spot_img

„Psychologie der Massen“ erklärt das Phänomen des Trump-Kults

Datum:

Ab und zu erwähnen Establishment-Kritiker Gustave Le Bons Buch über Massenpsychologie von 1895, um zu erklären, wie leichtgläubig die Wähler auf den Obama-Kult hereinfielen, oder auf Hillary Clinton.

Aber was ist mit dem Trump-Kult? Was passiert, wenn mit den gleichen Standard-Kult-Techniken gearbeitet wird, um diejenigen einzufangen, die sich wünschen, dass jemand „den Sumpf austrocknet“?

„Wenn auch die Massen die Dinge leidenschaftlich begehren, so wollen sie sie doch nicht für lange Zeit. Sie sind ebenso unfähig zu ausdauerndem Wollen wie zum Denken. Gleich dem Wilden läßt sie nicht zu, daß sich zwischen ihre Begierde und die Verwirklichung dieser Begierde ein Hindernis erhebt, umso weniger, als ihre Überzahl ihr das Gefühl unwiderstehlicher Macht gewährt. Für den einzelnen in der Masse schwindet der Begriff des Unmöglichen. Nichts erscheint der Masse unwahrscheinlich, und das darf man nicht vergessen, wenn man begreifen will, wie leicht die unwahrscheinlichen Legenden und Berichte zustande kommen und sich verbreiten.“

Dies beschreibt, mit welch felsenfestem Glauben so manche Trump-Unterstützer an ihren Wunschvorstellungen festhalten und konsequent alles ausblenden oder wegerklären, was nicht in den Kram passt. „Nichts erscheint der Masse unwahrscheinlich“ bei Trump. Der Immobilienhai, der sein ganzes Leben lang nur Frauen und Dollars jagte und sich dabei ständig mit hochgefährlichen Insidern umgab, soll nun Amerika retten vor hochgefährlichen Insidern. Je abstruser die Behauptungen, umso erfolgreicher können die Behauptungen sein, weil das Versprechen mitschwingt, die Gesetze der Natur brechen zu können.

Es sind regelrechte Wahrnehmungsstörungen:

„Der einfachste Vorfall, von der Masse gesehen, ist sofort ein entstelltes Geschehnis. Die Masse denkt in Bildern, und das hervorgerufene Bild löst eine Folge anderer Bilder aus, ohne jeden logischen Zusammenhang mit dem ersten. Die Vernunft beweist die Zusammenhanglosigkeit dieser Bilder, aber die Masse beachtet sie nicht und vermengt die Zusätze ihrer entstellenden Phantasie mit dem Ereignis. Die Masse ist unfähig, das Persönliche von dem Sachlichen zu unterscheiden. Sie nimmt die Bilder, die in ihrem Bewusstsein auftauchen und sehr oft nur eine entfernte Ähnlichkeit mit der beobachteten Tatsache haben, für Wirklichkeit.“

Kann ein Herrscher aber irgendwann nicht mehr genügend narzisstische Strahlkraft bieten, Furcht und Begeisterung auslösen, wird er von seinen Fans plötzlich verachtet, also selbst zum Opfer narzisstischer Wut:

„Die Massen erkennen die Macht an und werden durch Güte, die sie leicht für eine Art Schwäche halten, nur mäßig beeinflusst. Niemals galten ihre Sympathien den gütigen Herren, sondern den Tyrannen, von denen sie kraftvoll beherrscht wurden. Ihnen haben sie stets die größten Denkmäler errichtet. Wenn sie den gestürzten Despoten gerne mit Füßen treten, so geschieht das, weil er seine Macht eingebüßt hat und in die Reihe der Schwachen eingereiht wird, die man verachtet und nicht fürchtet.“

Für die Massen muss man entweder ein Gott sein oder man ist nichts. Trumps schwache Umfragewerte und die eskalierenden Skandale können dazu führen, dass er wegen dem Druck zurücktritt, 2020 nicht erneut antritt oder bei einem Wahlsieg 2020 vier Jahre lang seine Wähler gnadenlos enttäuscht.

DrudgeReport, die erfolgreichste Nachrichtenseite der Welt, die unabhängig agiert, verlinkt aktuell eine Reihe an Meldungen aus dem Mainstream über den Trump-Ukraine-Skandal. Eigentlich ist Drudge konservativ, aber anscheinend vom Trump-Glauben abgefallen. Im “alternativen” Sektor kriegt man momentan nur noch absurde Durchhalteparolen und aberwitzige Erklärungen. Wenn Drudge sich deutlicher positioniert, kippen auch irgendwann andere Medien bei dem Thema wie Infowars, und dann kippen auch die Abschreiber von Infowars aus dem deutschen Raum. ZeroHedge postete kürzlich einen Beitrag von Alt-Market, der extrem kritisch ist über die Establishment-Verbindungen von Trump und dass die Präsidentschaft ein fieser Trick war, um die Konservativen und Libertären reinzulegen.

Le Bon beschrieb den typischen narzisstischen Anführer, bevor es überhaupt eine moderne Psychologie gab:

„Die Masse ist eine Herde, die sich ohne Hirten nicht zu helfen weiß. Meistens sind die Führer keine Denker sondern Männer der Tat. Sie haben wenig Scharfblick und könnten auch nicht anders sein, da der Scharfblick im Allgemeinen zu Zweifel und Untätigkeit führt. Man findet sie namentlich unter den Nervösen, Reizbaren, Halbverrückten, die sich an der Grenze des Irrsinns befinden. So abgeschmackt auch die verfochtene Idee oder das verfolgte Ziel sein mag, gegen ihre Überzeugung wird alle Logik zunichte. Verachtung und Verfolgung stört sie nicht oder erregt sie nur noch mehr. Persönliches Interesse, Familie, alles wird geopfert. Sogar der Selbsterhaltungstrieb ist bei ihnen ausgeschaltet, und zwar in solchem Maße, daß die einzige Belohnung, die sie oft anstreben, das Martyrium ist.“

Das passt sehr genau auf Donald Trump, der sich und andere in immer größere Schwierigkeiten gebracht hat und unbeirrt immer so weiter macht. Er sieht als verfolgter Märtyrer, als Ziel einer Hexenjagd.

„Nicht die Gelehrten und Philosophen, vor allem nicht die Skeptiker, haben die großen Religionen geschaffen, die die Welt und die riesigen Reiche, die sich von der einen Erdhälfte bis zur anderen erstreckten, beherrscht haben. Die meisten Menschen, besonders in den Massen des Volkes, haben von nichts außerhalb ihres Berufsfaches eine klare und richtige Vorstellung. Sie sind nicht imstande, sich selbst zu leiten; so dient ihnen der Führer als Wegweiser. Er kann zur Not, aber nur sehr unzureichend, durch Zeitungen ersetzt werden, die ihren Lesern Meinungen anfertigen und Redensarten bieten, welche alles Denken ersparen.“

Mit dem Internet kann man sich heute endlos berieseln lassen von der Propaganda des Gurus.

Checkliste für den künstlichen Trump-Kult

  • Wirbt die Gruppe mit unrealistischen Versprechungen? Werden einem in der Gruppe schrittweise unrealistische Versprechungen aufgetischt? Der Trump-Kult wirbt tatsächlich mit völlig unrealistischen Versprechungen.
  • Ist die Gruppe wählerisch, was neue Mitglieder betrifft? Nach welchen Kriterien? Es wird blinder Gehorsam erwartet.
  • Wie würde ein Ausstieg konkret verlaufen und welche Konsequenzen und Risiken wären dabei vorhanden? Sobald man Kritik übt, gilt man als Verräter und wird ausgeschlossen, beschimpft und gemieden.
  • Wie betrachtet die Gruppe Außenstehende und Andersdenkende? Will die Gruppe, dass ich den Kontakt zu Außenstehenden verringere oder gar ganz abbreche? Gelten Außenstehende gar als Feinde? Wer wird generell als Feind betrachtet und warum? Trump-Kritiker gelten als Feinde und Verräter. Man soll sich nur mit Gleichgesinnten umgeben.
  • Welche Regen stellt die Gruppe auf? Wodurch steigt man in der Gruppe auf? Je mehr man die narzisstische Dynamik befeuern und neue Leute in den Kult bringen kann, umso mehr steigt man auf.
  • Inwiefern unterscheiden sich die höheren bzw. inneren Ebenen der Gruppe von den gewöhnlichen Ebenen? Je weiter nach oben man blickt, umso eher wissen die Trump-Kultisten, dass die Sache ein Schwindel ist.
  • Hat die Gruppe einen Gründungsmythos und falls ja, ist dieser glaubhaft und wissenschaftlich überprüfbar? Der Gründungsmythos ist die Wahl 2016, die Trump angeblich aus eigener Kraft und mit Hilfe von Pepe-Memes im Internet gewann, um Amerika zu retten.
  • Was sind die Gedanken und Überzeugungen der Gruppe und sind diese wissenschaftlich haltbar? Man hält Trump für einen Retter und man glaubt an ein mysteriöses Team aus hochrangigen Patrioten hinter ihm, das aber gar nicht existiert. Irgendwie würde man die Kontrolle über Amerika bekommen.
  • Gibt es einen Guru-ähnlichen Anführer, der angeblich alles weiß und grandiose Eigenschaften und Fähigkeiten hat? Ist dieser transparent? Reich? Wenn ja, wodurch? Praktiziert die Führung das, was sie predigt? Trump ist der Guru.
  • Welche Pläne hat die Gruppe? Mit welchem Mitteln will sie diese Pläne in die Tat umsetzen? Man will Amerika erobern. Mit allen Mitteln.
  • Hat sie überzogene Macht- und Rachefantasien? Definitiv.
  • Übertreibt die Gruppe maßlos ihre bisherigen Leistungen und ihre Rolle in der Welt? Behauptet sie, in Kontakt mit deutlich größeren Kräften zu stehen? Stimmt das überhaupt? Wenn ja, wie sieht diese größere Gruppe aus? Das trifft alles auf den Trump-Kult zu.
  • Wie steht es mit kritischem Denken in der Gruppe? Wie geht sie mit Kritikern um? Das Verhältnis zur Gewalt? Versucht die Gruppe, mir zu erzählen was ich hören will? Arbeitet sie mit idealisierten, unrealistischen Darstellungen? Es darf kein kritisches Denken praktiziert werden im Trump-Kult.
AlexBenesch
AlexBenesch
Senden Sie uns finanzielle Unterstützung an: IBAN: DE47 7605 0101 0011 7082 52 SWIFT-BIC: SSKNDE77 Spenden mit Paypal an folgende Email-Adresse: [email protected]
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img

Related articles

Geheimdienste sollen verdeckte russische Finanzierung für Politiker in Europa aufgedeckt haben

Kommentar "Voice of Europe" schien wie eine typische, pro-russische Nachrichtenseite im Internet mit entsprechenden Beiträgen und Interviews mit europäischen...

Recentr LIVE (26.03.24) ab 19 Uhr: Dunkelfeld

Wir leben in einem Zeitalter, in dem die Menschen die falschesten Vorstellungen von den drei Supermächten besitzen. https://youtu.be/Q87IgKxwsQo

Islamischer vs. westlicher Globalismus

Propaganda aus der muslimischen Welt enthält viele Elemente, die auch westliche Sozialisten verwenden, und solche, die bei westlichen...

ISIS-K ist Russlands nächstes Problem

Kommentar Russland unter den Zaren träumte davon, das ottomanisch-islamische Kalifat zu zerstören und zu übernehmen. In der sowjetischen Phase...