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Es gibt auch keinen japanischen Sonderweg; Hohe Disziplin, Masken und rigorose Kontaktverfolgung machten den Unterschied

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Kommentar

Nachdem Schweden entzaubert wurde und zugeben musste, dass man keinen „Sonderweg“ hatte in den Pandemie, sondern nur Standardmaßnahmen nutzte, die pseudomäßig als freiwillig deklariert wurden, wendet sich die Aufmerksamkeit auf Japan, ein Land das erstaunlich wenig Infektionszahlen und Todesfälle verzeichnet.

Sofort stürzen sich die Verharmloser auf neue Studien aus Japan, um die altbekannten Slogans zu stützen, Lockdowns seien einfach unnötig und schädlich. Man solle die Pandemie laufen lassen und auf eine Herdenimmunität hoffen.

Es wurde sogar behauptet, in Japan gab es zu keinem Zeitpunkt signifikante Einschränkungen.

Zunächst: Japan schottete sich rigoros ab: Das Einreiseverbot für Nicht-Japaner, das zuletzt rund 160 Länder und Regionen umfasste, darunter auch die gesamte Europäische Union (EU), ist seit 1. September zumindest für Ausländer mit Residence-Status in Japan aufgehoben. Unabhängig vom Reisegrund ist eine Wiedereinreise möglich, jedoch geknüpft an einige Bedingungen, wie eine Bestätigung der Immigration Services Agency, PCR-Tests, Quarantäne. Geschäfts- und Tourismus-Reisen aus Deutschland sind nach wie vor nicht möglich. Mit einigen Regierungen wird über die Möglichkeit diskutiert, unter bestimmten Umständen Geschäftsreisen nach Japan zuzulassen. Die Einreise ausländischer Touristen ist auf noch nicht absehbare Zeit weiter nicht erlaubt. Kommerzielle Flugmöglichkeiten zwischen Japan und der EU sind in limitierter Frequenz vorhanden.

Dann: Die Japaner trugen schon vor COVID jede Menge Masken, hielten Abstand, schüttelten sich nicht die Hände usw. Das Volk ist enorm obrigkeitshörig und diszipliniert, wodurch die Regierung reihenweise Einschränkungen anordnen konnte, die als „freiwillig“ tituliert wurden, aber nicht wirklich freiwillig waren, so wie in Schweden.

Bereits Ende Februar empfahl die Regierung, Massenveranstaltungen abzusagen, die Schulen zu schließen und forderte die Japaner auf, zu Hause zu bleiben, nach Möglichkeit ins Homeoffice zu wechseln und Abstand zu halten.

Die rigorose Kontaktverfolgung fand Cluster in Fitnessstudios, Pubs, Livemusik-Veranstaltungsorten, Karaoke-Räumen und ähnlichen Einrichtungen. Am 7. April kam es wegen der Belastung des Gesundheitssystems in mehreren wichtigen Präfekturen zur Ausrufung des Ausnahmezustands. Am 16. April weitete die Regierung die Notstandsordnung landesweit aus. Fitnessclubs, Spielhallen und Bars wurden aufgefordert, zu schließen: Auf „freiwilliger“ Basis. Viele Geschäfte schlossen ohnhin, weil die Kunden ausblieben. Geöffnete Bars waren weit schlechter besucht als sonst. Zusammen mit Masken ergibt die eine wirkungsvolle Eindämmung des Virus.

Die Gesundheitsbehörden hatten die Menschen aufgefordert, ihre Interaktionen mit anderen um 80 Prozent zu reduzieren. In Schweden, wo die Bevölkerungsdichte zehnfach geringer ist als in Deutschland, brach auf Grund der „Empfehlungen“ der Regierung der Reise- und Fußgängerverkehr um 80% ein. So entstand der Mythos vom schwedischen Sonderweg. Nun gibt es also den Mythos vom japanischen Sonderweg, der hergenommen wird, um zu argumentieren, Einschränkungen (oder Masken) würden nicht funktionieren, man solle die Pandemie laufen lassen und auf eine baldige Herdenimmunität hoffen.

AlexBenesch
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