte, Libertäre und klassische Verschwörungsideologen gegeneinander auszuspielen.
Viele Opfer der rechten Telegram-Blase misstrauen Großkonzernen genauso wie Böhmermann, fürchten sich genauso vor unterdrückerischen und ausbeuterischen Strukturen und wollen genauso wie Böhmermann mit Agitation und Propaganda arbeiten, um sich zu schützen. Krankhafter Narzissmus findet sich dabei nicht nur bei Telegram, sondern auch überall sonst.
Sobald Böhmermann die Fake-Protokolle von Zion und ähnliche Desinformation zu angloamerikanischen (teils adeligen) Geheimdiensten zurückverfolgen würde, die schon in den 1800er Jahren die völkische Szene in Deutschland und Österreich infiltrierten, wäre seine Karriere beim ZDF schnell vorbei.
