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Trump brachte die Libertären schwer durcheinander

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Vor Jahren war einer unserer größeren Supporter plötzlich abgetaucht und boykottierte uns auf passiv-aggressive Weise. Was war passiert? Hatten wir irgendeine große Sünde begangen? Nein, er war als Libertärer reingerutscht in die Sekte von Stefan Molyneux, der den Boykott jeglicher ernstgemeinter (partei-)politischer Aktivität zum Ober-Dogma erhoben hatte. Wer dieses Dogma nicht akzeptiert, gilt als Problem, als Feind, als Etatist usw.

Molyneux empfahl sogar wiederholt, sich von ungläubigen Freunden und Angehörigen zu trennen. Der Stuss von Molyneux erinnerte etwas an die Taliban oder eine Sci-Fi-Sekte.

Man muss sich daran erinnern, dass zu dem damaligen Zeitpunkt die Obama-Administration in den USA regierte und es nicht abzusehen war, dass ein (neurechter) Populist und Geschäftsmann wie Donald Trump ein paar Jahre später im Weißen Haus landen würde. Man ging davon aus, dass nach 8 Jahren Obama und Democrats halt wieder die Republicans regieren würden mit einem Präsidenten wie Jeb Bush oder Mitt Romney. Sicherlich war die Situation frustrierend und entmutigend, aber die Antwort konnte nicht darin bestehen, einer ultra-libertären Sekte beizutreten und Hass auszukübeln über andere Menschen und sogar über Libertäre, die nicht Molyneuxs Dogmen akzeptierten.

Radikal-Libertäre hatten unter Obama relativ viel Zulauf. Dann jedoch kam die Ära Trump und Radikallibertarismus war nicht länger in Mode, sondern die neurechte Welle, bezahlt von Clans wie den Shillmans, Rosenwalds und Mercers.

Unser Supporter ist übrigens inzwischen nicht mehr in der Molyneux-Sekte. Sobald die Trump-Ära begann und der Trump-Hype, bei dem manche neurechte Medien zeitweise viel Geld machen konnten, sprangen Molyneux und diverse Molyneux-Klonkrieger auf diesen Zug auf und beteuerten mit einer schwurbeligen Pseudo-Argumentation, dass sie dadurch nicht ihre eigenen Dogmen verletzen würden. Molyneux wollte gleichzeitig seine radikal-libertären Dogmen und die neurechten Dogmen vertreten, aber er nährte mit seinen einseitigen Tiraden gegen Linke und Frauen eben das Links-gegen-Rechts-Denkmuster und dadurch eben die beiden großen Parteien. Die extrem rechten Figuren wollten ihn dazu bewegen, immer radikalere Dogmen zu vertreten, wodurch sich Molyneux Ärger einhandelte und einen Rückzieher machte, wofür ihn die Rechtsradikalen nun verachten.

Molyneux, Hans Hermann-Hoppe und diverse Nachplapperer und Klonkrieger hatten eigentlich nichts Neues oder Besonderes anzubieten. Es war eine Mischung aus Hayek, Mises, Rand und Rothbard, ergänzt durch die Utopia-Luftschloss-Fantasiegesellschaft namens Privatrechtsordnung ohne jegliche Staatlichkeit. Genau wie in den Utopias von Linken (das Endstadium des Kommunismus, wo der Staat verwittert, weil er nicht mehr gebraucht wird), oder Islamisten (die vollendete Scharia-Gesellschaft) funktioniert in der Privatrechtsordnung alles wie am Schnürchen. Dass dieses Utopia unrealistisch ist, und mit viel zu vereinfachten Annahmen konstruiert ist, interessiert die Radikal-Anarchos nicht. Sie haben die Dogmen längst für heilig erklärt und in ihre persönliche Identität eingebaut. Sie haben keine Ahnung, wie sie realistisch zu dieser Ideal-Gesellschaft in der wirklichen Welt gelangen könnten. Sie verstehen nicht, welche Risiken man eingehen würde bei dem Versuch, Verfassungen und Staatsgrenzen aufzuweichen. Sie krallen sich an ihr Dogma des “Nichtaggressionsprinzips” und kübeln Hass auf Kritiker dieses Dogmas, auch wenn es sich um freiheitlich gesinnte Kritiker handelt. Komischerweise unterstützen oder tolerieren Hoppe-Anhänger oft Russland und wollen faule Kompromisse eingehen mit dem Putin-Regime.

Diskussionen mit Radikallibertären, ob nun im privaten Umfeld oder im Internet, verlaufen im Prinzip alle ziemlich ähnlich, auf vorgestanzten Bahnen, weil die Radikal-Libertären sich die Argumentationstechniken von ihren Helden und Vorbetern abgeschaut haben. Die Dogmen, also beispielsweise die Forderung nach einem kompletten Boykott (partei-) politischer Aktivität oder die Forderung nach einer Aufweichung der Grenzen sowie die Forderung, dass selbst Islamisten und Kommunisten ihre eigene Justiz und Polizei aufbauen dürfen, werden abgestützt durch das Ober-Dogma: Das Verbot initiierender Gewalt bzw. Zwang. Man nennt es auch Nicht-Aggressions-Prinzip und es ist so simpel, das es einerseits monolitisch und einleuchtend wirkt, andererseits viel zu simpel ist für die reale Welt. Man hat es also zu tun mit einer zirkulären Argumentation. Dann benutzen Radikal-Libertäre in Diskussionen noch ständig ihre Luftschloss-Fantasie-Gesellschaft, ein gedankliches Utopia in dem alles wunderbar wie am Schnürchen funktioniert. Solche Utopias haben auch Kommunisten und Islamisten und taugen rein gar nichts als Argumente.

Man könnte lästern, die härtesten Anhänger von Hoppe versuchen, sich mit seinem Buch die ganze Welt zu erklären; so ähnlich wie Islamisten mit dem Koran. Einen realistischen Weg, um ihr Utopia Wirklichkeit werden zu lassen, haben sie nicht anzubieten. Die allermeisten Menschen suchen sich eine andere Ideologie, die Zwang beinhaltet, und Zwang wollen die Radikal-Libertären ja um jeden Preis vermeiden. Der Radikal-Libertäre schießt sich wegen seinem Ober-Dogma selber in beide Knie und verbaut sich jede Chance, wirklich Fortschritte zu machen im Kampf für Freiheit. Seine scheinbar größte Stärke ist seine größte Schwäche.

Wenn der Gesprächspartner nicht die Dogmen akzeptieren will, kann der Radikallibertäre mit einem Wutanfall reagieren, so wie es der Szene-Held Molyneux vorgemacht hat. Dann beginnt die typische Hexenjagd und der Gegenüber wird als niederträchtiger Verschwörer verworfen. Mit dieser Verhaltensweise verlieren die Radikalen bald alle Freunde und Beziehungen außerhalb der Sekte. Manche versuchen, in eine Kommune von Sektenmitgliedern zu ziehen.

AlexBenesch
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