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Die Geheimdienst-Geheimnisse der Front National

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Die Front National (FN) wandelte sich von einer kleinen Faschisten-Klitsche zu einer Massenbewegung, die Frankreich auf einen radikal pro-russischen, neokonservativen Kurs bringen will. Es ist selbstverständlich, dass verschiendenste Geheimdienste dabei nicht einfach so zugesehen haben. Die FN wird es nach Expertenmeinung zwar in die zweite Runde der Präsidentschaftswahlen in wenigen Monaten schaffen, dann allerdings wird sich wie üblich ein Bündnis der etablierten Parteien bilden und den Sieg der FN verhindern.

Es ist längst überfällig, die Geheimdienst-Geheimnisse der Front National zu beleuchten.

Aufschlussreich ist ein Interview mit dem pro-russischen Schreiber Thierry Meyssan von der extremen Linken. Meyssan ist eine bekannte Größe der linken Enthüllungsautoren. Seine Stories schafften es auch international in Publikationen wie Infowars und ähnliche publikumsstarke alternative Medien. Eigentlich müssten die Kommunisten die rechte Front National aus ideologischen und historischen Gründen vollständig ablehnen, aber heutzutage ist natürlich die Hingabe an den russischen Präsidenten Putin und die Eurasien-Agenda der Anlass für eine (wackelige) Querfront. So überrascht es nicht, dass Meyssan grundsätzlich Sympathien für die FN äußert. Keine Partei ist dermaßen moskau-freundlich wie die FN.

Im September 1996 war Meyssan eine hohe Figur in der Radikal-Linken Partei (PRG). Er beteiligte sich an einer großen Untersuchung über die extreme Rechte. Insgesamt 45 Organisationen, darunter Parteien, Gewerkschaften und sogar linke Freimaurerlogen, organisierten die Aktionen gegen die Rechten. Die Publikationen und Veranstaltungen der Rechten wurden infiltriert, auch diejenigen im Untergrund. Meyssan war unerfreut darüber, dass das linke Bündnis hauptsächlich die Front National (FN) dämonisieren wollte, während Meyssan die Gefahr eher woanders wähnte, nämlich bei der Infiltration der Front National durch französische Geheimdienste und Polizeibehörden. Besonders die Sicherheitsabteilung der FN sei höchst suspekt, da wichtige Mitglieder im Ausland für die französischen Geheimdienste Missionen erfüllen würden.

Die Front National sei gegründet worden von François Duprat und der Organisation Ordre Nouveau auf Befehl von Jacques Foccart Anfang der 1970er Jahre. Jean-Marie Le Pen wurde erst 1978 nach dem Attentat auf Duprat der Parteivorsitzende. Duprat war ein Söldner in Afrika. Jacques Foccart der Direktor der Geheimdienste Frankreichs unter der Herrschaft der Gaullisten. Die Geheimdienste wollten mit der Gründung der FN quasi die faschistischen Verlierer aus dem Zweiten Weltkrieg einfangen und deren politische Betätigung lenken.

Extrem rechte Agenten aus der FN sollen auf Wunsch von Präsident Mitterand in Tschetschenien zugunsten von Putins Regime die Islamisten infiltriert haben.

Die Agenten in der Front National gingen zurück auf das alte GLADIO-Programm der NATO, bei dem im Falle einer drohenden linken Machtübernahme oder sowjetischen Invasion ein Netz aus Widerstandskämpfern aufgeboten werden konnte. Die Nachfolger der alten französischen GLADIO-Zirkel zählen aber heute zu den vehementesten Unterstützern einer Annäherung an Russland und der Idee eines eurasischen Großreichs von Lissabon bis Wladiwostik. Die interessante Frage ist, ob heute die leitenden, mächtigen Ultra-Rechten Frankreichs ihre Russlandliebe nur vortäuschen.

Die jüngsten islamistischen Terroranschläge wie etwa gegen die Redaktion des Magazins Charlie Hebdo beflügelten nicht nur die Umfrageergebnisse der Front National, sondern nützten auch Putin politisch in erheblichem Maße. Putin konnte zusehen, wie seine Sympathisanten in Europa an Macht gewannen und konnte sich inszenieren als Anführer im Kampf gegen den radikalen Islam. Die moskau-hörigen „alternativen Medien“ interessierten sich überhaupt nicht wie üblich für Hypothesen über einen möglichen Inside Job, sondern spulten ihre Slogans ab über die Neue Rechte und Putin.

Claude Hermant, eine der Schlüsselfiguren der französischen Rechten, wurde verurteilt wegen Waffenhandel. Er soll Teile das Waffenarsenals für den Terroristen Amedy Coulibaly geliefert haben. Coulibaly wurde mit einer Kalaschnikow und einer Skorpion-Maschinenpistole von der Polizei erschossen.

Claude Hermant leitete rechte paramilitärische Gruppen und beharrt darauf, dass der Waffenhandel von den Behörden genehmigt worden war und der Infiltration krimineller Netzwerke diente.

Thierry Meyssan pocht natürlich nur auf die GLADIO-Vergangenheit und mögliche Verstrickungen westlicher Geheimdienste in die jüngsten Terroranschläge, ohne natürlich gleichzeitig zu erwähnen, dass russische Geheimdienste ebenfalls nach Kräften europäische Parteien infiltrieren und dass der Terror vor allem Putin und seinen europäischen Sympathisanten dient.

Frankreich ist ein zerrissenes Land, insbesondere seit dem zweiten Weltkrieg. Die Kommunisten waren wegen ihrem Kampf gegen die Nazis und die Vichy-Regierung recht beliebt und gruben sich tief in die Gesellschaft ein, lähmten die Industrie mit Massenstreiks und räumten ab bei den Wahlen. Wegen ihrer Nähe zu Moskau entschloss sich die US-Regierung, ein massives Netzwerk an Antikommunisten aufzubauen und großzügig zu versorgen. Rekrutiert wurden insbesondere Faschisten, Großindustrielle, Aristokraten, Militäroffiziere und Personal der Polizei- und Geheimdienstbehörden.

Eine der wichtigsten Figuren des sogenannten GLADIO-Systems war Francois de Groussouvre, der ehemalige Oberjägermeister und Verantwortlicher für nationale Sicherheit unter dem französischen Präsidenten Mitterand. Der Präsident hatte einst unter dem faschistischen Vichy-Regime gedient, wechselte dann ins Lager der Résistance.

Nach dem zweiten Weltkrieg sahen die übrig gebliebenen Faschisten in Westeuropa keine andere Wahl mehr, als widerwillig mit den Kriegsgewinnlern aus Amerika und Großbritannien zu kooperieren. Die Amerikaner lieferten Geld, Waffen, Aufklärung. Man machte sogar verschollen geglaubte oder beschlagnahmte Nazi-Gelder wieder frei. Jedenfalls zerplatzten nach 1990 mit der Sowjetunion gleichzeitig viele Träume der Euro-Faschisten. Es gab erst einmal keinen großen Feind mehr im Osten, von dem man Europa eines Tages “befreien” könnte. Die Gelder und die andere Unterstützung der Amerikaner wurde drastisch zurückgefahren. Unmut machte sich breit.

Russland wurde währenddessen faschistisch: Gewaltige (Staats-)konzerne wurden geformt, eine neue Einheitspartei geschaffen die nur wenig verhüllt war durch einen fassadenhaften Scheinparlamentarismus. Der Staat wurde erneut zum Gott, der Militarismus hochgezüchtet, ein Personenkult um Putin gezüchtet. Nachbarländer überfallen. Die christliche Kirche stärker benutzt, um das Volk zu lenken. Eine Aristokratie aus alten KGB-Kumpanen bezog Zarenschlösser und baute sich neue Paläste. Die Ultra-Rechten in Westeuropa müssen außerordentlich neidisch und begeistert gewesen sein über die Entwicklungen im Osten. Alte Geheimdienstkontakte wurden aufgefrischt und es wurde klar, dass die Eurofaschisten eine gänzlich neue Fassade brauchten.

Einer der bedeutendsten Vordenker der “Achse Paris-Berlin-Moskau” ist ausgerechnet Henri De Groussouvre, Sohn des alten GLADIO-Chefs Francois de Grossouvre.

Wer ist dieser Grossouvre? Zunächst ein französischer Unternehmensberater in wien. Parvulesco teilt über diesen Herrn mit, daß er „ohne Zweifel zu verantwortlichen Aufgaben in europäischem Maßstab berufen wird, im Kader einer Geopolitischen Gemeinschaft Frankreich-Deutschland-Rußland, die gegenwärtig im Entstehen ist.“ – Alexander Dugin und die rechtsextremen Netzwerke, Seite 69

Parvulesco ist ebenfalls ein pro-russicher Eurasien-Fanatiker. Der alte Henri De Grossouvre wird in Verbindung gebracht mit Luc Jouret, Begründer des Sonnentemplerordens, sowie und Jean Thiriart, der kurz vor seinem Tod noch den Eurasien-Chefdenker Alexander Dugin in Moskau besuchte. Der Autor Bruno Fouchereau glaubt, die von Thiriart geleitete nationalbolschewistische Splittergruppe sei ein Element von Gladio gewesen. In einer österreichischen Gladio-Dokumentation werden weitere Verbindungen von Thiriart aufgezeigt.

Eine faschistische Internationale, die an Gladio beteiligt gewesen sein soll, traf sich regelmäßig:

1970: Beginn der Beziehungen mit Verona, Treffen mit Soffiati, Besutti und Maggi, Ordine Nuove und geheime Verbindung mit Franzosen, Begiern von Tiriat [gemeint ist Thiriart], Giovane Europa, mit den Österreichern von Bort und den Deutschen vom Widerstand.

AlexBenesch
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