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Patient gerettet, Kind tot

Datum:

thomas koch / Shutterstock.com

von Pierre Bries

Das Bild ging um die Welt: Ein kleiner Junge, angeblich ein Flüchtlingskind, wird ertrunken an einem türkischen Strand gefunden. Wenn in diesen Tagen der Millionenwanderung noch das Wort Tragik in die Aufnahmeländer zu vermitteln war, wenn der bereits unangenehm nah zusammenrückende, protestierende Bürger ruhig gestellt werden sollte, dann geschah es mit dieser stillen Momentaufnahme. Die ohne Worte mitgelieferte Nachricht: Wie verzweifelt müssen diese Menschen sein, wenn sie solche Opfer bringen? Eine passende Story zur passenden Zeit. Bleibt die Frage: Trägt sie auch?

Lassen wir einmal beiseite, was viele kritische Geister an der Story als allererstes störte: Die Fotos. Vergessen wir, das Kind müsse Leichenflecken aufweisen, die es nicht hat. Ignorieren wir den durch Wikipedia unterlegten Einwand, eine Wasserleiche müsse „in hohem Masse“ durch Verwesungsspuren mißgestaltet sein, die sich „in bewegten Gewässern“ durch „zusätzliche Treibspuren“ oder Fischverbiss erheblich verschlimmern. Sehen wir davon ab, daß die Kleidung wie frisch angezogen wirkt. Dass das Kind an zwei unterschiedlichen Orten fotografiert wurde, somit also an mindestens einem für ein „gutes Bild“ abgelegt worden sein muss. Dass das Eindrucksvollere von beiden den kleinen Körper in vertikaler Linie zur Wasserlinie zeigt, was bei einer Anspülung nicht passieren dürfte. Dass der erste Finder, wer auch immer es war, entgegen aller Ratio das Kind nicht an den trockenen Strand geholt hatte, um es dort nötigenfalls noch wiederbeleben zu können. Lassen wir all das beiseite. Darum geht es hier nicht: Nicht um das Kind. Sondern um die Familie. „Seine“ Familie. Ihre Geschichte. So wie sie sie uns berichtet.

Was wir wissen ist: Die uns als Angehörigen vorgestellten hatten das umkämpfte Syrien bereits 2012 verlassen. Sie lebten seitdem mit fester Unterkunft in der sicheren Türkei. Um sich dann von dort nach drei Jahren Richtung Deutschland aufzumachen. Nicht per Flieger oder Zug oder Auto oder über die grüne Grenze. Sondern auf einem für Syrer bestimmten Flüchtlingsboot. Das kostet zwar das 1000fache und ist nicht ganz ungefährlich, aber – was soll´s. Was tut man nicht alles für einen Satz neuer Beisser? Denn, nun wird die Story wirklich schräg, ein ganz wesentlicher Grund für das Reisefieber Richtung Teutonia war das Bedürfnis des Familienoberhaupt zum Zahnarzt zu gehen. Nicht zu irgendeinem, versteht sich. Ein herkömmliches Gebiss kommt da für einen echten Refugee natürlich nicht in Frage. Das sollen schon Implantate sein! Die kriegt man in GerMoney für schlappe 14.000 eingeschraubt. Plus Reisekosten – welche die Familie wechselseitig mal mit 8.000 mal mit 4000 Euro angibt – ein stolzes Sümmchen. Vor allem wenn man bedenkt, daß der Osmanische Dentist den Job auch für 2000 Euro macht, Massagen und Teebetreuung inkludiert, weshalb zahnleidige deutsche „KassenRefugees“ gerade den umgekehrten HeilWeg antreten. Natürlich fällt eine solch kenterfähige LogikSchieflage irgendwann mal auf, der eine oder andere Bürger wird da unruhig und verlangt nach Erklärungen, und das dürfte denn auch der Grund gewesen sein, warum SkyNews zu einem Interview mit der Schwester des ärztlichen Irrfahrers schritt.

Im Mund des lieben Bruders sehe es allzu dürftig aus, erfahren wir – deshalb habe sie ihm die 14,000 € für neue Zähne überweisen wollen. Die Betonung liegt auf „wollen“. Denn so eine doch erhebliche Transaktion sei nur in kleinen Teilbeträgen über – man fühlt sich in die alten Tage des Karl May versetzt – „Mittelsmänner“ möglich gewesen und ihr deshalb zu unsicher gewesen. Deshalb habe man den Entschluss gefasst die Familie nach Deutschland zu bringen. Dorthin wollte sie ihm dann das Geld überweisen. Natürlich macht das soviel Sinn wie Hänschen Rosenthals Anordnung, nicht in der Großstadt zu winken. https://www.youtube.com/watch?v=-2seL869aY0 Es sei denn die türkischen Banken betreiben ihr Millionen hin und herschiebenes Kundengeschäft inzwischen NUR noch für Mafiosis, registrierte, versteht sich. Oder, auch das ist schwer nachvollziehbar, nächste Familienangehörige hätten sich erschüttert geweigert, einen Teilbetrag über ihr Konto in Empfang zu nehmen.

Wo man schon beisammen sass – wir sind noch immer beim SkyInterview – und möglicherweise um die Reise noch ein wenig pittoresker zu gestalten, kam dann die Rede darauf, daß die „Opferfamilie“ zuerst eigentlich lieber zur Schwester nach Kanada ausgewandert wäre. Wobei sich die Dame in Widersprüche verwickelt, als sie erklärt, ein Einreiseantrag für die Familie ihres Bruders wäre abgelehnt worden. Problem: Die kanadische Regierung, mit der die Familiensaga schlecht oder gleich gar nicht abgestimmt war, vermasselte das Ganze indem sie klarstellte daß sie nie einen Visumantrag bezüglich Abdullah Kurdi bekommen hatte. Dumm gelaufen, hierzulande hätte der Innenminister das „verlorene Papier“ vermutlich in Windeseile höchstpersönlich nachgefälscht, es dient schließlich einem guten Zweck. Aber wir sind nicht in HippieDeutschland sondern in HolzfellerKanada . Ergebnis: Die Schwester musste maritim zurückrudern. ´Nee, stimmt, wir haben ja gar keinen gestellt.´ Fiel ihr plötzlich ein. Klar, kann passieren, bei solchen Kleinigkeiten kommt man schon mal durcheinander.

Meine Wertung: Guter Grundplot mit hohem erzieherischem Wert, miserabel umgesetzt. Man wird davon ausgehen können, dass ein Großteil der Flüchtlingsstorys, die uns von den Medien aufgetischt werden, im wahrsten Sinne des Wortes -getürkt sind.

Anlage:

Vor 15 Jahren in Temeschwar: Ein “erschütterndes Familienschicksal” bewegt die Welt. Diese beiden Bilder https://iconicphotos.files.wordpress.com/2010/08/timosara.jpg http://photos1.blogger.com/blogger/7426/758/320/pj77.jpg wurden zum Jahreswechsel 1989/90 während der von Geheimdiensten durchgeführten antikommunistischen “Revolution” in Rumänien aufgenommen; angeblich nach Freilegung eines Massengrabs, das “mit von Ceaucescu gemordeten Zivilisten belegt” war. Man vermittelte bei diesem mehrfach preisgekrönten “Schnappschuss” den Eindruck, als weine hier ein “Vater” um seine tot vor ihm liegende Frau und sein Neugeborenes. Später stellte sich heraus: 1) Der Mann war nicht der Vater. 2) Die tote Frau war nicht die Mutter des eindrucksvoll auf ihr drapierten Kindes. 3) Die Todesursache war in beiden Fällen nicht auf Gewalt zurückzuführen. 4) Die Organisatoren des Fotoshootings hatten die Leichen vorher aus Leichenhallen, Krematorien und Armenfriedhöfen gestohlen um ein Massaker zu belegen, das es gar nicht gegeben hatte.– Die Enthüllungen wurden tief gehängt und die Bilder werden mitunter noch heute als “Beweis” für die Grausamkeit des Regimes Ceaucescu gezeigt. In diesem Sinne wurden sie zur moralischen Unterfütterung des “Volksaufstands” 1989 gebraucht. Und erfolgreich verwendet.

AlexBenesch
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