Kommentar
Ein neuer Tiefpunkt bei Infowars: Der russische Präsident Wladimir Putin gilt inzwischen als eine Art Prophet, dessen Worte in Stein gemeißelt sind und keinerlei kritischer Überprüfung mehr bedürfen. In dem Video „Putin Issues Desperate Warning of WWIII“, das bereits fast ein Million Zugriffe hat, wird Putin präsentiert als die Stimme der Vernunft, die verzweifelt einen Weltkrieg verhindern will.
Es klingt exakt wie linke Propaganda aus dem kalten Krieg. Die NATO würde Russland einkreisen mit Raketen und Militärbasen, immerzu die Situation verschärfen, während Mütterchen Russland verzweifelt den Weltfrieden anstrebt. Alex Jones beklagt, dass Putins Worte in den amerikanischen Massenmedien ignoriert werden und möchte dem Propheten eine Stimme geben. Das obwohl Putins Propaganda rund um die Uhr auf RT America ausgestrahlt wird, finanziert mit hunderten Millionen Dollar.
Früher berichtete Jones noch über die Enthüllungsarbeit russischer Dissidenten, die weitaus gefährlicher lebten als er selbst, von Litwinenko über Politkowskaja und weitere. Jetzt sticht Jones den russischen Dissidenten das Messer in den Rücken und bettelt förmlich um Kontakte mit mächtigen Russen sowie um Unterstützung.
Westliche Sender wurden in Russland Lizenzen verweigert und andere Steine in den Weg gelegt; die einheimischen alternativen Medien komplett vernichtet. Alex Jones wäre in Russland nach einer Woche kritischer Berichterstattung im Knast. Trotzdem sülzt Jones von Freiheitsfreunden in Amerika, die er mit seinem Video mobilisieren möchte, das die Worte eines knallharten Diktators unkritisch wiedergibt.
Infowars hat seit einer Weile eine russische Bürodame, die die ganzen Reden Putins übersetzen kann. Man hätte lieber in anständige Russland-Literatur investieren sollen. Jones betrachtet es als Beleg für seine primitive einseitige Sichtweise, dass die CIA in Russland spioniert. Kein Wort über die Spionage des russischen Apparats. Stattdessen die altbekannte Leier über Amerikas Militärbasen und Raketen-Stationierungen. Im Endeffekt wiederholt er die alte Einkreisungslüge, obwohl die Russen zusammen mit dem BRICS-Block weite Teile der Welt unter ihrer Kontrolle haben und über das größte Atomarsenal der BRICS verfügen.
Dann zitiert Alex Jones abermals unkritisch Putin mit dem üblichen Geschwätz, die USA seien alleine Schuld an dem IS/Syrienkonflikt. Keine kritische Auseinandersetzung mit einem komplexen Thema. Nur Putins Worte, übersetzt von der russischen Bürodame, zählen.
Jones sieht immer nur die Gefahr eines Weltkriegs, obwohl der neue kalte Krieg sich über Jahrzehnte hinziehen kann, ohne dass es zum Ausbruch eines Weltkriegs kommt. Außerdem können die Großmächte jederzeit beschließen, einen Deal zu machen über eine gemeinsame Weltregierung. In dieser neuen Weltordnung hätten Alex Jones und seine „Freiheitsfreunde“ keinen Platz mehr.
Berücksichtigt Jones dieses Szenario? Nein. Nur den Kampf Ost gegen West. Putin will angeblich unbedingt eine Debatte und Frieden. Aber die NATO nicht. Und Jones meint in gnadenloser Selbstüberschätzung, es sei seine Aufgabe, dem Propheten Putin eine Stimme zu geben und seine Schafherde dem Propheten zuzuführen. Er will mehr Auftrieb in den USA generieren, damit Russland mehr Zugeständnisse gemacht werden.
In dem folgenden Video wird Putin zu einer christlichen Lichtgestalt stilisiert, die sich heldenhaft gegen die Horden Luzifers stellt (gemeint sind westliche Eliten) und Russland wieder christianisiert.
Neue Gesetze in Russland beschneiden massiv die Religionsfreiheit: Missionieren auf der Straße und Gottesdienste in privaten Wohnungen sind nun verboten. Einerseits macht der Staat damit einen Vektor für feindliche Spionage dicht, andererseits läuft das ganze auf sowjetische Verhältnisse hinaus. Im Moment gibt es eine Handvoll bedeutender Gruppen in der Bevölkerung: Die Mitglieder der geheimdienstlich geführten Staatskirche, Moslems, Okkultisten/Esoteriker und Atheisten.
Die Staatskirche wird geleitet von Agenten, die sehr viel Geld damit machen, Putins Politik zu unterstützen und Putin zu einer heiligen Figur zu stilisieren.
