Kommentar
Die Texaner sind stolzer auf sich als die Bewohner anderer US-Bundestaaten. Überall prangt das Logo des Lone Star State, man begreift sich fast schon als eigenständige Nation, man hat ein hohes Gewicht im US-Militär, eine ausgewachsene Öl- und Energieindustrie, ein liberales Waffenrecht. Man kann auf sich selbst aufpassen. Und nun ist Texas erniedrigt, weil ein Wintereinbruch abgefedert werden musste durch „Rolling Shutdowns“, also kontrollierte Abschaltungen, die zum Desaster wurden. Man bekam das Netz nicht wieder einsatzfähig und Millionen Menschen standen bei Frost-Temperaturen ohne Strom und Heizung da.
Sofort entbrach der Kampf um die Narrative: Die einen sagen, die Überregulierung und Windräder seien schuld, während die Massenmedien sich umgekehrt festgelegt haben, zuwenig Regulierung sei schuld und der Wintereinbruch läge am Klimawandel.
Wird es heiß, wird der Klimawandel verantwortlich erklärt. Ist es kalt, auch. Regulierung ist auch ein schwammiger Begriff, weil es eben darauf ankommt, wer reguliert und wie. Moderne Stromnetze gibt es seit über 100 Jahren und es ist unentschuldbar, dass Kälte im Winter einen Bundesstaat wie Texas ins Chaos stürzt, und das auch noch mitten in der COVID-Pandemie. Der Blackout zwingt die Menschen, die Quarantänebestimmungen zu vernachlässigen, was übrigens der Gedanke hinter „Doppel-Attacken“ ist. Dieses Thema ist ein gut gehütetes Geheimnis der Sicherheitsbehörden und kürzlich gab es erst den SOLARWINDS-Hack, bei dem auch die Infrastruktur betroffen war.
- Zentral-Texas sieht aus wie eine Art Flüchtlingssituation … Vororte mit Strom haben Häuser mit 10 bis 15 oder 20 Menschen, die mit Schlafsäcken in Wohnzimmern gestapelt sind.
- Zunehmend werden ganze Postleitzahl-Bereiche nicht nur von Stromausfällen betroffen, sondern auch vom Ausfall des Wassersystem, das entweder durch gefrorene oder elektrisch beschädigte Verarbeitungsanlagen oder durch Platzen von Rohren beeinträchtigt ist.
- Jeder ohne Strom / Wasser (jetzt 2 bis 3 Tage) bittet Freunde oder Familienmitglieder in der Gegend, die noch Strom haben, sie aufzunehmen.
- Oft werden mehrere Familien in Wohnzimmern derer untergebracht, die noch Strom haben.
- Familien bringen kleine Kinder in Wohnheimen und mit Nachbarn ab, die noch eine funktionierende Heizung haben.
- Grundsätzlich „ziehen“ ganze Stadtteile auf der anderen Seite der Autobahn ohne Strom in die Häuser der Nachbarn auf der anderen Seite, wo noch Strom vorhanden ist.
- Menschen fragen verzweifelt nach Brennholz. Den Menschen geht jetzt das Brennholz aus und die paar Lebensmittelgeschäfte, die tatsächlich einige Stunden am Tag geöffnet haben, sind ständig geschlossen.
- Die Leute trotzen den vereisten Straßen, um jemanden mit Brennholz zu suchen.
- Jedes Haus, das noch Wasser hat, füllt Krüge und Badewannen in der Erwartung, dass die Wasserversorgung jederzeit unterbrochen wird.
- Die Wassersituation wird alarmierend. Besonders viele ältere Menschen sind jetzt in Häusern ohne Hitze oder Wasser gefangen.
- Lokale Geschäfte (die 2 oder 3, die tatsächlich öffnen) beschränken die Kunden auf jeweils 2 Gallonen Wasser
- Personen mit Allradantrieb-Fahrzeugen haben gestrandete Fremde am Straßenrand aufgegriffen. Oft müssen Menschen kilometerweit zu einem offenen Laden in der Ecke wandern, um in den Regalen nach Konserven oder noch verfügbaren Gegenständen zu suchen.
- Wenn Fahrzeuge aufgrund extremer Frostgefahr stecken bleiben und / oder nicht mehr funktionsfähig sind … wurden Menschen gesehen, die aus Vorstadtvierteln wanderten, um die „Zivilisation“ (ein Gebiet, das noch mit Strom und Wasser versorgt ist) zu erreichen.
- Die Menschen leben jetzt auch in ihren Arbeitsbüros und / oder Lehrern, die ihre Familie in das Klassenzimmer bringen, um dort zu leben, wenn die Schule / das Büro noch Strom / Wasser hat.
- In vielen Fällen sind Schulen oder einige Kirchen noch keine offiziellen „Wärmezentren“ – dennoch hocken die Menschen im Grunde genommen – und betreten jeden öffentlichen Ort / Raum, den sie als warm empfinden.
- Zum größten Teil gibt es fast keine Schneepflug- / Enteisungsgeräte, insbesondere in mittelgroßen bis kleinen Städten und ländlichen Gebieten. Die Eissturmschicht der letzten Nacht bedeutet, dass viele Menschen jetzt in ihren stromlosen / wasserlosen Häusern gefangen sind, selbst wenn sie wollen verlassen Sie für ein Wärmezentrum
- Immer mehr Kohlenmonoxidvergiftungen in der Region und im Bundesstaat … Menschen zünden Holzkohlegrills in Innenräumen an und fahren auch Fahrzeuge in Garagen
Fast 50% des von Texas erzeugten Stroms stammt aus Erdgas, die andere Hälfte aus Kohle, Wind, Atomkraft und Sonne. Wind und Sonne verkomplizieren das gesamte Netz und Texas bezieht absurde 22,9% der Energie aus Windkraft laut dem Electric Reliability Council of Texas (ERCOT). Bei Wintereinbrüchen ist Windkraft einfach ein gewaltiger Risikofaktor. Natürlich nicht der einzige. Anscheinend war die Erdgas-Infrastruktur nicht genügend geschützt worden vor der Kälte. Man kann daraus nicht die Schlussfolgerung ziehen, dass man mit einem noch höheren Anteil an Windkraft sicherer wäre.
Texas verfügt über ein eigenes unabhängiges Stromnetz und ist nicht an die Netze Eastern Interconnection und Western Interconnection angeschlossen, die den Rest des Landes abdecken. Der Staat kann keinen Strom umleiten lassen, um seine Versorgung aufrechtzuerhalten.
