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Die Parallelen zwischen der sowjetischen „Operation Trust“ und QAnons „Trust the Plan“

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Das QAnon-Fantasiegebäude drehte sich um ein vermeintliches Geheim-Team aus rechtskonservativen Militärs, Geheimdienstlern und Politikern, die einen Vernichtungsschlag geplant hätten gegen die linke Weltverschwörung auf amerikanischem Territorium. Man solle „dem Plan vertrauen“. Als Informationsquelle dienten kryptische Nonsens-Postings aus einem Internetforum. Bei Infowars hingegen war es Dr. Steve Pieczenik, ein Experte für psychologische Kriegsführung der unter Henry Kissinger gearbeitet hatte, der fast identische Aussagen traf. Er habe den Infowars-Chef Alex Jones angeworben als Vehikel für die Vorbereitung eines militärischen Staatsstreichs. Die Wahlzettel und Wahlcomputer seien alle heimlich mit geheimen Wasserzeichen versehen worden. Joe Biden und die Democrats seien mit ihrer Wahlmanipulation in die Falle gelaufen. Bald sollen die linken Verschwörer verhaftet werden und Trump beginnt seine zweite Amtszeit als Präsident.

Manchen Beobachtern ist die Ähnlichkeit aufgefallen mit der sowjetischen Operation Trust (операция „Трест“. Es handelte sich im Kern um eine simple Technik der Spionageabwehr: Man schuf Fake-Dissidenten-Gruppen, um echte Dissidenten anzulocken und zu identifizieren. Außergewöhnlich war der betriebene Aufwand.

Begonnen hatte „Trust“ noch unter der Cheka, eine frühe Version des sowjetischen Geheimdienstes, der mehrfach den Namen wechselte bis es dann irgendwann bei „KGB“ blieb. Die anti-bolschewistische Widerstandsorganisation „Monarchistische Union Zentralrusslands“ (MUCR) war das Lockmittel.

Der Chef des MUCR war Alexander Yakushev, ein ehemaliger Bürokrat des Ministeriums für Kommunikation des kaiserlichen Russland, der sich nach der russischen Revolution dem Narkomat des Außenhandels anschloss. Diese Position ermöglichte es ihm, ins Ausland zu reisen und russische Auswanderer zu kontaktieren.

MUCR hielt den monarchistischen General Alexander Kutepov von aktiven Aktionen ab, da er überzeugt war, auf die Entwicklung interner anti-bolschewistischer Kräfte zu warten. Kutepov hatte zuvor an militante Aktionen als Lösung für die sowjetische Besatzung geglaubt und die „Kampforganisation“ gebildet, einen militanten Splitter der russischen Allmilitärunion, angeführt von General Baron Pjotr ​​Nikolajewitsch Wrangel. Kutepov schuf auch die Innere Linie als Spionageabwehrorganisation, um das Eindringen der Bolschewiki zu verhindern. Es verursachte der Tscheka einige Probleme, war aber nicht übermäßig erfolgreich.

Zu den Erfolgen von Trust gehörte das Anlocken von Boris Savinkov und Sidney Reilly in die Sowjetunion, wo sie gefangen genommen wurden.

Die Sowjets haben Trust nicht von Grund auf neu organisiert. Die Weiße Armee hatte Schläferagenten zurückgelassen, und es gab auch royalistische Russen, die nach dem Bürgerkrieg nicht flüchteten. Diese Menschen arbeiteten so weit zusammen, dass sie eine lockere Organisationsstruktur hatten. Als die OGPU sie entdeckte, haben sie nicht alle liquidiert, sondern eine Shell-Organisation für den eigenen Gebrauch geschaffen.

Eine weitere Episode der Operation war eine „illegale“ Reise (tatsächlich von der OGPU überwacht) eines bemerkenswerten Emigranten, Wassili Shulgin, in die Sowjetunion. Nach seiner Rückkehr veröffentlichte er ein Buch „Drei Hauptstädte“ mit seinen Eindrücken. In dem Buch schrieb er teilweise, dass Russland entgegen seinen Erwartungen wiederbelebt werde und die Bolschewiki wahrscheinlich von der Macht entfernt würden.

Der einzige westliche Historiker, der wenigstens eingeschränkten Zugriff auf die Trust-Dateien hatte, John Costello, berichtete, dass sie siebenunddreißig Bände umfassten und eine so verwirrende Ansammlung von Doppelagenten, geänderten Codenamen und ineinandergreifenden Täuschungsoperationen mit „der Komplexität einer Symphonie“, dass selbst russische Historiker vom Geheimdienst Schwierigkeiten hatten, Tatsachen von Fantasien zu trennen.

Überläufer Vasili Mitrokhin berichtete, dass die Trust-Akten nicht in den SVR-Büros in Yasenevo aufbewahrt wurden, sondern in den speziellen Archivsammlungen des FSB in Lubjanka aufbewahrt wurden.

Mit Auszug aus wikipedia

AlexBenesch
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