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Lernen deutsche Rechtsextremisten den bewaffneten Kampf in Ausbildungslagern bei St. Petersburg?

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Militante deutsche  Rechtsextremisten absolvieren nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins FOCUS in einem russischen Lager bei Sankt Petersburg eine paramilitärische Ausbildung.

Zu den Lehrgangsteilnehmern sollen Mitglieder der vom Bundesamt für Verfassungsschutz beobachteten Parteien  „Junge Nationalisten“ und „Der III. Weg“ zählen, schreibt der FOCUS unter Berufung auf nicht näher genannte Sicherheitskreise.

Der Betreiber des Camps mit dem Namen „Partizan“ ist die rechtsextremistische „Russische Reichsbewegung“, die ein neues Zarentum etablieren und ehemalige Sowjetgebiete zurückerobern will. Das US-Außenministerium setzte die Vereinigung Anfang April auf eine Warnliste internationaler Terror-Gruppen. Es war das erste Mal, dass die USA eine weiße Rassistengruppe als terroristische Organisation bezeichneten.

Im September 2019 unterzeichnete Trump die „Ausführungsverordnung des Präsidenten über die Modernisierung der Sanktionen zur Bekämpfung des Terrorismus“. Im März 2020 verabschiedete der US-Senat eine Verlängerung des Patriot Act um 77 Tage. Der Senatsentwurf, der als Reuthorization Act of 2020 bekannt ist, wurde dann von der Mehrheit des US-Repräsentantenhauses gebilligt, nachdem 152 Demokraten der GOP beigesprungen waren und die Verlängerung des Patriot Act unterstützt hatten.

In Deutschland wurden Gesetze gegen „Angriffskriege“ erneuert mit weitreichenden neuen Definitionen. Selbst Absprachen und Pläne mit ausländischen Agenten und Mächte über militärische Aktionen stehen unter Strafe.

Die Russische Reichsbewegung ist Teil einer größeren Koalition rechtsextremer, monarchistisch-nationalistischer Gruppierungen in Russland. Sie pflegt Kontakte zur Nordischen Widerstandsbewegung, eine Gruppierung von Neonazisten in Skandinavien. 2016 verübten Anhänger der Nordischen Widerstandsbewegung einen Bombenanschlag auf ein Lokal und zwei Heime von Asylbewerbern. Kurz vor dem Anschlag waren die Männer nach Russland gereist, um dort im Partisan-Programm der Reichslegion zu trainieren.

In Dortmund nahmen Aktivisten der russischen Organisation im November 2017 an einer Veranstaltung der Partei Die Rechte teil. Am 29. April 2020 erhielt das spanische Innenministerium einen Geheimdienstbericht, in dem es hieß, dass RIM seine rechtsextremen Kontakte in Spanien zu Terrorakten wie Angriffen auf die Infrastruktur, das Transportsystem und dem Einsatz chemischer Waffen gegen die Öffentlichkeit anstachelte.

Wie der FOCUS weiter schreibt, werden die deutschen Lehrgangsteilnehmer im „Partizan“-Lager im Umgang mit Waffen und Sprengstoff trainiert sowie im militärischen Nahkampf ausgebildet. Etliche Absolventen, darunter auch Schweden und Finnen, schließen sich später russischen Milizen in der Ostukraine an, wo sie theoretisch an echten Kämpfen teilnehmen können, um sich zu beweisen.

Deutsche Sicherheitsbehörden können angeblich aus rechtlichen Gründen die Reisen nach Sankt Petersburg nicht untersagen.

Eine Wiederholung

Regine Igel erforschte, wie die Sowjetunion um Kalten Krieg ein internationales Programm entwickelt hatte für Extremismus und Terrorismus. So fand sie etwa die Genehmigung der Stasi und des DDR-Außenministeriums für ein Transitvisum Horst Mahlers um in die CSSR zu reisen. Außerdem greift sie auf Material zurück, das bisher nur in kleinen wissenschaftlichen Arbeiten behandelt und ansonsten weitläufig umschifft wurde, wie etwa über das berüchtigte Meeting auf Kuba im Jahr 1966. Dort trafen sich Delegationen aus dem Sowjetblock und von “Befreiungsarmeen” weltweit und berieten über die geeignetste Terror-Strategie. Danach begann die heiße Phase in Westdeutschland, während die DDR neben der CSSR zu einem der wichtigsten Zentren für die Schulung von Terroristen wurde.

Führungsfiguren wie Che Guevara oder Arafat trafen sich auf kubanischen Kongressen, um die “Befreiung” der Welt durch revolutionären Terror und Zersetzung voranzubringen.

Mehrere Überläufer aus der Sowjetunion, wie u.a. der tschechoslowakische General Jan Sejna boten seit den 1960er Jahren Auskunft über die Beziehung der Moskauer Dienste zum Terrorismus. In den streng abgeschirmten Ostblockstaaten wurden Ausbildungslager errichtet für Gäste aus der ganzen Welt. Für die Sowjets war es keine Schwierigkeit, ihre Agenten von Anfang an gezielt einzuschleusen in die auszubildenden Gruppen. Die CIA hatte im Gegenzug wenig Hoffnung, auch nur in die Nähe der Lager zu kommen.

Hyperion

In der Pariser Straße Quai de la Tournelle, ganz in der Nähe von Notre Dame, war die “Sprachenschule” Hyperion beheimatet. Dahinter verbargen sich undurchsichtige Finanzierungsgesellschaften und Unternehmen aus Italien, Frankreich und der Schweiz. Gegründet wurde Hyperion von Pater Morlion, Leiter des Pro Deo, des eng mit der CIA zusammenarbeitenden Geheimdienstes des Vatikans. Man etablierte weitere Stützpunkte u.a. im französischen Rouen und im belgischen Brüssel. Der ermittelnde italienische Staatsanwalt Pietro Calogero meinte:

[penci_blockquote style=“style-2″ align=“none“ author=““]“Es war klar, dass Hyperion eine derart geschützte Einrichtung war, dass dahinter eine Geheimdienststruktur mit internationalem Charakter stehen musste. Mit Aufgaben von Subversion und Kontrolle über Gruppen, die im bewaffneten Kampf aktiv waren.”[/penci_blockquote]

Man schlussfolgerte, dass Hyperion Waffen und Anweisungen verteilte an italienische Linksterroristen. Alles gedeckt vom französischen Geheimdienst SDECE. Auch muslimische Terroristen wie von der PLO kamen zum Zuge. Der Staatsanwalt Calogero wurde letztendlich ausgebremst von französischen und britischen Behörden. Hyperion als Pariser Zentrum der Roten Brigaden blieb unbehelligt. Deshalb schrieb Calogero noch 2010 ein Buch darüber.

Leitende Figuren der Pariser Einrichtung Hyperion flogen in Privatmaschinen immer wieder in den mittleren Osten. Gesichtet bei Hyperion wurden Leute wie Philip Agee, Francesco Pazienza und Michael Ledeen.

  • Agee war ein US-amerikanischer Geheimagent, Buchautor und Reiseunternehmer. Er erhielt Todesdrohungen und wurde öffentlich beschuldigt, für den KGB zu arbeiten und den Tod von Agenten-Kollegen durch die Offenlegung von deren Identität verschuldet zu haben. Er floh nach England. Der amerikanische Außenminister Henry Kissinger konnte 1978 die britische Regierung überzeugen, dass Philip Agee schuld am Tod zweier britischer Geheimagenten sei, und somit Agees Ausweisung aus Großbritannien durchsetzen.
  • Pazienza war in den Skandal um die Banco Ambrosiano verwickelt, eine Einrichtung die mit der Verschwörung um die Propaganda Due (P2) in den 70er und 80er Jahren zu tun hatte. P2 war außerdem verwickelt in militärisch-nachrichtendienstliche Geheimstrukturen (Gladio).
  • Ledeen ist ein amerikanischer, neokonservativer Berater des Nationalen Sicherheitsrats, des Verteidigungsministeriums und anderen Behörden. Als Gastprofessor an der Universität Rom gelangte er nach Europa. Als “Berater” diente er dem italienischen militärischen Geheimdienst SISMI, der in die Geheimstrukturen und Hyperion verwickelt war. 2003 wurde ein Text von ihm veröffentlicht mit der Überschrift “Eine Theorie”, wo er unterstellt, dass Frankreich und Deutschland “eine Abmachung getroffen hätten mit dem radikalen Islam”, um mit “Extremismus und Terrorismus als Waffe” die Vereinigten Staaten zu schwächen. Falls dies zutrifft, so Ledeen, müsse man den Krieg gegen den Terror mitten nach Europa tragen.

Einer der Gründer von Hyperion war Corrado Simioni, der 1976 nach Paris gezogen war. Er soll auch die radikale linke Organisation Superclan geleitet haben. Man vermutet sowohl Kontakte zur CIA als auch zum KGB. Nach seinem Tod wurde ihm der Ritter-Titel in Frankreich verliehen.

Die Terrorismus-Expertin Regine Igel schrieb in ihrem Buch “Terrorismus-Lügen”:

[penci_blockquote style=“style-2″ align=“none“ author=““]Der venezianische Untersuchungsrichter Carlo Mastelloni stieß auf einen von der CIA und dem italienischen militärischen Geheimdienst SISMI gedeckten, regen Waffenhandel zwischen der palästinensischen Befreiungsorganisation PLO und der Hyperion-Schule. Bestimmt waren diese Waffen für die Roten Brigaden, die baskische ETA, die irische IRA und die deutsche RAF – nach den Worten Markus Wolfs alle Partner der MfS-Abteilung XXII/8. Unter der Bedingung, dass Maschinenpistolen, Granaten, Munition und Sprengstoff gegen Einrichtungen der NATO und Israels eingesetzt würden, lieferte man kostenlos.[/penci_blockquote]

Mitten in Paris trafen sich Ost und West und versorgten Terroristen mit allem was nötig war, um eine Strategie der Spannung zu etablieren. Polizeiliche Ermittler kann zu dem Schluss, dass die Hyperion-Schule ‘das wichtigste Büro der CIA-Vertretung in Europa war”. Die italienischen Ermittler fanden jedoch einen erheblichen Einfluss des KGB. Ein totaler Widerspruch? Nicht für Giovanni Pellegrino, der sieben Jahre lang als Vorsitzender des parlamentarischen Untersuchungsausschusses zur Untersuchung der Hintergründe der Terroranschläge tiefe Einblicke hatte über das internationale Terrorgeschehen der 70er und 80er Jahre:

[penci_blockquote style=“style-2″ align=“none“ author=““]Diese Schule ist ein Kreuzpunkt für westliche und östliche Geheimdienste, die gegen Feinde des in Jalta beschlossenen Gleichgewichts der Kräfte zusammenarbeiteten.[/penci_blockquote]

Gilt dieses Prinzip noch heute in Europa? Arbeiten Ost und West mit Terroristen zusammen, um das Aufkeimen unabhängiger Kräfte zu verhindern? In Frankreich existieren immer noch einflussreiche rechtsradikale Netzwerke, die auf die alten Zeiten des GLADIO-Netzwerks zurückgehen und derzeit erheblich politisch profitieren von islamischem Terrorismus. Diese Figuren waren einst enge Kollaborateure der amerikanischen CIA, haben sich allerdings in den letzten Jahren immer stärker den Russen angenähert.

Eine der wichtigsten Figuren des sogenannten GLADIO-Systems war Francois de Groussouvre, der ehemalige Oberjägermeister und Verantwortlicher für nationale Sicherheit unter dem französischen Präsidenten Mitterand. Der Präsident hatte einst unter dem faschistischen Vichy-Regime gedient, wechselte dann ins Lager der Résistance.

Heute ist einer der bedeutendsten Vordenker der Partnerschaft zwischen europäischen Rechten und den Russen, die sogenannte“Achse Paris-Berlin-Moskau”, ausgerechnet Henri De Groussouvre, Sohn des ehemaligen GLADIO-Chefs Francois de Grossouvre.

[penci_blockquote style=“style-2″ align=“none“ author=““]WER IST DIESER GROSSOUVRE? ZUNÄCHST EIN FRANZÖSISCHER UNTERNEHMENSBERATER IN WIEN. PARVULESCO TEILT ÜBER DIESEN HERRN MIT, DASS ER “OHNE ZWEIFEL ZU VERANTWORTLICHEN AUFGABEN IN EUROPÄISCHEM MASSSTAB BERUFEN WIRD, IM KADER EINER GEOPOLITISCHEN GEMEINSCHAFT FRANKREICH-DEUTSCHLAND-RUSSLAND, DIE GEGENWÄRTIG IM ENTSTEHEN IST.” – ALEXANDER DUGIN UND DIE RECHTSEXTREMEN NETZWERKE, SEITE 69[/penci_blockquote]

AlexBenesch
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