spot_img

Deutschland ist ideologisch geteilt – Wiedervereinigung setzt Überwindung des Ideologieschwindels voraus

Datum:

Das wiedervereinigte Deutschland hat nicht nur einen deutlichen Riss zwischen Ost und West, sondern auch unzählige weitere Risse überall wegen dem Ideologieschwindel.

Die unterschiedlichen ideologischen Gruppen halten sich für argumentativ unschlagbar. Diese Illusion der Überlegenheit entsteht durch simple Dogmen, unrealistische Luftschlösser, unlogische Kontrast-Argumente und irrationale Handlungsideen. In einer “Debatte” oder bei einem Vortrag springt der Ideologe von einem dieser fehlerhaften Gedankengänge zum nächsten.

Die Dogmen sind so einfach gehalten, dass sie perfekt wirken, aber in Wirklichkeit sind sie viel zu simpel, als dass sie in der komplexen Realität viel nützen. Der Sozialist glaubt zum Beispiel das simple Dogma “Teilen und Gemeinschaft ist besser als Gier und Egoismus”. Klingt für sich genommen völlig einleuchtend, aber der Sozialismus widerspricht trotzdem den Grundrechten auf Besitz, freiwilligen Handel usw. Die Luftschloss-Argumente der Sozialisten haben in einer echten Diskussion nichts zu suchen, weil es sich um ein reines Fantasiekonstrukt handelt. In der idealisierten Vorstellung mag alles toll klappen und jedes Problem lösbar sein, aber das hat mit der Realität nichts zu tun. Achten Sie darauf, wenn ein Sozialist (bewusst oder unbewusst) ein Luftschloss-Pseudoargument benutzt. Unlogische Kontrast-Argumente sind falsche, moralisierende Schlussfolgerungen. Beispielsweise rattert der Sozialist die Sünden der Großkapitalisten und Faschisten herunter und versucht, diese als Bestätigung für seine eigene Ideologie zu gebrauchen. Auch wenn die Faschisten und korrupten Industriebosse abzulehnen sind, so ist das noch lange keine Bestätigung für die vermeintliche Richtigkeit des Sozialismus. Aufbauend auf all diesen fehlerhaften Überzeugungen vertritt der Ideologe eine Reihe an Handlungsideen; seine Agenda die die Welt angeblich retten wird. Dummerweise sind die Handlungsideen ein Rezept für Desaster und nicht durchsetzbar ohne massive Gewalt gegen den Willen der restlichen Bevölkerung. Sozialisten können nicht ewig verbergen, dass sie die Mittelschicht enteignen und entrechten wollen.

Bei den Rechten handeln die simplen Dogmen von Familienwerten, Heimat und Tradition. Diese Werte muss man aber konkretisieren: Was ist mit Menschen, die die konservativen Familienvorstellungen nicht teilen? Welches Herrschaftssystem betrachtet der Konservative als das beste? Welche Traditionen sollen wie gepflegt werden? Einfach nur klassische Familien gut finden ist toll, aber noch kein konkretes Programm. Die Luftschlösser der Rechten sind oftmals fiktive Zukunftsmusik oder eine Glorifizierung vergangener Herrschaftssysteme und Staaten. Kontrast-Argumente bestehen daraus, die Desaster des real existierenden Sozialismus herunterzubeten. Aber auch real existierende rechte Regime waren Desaster und deshalb reicht eine Verurteilung der Linken nicht aus. Die Handlungsideen der Rechten sind vielfältig und leider häufiger so konstruiert, dass ein Großteil der restlichen Bevölkerung sie ablehnt.

Bei den Libertären gibt es die Dogmen der Freiheit und Selbstbestimmung. Bis hin zum puren “Nicht-Aggressionsprinzip” der libertären Anarchisten, laut dem niemand jemals zu irgendetwas gezwungen werden darf, und sei es die Einhaltung eines Minimalstaates. Es ist eine schöne Vorstellung und ferne Zielsetzung, dass vielleicht irgendwann in der weit entfernten Zukunft niemand mehr zu irgendetwas gezwungen werden darf. Aber im Hier und Jetzt nützen uns zu perfekte, reine Dogmen nichts. Selbst gemäßigtere Libertäre müssen erkennen, dass die meisten Menschen keine guten Entscheidungen treffen und aus ihren Fehlern nichts lernen. Der rational-ökonomische Mensch, der aus seinen Fehlern lernt, ist selten. Man kann einen solchen Menschen nicht zur massenhaften Grundvorraussetzung seiner Ideologie machen. Wir leben in einer Welt der Imperien und Client States. Die meisten Menschen schließen sich begeistert freiheitsfeindlichem Unfug an und suchen für alles Sündenböcke. Eine Mehrheit überreden zu wollen von libertären Ideen ist ein aussichtsloses Unterfangen. Gefrustete Libertäre werden entweder zu sektiererischen libertären Anarchisten, oder schließen sich dem Faschismus an um wenigstens dem Sozialismus zu entkommen. Luftschloss-Argumente findet man eher bei libertären Anarchisten. Wie selbstverständlich wischen sie in einer Diskussion einen Einwand beiseite mit dem Verweis auf ihre perfekte fiktive Luftschloss-Gesellschaft. Solche Argumente sind keine Argumente. Als Kontrastprogramm beklagen Libertäre die Exzesse der gewöhnlichen Big-Government-Systeme, ohne dass sie so genau erklären können, wie sie eine bessere Welt schaffen wollen ohne krasse Kompromisse eingehen zu müssen. Handlungsideen von Libertären machen meist Sinn, während die libertären Anarchisten nur die schwächst-möglichen Werkzeuge benutzen wollen, um es mit den etabliertesten Ideologien und Staaten aufzunehmen.

Die Konstruktion

Politik ist die Illusion von Teilhabe, eine heiße Luft produzierende Ablenkungsmaschinerie und die Verschleierung tatsächlicher Machtverhältnisse. Der Bürger wählt Personen und Programme, die er nicht wirklich kennt und versteht, da ihm weder beigebracht wurde, wie man andere Menschen korrekt einschätzt, noch wie man Argumente logisch nachvollziehen kann über Sicherheit, Wirtschaft und Verwaltung.

Die britischen Expeditionen in den Urwald zur Untersuchung von Naturvölkern und die verschiedenen Wissenschaften an den Universitäten lieferten dem Adel die Werkzeuge, um primitives Stammesverhalten zu kombinieren mit Gruppennarzissmus, Psychopathie und zirkulärem, irrationalem Denken. Jede politische Ideologie ist aus diesen Bestandteilen konstruiert. Dazu gab man jeder Ideologie noch ein unterschiedliches, fehlerhaftes Erklärungsmodell über das Böse samt Heilslehre, wie das Böse wirksam zu bekämpfen sei. Jede Ideologie muss natürlich einen gewissen Prozentsatz an wahren Informationen enthalten, aber auch viel Falsches und viel heiße Luft.

Für welche politische Überzeugung sich jemand begeistert, hängt weniger von Logik und Wissenschaft ab, sondern von Faktoren wie die Persönlichkeitsstruktur, das frühe prägende Umfeld, Gefühle, Interessengemeinschaften und einschneidende Erlebnisse. Manche Menschen sind genetisch und von ihrer Erziehung her einfach Individualisten, andere gehen eher in der Gemeinschaft auf. Die einen sind introvertiert, die anderen extrovertiert. Mutig, oder furchtsam, rebellisch oder unterwürfig. Die einen lieben Neues und Veränderung, die anderen mögen stattdessen nur Altbekanntes und Vertrautes. Die einen favorisieren sachliche Logik, die anderen starke Gefühle. Manch einer fühlt sich als Gewinner und Profiteur eines Systems, während die meisten sich eher als benachteiligt wahrnehmen.

Eine politische bzw. ideologische Gruppe ist zunächst eine Interessengemeinschaft, ein Stamm mit einem Namen, einem Logo, einer Flagge, einem bestimmten Stil, einer gemeinsamen Identität. Die Gruppenmitglieder verfolgen einigermaßen ähnliche Ziele, man spricht ein einigermaßen einheitliches Klientel an, man pflegt einen Gruppennarzissmus, man huldigt besonderen Helden (Kriegern) des Stammes, man pflegt gemeinsame Rituale, man kultiviert psychopathische Ideen und huldigt psychopathischen Anführern, man praktiziert zirkuläres irrationales Denken, man predigt ein einheitliches (und fehlerhaftes) Erklärungsmodell über das Böse und man predigt eine einheitliche Heilslehre zur Bekämpfung und Überwindung des Bösen.

Der Normalbürger kann diese ganzen verschiedenen Elemente und Bauteile einer Gruppe meist nicht durchschauen und sich ihrer manipulativen Sogwirkung entziehen. Fast jede bedeutende politische bzw. ideologische Gruppierung erlebt Spaltungen oder unterteilt sich in mehr oder minder unterschiedliche Flügel oder es bilden sich Nachahmer-Gruppen. Vereinfacht dargestellt sieht die politisch-ideologische Landschaft folgendermaßen aus:

Die politische Linke

  • Gemäßigte Sozialdemokratie
  • Stramme Linke
  • Linksextremisten/Stalinisten, Maoisten etc.

Die politische Rechte

  • Gemäßigte Konservative
  • Stramme Rechte
  • Rechtsradikale/Neonazis

Liberalismus

  • Gemäßigte Liberale
  • Stramme Libertäre
  • Libertäre Anarchisten

Selbstverständlich teilen sich die Unterkategorien nochmals aus in weitere Unterkategorien. Die schiere Anzahl unterschiedlicher sozialistischer Strömungen ist geradezu absurd. Grüne Parteien sind im Endeffekt nur eine Spielart des Sozialismus. Kleine Parteien sind nicht relevant. Eine politische Organisation bleibt in der Realität natürlich nicht unbedingt auf ewig starr, sondern kann ihren Kurs ändern, mal mehr und mal weniger extrem werden.

Jede von diesen ideologischen Gruppen ist nach dem gleichen Strickmuster aufgebaut. Und genau wie bei den Stämmen von Buschvölkern im Urwald, bekämpfen sich die ideologischen/politischen Gruppierungen pausenlos gegenseitig und gehen manchmal auch temporäre Zweckbündnisse ein.

Die Struktur der Linken

Gemeinsame Interessen: Mehr Umverteilung von Wohlstand, “Antifaschismus”, Aufbrechen traditioneller bürgerlicher Strukturen, bessere Arbeitsbedingungen für Angestellte, mehr staatliche Jobs, Entmachtung der (Groß-)Kapitalisten, staatliche Regulierung möglichst aller Aspekte des menschlichen Lebens, Errichtung einer Planwirtschaft, Gender-Fluidität

Dogmen: Gemeinschaft und Teilen sind besser als Egoismus und Gier. Jeder ist gleich. Der “Klassenkampf”

Luftschloss: Die vollständige sozialistische Gemeinschaft, der vollendete Zustand des Kommunismus

Äußere Merkmale: Arbeiter-Look, Rot gefärbte Haare, Punk-Outfits, bunte Kleidung von linksesoterischen Versandhäusern, das typische Lehrer-Outfit, Rebellen-Look mit schicker Lederjacke, autonome Kämpfer-Kleidung, Guerilla-Uniformen, Einheitsuniformen, Logos mit Fäusten oder Sowjetsymbolen, das Guevara-Gesicht auf einem Hemd, DDR-Memorabilia usw.

Angesprochenes Klientel: Profiteure von sozialstaatlicher Umverteilung, Arbeitslose, gewöhnliche Beamte und andere Angestellte des Staates, Leute aus sozialen Berufen, Leute die Gruppendynamiken mögen, Rebellen, Kontrollfreaks, Zu-kurz-Gekommene, Ausgebeutete, Minderheiten, Benachteiligte

Helden- und Märtyrerverehrung: Marx, Lenin, Stalin, Mao, Guevara, Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht usw.

Rituale: Demonstrationen, Häuserbesetzungen, Kiffen, Gedenkstätten besuchen, autonome Zentren besuchen, Hitler-Dokus gucken, Angriffe auf Rechte, Sachbeschädigung, zum Sozialamt gehen, Beamtensold ausgeben

Psychopathische Anführer: Diverse

Psychopathische Ideen: Enteignung des Bürgertums, Einsperren von allen Konterrevolutionären und Reaktionären in Arbeitslager, Vernichtung von Dissidenten, Kriege und subversive Aktionen zur Erreichung der Weltrevolution, Auflösung des Individuums

Gruppennarzissmus: Die Überzeugung, als einzige Gruppe die Moral für sich gepachtet zu haben. Kleinreden der Massaker und Kriege im real existierenden Sozialismus. Unhaltbare verlogene Versprechungen. Intoleranz gegenüber Andersdenkenden. Heillose Übertreibung des Wertes der eigenen Überzeugungen. Glorifizierung von Pseudo-Helden.

Irrationales Denken: Man will den Über-Staat schaffen, damit dieser hinterher verwittert und verschwindet. „Diktatur des Proletariats.“ Das unlogische Versprechen, eine klassenlose Gesellschaft schaffen zu können. Diverse Grunddogmen. Luftschlösser.

Erklärungsmodell über das Böse: Das Böse entstünde aus dem Privatbesitz von Produktionsmitteln heraus, in der bürgerlichen Kleinfamilie, im Unternehmertum, im Individualismus.

Heilslehre zur Überwindung des Bösen: Durch die Zerstörung von Privatbesitz an Produktionsmitteln, die Auflösung der klassischen Familie, Kollektiverziehung, Planwirtschaft usw. will man das Böse an der Wurzel ausrotten

Die Struktur der Rechten

Gemeinsame Interessen: Verringerung der Migration, mehr völkische Kultur, Stärkung klassischer bürgerlicher Strukturen, Diskriminierung von Minderheiten, altmodische Rolle der Frau, Rüstung, Eroberungen, Kolonien, hartes Strafrecht, Etablierung eines nationalen Sozialismus, Etablierung einer Monarchie, usw.

Dogmen: Familienwerte, Tradition, Heimat

Luftschloss: Die idealisierte rechte Gemeinschaft/der rechte Staat

Äußere Merkmale: Bürgerliche Klamotten, altmodische Klamotten, altmodische Frisuren und Bärte, Neonazi-Kluft und Glatze, Uniformen

Angesprochenes Klientel: Bürgertum, Arbeitslose, Leute die wenig Veränderung mögen, Unzufriedene, Unternehmer, Arbeiter usw.

Helden- und Märtyrerverehrung: Gefallene Soldaten aus den Weltkriegen, alte Adelige, Wagner, Bismarck, jegliche anderen prominenten Deutschen, Hitler und andere Nazis

Gemeinsame Rituale: Braun-esoterische Feste, alt-germanische Mythologie, Besuch von Bierhallen, Wehrsport, Jagd, Schießsport, volkstümliche Feste, politische Aufmärsche

Psychopathische Anführer: Diverse

Psychopathische Ideen: Sozialdarwinismus, Rassismus, Krieg, Faschismus

Gruppennarzissmus: Ideen der Auserwähltheit, Germanenkult, Intoleranz gegenüber Andersdenkenden, Revolutionsglaube, Gnostizismus.

Irrationales Denken: Hoffen auf Putins Panzer, Falschvorstellungen über das Dritte Reich, unrealistische Erwartungen und Pläne, Ablehnung von Intellektualität und Logik

Erklärungsmodell über das Böse: Alles was dem konservativen Denken zuwiderläuft gilt als Ursprung des Bösen. Umdeutung von Gut und Böse je nachdem, was der eigenen Ideologie nützt oder schadet

Heilslehre zur Überwindung des Bösen: Die Etablierung einer rechtskonservativen bis faschistischen oder monarchischen Ordnung und die Verbreitung der weißen Rasse sollen das Böse auslöschen.

Die Struktur des Liberalismus

Gemeinsame Interessen: Steuern senken, Regulierungen verringern, Staat abschaffen und Privatrechtsgesellschaft etablieren (libertäre Anarchisten), Internationale Einmischung verringern

Dogmen: Individualität, Zwang ist unmoralisch

Luftschloss: Die “Privatrechtsgesellschaft”. Der Minimalstaat

Äußere Merkmale: Anzug und Krawatte oder Fliege

Angesprochenes Klientel: Unternehmer, Steuerzahler, Konzerne

Helden- und Märtyrerverehrung: Mises, Hayek, Rand, Hoppe, usw.

Gemeinsame Rituale: Sich austauschen über Freiheit, sich austauschen über Rands Roman „Der Streik“, Steuern hinterziehen, Traden

Psychopathische Anführer: Diverse, aber deutlich weniger als bei anderen Ideologien

Psychopathische Ideen: Sind im Liberalismus wenig verbreitet, aber über Rand und andere doch leider popularisiert worden. Sozialdarwinismus, gezielte Sabotage an der Gesellschaft um einen Zusammenbruch zu erzeugen

Gruppennarzissmus: Meistens eher bei libertären Anarchisten verbreitet

Irrationales Denken: Libertäre Anarchisten argumentieren mit simplen (unrealistischen) Dogmen, mit unzulässigen Luftschloss-Argumenten über ihre Privatrechtsgesellschaft, und mit schwachen Ideen zum Hinarbeiten auf ihre Ziele

Erklärungsmodell über das Böse: Die meisten Liberalen betrachten Unfreiheit und Sozialismus als Ursache des Bösen.

Heilslehre zur Überwindung des Bösen:  Förderung von Freiheit. Die libertären Anarchisten wollen jeden Staat zerstören

Keine typische Paketlösung

Die typischen ideologischen Lager bieten “Pakete” an, die wir komplett schlucken sollen, anstatt dass wir kritisch hinterfragen, uns einzelne nützliche Elemente herauspicken, den Rest liegenlassen und uns auch anderweitig umsehen. Man verlangt von uns, die falschen oder zumindest fragwürdige Ikonen anzubeten, Gruppennarzissmus mitzumachen, man flößt uns psychopathische Gedanken mehr oder minder subtil ein, und man trainiert uns zirkuläre Logik ein.

Verordnete Ahnungslosigkeit

Deutschland ist gespalten und einer der Hauptgründe dafür ist (verordnete) Ahnungslosigkeit. Im Schulsystem erhält man eine veheerend dünne Bildung zu den Staaten, Supermächten, Geheimdiensten und Ideologien.

Würde man bei Umfragen abklappern, was der Befragte denn überhaupt weiß, wäre das Ergebnis wohl zum Schieflachen.

Die „freiehitliche“ Demokratie in ihrer herkömmlichen Form hat einen gravierenden Konstruktionsfehler: Es übersteigt die zeitlichen Kapazitäten und den Bildungshorizont des einzelnen Bürgers, hunderte und tausende von Politikern regelmäßig gründlich zu untersuchen, die konfusen Ideologien zu verstehen und die Konsequenzen politischer Programme abzuschätzen. Auch heute wissen Politikwissenschaftler, dass Wähler keine Wahlprogramme lesen, sondern grob nach Gefühl, nach ideologischer Präferenz und nach oberflächlichen Sympathien für politische Kandidaten ihr Kreuz machen. Gäbe es ein kurzes Quiz, das auf dem Wahlzettel einigermaßen korrekt beantwortet werden muss, um die Stimme gültig zu machen, wären wohl dauerhaft mehr als drei Viertel der Wahlzettel ungültig.

Schuld sind für Linken prinzipiell das Bürgertum, die Konservativen, Liberale, Konzerne sowie die individuellen Rechte auf Unternehmertum, Privatbesitz und Handel. Nur die Sozialdemokratie oder der Sozialismus könnte die Probleme beenden, heißt es, obwohl die Linken sich 100 Jahre lang gegenseitig massakriert haben wegen der Frage, welche Art von Sozialismus nun die richtige sei. Meinungsforscher fanden heraus, dass junge Amerikaner in erschreckendem Maße den Sozialismus als System bevorzugen, weil sie glauben, dass Sozialismus einfach bedeutet, „anderen Menschen zu helfen“. Viele kennen also nicht einmal eine grundsätzliche Definition des Sozialismus und können keine fünf Grundrechte aufzählen, dürfen aber wählen gehen. Eine Diskussion zwischen zwei belesenen Vertretern unterschiedlicher sozialistischer Strömungen ist hingegen ein verbissener Kampf um verquaste und realitätsfremde Theorien von Marx (Hochstapler), Lenin (revolutionärer Terrorist) und Mao (kompletter Psychopath).

Die politische Mitte hält Abweichungen von der Mitte für die Ursache der miesen Zustände, merkt aber nicht, in welchem Umfang die Industriekartelle und der Staat immer mehr zusammenwachsen (Wesensmerkmal des Faschismus) und wie der Staat zunehmend jeden Aspekt unseres Lebens reguliert und besteuert (Wesensmerkmal des Sozialismus).

Die Konservativen machen die Mitte und die Linken verantwortlich für die Misere und predigen Lösungsansätze, die von sinnvoll über altbacken bis hin zu nationalsozialistisch reichen. Je größer die konservative Provokation, umso eher verbünden die Mitte und die Linke sich gegen rechts. Sobald Konservative über klassische Familienwerte und Kultur hinaus ihre Ideen ausformulieren, merkt man leider zu häufig gravierende Bildungslücken und Falschüberzeugungen. So werden in der Partei „Alternative für Deutschland“ beispielsweise die gefährlichen Irrtümer geglaubt, Bismarck sei ein dicker Freund des russischen Zarenreichs gewesen, Putins heutiges Regime sei akzeptabel und vertrauenswürdig und wir bräuchten eine wirtschaftliche und politische Integration „Eurasiens“ von Lissabon bis Wladiwostok. Dann hatte ein AfD-Landtagsabgeordneter in einem Buch geschrieben, die Protokolle von Zion seien „mutmaßlich echt“ und der Amerikanismus sei der „alte jüdische Glaube vom neuen irdischen Jerusalem.“ Weitere Skandale entstanden um Äußerungen von AfD-Funktionären, die Anspielungen auf das Dritte Reich enthielten. Der Verdacht liegt nahe, dass diese Politiker einfach das glauben, was sie in stereotypen Verschwörungsbüchern und rechtsrevisionistischen Werken gelesen haben und Patriotismus daran messen, wie sehr jemand diese Ansichten teilt. Die Linken nehmen dies zum Anlass, gemäß ihrer „antifaschistischen“ Tradition den Kampf aufzunehmen und sich stärker mit der politischen Mitte zu verbrüdern, wobei sie aber von linksrevisionistischer, linksradikaler Literatur getrieben sind.

Ein bisschen Recht haben natürlich alle von den verschiedenen politischen Gruppen, aber eben nur ein bisschen. Und unser Nachwuchs wird immer dümmer: Eine Umfrage mit 7500 Schülern aus Deutschland ergab, dass viele den wesentlichen Unterschied nicht nennen können zwischen der Bundesrepublik, der DDR und Nazideutschland. Nur die Hälfte wusste überhaupt, dass der NS-Staat zweifellos eine Diktatur war. Nur ein Drittel der Kinder bewertete die DDR als diktatorisch. Es war dabei unerheblich, ob die Schüler irgendwelche Pflichtbesuche in Gedenkstätten absolviert hatten, oder Wanderausflüge ins Grüne. Im Prinzip ist dieser gravierende Bildungsmangel vergleichbar mit Analphabetismus oder der Unfähigkeit zu grundlegenden Rechenarten. Wie zu erwarten, spulte die Politik nach dieser vernichtenden Studie das übliche Programm ab und erklärte, Schuld an den Zuständen seien die Bundesländer und deren Schulen, sowie mangelnde Steuergelder. Nur mehr Steuergelder für mehr Gedenkstätten und mehr Schulunterricht könnten diese Zustände beenden. Während wir immer dümmer werden, wird die Welt immer gefährlicher durch ABC-Waffen, Schuldenberge, den Verlust von Grundrechten und die Zentralisierung von Macht.

Die Geschichtsforschung und die Politikwissenschaft haben es nie gewagt, zu untersuchen, ob die hochkomplizierten, sichtbaren westlichen Machtstrukturen nur eine Ablenkungsmaschinerie sein könnten, hinter der sich ein höchst altmodisches Herrschaftssystem verbirgt. Die einzigen, die die Verhältnisse zumindest stärker hinterfragt haben, waren die Autoren der herkömmlichen Verschwörungsliteratur, aber diese verhedderten sich in Mythen und Desinformation und vermochten es nie, eine Art wissenschaftliche Verschwörungsforschung hervorzubringen.

Es wäre naheliegend, an einer ernstzunehmenden Universität eine gemischte Fakultät zu etablieren und unter einem Dach ideologiefreie Experten zusammenzubringen für u.a. Kriminologie, Geheimdienste, Geschichte, Politikwissenschaft, Psychopathologie, Sozialwissenschaften und Jura.

Bisher gibt es so etwas nicht und deshalb werkeln einzelne Akademiker und Studenten in ihrem begrenzten Bereich vor sich hin. Der Journalismus-Student lernt in seinen Vorlesungen nichts über Geheimdienste, Kriminologie, Militärgeschichte oder Psychopathologie, soll aber später in einer Redaktion über bewegende Weltereignisse schreiben. Der angehende Jurist erstickt in Paragraphen und hat keine Zeit, über seinen Tellerrand zu gucken. Der Psychiater diagnostiziert depressive und emotional instabile Patienten, versteht aber das Ausmaß der Psychopathie und des Narzissmus in der Gesellschaft nicht. Der Historiker weiß zu wenig über die Psyche der von ihm betrachteten zeitgeschichtlichen Personen oder über die Rolle von Geheimdiensten und er muss um irgendwelche Forschungsgelder buhlen und gefällige Arbeiten abliefern.

Niemand in diesen akademischen Fächern ist scheinbar zuständig für das Thema Verschwörungen. Weil es unnötig ist? Weil überhaupt nur amateurhafte Verschwörungstheoretiker systematische und bewusste Bösartigkeit als Ursache betrachten für bedeutende Ereignisse weltweit?

Man nimmt reale Verschwörungen äußerst ernst bei den Landeskriminalämtern, beim Bundeskriminalamt, beim Verfassungsschutz, beim Bundesnachrichtendienst, beim Militärischen Abschirmdienst, bei den Sicherheitsabteilungen von Großkonzernen, bei privaten Sicherheitsfirmen und erst recht im Kanzleramt. Einige Beamte verbringen ihren gesamten Tag damit, Verschwörungen aufzuspüren, die von anderen Ländern, Geheimdiensten, Terrorgruppen oder dem organisierten Verbrechen unternommen werden. Diese Beamten stammen aus dem gehobenen Polizeidienst oder hatten ursprünglich Jura studiert oder wurden direkt an den Universitäten angeworben, weil sie bestimmte Kriterien erfüllten. Man testet solche Kandidaten gründlichst auf ihre Eignung und steckt die besten davon in besondere Ausbildungseinrichtungen, zu denen der Rest der Bevölkerung keinen Zutritt hat. Gerade bei den höheren Ebenen der Geheimdienste laufen die Fäden diverser Wissenschaften zusammen und man bedient sich munter bei einer Bandbreite verschiedenster Forschungsergebnisse. Weiter unten sind die einzelnen Bereiche getrennt, sodass Sprachexperten Textfragmente übersetzen, deren inhaltliche Bedeutung sie nicht verstehen, Analysten Berichte schreiben und nie erfahren, ob diese einen Einfluss auf höhere Stellen haben, oder Agenten irgendwelche Missionen erfüllen, deren letztendlichen Sinn sie gar nicht erfahren dürfen. Kriminalbeamte praktizieren natürlich auch eine Aufgabenteilung und spezialisieren sich beispielsweise auf die Drogenfahndung oder auf die Jagd nach Terroristen.

So werden allerhand Verschwörungen aufgedeckt und bekämpft. Aber was wäre mit Verschwörungen, die die höchsten Ebenen der deutschen Regierung und der deutschen Geheimdienste selbst betreffen? Dafür ist der gewöhnliche Geheimdienstler oder BKA-Fahnder nicht zuständig, dafür werden keine Dienstanweisungen erteilt und keine Mittel bereitgestellt, dafür gibt es keine Mechanismen und keine Ausbildung. Als einmal talentierte Steuerfahnder in den Geldströmen der hohen hessischen Politik fachmännisch herumstocherten, wurden sie kurzerhand versetzt, als paranoid und dienstunfähig eingestuft.

Wer ist also in Deutschland zuständig dafür, nach Verschwörungen in den höchsten Ebenen der Regierung zu fahnden und diese konsequent zu bekämpfen? Genau genommen die Regierung selbst. Und das ist das genaue Gegenteil von Gewaltenteilung. Die Presse kann diese Aufgabe nicht übernehmen, weil sie dafür weder die Ausbildung besitzt, noch die notwendigen Strukturen.

Als herauskam, dass die amerikanische Spionagebehörde NSA das Handy der Kanzlerin und einige weitere wichtige Ziele in Deutschland abhörte, wurde praktisch klar, dass die US-Regierung aktiv nach Verschwörungen in den höchsten Ebenen des deutschen Staates Ausschau hält. Wer aber ist nun dafür zuständig, in den höchsten Ebenen der USA nach Verschwörungen zu forschen? Die US-Regierung selbst und die amerikanischen Massenmedien. Dies scheint oberflächlich zu funktionieren, angesichts solcher Skandale wie Richard Nixons Watergate oder Donald Trumps Russland-Verwicklungen. Aber trotz Nixons Rücktritt wegen einer kleinen illegalen Abhöraktion schnüffelten die NSA, die CIA und das FBI weiter, was das Zeug hielt. Trotz der theatralischen Ermittlungen wegen den Russland-Kontakten von Trump und dessen Team wagt niemand die These, dass Trump wahrscheinlich eher im Sinne westlicher Geheimdienste agierte als im Auftrag östlicher. Auch beleuchtet praktisch niemand, wie die mächtigsten US-Konzerne und politischen Elite-Clubs die letzten 100 Jahre lang verheerende Russlandgeschäfte tätigten.

Man darf nicht pauschal den Fehler machen, die mangelnde Qualität der Verschwörungsliteratur und der Verschwörungs-Medien des Internetzeitalters als Grund dafür herzunehmen, keine besseren Forschungen zu betreiben und sich mit der Widerlegung gängiger Mythen zu begnügen.

AlexBenesch
AlexBenesch
Senden Sie uns finanzielle Unterstützung an: IBAN: DE47 7605 0101 0011 7082 52 SWIFT-BIC: SSKNDE77 Spenden mit Paypal an folgende Email-Adresse: [email protected]
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img

Related articles

Recentr LIVE (26.03.24) ab 19 Uhr: Dunkelfeld

Wir leben in einem Zeitalter, in dem die Menschen die falschesten Vorstellungen von den drei Supermächten besitzen. https://youtu.be/Q87IgKxwsQo

Islamischer vs. westlicher Globalismus

Propaganda aus der muslimischen Welt enthält viele Elemente, die auch westliche Sozialisten verwenden, und solche, die bei westlichen...

ISIS-K ist Russlands nächstes Problem

Kommentar Russland unter den Zaren träumte davon, das ottomanisch-islamische Kalifat zu zerstören und zu übernehmen. In der sowjetischen Phase...

Meine Bücher als Kindle-E-Books bei amazon

Sie finden ab sofort meine Bücher auch als Kindle-E-Book-Versionen bei amazon. Die Bücher werden nach und nach dort...