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Ein lausiges Eurasien-Plädoyer: Thorsten Schultes „Fremdbestimmt: 120 Jahre Lügen und Täuschung“

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Kommentar

Ich wurde mehrfach gebeten, eine Rezension zu schreiben über Thorsten Schultes neues Buch „Fremdbestimmt: 120 Jahre Lügen und Täuschung“.

Wie auch das von mir bereits besprochene neue Buch von Max Otte ist es im Grunde nichts anderes als ein Plädoyer für Eurasien, also ein Näherrücken Deutschlands und Europas an die russische Horror-Diktatur, weil dies angeblich die beste Strategie wäre für uns, sich von dem Einfluss der USA und NATO zu lösen.

Genau wie Otte erzählt Schulte nichts, was der gewöhnliche Konsument von Verschwörungsmedien oder „alternativen“ Medien nicht schon tausendfach gesehen hat. Beide benutzen einen Haufen Quellen, Schulte deutlich mehr als Otte, aber es kommt doch nicht mehr dabei heraus als ein brandgefährliches, irreführendes Plädoyer für Eurasien, das man so ähnlich auf jedem x-beliebigen „alternativen“ Blog oder Youtube-Kanal finden kann.

Schulte gebärdet sich staatsmännisch und strategisch, schafft es aber nicht einmal, eine Risikofolgenabschätzung zu liefern über seine Eurasien-Vorstellungen oder zumindest eine Konkretisierung selbiger Eurasien-Vorstellungen. Wenn es um seine Kritik an den Angloamerikanern geht, ist er extrem ausführlich und konkret. Geht es hingegen um Russlands heutige imperiale Ambitionen und Methoden, ist er sehr schweigsam und murmelt kurz, dass Putin halt einfach russische Interessen vertreten würde. Über Eurasien liefert Schulte knappes, schwammiges Geschwurbel über ein Zusammenwachsen und Zusammenarbeiten der Deutschen und Russen. Natürlich sollen die Russlandsanktionen weg, was ganz weit oben steht auf der Wunschliste des Kremls. Schulte will Eurasien, macht sich aber nicht mal die Mühe in dem Buch, zu analysieren, was dabei die Gefahren für Deutschland sind und was mögliche Alternativen. Alternative Strategien beleuchtet er erst gar nicht; sodass der Leser schnell den Eindruck gewinnen könnte, Eurasien sei alternativlos.

Das Britische Imperium und die Führungsebene der Amerikaner seien die zentralen Bösewichter. Auf der anderen Seite stünde heute das russische Reich, über das Schulte praktisch kein schlechtes Wort verliert, mit dem wir Deutschen und Europäer uns nun verbünden müssten, um nicht erneut in einen Krieg hineingetrieben zu werden. Ost gegen West. Gut gegen Böse. Schwarz und Weiß. Schultes Weltbild ist dahingehend erschreckend simpel. Es ist in höchstem Maße amateurhaft und fahrlässig, eine Allianz mit einem Regime zu bewerben und dieses Regime nicht ausführlich kritisch zu hinterfragen.

Seine zentralen Grundannahmen sind falsch, seine Schlussfolgerungen falsch, er vergisst oder ignoriert wichtigste Themenbereiche. Sein Buch ist kontroverser als das von Otte, aber vom Prinzip her gleich. Warum KOPP und der Finanzbuchverlag es ablehnten, lässt sich spekulieren. Dazu später mehr.

Ob bewusst oder unbewusst, Schulte pickt sich die passenden Quellen und Aspekte heraus, die zu diesem „Ost gegen West“-Narrativ und dem Eurasien-Plädoyer passen. Er zitiert mehrfach den Forscher Antony Sutton, um aufzuzeigen, wie die USA und England Deutschland und auch die Sowjets vor den großen Kriegen wirtschaftlich und technologisch gefördert hatten. Russland wird dabei generell als Opfer dargestellt.

Laut Schulte wäre die angloamerikanische Strategie so einfach gewesen, dass ein Kind sie hätte durchschauen können: Die beiden Konkurrenten Deutschland und Russland zu fördern, damit jene sich gegenseitig bekriegen. Suttons Forschungen zu der Förderung der Sowjetunion durch den Westen mit Technologie-Verkäufen waren aber viel komplexer und differenzierter: Die Förderungen gingen nach dem Zweiten Weltkrieg nahtlos weiter und wurden sogar immer krasser, obwohl doch nach dem Weltkrieg die Angloamerikaner leichtes Spiel gehabt hätten, Sowjetrussland anzugreifen und zu erobern. Die amerikanische Militäroption war fix und fertig geplant: Operation Dropshot. Die Zeit drängte außerdem, weil die Sowjets ja anfingen, Atomwaffen zu bauen. Es war klar, dass die Angloamerikaner nur ein begrenztes Zeitfenster hatten, bevor die Sowjets im größeren Stil Atomwaffen bauen und dadurch eine zu gute Verteidigung aufbauen.

Dropshot enthielt Missions-Profile, nach denen 300 Atombomben und 29.000 hochexplosive Bomben auf 200 Ziele in 100 Städten abgeworfen würden, um 85 % der industriellen Kapazität der Sowjetunion in einem einzigen Schlag zu vernichten. Zwischen 75 und 100 der 300 Kernwaffen würden benutzt, um sowjetische Kampfflugzeuge bereits am Boden zu zerstören.

iese Dokumente wurden später freigegeben und unter dem Namen Dropshot: The American Plan for World War III Against Russia in 1957 (ISBN 0-8037-2148-X) veröffentlicht.

Hier gab es also bereits frühzeitig die Möglichkeit, die kommunistische Herrschaft über Russland und weitere Nationen zu beenden. Bereits die Drohung hätte gereicht, um Stalin aus dem Amt zu drängen, die Insassen der Gulags zu befreien und die Sowjetunion zu beenden. Warum machten die Angloamerikaner nicht den Sack zu? Schulte vermeidet dieses Thema, diese Frage, wie auch alle anderen Autoren seiner Art. Stalin hatte viele jüdische kommunistische Funktionäre beseitigt und wird heute im Putin-Regime immer mehr gefeiert und rehabilitiert. Dasselbe Putin-Regime mit dem Schulte ein gemeinsames Eurasien befürwortet. Glaubt Schulte, Stalin hätte die Fremdherrschaft des (jüdischen) „internationalen Kapitals“ über Russland gebrochen? Warum griffen die Amerikaner dann Stalin nicht nach 1945 an? Wenn Schulte heute das Putin-Regime bewirbt, müsste er ja logischerweise davon ausgehen, dass Russland irgendwann nach der kommunistischen Oktoberrevolution von 1917 wieder unabhängig wurde und eigenständig agieren konnte. Wann soll Russland wieder eigenständig geworden sein? Wann soll Russland die Agenten des „internationalen Kapitals“ gesäubert haben, die 1917 mit der Hilfe von WallStreet die Revolution gemacht hatten? Unter Stalin? Das ergäbe keinen Sinn, weil die Amerikaner Stalin in Ruhe ließen und weiter mit Technologie belieferten, als Russland stark geschwächt war und mit dem Atomwaffenprogramm begann. Unter Jelzin? Nach 1991 gab es keine richtige Abrechnung in Russland mit den alten Eliten, keine richtige Revolution. Stattdessen nutzen die schlimmsten ehemaligen alten KGB-Figuren, so wie Putin, jede Mafia-Technik um sich an die Spitze zu setzen. Soll Putin die Macht des „internationalen Kapitals“ über Russland gebrochen haben? Russland auch unter Putin war total abhängig von europäischen Märkten und wurde weiter gefördert mit wichtiger Technik aus den USA und Europa. Warum machte die NATO nicht nach 1991 den Sack zu? Weil Russland ABC-Waffen hat? Tja, wegen den ABC-Waffen macht es für die Supermächte keinen Sinn, einen echten Krieg gegeneinander zu führen. Es macht stattdessen für Die Supermächte Sinn, einen Weltkrieg zu inszenieren, um den Pöbel loszuwerden, oder eine gemeinsame Weltregierung auszurufen und die Welt gemeinsam zu tyrannisieren. Wieso soll es dann im deutschen Interesse sein, sich an das russische Regime anzunähern? Wie man es auch dreht und wendet, Schultes Eurasien-Plädoyer ergibt keinen Sinn.

Er vermittelt dem Leser den Eindruck, als drohe die Gefahr, dass die Angloamerikaner bald zum dritten Mal einen Krieg zwischen Deutschland und Russland anzetteln könnten. Schulte tut so, als hätte er Suttons Forschung verstanden. Wieso blendet er dann den Kern von Suttons Forschungen aus, dass der Kalte Krieg nur eine Inszenierung war und die Angloamerikaner gar nicht Russland bezwingen wollten?

Schulte hält den Ost-West-Konflikt heute für real genug, um Eurasien zu befürworten. Was ein Anfängerfehler.

Warum sollen wir uns heute Russland annähern, wenn Russland seit 100 Jahren von den USA gefördert werden? Sicher gab es den scheinbaren Bruch 2014 mit der Ukraine-Situation, aber die beiden Supermächte profitieren auch von dem aktuellen Kalten Krieg. Es ist simple Logik: Wenn Russland schwächer wird, wird die NATO auch schwächer. Russland ist ohnehin schon viel zu stark, hat zuviel Territorium, zuviele Atomwaffen. Es ist unsinnig, Russland noch stärker zu machen. Fällt Schulte nichts besseres ein als die Wünsche des Kremls zu bedienen?

Sutton hätte natürlich überhaupt nicht befürwortet, dass Europa sich Sowjetrussland annähern sollte für ein Eurasien. Sutton wäre auch nicht auf das postsowjetische Jelzin- und dann Putin-Regime hereingefallen. Vor allem weil ja unter Jelzin und Putin die Technologieverkäufe aus dem Westen weitergingen, wie z.B. IBM-Computer in den 90ern, um Atomwaffentests zu simulieren, 2011 noch ein Ausbildungszentrum für soldaten aus Deutschland (Rheinmetall) usw. Weiß Schulte das nicht oder passt es ihm nicht in sein Konzept? Schulte zitiert Sutton nur sehr begrenzt und selektiv, um gegen USA und Britannien zu schießen, und um sein Plädoyer für Eurasien zu stützen.

Sutton meinte, dass UdSSR und China als Feinde aufgebaut wurden um sie irgendwann zu vernichten. Aber es ist unplausibel, dass gleich zwei ganz große Konkurrenten mit Nukleararsenalen aufgebaut wurden von den USA mit der Absicht, diese Konkurrenten zeitnah zu vernichten.

Ich konnte über Suttons arbeit hinausgehen, weil ich die Rolle des Adels erforscht habe und dass die kommunistische Revolution in Russland aller Wahrscheinlichkeit nach aktiv von den Zaren und den zaristischen Geheimdiensten betrieben worden war. Es ist nicht nur so, dass Wallstreet oder das Deutsche Reich sich von außen eingemischt hatten. Die Zaren waren dieselbe Familie wie der britische Thron und inszenierten die kommunistische Revolution.

Ist Schultes Grundannahme falsch und der Ost-West-Konflikt war und ist fake, dann bricht Schultes gesamtes Eurasien-Argumentationsgebäude in sich zusammen. Gleich am Anfang des Buchs heißt es: Die Angloamerikaner manövrierten zweimal Deutschöand und Russland in einen Krieg gegeneinander. Jetzt müsste man draus lernen und Deutschland und Russland sich verbünden gegen die Angloamerikaner.

Es folgt viel übliches, altbekanntes Revisonisten-Material ohne eine echte Betrachtung der geheimdienstlichen Ebene.  Nazideutschland war geheimdienstlich infiltriert von ausländischen Geheimdiensten; insbesondere russischen. Auch heute noch ist Deutschland erheblich von russischen Diensten unterwandert, egal ob Kreise des Mainstreams oder der Neurechten.

Schon allein wegen dieser geheimdienstlichen Infiltration wäre es heute verheerend für Deutschland, sich Russland anzunähern. Man läuft mehr und mehr in die Falle. Wir bräuchten eine rigorose Abschottung ggü. Russland und viel mehr Spionageabwehr, also das Gegenteil von dem, was Schulte empfiehlt.

Ich habe u.a. in „Adel Geheimdienste Militär“ die ausländische Spionage im Dritten Reich erforscht. Daraus ergibt sich die logische Konsequenz, dass die Deutschen sich heute wehren müssen gegen russische Spionage und wirtschaftliche Abhängigkeiten. Seine forderung nach Eurasien ist völliger, gefährlicher Unsinn.

Er zitiert natürlich Zbigniew Brzezinski, der nicht wollte dass Deutschland und Russland eine eurasische Macht bilden. Otte zitierte Mackinder zum gleichen Zweck. Sowohl Otte als auch schulte zitieren beide die bedeutungslosen Kommentare vom STRATFOR-Chef.

Dann kommt das übliche Revisonisten-Zeugs über Britanniens Aggressivität. Schön und gut, aber nichts über russische Spionage im Dritten Reich. Schulte ist so naiv, dass er den russischen Zaren in Schutz nimmt. Sogar George V. von Britannien bekommt ein wohlwollendes Zitat. Die Monarchen hätten den ersten Weltkrieg nicht gewollt. Schulte hat anscheinend keine Ahnung von den Welfen.

Es meint, dass die preußischen Hohenzollern und die Zaren Frieden miteinander gewollt hätten und dass so die Katastrophe verhindert worden wäre. Schulte gibt sich freundlich gegenüber dem Adel und ätzt stattdessen gegen Politiker und Konzerne. Die Zaren waren aber eine Familie mit dem britischen Thron und die Welfen kontrollierten laut meinen Forschungen die Politiker und Konzerne.

Er zitiert Carroll Quigley, dass die Rothschilds darin verwickelt waren, dass russische Anleihen in Frankreich gehandelt wurden vor dem Kriegsbeginnn 1914. Hier wird’s natürlich heikel. Ich kann nicht in Schultes Kopf reinblicken. Ich kann stattdessen sagen, was ein Großteil der gewöhnlichen Verschwörungstheoretiker denkt und ein Großteil der gewöhnlichen Verschwörungsautoren: Dass die Rothschilds nach Waterloo ein Vermögen gemacht hätten und dann die City of London und die Bank of England übernommen hätten, also die Macht über das britische Empire an sich rissen. Mit anderen jüdischen Familien hätten die Rothschilds auch in Amerika den entscheidenden Einfluss erreicht und dann die kommunistische Revolution in Russland durchgezogen. Diese Mythen und Märchen wurden gefördert von angloamerikanischen und russischen Geheimdiensten, um vom Adel abzulenken und insbesondere die Deutschen nach dem Ersten Weltkrieg in die Irre zu führen. Die gewöhnliche Verschwörungsliteratur ist total kompromittiert seit Robison in den 1790er Jahren. Niemand aus der Verschwörungstheoretiker-Szene versteht das oder hat die Standard-Literatur jemals kritisch hinterfragt. Die Rothschilds waren das Projekt von Hessen-Kassel, die engsten Verwandten des britischen und russischen Throns. Kontrollmechanismen gab es zuhauf und waren simpel und billig. Ich weiß nicht, ob Schulte diese üblichen Rothschild-Mythen und Märchen glaubt. Ich unterstelle es ihm nicht; also bitte kein Gejammer und Rumgeheule deswegen. Später distanziert er sich mit rudernden Armen von antijüdischen Theorien, geht aber nie ein auf die Märchen um die Rothschilds.

Ein gewöhnlicher Verschwörungstheoretiker, der die Märchen glaubt, denkt dass die jüdische Weltverschwörung gemäß der Protokolle von Zion die totale Macht ergriffen hätte und verantwortlich sei für die großen Kriege, die Zersetzung der Gesellschaft usw. Die nicht-jüdischen Kapitalisten seien nur Marionetten der Juden. Man müsste diese Judenherrschaft brechen, um die Welt zu retten.

Quigley hielt auch den Ost-West-Konflikt für fake. Er vermutete, dass die USA und die UdSSR sich die Bälle zuspielten und keinen richtigen großen Krieg gegeneinander wollten. Das erwähnt Schulte aber nicht weil er es nicht weiß, oder weil es ihm nicht ins Konzept passt. Schließlich will er ein Plädoyer zusammenzuzimmern für Eurasien heute. Die russische Propaganda inszenierte Putin als Helden gegen die zionistische Weltverschwörung. In Wirklichkeit suchten Putins Vertraute anhaltend die Hilfe von Westbanken wie Rothschild, um aus der Klemme zu kommen. Wohlgemerkt Putins Vertraute NACH dem Absägen der sieben großen Oligarchen aus den 90er Jahren mit teils jüdischem, vielmehr sowjetischem Hintergrund, die sowieso nur Marionetten der russischen Dienste waren.

Dann kommt altes Revisonisten-Zeugs über Britanniens Aggressivität. Sowas gibt’s seit Jahrzehnten in zigfacher Form. Die Leser haben entsprechende Bücher längst im Regal stellen.

Schulte stellt Russland, bzw. den Zaren, als Opfer dar. Das Sarajevo-Attentat wird selektiv behandelt. Zwei russische Generäle und deren Hintermänner hätten den Zaren manipuliert. Natürlich gebärdet sich Putin heute wie ein neuer Zar.

Dann bringt Schulte ein Zitat, dass der Krieg, der in Vorbereitung sei, ein Kampf sein werde zwischen dem internationalen Kapital und den Adelsdynastien. Das Kapital kenne keinen Gott und keinen Herren und möchte alle Staaten als Bankgeschäft regieren. Ich unterstelle Schulte nicht, dass er eine jüdische Weltverschwörung damit meint. Ich kann nicht in seinen Kopf reinblicken und er distanziert sich ja später mit rudernden Armen von dieser Vorstellung. Aber dennoch nennt er an vielen schicksalhaften Schlüsselstellen der Geschichte jüdische Personen aus Clans wie Rothschild, Schiff, Warburg usw. ohne zu erklären, dass diese Clans keine eigenen Entscheidungen von hoher Tragweite treffen konnten. In der gewöhnlichen Verschwörungsliteratur wird der Unfug verbreitet, jüdische Kleinstfamilien wie die Rothschilds hätten mal eben mit gewöhnlichen Krediten und einem Korrespondentennetz das britische Empire geklaut, dann noch das amerikanische und dann das russische. Der Adel hätte nur tatenlos dumm zugeglotzt, wie ihnen ihr Empire genommen wird. Wer dieses Märchen glaubt, ist ein Anfänger und kennt sich schlicht nicht aus mit der Welt des 18. und 19. Jahrhunderts.

„Das Deutsche Reich, wie das Russische, prosperierten über Jahrzehnte unter ihren Monarchen,“

schwurbelt Schulte. Dann sei das böse „Kapital“ gekommen, um die Adeligen zu entfernen. Er erwähnt nicht, dass das russische Volk in Elend und Unterdrückung lebte unter den Zaren und dass auch Millionen Deutsche in die USA gezogen waren, weil der deutsche Adel zu rückständig war. Nicht nur die Hohenzollern. Sondern vor allem die Welfen. Aber Schulte scheint die Welfen überhaupt nicht zu begreifen.

Dann ätzt er wieder gegen das aggressive Britannien und Churchill, aber will gleichzeitig nicht zu negativ ggü. dem Adel sein. Dass Churchills Familie seit hunderten Jahren den Welfen diente und anfänglich auf deutschem Territorium für Welfen kämpfte, weiß er nicht oder es passt nicht ins Konzept.

Dann ätzt er gegen die Amerikaner, die aus Geldgründen die Weltkriege geführt hätten, ohne zu verstehen, dass die Welfen nach wie vor Amerika beherrschten. Die Amerikanische Revolution war fake an der Spitze.

Schulte erwähnt zunächst JP Morgan, DuPont und Bethlehem Steel. Besonders JP Morgan wird immer wieder genannt. Gewöhnliche Verschwörungstheoretiker betrachten ihn als eine Rothschild-Marionette, wie z.B. auch Eustace Mullins schrieb in seinem einflussreichen Buch über die US-Zentralbank Federal Reserve.

Dann kommt altbekannte Standardkritik am Versailler Vertrag. Dann geht es um die russische Revolution mit Betonung auf die Warburgs, eine jüdische Bankiersfamilie. Deren Rolle war aber um Welten kleiner, als die gewöhnlichen Verschwörungsautoren immer wieder behaupten. Es ist ausgeschlossen, dass sie eigenmächtige Entscheidungen von solche hoher Tragweite treffen konnten. Genauso wenig wie die Rothschilds und alle anderen jüdischen Clans.

Schulte erwähnt die Ermordung des Zaren, hat sich anscheinend aber nicht wirklich damit beschäftigt. Der einzige irgendwie greifbare Beweis für den „Mord“ ist ein nutzloser DNA-Beweis, der laut Experten durch eine Kontamination zustande kam.

Er nennt Suttons Buch „Wallstreet and the Bolshevik Revolution“, sowie „Western Technology and and Soviet Economic Development“. Nichts davon hilft ihm wirklich dabei, zu argumentieren, dass wir uns heute auf das Putin-Regime einlassen sollen. Man findet keine Betrachtung, wie innerhalb Russlands die Kommunisten vom Zarengeheimdienst gesteuert wurden; wie die Pseuso-Revolution den gewöhnlichen Adel Russlands vertrieb, der den Welfen ständig ein Dorn im Auge war. Nein, Schulte benutzt selektiv Sutton und bewegt sich auf einem um Jahrzehnte veralteten Niveau.

Als nächstes zitiert Schulte Karlheinz Deschner, der wiederum den jüdischen Banker Jakob Schiff erwähnt in dem Zusammenhang. Gleich darauf distanziert er sich von der Vorstellung einer jüdischen Kollektivschuld. Nach 1945 interessiert er sich plötzlich nicht mehr wirklich für die westlichen Technologieverkäufe an die Sowjets. Passt nicht in sein Konzept.

Er erwähnt die militärische Kooperation der Nazis mit der UdSSR und erklärt, die Angloamerikaner hätten erneut geplant gehabt, dass Deutschland und Russland sich bekriegen. Er rattert diverse US-Hilfen für Hitler und das Dritte Reich herunter. Nichts über russische Spionage im Dritten Reich. Er weiß nichts darüber  oder es passt ihm nicht ins Konzept. Er erwähnt, dass Mussolini einst britischer Agent war, und fügt an, dass er bei Hitler misstrauisch wäre. Bei Putin ist er natürlich nicht misstrauisch.

Er erwähnt den Chef der britischen Zentralbank und dessen Beziehungen nach Deutschland, er erwähnt Sir Henri Deterding von Shell usw. aber nichts über die massive russische Hilfe durch das Zurückpfeifen der Linken, um die NSDAP zu schonen, abgesehen von nützlichen Nadelstichen.

Dann: Hitler holte sich die Kontrolle über das Deutsche Banksystem, was den internationalen Bankern ein Dorn im Auge gewesen sein soll. Er meint noch, die Nazi-Finanzen seien recht stabil gewesen. In Wirklichkeit verstand die NSDAP vom soliden Wirtschaften fast nichts.

Dann kommt noch mehr altbekanntes Zeug über US-Firmen und die Nazis. Er erwähnt die Gruppe Skull&Bones, dann kommt wieder Standard-Revisionisten-Material á la „Der Krieg der viele Väter hatte“.

Er schwurbelt etwas zusammen, warum Hitler den Befehl gab für den Russlandfeldzug. Typisches Einschleimen beim Publikum. Keine Erwähnung von Dunkirk, wie Hitler bewusst die britischen Truppen entkommen ließ. Immerhin erwähnt er die Täuschungsmanöver der Briten, was aber trotzdem kein Argument dafür ist, dass wir heute mit Russland paktieren sollen. Er versteht wohl nicht, dass die drei Supermächte heute auch zusammen agieren können, um Konkurrenten wie Deutschland klein zu halten und zu spalten.

Er meint, es drohen große Gefahren heute; er will dass das russische und deutsche Volk zusammenfinden in den kommenden Jahren, um eine „Wiederholung schlimmster Geschehnisse zu verhindern. Der Vergleich von damals und heute hinkt von vorneherein, weil Russland heute eine atomar bewaffnete Supermacht ist und Deutschland eigentlich nur Beute für den Kreml.

Schulte spricht als nächstes über den Holocaust und da wird es schwurbelig. Sehr schwurbelig: Laut einem zitierten Herbert Strauß konnten selbst 1940 und Anfang 41 (im Krieg) noch 23.000 Juden aus dem sog. Altreich emigrieren. Nach diesen Zahlen verließen angeblich von rund 550.000 Juden 1933 im Altreich rund 272.000 Juden das Deutsche Reich zwischen 1933 und 1941. Es geht um Migration nach Palästina und Migration generell. Was sind das für Zahlen? Die NSDAP errechnete vor dem richtigen Anlaufen des Holocaust mal 1,5 Millionen, mal 2 Millionen, mal noch mehr Juden für das Dritte Reich in seinen anfänglichen Grenzen. Manche davon flüchteten in Nachbarländer, die dann bald von den Nazis erobert wurden. Wenige flüchteten auch in die USA und Kanada. Dann gab es noch ein paar Millionen weitere Juden in Polen und anderen Ländern. Zusammengenommen wurden sechs Millionen umgebracht. So wie Schulte mit Zahlen schwurbelt, könnte er leicht missverstanden werden. Was zitiert er da von einer halben Million Juden, von denen die hälfte frühzeitig geflüchtet/migriert sei? Hatten die Verlage, die ihn ablehnten, sich an dieser Stelle mehr Klarheit gewünscht?

Schulte zitiert Hitler im Reichstag 1939 mit den Worten, wenn es dem „internationalen Finanzjudentum gelänge, die Völker noch einmal in einen Weltkrieg zu stürzen, dann werde das Ergebnis die Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa sein. Es gibt keine kritische Einordnung des Zitats an der stelle. Der KOPP-Verlag hätte sich wohl einen Shitstorm eingefangen. Als nächstes zitiert Schulte aus Goebbels‘ Tagebuch, man würde die Juden nach Osten abschieben, 60% liquidieren, 40% in die Zwangsarbeit bringen. Schulte ist sehr sparsam mit Berechnungen zu den Juden im deutschen Einflussgebiet, abgesehen von dem vorherigen komischen Zitat. Es wird noch schwurbeliger. Dann erwähnt er noch Rockefeller und deren Eugenik, die alliierte Bombenkampgane und weiteres altbekanntes Material.

Zum Schluss fordert er noch die Bestrafung von Leuten in Deutschland, die sich von ausländischen (angloamerikanischen) Kräften beeinflussen lassen. Aber es gibt von Schulte keine Abhandlung darüber, wie Deutschlands oder Frankreichs Rechte mit den Russen kuscheln. Stattdessen fordert er ja Eurasien.

Es kommt noch eine Attacke gegen China, nicht gegen das Putin-Regime. Letzteres verteidigt er, ohne überhaupt auf die sowjetische Langzeitstrategie einzugehen. Russland leitete einst die chinesischen kommunistischen Revolutionäre und muss jene fast zwangsläufig kontrolliert haben. Die USA ließen die chinesischen Nationalisten bewusst verlieren, was man bereits in Verschwörungsbüchern wie von Stormer im Jahr 1964 nachlesen konnte. Auch Sutton wollte vor seinem Tod noch in einem Buch die Chinese entlarven. Schulte weiß das alles nicht oder es passt ihm nicht ins Konzept.

Dann noch ein paar Standard-Talking Points zur Ukraine aus der Russenpropaganda. Dann altes Zeug über die EU und die Migration. Nichts über die krasse muslimische Migration in Russland und wie Russland heute über Geheimdienste immer noch die Linken im Westen fördert und die Mainstream-Politik bei uns unterwandert hat.

Dann noch altes Zeug über die Westmedien und amerikanische Überwachung. Nichts über die grässlichen verlogenen Russenmedien und die russische Spionage.

Er schwafelt über direkte Demokratie und die USA als Imperium im Niedergang, während er Wohl die Russen als im Aufstieg betrachtet. Die Lebenserwartung der Russen sei unter Putin ja gestiegen. Wie kaputt die Russen heute sind, erfahren seine Leser nicht.

Während Dissidenten in Russland in Foltergefängnissen des gewöhnlichen Justizsystems dort landen für Meinungsverbrechen und diffamiert werden als Volksverräter und CIA-Zuträgern, hockt Schulte bequem am Schreibtisch, sülzt über Frieden und Freiheit, fordert Eurasien und fühlt sich als (verfolgter) Held.

Truther-Land ist intellektuell abgebrannt.

AlexBenesch
AlexBenesch
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