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WELT konfrontiert Curio (AfD) mit Höcke-Aussagen zu Juden aus COMPACT-Sonderheft

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360b / Shutterstock.com

Der AfD-Innenpolitiker Gottfried Curio versucht im WELT-Interview zum Halle-Anschlag, den Fokus auf islamistische Gefährder und Kriminelle zu lenken, stolpert aber über die Aussagen seines Parteikollegen Björn Höcke.

Curio hat recht, wenn er die Statistiken bemüht um klarzustellen, dass islamistischer Terror viel mehr Gewicht hat, aber diese Gewichtung kann sich jederzeit ändern. Er folgt der Strategie, die man fast identisch auf so gut wie allen „alternativen“ Medien findet: Die Bedeutung des Ereignisses herunterspielen, auf Islamismus verweisen und betonen, dass es zwischen dem Tatverdächtigen und der AfD keinerlei Überschneidungen gebe.

Der WELT-Interviewer kommt schließlich zum Punkt, nämlich zu der Überzeugung, dass „Juden im Verborgenen die gesamte Weltpolitik zum Schaden der Völker und ihrer Freiheit steuern würden.“ Der Halle-Tatverdächtige glaubte dies anscheinend. Wer in der AfD glaubt Ähnliches? Curio blockt ab:

„Bei Björn Höcke nun soll es nach Ihrer Darstellung Äußerungen geben, zu denen ich Ihnen nur sagen kann: Wenn Sie dazu Fragen haben, dann wenden Sie sich doch an ihn.“

Der WELT-Interviewer ist vorbereitet und zitiert aus einer COMPACT-Publikation von Jürgen Elsässer:

Höckes diesbezügliche Äußerungen können Sie in einem Sonderheft des „Compact“-Verlags mit Reden von und Interviews mit Höcke lesen: Nach seiner Ansicht gibt es „eine kleine Geldmachtelite“. Die trachte „ihre Interessen auf Kosten aller Völker der Welt durchzusetzen“. Am Werke seien „wenige Dunkelmänner im Hintergrund“, nämlich „der internationale Geldmachtkomplex mit seiner krakenhaften Machtstruktur“. Sogar das Bundesamt für Verfassungsschutz sei, so Höcke, „spätestens mit dem Rauswurf von Hans-Georg Maaßen zum reinen Exekutivorgan für den völkerauflösenden und als pervers zu bezeichnenden Geist eines George Soros geworden“. 

Höcke sprach zwar nicht von einer explizit jüdischen Geldmachtelite, nannte aber als einzigen Oligarchen in dem Zusammenhang ausgerechnet den jüdischen Milliardär George Soros. Curio meckert, dass es nicht angebracht oder zielführend sei, einen Tag nach dem Anschlag Höckes Äußerungen in dem Zusammenhang anzusprechen. Der WELT-Interviewer kontert, dass Curio ja auch keine Probleme damit hat, einen Tag nach dem Anschlag die islamistische Bedrohung  anzusprechen; ein Thema das zu den Kernthemen der AfD gehört und der AfD Auftrieb verschafft.

Es gab bereits ein Parteiausschlussverfahren in der AfD gegen Höcke; einer der Hauptgründe für das Verfahren war der Verdacht, er könnte früher unter dem Pseudonym Landolf Ladig rechtsextreme Texte veröffentlicht haben in den Magazinen seines Quasi-Nachbarn Thorsten Heise, ein Neonazi der schon mit wichtigen V-Leuten des Verfassungsschutzes über sehr heikle Dinge telefonierte.

Im Antrag des Parteiausschlussverfahrens gegen Höcke vor dem Landesschiedsgericht Thüringen schrieb der Anwalt des Bundesvorstandes im April 2017, anhand der vorliegenden Indizien seien vernünftige Zweifel daran, Höcke habe unter der Bezeichnung Landolf Ladig Texte veröffentlicht, nicht mehr möglich. Höcke streitet nach wie vor ab, Ladig gewesen zu sein.

Im Zweiten Weltkrieg, so Ladig, hätte sich mit dem Nationalsozialismus die erste Antiglobalisierungsbewegung entwickelt. Und die sei so erfolgreich gewesen, dass der NS-Staat überfallen worden ist. Begeisterung für die NS-Wirtschaftspolitik sei laut Ladig aber noch vorhanden, und demnächst bekämen wir eine Revolution, weil es bald kein Erdöl mehr gebe. Darauf müsse sich „die Nationale Bewegung“ vorbereiten, um dann die NS-Wirtschaftspolitik auf biologischer Grundlage wieder einzuführen.

Diverse Beobachter der Angelegenheit haben kommentiert, dass Heise mit seinem Wissen die wahre Person hinter dem Pseudonym Ladig theoretisch kontrollieren könnte. Es wurde zwar ein Mann namens Rigolf Hennig von Heise präsentiert als Urheber der Ladig-Texte, was aber kaum jemanden überzeugt. Heise ist wegen seinen zahlreichen Vorstrafen sehr verwundbar.

Wie sich Anfang 2017 herausstellte, nahm Björn Höcke 2010 an der Dresdner Demo von NPD und JLO zum „Gedenken“ an die Bombenabwürfe teil. Es ist deutlich zu sehen und zu hören, dass Höcke inmitten der Kundgebung mit geballter Faust skandiert „Wir wollen marschieren!“

Das Weltbild des Tatverdächtigen beim Halle-Anschlag war sehr simpel und entspricht dem Weltbild unzähliger weiterer weißer und auch muslimischer Männer: Jüdische Kleinstfamilien wie die Rothschilds hätten mit nichts außer gewöhnlichen Krediten und etwas konspirativer Kommunikation das gesamte britische Imperium gestohlen und den kompletten Adel entmachtet, der sich ohne jeglichen nennenswerten Widerstand geschlagen gab. Die Rothschilds, die mit einfachsten Mitteln hätten verhaftet und enteignet werden können, hätten sich die City of London und die Bank of England geschnappt und gelacht, dass sie sich nicht mehr “darum scheren, wer auf dem Thron von England sitzt” (ein Fake-Zitat übrigens, das immer noch durchs Netz geistert).

Sobald jemand diesen Unfug geschluckt hat, glaubt derjenige, dass ab Nathan Rothschilds Reibach nach der Waterloo-Schlacht (den es nicht wirklich gab) alle weiteren wichtigen Handlungen des britischen Empires letztendlich die Handlungen eines geheimen Juden-Verschwörer-Zirkels gewesen seien. Die Rothschilds lenkten zwar bewusst jede Menge Aufmerksamkeit auf sich mit den größten Palästen und High Society-Partys, aber irgendwie soll das trotzdem eine geheime Verschwörung gewesen sein. Der Landgraf von Hessen-Kassel, ein Welfe und Verwandter des britischen Königshauses, hatte zwar die Rothschilds behutsam und kontrolliert als Strohmänner aufgebaut, aber laut dem Neonazi-Märchen hätte sich das adelige britische Imperium ein paar “kleinen Männern mit Hakennasen und Hüten” bedingungslos ergeben.

Und so erscheinen dann für den durchschnittlichen Verschwörungs-Interessierten die Fake-Protokolle von Zion realistisch und zig andere Fakes, die auch noch gezielt vom britischen Establishment verbreitet wurden. Als nächstes hätte sich die Handvoll Juden auch noch die junge USA geschnappt. Ohne irgendeine richtige Gegenwehr, versteht sich, abgesehen von dem Gemecker des US-Präsidenten Andrew Jackson, der sich eigentlich nur darüber beschwerte, dass die bunt gemischten Investoren der ersten beiden US-Zentralbanken so korrupt waren, dass es das ganze System der Abzocke gefährdete. Immer müssen die kleinen Männer mit Hut herhalten als dämonische Bösewichter, denen scheinbar regelmäßig das Unmögliche gelingt. Weder verstehen Neonazis die amerikanische Revolution, noch die russische.

Es ist das Meisterstück der britischen Spionage, vom Adel abzulenken und einen Mythos zu schaffen, der ein bestimmtes Klientel weltweit regelmäßig in die Irre führt. Die Zielgruppe betrachtet ihre Irrtümer und Irrlehren als Heiligtum, als pure Wahrheit und als Gradmesser für Patriotismus. Wer die Irrtümer nicht begeistert teilt, gilt als Volksverräter oder gar zionistischer Mitverschwörer.

AlexBenesch
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