spot_img

Alice Weidel spricht über „Selbstkritik“ in der AfD, weil man nicht von der Corona-Krise profitieren konnte

Datum:

Kommentar

Alice Weidel hat keine extreme Vergangenheit wie die Stars des „Flügels“ in der AfD, aber sie konnte eine bedeutende Karriere in der Partei machen, weil sie den Flügel duldete und selbst bis zu einem gewissen Grad noch gemäßigtere Wähler ansprechen konnte.

Im WELT-Interview versucht sie aktuell zu erklären, warum man bisher nicht von der Corona-Krise profitieren konnte und was man künftig besser machen will. Die Corona-Politik der Bundesregierung nennt sie „inkonsistent“ aber kurz darauf muss sie zugeben, dass es „keine einfachen Lösungen gibt“ und es ist klar, dass sie kein Experte in dem Gebiet Virologie ist und eher politische Antworten geben muss, um ihre Partei positiv darzustellen, so als habe sie Kompetenz beim Lösen von Problemen. Wirklich „konsistent“ war die AfD bisher nur beim Verharmlosen des Virus und dem Nachahmen von einfachen Antworten und Slogans aus dem Internet, was eben beim Wähler keine Begeisterung auslöst. Parteikollegen wie Bystron sind, wie die einschlägigen Internetmedien aus denen der Flügel seine Informationen zur Pandemie zu beziehen scheint, felsenfest davon überzeugt, dass extreme Corona-Verharmlosung die Wahlergebnisse der Partei verdoppeln könne.

Wahrscheinlich muss Weidel nun intern Kritik einstecken, weil sie die Phrase „keine einfachen Lösungen“ verwendet hat, anstatt nach Bauernfänger-Art zu suggerieren, es hätte seit Monaten eine einfache Lösung gegeben; nämlich den sofortigen Stopp aller bedeutender Zwangsmaßnahmen. Das Virus hätte sich als „harmlos wie eine Grippe“ herausgestellt und das Pandemieproblem hätte sich in Luft aufgelöst. Parteikollegen von Weidel sind vielleicht wirklich felsenfest überzeugt, dass man genügend Stimmung hätte hochpeitschen können in Deutschland, sodass sich die Bürger den Maßnahmen verweigern, und dann wäre trotzdem kein Problem entstanden mit Intensivpatienten und Todesfällen und die Wähler hätten gesehen, dass die AfD das Land ins Licht führen werde. Die Kanzlerin hätte sogar gestürzt werden können usw. Ein wahres Wunschkonzert.

Bei den Wahlschlappen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz betrifft beklag Weidel den hohen Briefwähler-Anteil (wegen Corona). Viele Menschen hatten gewählt, bevor die Maskenaffäre der Union und „das ganze Ausmaß des Regierungsversagens offensichtlich geworden waren“.

Weidel gibt zu, dass von der Unzufriedenheit aber eher die FDP profitiert und als Grund meint sie, dass die Massenmedien die AfD beim Pandemie-Thema boykottieren würden. Immerhin gibt sie zu, dass der Partei bei Corona nur eine geringe Problemlösungskompetenz zugeschrieben wird. Woran das liegt, das müssten sich die Parteimitglieder „selbstkritisch“ fragen. Und genau hier sind wir beim Kern der Frage angelangt, warum der Partei wenig Problemlösekompetenz zugeschrieben wird: Selbstkritik ist meistens Fehlanzeige. Meinungen und Narrative wurden aus dem Internet kopiert oder von den US-Republicans unter Trump im Wahlkampfjahr 2020. Meinungsverschiedenheiten werden als Kampf ausgetragen, mit Intrigen, haarigen ideologischen Grundüberzeugungen und viel Emotion. Weidel zeigt im Interview, dass sie alles und jeden externen Faktor verantwortlich macht für die Probleme.

Weidel versucht es mit dem simplen Talking Point, dass die Regierungen in Bund und Ländern die älteren Risikogruppen hätten schützen können, während der Rest der Bevölkerung ein möglichst hohes Maß an Freiheit hätte genießen können. Man kann aber nicht 17,5 Millionen Menschen in Deutschland einfach einsperren oder anderweitig schützen vor den restlichen rund 65 Millionen Menschen, bei denen sich Infektionen stark verbreiten. Gerade meinte Weidel noch, es gäbe keine einfachen Antworten, aber hier versucht sie es mit einer einfachen Antwort, die sie wahrscheinlich aus dem Internet aufgeschnappt hat von Bhakdi oder Wodarg. Soll das Problemlöse-Kompetenz sein?

Bei der Frage nach den „Querdenkern“, die die Pandemie als völlig übertriebene Angelegenheit oder sogar Verschwörung betrachten, gibt sie eine schwammige Antwort. Sie hält es für wichtig, den Austausch mit sämtlichen gesellschaftlichen Gruppen zu suchen, denn sonst drohe eine Spaltung der Gesellschaft. Wie wäre es aber mit einem Austausch mit einer repräsentativen Auswahl an wissenschaftlichen Experten zur Pandemie? Nicht nur die Bhakdis und Wodargs oder ein paar andere Figuren aus derselben Querdenker-Echokammer?

Die Frage nach Meuthen ist ihr unangenehm. Sie benutzt den alten, abgedroschenen Spalter-Vorwurf; so als wäre er nicht „integrativ“ und für Geschlossenheit, sie aber schon. Sprach sie vorhin nicht von notwendiger Selbstkritik innerhalb der Partei? Stand Gauland, den sie lobt, nicht für eine harte Debattenkultur? Wie kann sie sich dann darüber aufregen, dass Meuthen ein Machtwort sprach über die irrsinnige Vorstellung, dass in zig Ländern eine Fake-Pandemie orchestriert wird? Bei ihr und Gauland würden „Zugehörigkeiten zu innerparteilichen Strömungen keine Rolle“ spielen. Aha. Sie positioniert sich also klar gegen Meuthen, was der Flügel-Haltung entspricht, aber behauptet, diese Haltung sei integrativ, für Geschlossenheit, und nicht abhängig zu irgendeiner bestimmten Strömung in der Partei.

Ihr Lösungsansatz für das Problem der schlechten Wahlergebnisse der AfD (abgesehen im Osten, wo fünfmal weniger Menschen leben als im Westen) scheint zu lauten: Meuthen loswerden, die bürgerliche Fassade damit noch weiter schwächen, dem Flügel die Kontrolle zu geben über die Partei und die Positionen. Was ist aber, wenn dieser Ansatz das Problem nicht löst? Heißt es dann einfach wieder nur, die Briefwahl sei schuld und die Massenmedien? Innerparteiliche Kritiker des Flügels kann man dann ja kaum noch als Sündenböcke benutzen.

AlexBenesch
AlexBenesch
Senden Sie uns finanzielle Unterstützung an: IBAN: DE47 7605 0101 0011 7082 52 SWIFT-BIC: SSKNDE77 Spenden mit Paypal an folgende Email-Adresse: [email protected]
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img

Related articles

Maos Genosse Jürgen Elsässer beklagt Festnahme des Assistenten von Krah (AfD)

Kommentar Jürgen Elsässer beklagt bitter in seinem COMPACT-Magazin die Festnahme des Assistenten von Maximilian Krah (AfD) wegen des Verdachts...

Live panel at 10 p.m. (GMT+2): Anticommunist conference

Tune in at 10 p.m. (GMT+2) for a live expert panel on the strategies of the communist bloc...

Verhaftung von Maximilian Krahs (AfD) Mitarbeiter wegen Verdacht auf Spionage für China

Der Generalbundesanwalt hat in der Nacht auf Dienstag in Sachsen einen chinesischstämmigen deutschen Mitarbeiter des AfD-Spitzenkandidaten der Partei...

Nichts hat sich wirklich in China geändert seit Mao

Kommentar China koordiniert seine Propaganda inzwischen sehr eng mit Russland. Aus diesem Grund vermarkten sich die Kommunisten als anschlussfähig...