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Haben wirklich „Fake-News“ und Leaks die US-Wahlen entschieden?

Datum:

US-Präsident Obama, politische Führungsfiguren aus Europa sowie die Massenmedien sagen aktuell den sogenannten „Fake-News“ den Kampf an, weil Falschmeldungen auf Blogs und in den sozialen Medien inzwischen viel zu viel Gewicht bekämen.

http://www.nytimes.com/2016/11/18/world/europe/obama-angela-merkel-donald-trump.html

Der Vorsitzende der deutschen CDU-Partei Volker Kauder will beispielsweise Facebook nicht nur stärker in die Verantwortung ziehen, illegale Hassbotschaften gründlicher zu tilgen, sondern äußerte auch seinen Wunsch, das Netz „von Lügen generell in der politischen Debatte“ frei zu halten.

https://www.welt.de/debatte/kommentare/article159606823/Wenn-das-Netz-weiter-luegt-ist-mit-Freiheit-Schluss.html

Politische Debatten ohne Lügen? Da dürfte sich wohl bald niemand mehr zu irgendetwas äußern. Im Präsidentschaftswahlkampf bombardierten die Unterstützer von Hillary und Trump das Publikum mit allerhand zweifelhaften Schockmeldungen und Leaks, in der Hoffnung, das Ergebnis zu beeinflussen. Zwar hatten sich die allermeisten Wähler ohnehin schon festgelegt und kümmerten sich herzlich wenig um vermeintliche E-Mail-Skandale oder Ähnliches, aber in einem knappen Rennen entscheiden letztendlich die unentschlossenen Wähler, wer gewinnt. Leaks und Fake News können sehr wohl unentschlossene Wähler in die eine oder andere Richtung bugsieren.

Sogar dem FBI wurde vorgeworfen, mit der Auswertung hunderttausender Emails aus Hillarys Umfeld kurz vor dem Wahltag illegal in die Wahl eingegriffen zu haben. Hatte der FBI-Chef wirklich im Sinne, Fake-Meldungen in der Presse mit Hilfe einer Luftnummer zu generieren? Oder führte er ganz normale Ermittlungen durch, die den Wählern ein umfänglicheres Bild vermittelten? Der Fall drehte sich hauptsächlich um Hillarys Umgang mit geheimen Unterlagen auf einem ungesicherten privaten Email-Server.

Unmittelbar vor dem Wahltag erklärte das FBI, dass man keine neuen Beweise gefunden hätte und demnach auch keine Forderung an das Justizministerium stellen würde, den Fall neu aufzurollen. Sofort pochten die Hillary-Medien darauf, dass der ganze Email-Skandal an und für sich ein Fake, also eine Luftnummer gewesen sei, um sie schlecht aussehen zu lassen. Manche von Trumps Unterstützern verstiegen sich gar zu der These, dass das FBI absichtlich viel Wind um nichts gemacht habe, um von den größeren Skandalen im Umfeld der Clintons und ihrer Stiftung abzulenken. Interessanter Denkansatz oder Fake-News?

Wer hatte wirklich die Server-Einbrüche bei der Demokratischen Partei und Hillarys Wahlkampf-Leiter John Podesta begangen und das Material an Wikileaks weitergereicht? Die Behörden sind sich sicher, dass russische Geheimdienste dahintersteckten und damit die Wahl zugunsten von Trump manipulierten, der bislang softere Worte gegenüber Putin äußerte als Hillary. Wikileaks und die Trump-Medien hingegen betrachten diese These natürlich als Fake-News. Konservative Webseiten berichteten unter Verweis auf angesehene Beamte wie den Ex-NSA-Mann William Binney oder den ehemaligen britischen Botschafter Craig Murray, dass nicht die Russen, sondern vielmehr entsetzte Ermittlungsbeamte Emails von Clinton an die Öffentlichkeit brachten.

http://www.infowars.com/former-british-ambassador-podesta-emails-leaked-by-washington-insider-not-russians/

http://www.infowars.com/confirmed-us-intel-operatives-leaked-clinton-campaign-emails-not-russia/

Für Hillarys Lager galten Gerüchte über schwere gesundheitliche Probleme der Kandidatin erstunken und erlogen, während die Gegenseite nicht nur Hillary der Lüge bezichtigte, sondern auch die linksliberalen Massenmedien. Trump ließ vermeintliche Opfer von Bill Clintons ungezügeltem Sextrieb aufmarschieren, die Hillary vorwarfen, die Angelegenheiten vertuscht zu haben. Hillary ließ vermeintliche Opfer Trumps aufmarschieren, die von sexuellem Missbrauch sprachen, worauf Trump gerichtliche Klagen wegen Verleumdung ankündigte.

Heftige Attacken im Präsidentschaftswahlkampf sind an sich nichts Neues, aber noch nie sahen wir eine solche Masse und Vehemenz an Vorwürfen. Der Höhepunkt war ein denkwürdiger Moment in einer der TV-Präsidentschaftsdebatten, als Hillary erklärte, sie fürchte sich vor dem Gedanken, dass ein wütender und unkontrollierter Mann wie Trump an der Spitze des Landes stehen könnte. Trump konterte, dass Hillary allen Grund zur Beunruhigung habe, denn mit Trump an der Spitze würde Hillary im Gefängnis landen.

Nach der Wahl gab sich Trump aber auf einmal sehr zahm und war wieder voller Respekt für die Clintons und die Obamas. Strafrechtliche Konsequenzen für Hillary sind wahrscheinlich vom Tisch. Trumps Tochter ist schließlich auch mit der Clinton-Tochter bestens befreundet. Der Wahlkampf ist zwar vorbei, aber die Frage nach Fake-News und der Glaubwürdigkeit von Medien ist drängender denn je. Ohne qualitative Medien und ohne den Willen im Publikum, Dingen wirklich auf den Grund zu gehen, bleiben uns nur das Informationschaos, komplette Fake-News sowie irreführende Meldungen.

Studien zeigen, dass die Nachrichten, die auf sozialen Netzwerken geteilt werden, oftmals gar nicht wirklich von der jeweiligen Person gelesen wurden. Diejenigen, die den Bericht geteilt bekommen, lesen ihn meist auch nicht, sondern teilen ihn mit anderen, die genauso zu faul zum Lesen sind.

Es mag zwar den Konservativen und Linksliberalen kurzfristig genützt haben, mit zweifelhaften und auch größtenteils erfundenen Meldungen im Wahlkampf zu punkten, allerdings hätte mit Klarheit und Ehrlichkeit ein größerer und vor allem nachhaltigerer Effekt erreichen können. Die vielen Millionen Hillary-Fans im Land glauben nämlich künftig den konservativen Medien kein einziges Wort mehr und ziehen sich immer mehr zurück in ihre Filterblase, wo sie nur noch Bestätigungen für ihre Überzeugungen finden und ihren Lieblingsmedien jedes Wort glauben. Umgekehrt befinden sich die Trump-Fans nun ihrerseits in einer Filterblase.

Was bleibt also übrig von den Vorwürfen um Hillary und ihr Umfeld? Steckt mehr dahinter oder weniger, als wir ihm Wahlkampf gehört hatten? Zunächst lässt sich bestätigen, dass ranghohe Ermittler vom FBI tatsächlich die Clintons für kriminell halten. James Kallstrom, der ehemalige Leiter das New Yorker FBI-Büros, bezeichnete die Clinton-Stiftung als organisiertes Verbrechen.

http://www.dailymail.co.uk/debate/article-3911516/Why-Hillary-Bill-Mafia-mobsters-politics-s-dodged-bullet-brilliant-dispatch-RICHARD-LITTLEJOHN-reveals-voters-revulsion-stench-corruption-won-t-away.html

Nur 10% des Geldes fließe an wohltätige Zwecke, der Rest in die Taschen von Bill und Hillary. Inzwischen sollen die beiden zusammen 150 Millionen Dollar schwer sein. Das Geld stamme von Wall Street-Banken und ausländischen Diktaturen, denen es nur darum geht, sich Einfluss zu sichern mit Hilfe des Ex-Präsidenten und der Außenministerin. Es laufen gegenwärtig zwei parallele Ermittlungen beim FBI in der Sache. Es ist aber davon auszugehen, dass die Clintons genügend Sicherungsmechanismen in ihre Maschinerie eingebaut haben, um möglichst unbehelligt zu bleiben. Außerdem wäre es für das amerikanische Establishment viel zu peinlich, die Clintons im Gefängnis zu sehen, denn dies würde den gesamten politischen Apparat diskreditieren. Als Medien muss man hier am Ball bleiben und dem Leser ein deutliches Bild vermitteln, gleichzeitig darf man aber auch nicht vergessen, dass Donald Trumps ehemaliger Wahlkampfmanager Paul Manafort sowie eine weitere wichtige Figur aus Trumps Team Ziel von Ermittlungen geworden sind, weil sie mit ausländischen Diktaturen angebandelt haben.

http://www.businessinsider.de/paul-manafort-russia-connections-fbi-donald-trump-2016-10?r=US&IR=T

Manaforts Lobbyfirma ist berüchtigt für die Arbeit mit den schlimmsten Regimen der Welt. Trump hat nach eigenem Bekunden viel russisches Investorengeld angenommen. Dies war legal, aber auch bei Trump erkennen wir zumindest den Willen, mit Diktaturen zur persönlichen Bereicherung zu kooperieren. Trump umgibt sich nun mit massenhaft Lobbyisten, die zum Teil persönliche Freunde sind und wohl in den nächsten Jahren erheblich profitieren werden.

Hillary Clinton hat definitiv Sicherheitsregeln gebrochen mit der Verwendung eines ungesicherten privaten Servers und sie hat bewusst Daten vernichtet, anstatt alles prompt herauszurücken. Eigentlich hätte dies sie disqualifizieren müssen im Wahlkampf, aber ihre Beziehungen ins Justizministerium reichten weit und die größten Banken der Welt hatten in ihren Wahlkampf investiert. Hillarys Wahlkampf-Helferin Huma Abedin hatte versichert, alles relevante Material an die Behörden gegeben zu haben, aber dann fanden sich auf dem Computer von ihr und ihrem sexuell straffällig gewordenen Ex-Ehemann hunderttausende Emails. Große alternative Webseiten wie Infowars.com erklärten ihrem Millionenpublikum, dass man aus sicherer Quelle wisse, dass sehr bald mehrfach Anklage gegen die Clintons erhoben wird. Nichts dergleichen ist aber bislang geschehen. Auch Meldungen über angebliche Ermittlungen wegen eines Kindesmissbrauchs-Netzwerks im Umfeld der Clintons waren anscheinend nichts Anderes als Fake-News. Meistens sind die Grenzen fließend zwischen Erfundenem, Übertriebenem und Wahrem.

Die meisten der von Wikileaks veröffentlichten Emails aus John Podestas gehacktem, privaten Googlemail-Konto sind echt, allerdings ist es durchaus möglich, dass Daten verändert und verfälscht wurden.

http://www.politifact.com/truth-o-meter/article/2016/oct/23/are-clinton-wikileaks-emails-doctored-or-are-they-/

Aber auch mit echten Mails lässt sich allerhand Schindluder treiben. Die New Yorker Künstlerin Marina Abramovic, deren Werke im renommierten New Yorker Museum für moderne Kunst ausgestellt sind, bat John Podesta, eine Einladung zu einem besonderen Abendessen an dessen Bruder weiterzuleiten. Johns Bruder Tony unterstützte die Arbeit von Abramovic mit einer Spende. Das Abendessen für mehrere Unterstützer hatte den Titel „Spirit Cooking“ und hängt zusammen mit esoterischen Gedanken sowie mit den Lehren des bekannten Okkultisten Aleister Crowley. In einem Buch schrieb Abramovic einst Rezepte mit Körperflüssigkeiten, allerdings stellte sie klar, dass solche extravaganten Dinge nicht vorgesehen waren bei dem Dankes-Abendessen für die Spender ihrer neuen Projekte.

Was machten die Trump-Medien aus der Geschichte? Sensationsmeldungen über satanische Rituale im Umfeld von Hillary und John Podesta. Das, obwohl weder Hillary noch John Podesta mit der Künstlerin etwas zu tun hatten. Außerdem darf man nicht vergessen, dass auch die Beatles, die Rolling Stones und weite Teile der Szene der Verschwörungstheoretiker sich mit Okkultismus á la Aleister Crowley beschäftigten.

Wikileaks selbst betonte in den sozialen Netzwerken Mails von Podesta über eine Pool Party mit drei Kindern „für Unterhaltung“ sowie komisches Gerede in mehreren Mails über Käsepizza, Pasta, Nüsse und Soße. Angeblich sei dies eine Codesprache. Irgendjemand postete in den sozialen Netzwerken, dass es sich um Codewörter für verschiedene Arten von Prostituierten handle. Beweise? Null. Trotzdem folgten Sensationsmeldungen im Internet, die sich gegenseitig überboten mit Superlativen. Jeder Blogger tat so, als habe er Quellen im FBI und in der Polizei. Es hieß sogar, die Bundespolizei werde bald Festnahmen machen und einen Pädophilen-Ring ausheben.

http://www.snopes.com/clinton-underage-sex-ring/

Natürlich sollte man das Thema Pädophilie in hohen Kreisen an sich sehr ernst nehmen, denn die Skandale in Portugal und Großbritannien sind schließlich deutlich genug, aber wenn man sich als Presse an das Thema heranwagt, braucht es tatsächlich Fakten und echte Ermittlungen, nicht nur heiße Luft und Twitter-Fakes.

Oftmals sollen glatte Erfindungen einfach dazu dienen, dem jeweiligen Blogger Aufmerksamkeit zu geben und möglichst viele Klicks zu generieren. Im Netz zirkulierte die Fake-Meldung, dass die Clinton-Vertraute Huma Abedin einen Dateiordner mit dem Titel „Lebensversicherung“ auf ihrem Computer hatte, in dem sich äußerst heikles Material über Hillary befand.

http://www.snopes.com/huma-abedin-insurance/

Laut einer weiteren Fake-Meldung gab es einen verdächtigen Suizid-Fall, bei dem ein FBI-Agent ums Leben kam, der den Clintons ein Dorn im Auge war.

http://www.snopes.com/fbi-agent-murder-suicide/

Was lernen wir aus der ganzen Sache? Qualitative Medien sind sehr selten und äußerst wichtig für unsere Gesellschaft. Sie verdienen unsere Unterstützung, auch wenn sie uns längst nicht immer das sagen, was wir gerne hören möchten. Es mag verlockend sein, Falschmeldungen zu glauben und zu verbreiten zum Vorteil der eigenen politischen Agenda, aber die Konsequenzen davon sind einfach zu verheerend.

AlexBenesch
AlexBenesch
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