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Wolodymyr Selenskyj und Rudy Giuliani stürzen Trump – oder Trump sich selbst, weil er keine Lust mehr hat

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Bild: Drop of Light / Shutterstock.com

So leicht wird Trump den neuesten Skandal nicht los um einen Telefonanruf mit dem ukrainischen Staatschef Selenskyj, in dem der US-Präsident dazu drängte, die Aktivitäten von Joe Biden und dessen Sohn stärker zu untersuchen. Es geht auch um viel mehr als nur den Anruf. Der ganze Kontext der Aktion, mit den zurückgehaltenen Militärhilfe-Geldern und der Lobby-Arbeit von Trumps Anwalt Giuliani, könnte tatsächlich verhindern, dass Trump 2020 erneut antreten kann.

Vielleicht will Trump auch gar nicht mehr antreten und findet mit diesem Ukraine-Skandal einen geeigneten Ausweg, um sich nicht nochmal vier Jahre den Stress anzutun und trotzdem zu wirken, als habe er gewollt und sei leider aus juristischen Gründen gestürzt worden bei dem Versuch, die krummen Bidens dranzukriegen. So könnte er sich zum moralischen Sieger erklären, sein ohnehin schon geplantes TV-Netzwerk etablieren und sich wieder um seine Geschäfte kümmern. Der viel größere Russiagate-Skandal würde in Vergessenheit geraten. Mehrere Beobachter hatten 2016 bereits festgestellt, dass Trump und seine Frau überrascht und schockiert waren über den Wahlsieg. Es sei eigentlich geplant gewesen, knapp gegen Hillary zu verlieren und dann die Aufmerksamkeit zu benutzen für das neue Trump-TV-Netzwerk.

Es wäre ein völlig bizarrer Vorgang, falls ein US-Präsident gestürzt wird durch den Präsidenten einer so angeschlagenen Republik wie der Ukraine. Dass die USA schwächere Länder erpressen, ist nichts Neues. Aber dass ein US-Präsident dabei erwischt wird und selbst so direkt involviert ist, anstatt Mittelsmänner und Umwege zu benutzen, schon.

Wolodymyr Selenskyj, der ukrainische Präsident, hätte nach dem Anruf und dem Vorenthalten der Militär-Hilfsgelder, ganz einfach und diskret Gesprächskanäle benutzen können nach Amerika und schon wäre der Skandal ins Rollen geraten. Auch Funktionäre im Weißen Haus hätten den Stein schnell ins Rollen bringen können und genau das ist geschehen: Sie gaben Informationen weiter über den Vorgang an eine Person, die bisher nur als anonymer Whistleblower beschrieben wurde. Die Informationen landeten in Text-Form bei diversen Stellen (man nennt den Text den „Complaint“) und sind nun auch den Democrats zugänglich.

Selenskyjs Karriere wurde gefördert und kontrolliert durch den Oligarchen Ihor Kolomojskyj und es gibt auch einen TV-Vertrag mit den „Central European Media Enterprises“ und „WarnerMedia“ im Boot. Warner gehört zu den amerikanischen Mediengiganten. Die Central European Media Enterprises ist eine Offshore-Holding (Bahamas) die Medien macht für Osteuropa und von Ronald Lauder gegründet worden war. Die Lauder-Familie gehört zu einem höchst mächtigen Netzwerk, das auch Trump beinhaltet und Jeffrey Epstein.

Lynn Forester de Rothschild ist im Vorstand der Estee Lauder-Gesellschaften, die von der Familie von Ronald Lauder (Mitglied der sog. Mega Group), einem ehemaligen Reagan-Beamten, einem Familienfreund von Roy Cohn (Mentor von Trump) und der angeblichen Quelle von Jeffrey Epsteins inzwischen berühmtem österreichischen Pass gegründet wurde.

Rudolph Giuliani, Trumps Anwalt der in der Ukraine nach Schmutz über die Bidens suchte und inzwischen mitverantwortlich gemacht wird für den Skandal, war Bürgermeister von New York während den Anschlägen vom 11. September 2001. Seine Rolle dabei ist höchst umstritten.

Die Democrats kontrollieren den Kongress und sind nun für ein Amtsenthebungsverfahren; die Republicans die noch den Senat halten, könnten umkippen: Sogar George Conway, Ehemann der Beraterin im Weißen Haus Kellyanne Conway, sagte am Mittwoch voraus, dass Republikaner im Senat mit dem Präsidenten brechen und abstimmen würden, um Trump aus dem Amt zu entfernen, wenn das Haus für die Anklage stimmt.

Ein Amtsenthebungsverfahren würde sich hinziehen und könnte ganz einfach dazu führen, dass Trump 2020 nicht mehr antritt. Die Republicans fürchten, dass bei einer Wiederwahl Trumps die Skandale und Probleme nicht abreißen würden. Der überschaubare Ukraine-Skandal wäre ein eleganter Weg, um Trump loszuwerden und zusätzlich noch den viel größeren Russiagate-Skandal zu begraben. Wenn Trump 2020 die politische Bühne verlässt, gerät Russiagate in Vergessenheit.

Die entscheidende Frage lautet: Wie konnte Trump so leichtsinnig sein und seinen Gegnern eine solche Steilvorlage bieten?

Das nun veröffentlichte Transkript des Telefonanrufs zeigt zwar keine explizite Erpressung, aber kurz zuvor waren Gelder für die Ukraine eingefroren worden und Trump sprach gezielt an, was seine Wünsche sind. Er wollte dass die Ukraine die Bidens stärker untersucht und er bat um den „Gefallen“, sich in die Russiagate-Ermittlungen einzumischen.

AlexBenesch
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