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Die Q-Sekte macht unbeirrt weiter – und Alex Jones flippt aus mit dem QAnon-Schamanen am Telefon

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Alex Jones hatte sich erhofft, dass ihm die Demonstration am Kapitol weltweite Aufmerksamkeit bringt. Mit 400.000$ von einem (anonymen) Großspender und weiteren 100.000$ aus seiner eigenen Tasche hatte er die teuerste Parzelle am Kapitol angemietet, inklusive Bühne und portablen Toiletten. Eine Million Menschen sollten Jones an den Lippen hängen und sogar Donald Trump selbst dieselbe Bühne betreten. Aber es kam alles anders. Die Menschenmenge hörte ihm kaum zu. Ein Teil begann, die Barrikaden zu durchbrechen und das Kapitol zu betreten und zu randalieren. Es gab Tote. Und niemand kümmerte sich mehr um Jones. Stattdessen wurde ein arbeitsloser Schauspieler mit Büffel-Fell samt Hörnern, der sogenannte „QAnon-Schamane“, weltweit berühmt.

Der Kern der QAnon-Sekte ist im Prinzip nichts anderes als das Weltbild der altmodischen und gründlich manipulierten Verschwörungsmedien aus der Ecke der John Birch Society, dessen Werke schon Donald Trump, dessen Vater oder Alex Jones beeinflussten. Man hofft immer, dass eine rechte verschworene Gruppe mit Einfluss endlich zum Vernichtungsschlag ausholt gegen die vermeintliche linke Weltverschwörung. Für die Q-Gemeinde war Donald Trump der Heilsbringer, aber nun ist er weg vom Fenster und die Democrats haben nun neben dem Weißen Haus auch noch Mehrheiten im Senat und im Kongress. Die Anführer der Q-Sekte scheinen aber ihre Schäfchen weiter hinhalten und weiter mit dem Nepp Geld verdienen zu wollen. Alex Jones scheint darüber äußerst ungehalten, dass ihm dadurch Marktanteile verlorengehen. In einem Telefon-Interview mit dem QAnon-Schamanen kommt es zu Geschrei:

So stark unterscheiden sich der Schamane und Jones eigentlich gar nicht. Jones predigte eine ähnliche Trump-Heilslehre wie die Q-Sekte, aber eben ohne Bezugnahme auf die kryptischen Nonsens-Postings von Q auf einem Spaß-Messageboard. Das Kapitol zu betreten war zwar weniger cool und informativ als Alex Jones‘ Infiltration des Bohemian Grove, aber so groß sind die Unterschiede nun auch nicht. Die Kostümierung des Schamanen mag man lächerlich finden, aber Jones hatte auch schon schlechtere Kostüme als PR-Stunt.

Der Schamane ist jünger als Jones und sieht deutlich besser aus und hat den cooleren Bart. Vielleicht fürchtet Jones, dass in wenigen Jahren der Schamane erfolgreicher ist als er und die Q-Sekte obendrauf. Der Schamane hat lange genug „alternative“ Medien konsumiert, um routiniert und selbstbewusst seine Sätze abzuspulen und so zu klingen, als wüsste er, was er tut und wie die Welt funktioniert. Warum sollen Leute noch Jones zuhören, statt dem Schamanen?

Jones betont die Vorarbeit von seinen Vorbildern und Traditionalisten der John Birch Society, wie Cleon Skousen, Ron Paul und Carroll Quigley, um zu argumentieren, dass die Q-Sekte keine besonderen Quellen und Informationen hat für viele Behauptungen, sondern kryptische Nonsens-Posting eines anonymen Internet-Accounts „interpretiert“ als wäre es Kaffeesatz-Lesen. Skousen, Ron Paul und Alex Jones waren schwer beeinflusst von der John Birch Society, die sich wiederum beruf auf ältere, hochgradig manipulierte Verschwörungsbücher. Carroll Quigley wurde von der JBS ausführlich zitiert, aber eben nicht korrekt zitiert. Quigley beschwerte sich, dass seine Forschung von der JBS grob verzerrt und verfälscht wurde, damit sie in alte, fehlerhafte Narrative hineinpassen.

Dem Schamanen sind die Traditionalisten ziemlich egal. Er repräsentiert die neue Generation an Verschwörungsaktivisten, die zunehmend Jones verdrängt, der zum alten Eisen gehört.

Jones hat tatsächlich Kontakte zu hochrangigen Figuren wie General Flynn, aber die sind auch nur beeinflusst von Ideen aus alten Verschwörungsbüchern der Birch Society und der Echokammer, der Jones angehört. Jones will von dem Schamanen wissen, was jener denn für besonderes Wissen und besondere Einblicke hätte. Die Antwort ist sein schamanisch-religiöses Glaubensbekenntnis. Vergessen wir nicht, dass Jones wiederholt erklärt hatte (u.a. im Joe Rogan-Podcast) dass „interdimensionale Aliens“ hinter dem Bösen auf der Welt stecken. Was unterscheidet Jones also großartig vom Schamanen? Der einzige wesentliche Unterschied ist, dass die Q-Generation an Influencern hochtrabende Behauptungen und Strategie aufstellt auf dem Fundament von Nonsens-Postings im Internet. Jones ist überhaupt nicht begeistert, postet aber hingegen Videos von David Icke, dessen abgeschwirrte Ideen wie etwa über interdimensionale Reptiloiden zum Teil aus psychedelischen Rauschzuständen und Esoterik-Medien stammen.

Die Q-Sekte und der Schamane wollen weitermachen und lassen sich nicht davon beirren, dass der große angekündigte Schlag gegen die linke Weltverschwörung (der „Plan“) ins Wasser gefallen ist und die Democrats nun neben dem Weißen Haus auch noch Mehrheiten im Kongress und im Senat haben. Der Schamane meint, dass Trump wohl nur ein Teil des viel größeren „Plans“ gewesen sei. An dem Punkt dreht Jones komplett durch obwohl er in Interviews in etwa das Gleiche gesagt hat. Trump sei nur Teil von mehreren Wellen der konservativen Revolution.

AlexBenesch
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