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Gewöhnliche Krisen und Mega-Krisen

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  • Klassische Krisen: Dazu zählen etwa größere Terroranschläge, überschaubar große militärische Konflikte, typische Bankenkrisen, bedeutendere gesellschaftliche Spannungen oder die bisherige COVID-Pandemie. Man hat als einzelner Bürger kaum einen wesentlichen Einfluss auf solche Krisen, weil die Krisen zumeist sehr sorgfältig vorbereitet wurden, inklusive einer breiten Strategie, um die Reaktionen der Bevölkerung zu managen. Die unmittelbare Krise ist nach Monaten oder wenigen Jahren vorbei und betrifft die Bürger unterschiedlich. Man kann als Bürger manche Krisen sogar mehr oder minder ignorieren oder zumindest eine signifikante politische Aktivität vermeiden.
  • Mega-Krisen: Mega-Krisen sind deutlich seltener, wie zum Beispiel der „Schwarze Tod“ um das Jahr 1400, bei dem ein gewaltiger Anteil der europäischen Bevölkerung dahingerafft wurde, die revolutionären Umbrüche in Russland und China, oder die beiden Weltkriege. Das heutige Potenzial an ABC-Waffen und Cyber-Waffen birgt ein großes Potenzial für Mega-Krisen

Viele einzelne Krisen von begrenzter Größe, verteilt auf Jahrzehnte, können sich ähnlich fatal auswirken wie eine einzelne, massive und plötzlich auftretende Krise. Die beiden Weltkriege waren geradezu apokalyptisch, aber im Nachhinein verstarben über Jahrzehnte hinweg verteilt viel mehr Menschen an Krebs, Herz-Kreislauferkrankungen, den folgen des Rauchens und Abtreibungen. Fünf Pandemien mit Abstand dazwischen, die mit COVID vergleichbar sind, können einen ähnlich großen und komplexen Schaden verursachen wie eine einzelne Pandemie höherer Größenordnung. Es gibt aber auch im Labor erzeugte Mega-Erreger mit Todesraten von 30% oder 60% oder 90%, bei denen sich der Bürger komplett abschotten muss und hoffentlich über genügend Lebensmittel, Trinkwasser, eigenen Strom und Funkgeräte verfügt. Es kann eine Abfolge geben von kleineren (Stellvertreter-) Kriegen oder einen Dritten Weltkrieg. Die Wirtschaft kann schrittweise umgebaut werden in ein System totaler Abhängigkeit, oder über Nacht einen heftigen Crash erleiden. In einer ideologisch-politisch gespaltenen Gesellschaft können die Konflikte ausgetragen werden mit Aktivismus, oder in verschärfter Form mit Volksaufständen oder gar mit einem ausgewachsenen Bürgerkrieg.

Große Krisen haben zwar ein hohes Potenzial für die schnelle Transformation der Gesellschaft und bieten die Möglichkeit, diktatorische Notstands-Gesetzgebung zu verwenden, sofern der jeweilige Staat nicht ohnehin schon eine offene Diktatur ist. Sie sind allerdings auch viel riskanter, können gewaltig nach hinten losgehen und erfordern viel mehr Planung und Aufwand. Die beiden Weltkriege waren noch fast ausschließlich mit konventionellen Waffen und Methoden ausgetragen worden, während heute gigantische Atomwaffenarsenale, Biowaffen und komplizierte Cyberwaffen existieren, die abhängig sind von wenigen, hochspezialisierten Experten. Dementsprechend wird es für Eliten immer schwerer, diese Fachgebiete selbst einigermaßen zu nachvollziehen zu können und brauchbare Pläne zu schmieden. Es macht einen gewaltigen Unterschied, ob man als adeliger Angehöriger der Führungskaste versteht, was es heißt, Panzer und Schiffe und Flugzeuge einzusetzen, oder ob man neben der konventionellen Kriegsführung die Übersicht behält über einen chaotischen Konflikt, bei dem jedes Element gefährdet ist durch Viren und Computer-Viren. Menschen haben begrenzte geistige Kapazitäten und dazu kommt noch die schiere Größe, die die Imperien inzwischen erreicht haben, was die Unübersichtlichkeit steigert und den Verwaltungsaufwand.

Wegen der vielen Optionen, die den Supermächten zur Verfügung stehen, um Krisen zu erzeugen, muss man als Bürger dementsprechend mehrgleisig fahren. Als „Normalbürger“ mit Familie und Beruf mag es verlockend sein, nur alle paar Jahre wählen zu gehen und ansonsten eine politische Beteiligung und die Erhöhung der persönlichen Sicherheit zu vermeiden. Irgendwann kommt aber zwangsläufig eine Krise, die die eigene Idylle bedroht. Man darf sich gleichzeitig nicht einfach versteifen auf Weltuntergangs-Szenarien und dabei langfristige Strategien vergessen, familiäre Bindungen vernachlässigen und seine berufliche Karriere hintenanstellen. Gewöhnlicher ideologischer Aktivismus löst meistens keine Probleme, sondern schafft bzw. bewahrt Probleme.

Die Supermächte fahren bisher eine Mixtur aus massenhaften individuellen Krisen, alle paar Jahre eine klassische Krise und hin und wieder eine Mega-Krise. Im Kalten Krieg fürchteten die Menschen das nukleare Armageddon, aber stattdessen kamen nur regelmäßige klassische Krisen zum Einsatz: Der Vietnamkrieg, die Kuba-Raketen-Krise, der RAF-Terror, usw.

Mega-Krisen werden lieber angedroht, als umgesetzt. Mehrere zehn Millionen individuelle Krebstote und Abtreibungen über einen gewissen Zeitraum hinweg sind kontrollierbar. Eine Mega-Krise hingegen birgt die Gefahr, dass die Verursacher sich überschätzen und wichtige Faktoren und Eventualitäten übersehen.  

AlexBenesch
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