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Die unehrlichen Argumentationstricks der libertären Anarchisten

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Kommentar

In dieser Analyse geht es um die unehrlichen Argumentationstricks der libertären Anarchisten. Warum ich mich damit beschäftige? Der Grund ist, dass libertäre Anarchisten bewusst oder unbewusst die gleichen fiesen Tricks in Debatten oder in ihrer Propaganda anwenden wie die Vertreter ganz anderer Ideologien. Auch Kommunisten oder Islamisten argumentieren mit Hilfe von Luftschlössern, also mit Fantasien über eine vollendete Gesellschaft nach ihren ideologischen Vorstellungen. Auch Kommunisten und Islamisten benutzen ganz einfache Dogmen. Diese Dogmen sind so simpel gestrickt, dass sie perfekt und universell wirken, aber sie helfen uns in der komplexen Realität nicht sonderlich viel weiter.

Praktisch jede Gruppe verwendet die gleichen Debattier-Tricks und mit diesen Tricks wird die eigene Ideologie missionarisch verbreitet. Mit diesen Tricks lässt man die eigene Ideologie perfekt erscheinen, unangreifbar. Jeder Einwand und jede Kritik wird abgebügelt. Deshalb sind Kommunisten oder Islamisten oder libertäre Anarchisten völlig überzeugt von ihren Ideen und für Kritik oftmals nicht mehr erreichbar. Wenn jeder Ideologe da draußen in seinem jeweiligen geistigen Gefängnis steckt, dann ist eine gesunde Debatte nicht mehr möglich und ohne gesunde Debatten können wir nicht die Fehler der verschiedenen Ideologien erkennen. Und wenn wir die Fehler nicht erkennen, dann geraten wir auf den Holzweg. Außerdem verhindern die Debatten-Tricks, dass Menschen zusammenkommen und einen realistischen Grundkonsens finden.

Es versuchen leider ideologische Fanatiker und Seelenfänger wie Stefan Molyneux und andere, Menschen in den Kult des libertären Anarchismus hineinzuziehen. Dieser Kult lenkt den Hass und die Frustration der Menschen auf die Republik, auf die Verfassung und auf politische Beteiligung. Also wird der Hass genau auf die Dinge gelenkt, die nach dem Wunsch des Geldadels und der Globalisten zerstört werden sollen. Die libertären Anarchisten predigen einen Politik-Boykott und sabotieren damit freiheitliche Bemühungen. Wir können nichts grundlegend verbessern ohne politische Macht und Legitimation. Trotzdem verbreiten libertäre Anarchisten einen irrationalen Hass auf politische Beteiligung, die Republik und die Verfassung. Diese Dinge, heißt es, seien an allem Schuld, die Dinge seien der Ursprung des Bösen. Wenn alle Libertären sich politisch beteiligen würden und dabei darauf achten, toxische Individuen an den Rand zu drängen, könnten wir unglaublich viel erreichen.

Grundsätzliche libertäre Gedanken sind essentielle Puzzle-Teile eines größeren Ganzen. Libertäre Gedanken alleine reichen nicht aus. Libertäre Anarchisten glauben sogar, sie hätten den heiligen Gral gefunden, die perfekte Universaltheorie, mit der sich alle Probleme lösen lassen, mit der man das Böse ein für allemal ausrotten kann. Alles wird dieser scheinbaren Universaltheorie untergeordnet. Sogar Logik. Dann gibt es Libertäre, die sich zwar hingezogen fühlen zu anarchistischem Denken, die aber irgendwie doch spüren, dass damit etwas nicht stimmt. Sie wissen nur noch nicht so richtig, wo denn der Fehler liegt.

Ich erwarte nicht, dass es mir gelingt, absolute Sektierer von irgendetwas zu überzeugen. Stattdessen möchte ich diejenigen erreichen, die sich nicht so ganz sicher sind. Und ich möchte diejenigen erreichen, die vielleicht anfällig sind für die anarchistische Propaganda.

Die miesen Tricks durchschaut

Ich selber hatte vor geraumer Zeit eine Live-Debatte mit einem überzeugten Hoppe-Fußsoldaten, den ich nicht namentlich erwähne, weil er keine Aufmerksamkeit verdient und ohnehin die immergleichen Argumentationstricks benutzt hat, die in die Anarchos regelrecht einprogrammiert wurden. Mit diesen Tricks und ihrer zirkulären Logik meinen ultralibertäre Anarchisten, jede Debatte zu gewinnen und immer recht zu behalten. In Wirklichkeit machen sie mit diesen Tricks jede echte Diskussion unmöglich. Auch andere ideologische Fanatiker bedienen sich der gleichen Tricks, es gibt aber auch Unterschiede. Dazu später mehr.

Libertäre Anarchisten bringen grob gesagt drei Kategorien an Gedanken vor:

  1. Ihre Grundprinzipien bzw. Dogmen
  2. Ihr Fantasie-Luftschloss einer perfekten Gesellschaft nach ihren Vorstellungen, in der jedes Problem gelöst werden kann
  3. Ihre konkreten Handlungsideen, mit denen sie ihrem Ziel der Privatrechtsgesellschaft näher kommen möchten

In einer Debatte springen die Anarchisten wild zwischen diesen drei unterschiedlichen Kategorien hin- und her, in der Hoffnung, dass niemand bemerkt, dass sie zirkuläre Logik benutzen und einen Haufen tödlicher Denkfehler begehen. Die erste Kategorie, also die Dogmen, sind dermaßen simpel gestrickt, dass sie scheinbar perfekt und universal wirken. Niemand dürfe zu irgendetwas gezwungen werden. Jeder soll sich frei heraussuchen dürfen, welcher Gesetzesordnung er unterworfen sein möchte. Und so weiter und so fort. Aber diese viel zu vereinfachten, starren Dogmen sind eigentlich bloß idealisierte Wunschziele und keine in der Realität brauchbaren Richtlinien. Wer die Überzeugung vertritt, dass man konkret in Deutschland beispielsweise erlauben sollte, den Leuten die Wahl zu überlassen, der Scharia zu folgen statt dem Grundgesetz, der führt uns ins Unglück. Der Anarchist beißt sich jedoch wie ein Hund fest an seinen Dogmen. Er fragt dann den Diskussionsgegner, ob jener ihn denn zu irgendetwas zwingen würde und mit welchen Mitteln. Dies soll den Diskussionsgegner aussehen lassen wie einen Kontrollfreak ohne feste moralische Werte. Immer gerne benutzt der Anarchist auch den Vorwurf, der Diskussionsgegner argumentiere wie ein Sozialist oder Kommunist. Dies ist ein zutiefst unehrlicher und unbegründeter Vorwurf, denn die Welt ist nicht so schwarz-weiß und primitiv wie die Dogmen der Anarchisten. Ironischerweise argumentieren die Anarchisten auf diese Weise ähnlich wie Kommunisten, denn die Kommunisten benutzen auch primitive Dogmen, beanspruchen die Moral alleinig für sich selbst und kanzeln ihre Diskussionsgegner als unmoralisch ab.

Wir leben halt nun mal in der Realität, in der beispielsweise Menschen gezwungen werden müssen, sich an Grundregeln zu halten. Man muss beispielsweise Muslimen in Deutschland klipp und klar vermitteln, wo die Grenzen ihrer Religionsausübung liegen. Wenn man in einer Debatte mit Anarchisten also die anarchistischen Dogmen ablehnt und mit Argumenten widerlegt, dann springt der Anarchist blitzschnell zu Kategorie 2, dem perfekten Fantasie-Luftschloss.

„Aber“ erklärt der Anarchist selbstsicher,

„in der Privatrechtsgesellschaft wäre das kein Problem, wenn Leute sich die Scharia raussuchen. Denn in der Privatrechtsgesellschaft gäbe es sichere Verträge und private Sicherheitskonzerne und Versicherungen und jeder Bürger wäre total bewaffnet und da könnte man ohne Probleme jede Gefahr beseitigen. Und außerdem würden fast alle Moslems in der freiheitlichen Privatrechtsgesellschaft sowieso niemand anderem was Böses wollen.“

Das Problem an dieser Pseudo-Argumentation ist, dass man nicht wirklich mit einem nicht-existierenden Fantasie-Luftschloss argumentieren kann. Das ist einfach unehrlich. Es ist nichts anderes als der unlautere Versuch, die eigene Ideologie gegen Kritik abzuschirmen. Jeder kann diesen billigen Trick anwenden. Auch Islamisten machen das oder Kommunisten oder Scientologen. Sie sprechen davon, wie in der vollendeten Scharia-Gesellschaft alles wunderbar harmonisch funktionieren würde, oder wie im vollendeten Kommunismus alle zufrieden wären oder wie in der scientologischen Gesellschaft alle Probleme gelöst wären. Es existiert in der Realität kein einziges dieses Luftschlösser und hat auch noch nie existiert. In einer Debatte müsste man praktisch jedwede Argumentation, die sich auf ein Luftschloss beruft, als ungültig verwerfen. Die libertären Anarchisten wären somit ihrer wichtigsten Waffe beraubt und müssten kleinlaut zugeben, dass sie keine einzige Debatte gewinnen können.

Wenn man darauf hinweist, dass das Luftschloss halt nicht existiert, dann springt der Anarchist wieder zur Kategorie 1, seinen scheinbar perfekten und universalen Dogmen.

Immer wieder muss der Anarchist natürlich erklären, mit welchen Mitteln und Wegen und Werkzeugen er denn gedenkt, seinem Ziel einer Privatrechtsgesellschaft näherzukommen. Damit wären wir bei Kategorie 3, den konkreten Handlungsideen in der wirklichen Welt. Diese Kategorie meiden Anarchisten gerne in der Debatte, denn hier trifft ihr überheblicher ideologischer Nonsens auf die knallharte Realität. Der Anarchist lehnt jedwede oder fast jedwede politische Beteiligung und jede staatliche Macht ab. Damit unterscheidet er sich grundlegend von praktisch jedem anderen Fanatismus. Jeder andere Fanatismus strebt nach staatlicher Macht und ergreift diese auch. Die Anarchisten jedoch predigen absolute politische Enthaltsamkeit und ein apolitisches Mönchtum. Deshalb erlangen die Anarchisten auch niemals Macht, ganz im Gegensatz zu den anderen Arten von Fanatikern.

Libertäre Anarchisten wollen lieber den Staat durch Propaganda und durch Indoktrination von Kindern zersetzen und schwächen. Dann wollen Anarchisten noch vielleicht Steuern hinterziehen, träumen von Streiks, und sie versuchen es mit ultralibertären Kommunen, in der Hoffnung, dass irgendwann unzählige autonome Kommunen den Staat ersetzen. Dies sind aber allesamt hoffnungslos schwache und zahnlose Methoden. Wenn man die Anarchisten auf die Aussichtslosigkeit dieses Unterfangens hinweist, wechseln sie beleidigt zu Kategorie 1 ihres argumentativen Werkzeugkastens zurück und erklären inbrünstig, dass sie nie und nimmer ihre heiligen Dogmen aufgeben würden. Es ist ihnen egal, wenn es tausend Jahre dauern würde, bis sie mit ihren Methoden ihr Ziel erreichen. Die Anarchisten würden aber selbst in einer Million Jahre ihre Ziele nicht erreichen. Der Anarchist pocht weiter auf seine „perfekten“ Dogmen und tanzt sich dann weiter von Kategorie zu Kategorie. Es ist ein Tanz im Kreis. Der Anarchist ist in seinem eigenen geistigen Gefängnis eingesperrt und kommt nicht mehr heraus. Er fühlt sich aber „frei“ und beansprucht, der einzige Hüter der Freiheit zu sein.

Lesen Sie diesen Text noch einmal durch und sehen Sie sich dann irgendeine beliebige Diskussion an zwischen einem libertären Anarchisten und einem Kritiker. Ihnen werden die Augen aufgehen. Falls Sie selbst einmal mit einem Anarchisten debattieren, machen Sie von vorneherein klar, dass Sie alle Luftschloss-Argumente für ungültig erklären. Dies beraubt den Anarchisten seiner wichtigsten Waffe. Wenn Sie die Diskussions-Tricks der Anarchisten verstehen, dann werden Sie nicht in den Wahnsinn getrieben und müssen sich nicht vorwerfen lassen, die Diskussion verloren zu haben. Der Anarchist, der an Ihnen abprallt, wird sich schmollend abwenden, sich zum Sieger erklären und sich von seinen Sekten-Genossen Bestätigung und Zuspruch holen. Oder er wird einen Wutanfall bekommen, sich benehmen wie Stefan Molyneux (also wie ein steckengebliebener 16-jähriger) und Ihnen eine Schimpftirade entgegenwerfen, als seien Sie Hitler persönlich.

Oder aber der geschlagene Anarchist wird versuchen, eine ruhige Fassade zu bewahren und sagen, man solle doch keine Zeit verschwenden auf solch unwichtige Streitereien. Wie könne es denn sein, sagt der Anarchist, dass der Diskussionsgegner überhaupt eine vehemente Diskussion führen will? Habe er denn nichts besseres zu tun?

Immer dann, wenn libertäre Anarchisten ihren Fanatismus zu deutlich durchscheinen lassen und man sie dabei erwischt, sagen sie, man solle doch nicht Zeit verschwenden auf unwichtige Streitereien. Dabei sind die Molyneux-Hoppe-Fußsoldaten diejenigen, die unnütze Streitereien zur Kunst erhoben haben und immer wieder sogar Freunde und Familie verlassen, wenn die nicht der Sekte beitreten wollen.

AlexBenesch
AlexBenesch
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