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Dogmen aller Art sind wie eine Droge und manche Süchtige können die Notbremse nicht mehr ziehen

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Dogmen aller Art, egal ob politische oder religiöse oder andersartige Dogmen, geben den Menschen das trügerische Gefühl von Gewissheit, Kontrolle, Sicherheit, Identität und Besonderheit. Wenn man sich einlässt auf typische Dogmen, entfernt man sich aber von der Realität anstatt sie zu (be-)greifen, man verliert Kontrolle statt sie zu gewinnen, man begibt sich in Gefahr statt sicherer zu werden und man verliert seine individuelle Identität und ersetzt jene durch eine künstliche Gruppenidentität.

Menschen sehnen sich nach Kontrolle und Identität. Wenn man in behüteten, stabilen bürgerlichen Verhältnissen aufwächst, hat man ein ausgeprägtes Gefühl von Kontrolle und mehr Möglichkeiten, eine wirklich eigene Identität zu formen. Wächst man hingegen in instabilen Verhältnissen auf, fehlt das Gefühl von Kontrolle und Geborgenheit und die Betroffenen tendieren dazu, mit verschiedenen Methoden Kontrolle oder zumindest die Illusion von Kontrolle zu erhalten:

  • Drogenkonsum
  • Narzissmus und ausgewachsene narzisstische Persönlichkeitsstörungen
  • Extreme Religiösität
  • Extremer politisch-ideologischer Aktivismus
  • Häusliche Gewalt, Unterdrückung von Partnern und Kindern
  • Pädophilie
  • Abdriften in die Szene der Verschwörungstheoretiker
  • Annehmen von beliebigen Dogmen wie Veganismus, Wunderheilungs-Methoden usw.

Ein behütet aufgewachsener Bürger der stabilen Mittelschicht hat ein gewisses Maß an Kontrolle über sein Leben und seine Umgebung. Er ist mehr oder minder zufrieden und kann mit diversen Strategien versuchen, seine Kontrolle zu erhöhen. Er hat wenig Interesse an radikalen, umstürzlerischen Ideologien oder Projekten, weil dieser Unfug für ihn eine Bedrohung darstellt für die Ordnung und die Kontrolle. Es ist sinnlos, wenn radikale Linke, Rechte, Libertäre oder Verschwörungstheoretiker sich abstrampeln bei dem Versuch, die Mitte der Gesellschaft zu überreden zu irgendwelchen halsbrecherischen Unternehmungen.

Verschiedene Radikale sind prinzipiell frustriert über ihre Erfolglosigkeit, die gesellschaftliche Mitte zu etwas zu überreden. Deshalb hassen Radikale auch die Mitte, denn die Mitte lehnt einfach bestimmte radikale Dogmen ab. Deshalb wollen Radikale auch viel lieber Gewalt anwenden, um die Mitte zu zwingen, diese Dogmen zu akzeptieren.

Wie bereits erwähnt, bekommen Menschen durch Dogmen nicht nur das trügerische Gefühl von Gewissheit, Kontrolle und Sicherheit, sondern vor allem auch das trügerische Gefühl von Identität. Menschen bauen alle möglichen und noch so abstrusen Dogmen in ihre Identität sein. Anstatt man selbst zu sein, nimmt jemand von irgendwoher vorgestanzte Elemente/Dogmen, die derjenige nicht wirklich einschätzen kann und die von Leuten stammen, die er auch nicht einschätzen kann. Es ist paradox, wenn Menschen versuchen, mit Hilfe von vorgestanzten, massenhaft verbreiteten Dogmen ihre eigene individuelle Identität bestimmen zu wollen.

Besonders wenn Menschen aus instabilen Verhältnissen stammen, und/oder unterschiedliche Schicksalsschläge durchlitten haben, oder einfach ohne speziellen, singulären Anlass in Depressionen versinken, sind sie besonders anfällig dafür, irrationale Dogmen in ihre Identität einzubauen und diese Dogmen militant zu vertreten.

Das neue Fake-Selbst

Menschen erfinden sich regelrecht neu durch Dogmen. Sie sind nach dem Radikalisierungsprozess nicht mehr nur der latent depressive “Max Mustermann”, sondern sie halten sich dann für “Max Mustermann, der erleuchtete Krieger des Lichts, auf besonderer Mission zur Rettung der Menschheit vor den satanischen Kräften des Bösen”. Sie fühlen sich besonders, sie haben eine Mission, einen besonderen Grund zu existieren.

Aber ihre neue Identität ist äußerst brüchig und wackelig. Sie ist auf Sand gebaut und auf tönernen Füßen. Es hat mehr oder minder mit Narzissmus und Gruppennarzissmus zu tun, psychische Krankheitsbilder bei denen jemand eine Fantasiewelt und eine idealisierte Fantasie-Version von sich selbst erschafft und nur noch nach Bestätigung giert für diese Fantasien.

Wenn jemand ihre Dogmen ablehnt, kritisiert, verwirft und belächelt, drehen sie durch. Sie fühlen sich in ihrem Innersten angegriffen, sie fühlen ihre Identität als Ganzes bedroht und sie bekommen Angst, dass ihr trügerisches Gefühl von Gewissheit und Sicherheit und Kontrolle verdampfen könnte. Manche Menschen leiden an temporärer “Ich-Auflösung”, was sich sehr unangenehm anfühlt. Jemand mit einer ausgewachsenen narzisstischen Persönlichkeitsstörung kann Kritik und Ablehnung nicht ertragen, weil sie eine krasse Bedrohung darstellt für das narzisstische Fake-Selbst. Manchmal werden Narzissten bei zuviel Misserfolg zunehmend depressiv, katatonisch, suizidal. Es fühlt sich für sie an, als würde ihr Selbst, ihr Ich sich auflösen und die Person wird schier überwältigt von Gefühlen der Wertlosigkeit.

Bei Dogmatikern verhält es sich ähnlich wie bei Narzissten. Kritisiert man ihr Dogma, reagieren sie aggressiv bzw. die Aggression soll ihre innere Panik übertünchen und überdecken. Der Dogmatiker geht in Angriffsstellung und versucht es mit einem Wortschwall, verbalisierten Dogmen, Pseudoargumenten, Drohungen, Beleidigungen. Wenn er keine physische Gewalt anwenden kann und wenn der Kritiker nicht einknicken will, dann zieht der Dogmatiker wutschnaubend von Dannen. Am liebsten möchte der Dogmatiker mit anderen gleichgesinnten Dogmatikern zu tun haben. Das verstärkt noch die Illusion von Sicherheit und Kontrolle und Identität und einer scheinbaren besonderen Mission. Dummerweise gibt es so dermaßen viele einzelne Dogmen, dass der Dogmatiker sich über kurz oder lang auch mit seinen Gesinnungsgenossen zerstreiten wird. Außerdem ist die Bestätigung, die man in der dogmatischen Echokammer erfährt, ziemlich hohl und leer und unbefriedigend. Es fühlt sich um Welten besser an, wenn man jemanden außerhalb der Echokammer und Filterblase zuschwallen und von den Dogmen überzeugen kann.

Die Aggression des Dogmatikers gegenüber Kritikern ist der Versuch, mit verbaler Gewalt oder anderen Formen von Gewalt das Gefühl von Ordnung und Kontrolle wiederherzustellen. Es ist ein bisschen so wie ein Haustyrann, der einen Wutanfall bekommt, weil seine unterdrückte Ehefrau eine von gefühlt 1000 Hausregeln verletzt hat. Oder ein Islamist, der durchdreht, weil jemand aus seiner Familie “vom rechten Pfad” abkommt.

Sinnlose Diskussionen

Wenn man sich objektiv einliest in verschiedene Sachthemen, merkt man recht schnell, wie viele unzählige Dogmen einfach falsch sind, oder größtenteils falsch oder viel zu simpel oder viel zu kurz gegriffen. Man muss immer wieder schlechte Dogmen entlarven und dazu fachliche Diskussionen führen und forschen. Aber bei der direkten Diskussion mit einem Dogmatiker muss man bedenken, dass der Dogmatiker sich nicht schert um die Realität, um Logik oder Fakten. Der Dogmatiker wird sich selektiv einzelne Fakten oder Fakes herauspicken, die seine vorgefertigte Meinung stützen und gleichzeitig alles verwerfen und ignorieren, was seinen Dogmen widerspricht. Der Dogmatiker benutzt zirkuläre Argumentationen, Fakes, Lügen, Verzerrungen und jeden billigen, unzulässigen Argumentations-Trick, den es gibt. Jedes Mittel ist recht.

Wie ein schizoider oder schizophrener Paranoiker unterstellt er dem Kritiker der Dogmen, schlechte Absichten zu hegen, die Dogmen gar nicht verstehen zu wollen, sich die Dogmen gar nicht wirklich angesehen zu haben oder sogar, Teil einer Verschwörung zu sein.

Für den linken Dogmatiker ist man ein heimlicher Nazi. Für den rechten Dogmatiker ist man ein Volksverräter, ein angepasster Systemling oder gar ein verkappter bezahlter Propagandist der jüdischen Weltverschwörung der (erfundenen) Weisen von Zion. Für den Verschwörungsdogmatiker ist der Kritiker ein Bezahlschreiber des Verfassungsschutzes, der CIA oder sonst einer düsteren Organisation. Mit dieser paranoiden Polarisierung wertet sich der Dogmatiker selbst auf zu einem Ritter des Lichts, und er wertet den Gegner/Kritiker ab als Agent des Bösen. Es gelang sogar, der gesellschaftlichen Mitte ein verheerendes Dogma einzureden: Dass es keine großen Verschwörungen gäbe und dass nur Verrückte an große Verschwörungen glauben. Es gibt tatsächlich größte Verschwörungen, aber die Szene der gewöhnlichen Verschwörungstheoretiker sind unfähig, Verschwörungen wissenschaftlich zu erforschen. (Haupt-)berufliche Verschwörungstheoretiker sind in aller Regel psychisch krank, und/oder extrem naiv und/oder völlige Hochstapler, die ihre Bildung beziehen aus älteren, schlechten Werken der Verschwörungsmedien.

Die einigermaßen stabilen Normalbürger wollen die allermeisten Dogmen der Verschwörungstheoretiker oder der radikalen Linken oder der radikalen Rechten nicht übernehmen. Diese Dogmen sind für den stabilen Normalbürger zu abgedreht und der Normalbürger spürt, dass diese verschiedenen irren Dogmen den Normalbürgern nicht mehr, sondern weniger Kontrolle und Ordnung bringen würden.

Das ist auch der Grund, warum man Verschwörungstheoretiker innerhalb gewisser Rahmen einfach reden lässt, und das seit 200 Jahren moderner Verschwörungsmedien. Es soll ja gerade aus Sicht der Herrscher ein Sammelbecken existieren, wo die verrücktesten Verschwörungs-Dogmen von psychisch kranken Leuten vertreten werden. Der Normalbürger belächelt dieses Sammelbecken oder hält es für gruselig, und denkt sich, es gäbe keine großen Verschwörungen.

Der Dogmatiker betrachtet sich prinzipiell als Gewinner jeder Diskussion bzw. verbalen Auseinandersetzung. Er zieht sich nach einer (hitzigen) Diskussion in seine Echokammer und Filterblase von Gleichgesinnten zurück und lässt sich dort feiern als Held, als Ritter des Lichts im Kampf gegen das Böse. Der Dogmatiker sucht in seiner Echokammer wieder mal nur Bestätigung und das wohlige Gefühl der Kontrolle.

Es gibt Neonazis, die sich zusammenreimten, ich sei ein Jude (und Agent der Weltverschwörung) mit tschechischen Wurzeln, weil ich die Neonazi-Dogmen ablehne und weil es mal einen tschechischen Politiker gab mit einem ähnlichen Nachnahmen wie meinem. Hätte man mal nachgefragt, oder kurz mal im Internet gesucht nach den mittelfränkischen Beneschs, wäre man auf meinen Vorfahren Theo Benesch gestoßen, Schriftführer beim Stürmer und Nazi-Gauleiter. Der ein oder andere Neonazi meinte darauf hin, ich sei halt trotz meiner deutschen Nazi-Vorfahren trotzdem ein Agent der jüdisch-bolschewistischen Weltverschwörung. So geisteskrank paranoid ist der Diskurs mit Neonazis. Die rechte Szene zerfleischt sich gegenseitig wegen zahllosen Dogmen, genauso wie die linke Szene oder die Szene der Verschwörungstheoretiker.

Es gibt kaum einen Stuss, der nicht geglaubt wird. Manche trinken Kloreiniger und sind felsenfest überzeugt von der Gesundheitswirkung. Wenn man dieses Dogma in Frage stellt, bekommt man einen Wortschwall aus Pseudoargeumenten und Pseudobeweisen entgegengeschleudert, mitsamt unterschwelligen Andeutungen oder offenen Anschuldigungen, man sei ein bezahlter Agent der Pharmaindustrie. Von den ganz Überzeugten Trinkern von Kloreiniger wird man als Mensch abgeschrieben, verworfen und boykottiert, wenn man das Kloreiniger-Dogma ablehnt.

In dem überaus erfolgreichen Joe Rogan-Podcast stritten sich ein Freund von Rogan und notorischer Verschwörungstheoretiker namens Eddie Bravo mit dem notorischen Verschwörungstheoretiker Alex Jones um das Dogma, die Erde sei in Wirklichkeit flach. Anfangs bekundeten die beiden noch, nicht zu emotional werden zu wollen, aber innerhalb kurzer Zeit kochten die Aggressionen hoch.

Joe Rogan hatte jahrelang gezögert, Jones in seine Sendung einzuladen, weil die Qualität von Jones’ Arbeit und die psychische Gesundheit von Jones sich steil nach unten bewegt hatten. Als Rogan öffentlich anmerkte, dass er Jones’ Stuss ablehnte, wie etwa zum Thema Sandy Hook, bekam Jones einen epischen Wutanfall und startete eine regelrechte Hasskampagne gegen Rogan. Es hieß, Rogan sei irgendwie im Bunde mit der CIA und hätte etwas zu tun mit MKULTRA, Rogan hätte den Auftrag, das Publikum abzulenken von dem Wirken von Jones usw. Jones verstieg sich sogar zu psychopathischen Analogien und Fantasien, Rogan an den Beinen aufzuhängen und ihm den Hals durchzuschneiden.

Wo ist die Schmerzgrenze für Dogmen? Wie absurd muss ein Dogma sein, dass sich niemand findet, der sich davon überzeugen lässt und der es in seine Identität miteinbaut? Wenn ich jetzt behaupten würde, dass der Kosmos deine Wünsche erfüllt, wenn du dir splitterfasernackt Pfauenfedern in den Hintern steckst und im Kreis herumhüpfst und laut “Krah, krah, krah” schreist? Gäbe es irgendwelche Techniken, mit denen es mir gelänge, jemanden von diesem Unsinn zu überzeugen?

Es gab libertäre Supporter von Recentr, die vor Jahren in die Fänge der ultra-libertären Quasi-Sekte von Stefan Molyneux reingeraten waren. Sie haben sich von Molyneux diverse irrationale und viel zu vereinfachte Dogmen einprogrammieren lassen: Man dürfe nie jemanden zu etwas zwingen. Auch nicht nur Einhaltung grundlegender freiheitlicher Rechtsnormen und Landesgrenzen, die die Rechtsnorm räumlich eingrenzen. Wegen diesem Dogma würde auch folglich das zusätzliche Dogma gelten, dass man sich überhaupt nicht (partei-)politisch engagieren dürfe. Darüberhinaus gelte das Dogma, dass jede Form von Staatlichkeit des Teufels sei und unweigerlich dem Bösen dienen würde. Diese Radikal-Libertären versuchen dann, andere Leute vollzustussen und zu überreden, doch der Sekte beizutreten. Wer partout nicht beitreten will, gilt als der Feind, vor dem man sich fernhalten müsse. Der ein oder andere hat die Sekte wieder ernüchtert verlassen. Manche hängen immer noch drin. Es ist sinnlos, sich auf ausführlichere direkte Diskussionen mit den Sektierern einzulassen. Sie suchen prinzipiell nach Bestätigung und dem Gefühl von Kontrolle. Sie suchen nicht wirklich nach Fakten und Logik und nach einer wissenschaftlichen Betrachtung der Welt.

Wir sehen also deutlich: Herrscher können die Bevölkerung kontrollieren mit zahllosen irrationalen Dogmen, die bestimmte psychologische Effekte haben und von den Menschen in ihre Identitäten eingebaut werden. Wie bekommt man diese Dogmen aber in die Menschen zuverlässig hineinprogrammiert? Ein Weg für Herrscher ist es, einfach Geld hineinzustecken in diverse dogmatische Szenen und Gruppen. Ein weiterer Weg ist, es den Dogmatikern und Spinnern zu erleichtern, ihren Stuss in die Welt hinauszublasen.

Der tägliche Drogen-Fix

Längst nicht bei allen funktionierte der Radikalisierungsprozess durch Youtube. Einige Leute ziehen früh die Notbremse. Meistens handelt es sich dabei um stabilere Personen aus stabileren familiären Verhältnissen. Manche ziehen erst dann, ähnlich wie beim Alkoholismus, die Notbremse, wenn sie durch den dogmatischen Stuss in ihrem Leben ernsthafte Probleme bekommen: Partner und Angehörige wenden sich ab, Probleme im Beruf oder in der Schule, zunehmende Vereinsamung, Probleme mit dem Gesetz, Depressionen und so weiter. Manche schaffen es (wie Alkoholiker) nie, deutlich und nachhaltig die Notbremse zu ziehen. Auf der Suche nach Bestätigung kassieren sie eine Abfuhr und Niederlage nach der anderen. Sie reagieren aber so, wie es in sie hineinprogrammiert wurde: Mit narzisstischem Verteidigen der Dogmen, mit verbaler Gewalt. Es ist wie ein Alkoholiker, der sich nach Entspannung und Euphorie sehnt und zu diesem Zweck immer mehr trinkt und den daraus entstehenden Stress und die Depressionen zu kurieren versucht mit noch mehr Alkohol.

Es erinnert an die Ureinwohner Amerikas, die keine Erfahrungen hatten mit Alkohol und denen von den Kolonialmächten aus Europa Alkohol gegeben wurde; teils sogar kostenlos. Der Alkohol verwüstete und erodierte die Zivilisationen der Ureinwohner. Manche Wirkungen des Alkohols ähneln den Wirkungen von dogmatischem Stuss: Man fühlt sich euphorisch, selbstsicher, lebendig, mutig und besonders. Man hat das illusionäre Gefühl von Kontrolle. Manche Angetrunkenen lassen sich auf Schlägereien ein, haben sich regelrecht dazu anfeuern lassen von den berauschenden Wirkungen und fühlen sich mutiger, als sie es nüchtern gewesen wären, aber in Wirklichkeit macht sie der Alkohol zu schlechteren Kämpfern. Der Alkohol senkt die Konzentration, Reaktionsgeschwindigkeit und die Balance. Kein hauptberuflicher UFC-Kämpfer würde es für eine gute Idee halten, angetrunken ins Octagon zu steigen. Wenn jemand in der Winterkälte draußen friert und Alkohol trinkt, meint derjenige, sich wärmer zu fühlen. In Wirklichkeit kühlt er durch die Effekte des Alkohols mehr aus, weil er mehr Wärme an die Außenwelt abgibt. Das Trinken von Alkohol erzeugt quasi die Illusion, man würde die Gesetze der Thermodynamik aushebeln.

Alex Jones war in seiner Schulzeit früher bekannt als aggressiver, gewalttätiger Wirrkopf. Später setzte er sich die Maske der Normalität auf und machte Karriere als Verschwörungs-Stusser. Bis 2008 war seine Arbeit noch passabel, dann ging es abwärts und in seinem Fokus stand immer weniger die Absicht, dem Publikum Fakten und Logik zu bieten, sondern es ging irgendwann nur noch darum, dem Publikum das Gefühl von Bestätigung zu verschaffen, das Bedienen von dogmatischem Stuss, damit die Leute im Publikum sich so fühlen konnten, als hätten sie Kontrolle über ihr Leben und über die Welt. Alex Jones war nur noch eine Art Drogendealer für die Droge namens “dogmatische Wohlfühl-Bestätigung”. Was die Fakten sind und die Logik, war nun egal. Hauptsache, das Publikum bekommt seine regelmäßige Dosis der Droge und konnte sich fühlen, als sei man Teil einer besonderen Bewegung, als sei der Sieg möglich über die Kräfte des Bösen. Zu diesem Zweck wurden sogar der russische Diktator Putin und der zynische Geschäftsmann Donald Trump als Helden und Retter präsentiert.

Es gab immer mehr Leute, die süchtig wurden nach der Droge, die Alex Jones anzubieten hatte. Und je mehr Abhängige die Drogen konsumierten, umso größer war das Gemeinschaftsgefühl, die Illusion von (kollektiver) Kontrolle und umso größer die süchtig machende Wirkung der Droge. Und wie auch bei herkömmlichen Drogen gab es so manchen Abhängigen, der selbst zum Dealer aufsteigen wollte. Und wie bei herkömmlichen Drogen gilt auch hier die Binsenweisheit “Don’t get high on your own supply”. Wenn man die Drogen, die man verkauft, sich selbst reindröhnt, seinen eigenen dogamtischen Verschwörungs-Bullshit glaubt, um sich an den Machtgefühlen zu berauschen, dann beginnt eben die Spirale in den Abgrund. Wie man deutlich an Alex Jones erkennen kann. Er erinnert inzwischen an den Kokain-Boss Tony Montana aus dem berühmten Gangster-Film Scarface.

AlexBenesch
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