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Polizeiliche Kriminalstatistik 2014: Der Staat kann uns nicht schützen

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Tumar / Shutterstock.com

Katja Triebel / Legalwaffenbesitzer

Einbruch – auch “heiße” Einbrüche bei Anwesenheit der Opfer – sind das wichtigste Thema der Polizeiliche Kriminalstatistik 2014 (PKS).  Die beste Beschreibung dieses Problems stammt dieses Jahr von der Gewerkschaft BDK (Bund Deutscher Kriminalbeamter):

Die Politik betreibt seit Jahren Augenwischerei und lässt die Bevölkerung über die tatsächliche Kriminalitätslage im Unklaren. Die tatsächlichen Fallzahlen liegen weit über den registrierten 6 Millionen Straftaten. So werden zum Beispiel nur rund 75% aller Wohnungseinbrüche überhaupt angezeigt.

Die Wohnungseinbruchsdiebstähle sind auf 152.123 Fälle gestiegen. So hoch wie 2014 war die Zahl der Wohnungseinbrüche seit 15 Jahren nicht mehr. Der Anstieg allein seit 2009 beträgt rund 40%.

Die Aufklärungsquote ist mit durchschnittlich 15,9 % beschämend gering. Die Verurteiltenquote liegt sogar nur bei 2 %. Politiker kennen die Antworten auf die Frage, wie man den Wohnungseinbruch zielführender bekämpfen könnte. Alle diese Maßnahmen kosten aber Geld.

Kriminalität ist volkswirtschaftlich immer teurer als die Kosten für die Kriminalitätsbekämpfung.

BDK: Kriminalstatistik 2014 vorgestellt: Mehr Täter, mehr Taten!

Die WELT:

“Beinahe jedes vierte Opfer gab an, mindestens zwölf Monate nach einem Einbruch noch unter Stress und Anspannung zu leiden. Jedes fünfte klagt über Angstgefühle und Schlafstörungen.

Fast 25 Prozent der Betroffenen würden deshalb nach einem Einbruch am liebsten den Wohnort wechseln – und beinahe zehn Prozent tun dies auch.

Nach Angaben des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zahlten die Hausratversicherer 490 Millionen Euro an ihre Kunden für die Einbruchsschäden – zehn Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Die Schäden haben laut dem GDV allein in den vergangenen fünf Jahren um 35 Prozent zugenommen.”

So viele Einbrüche wie seit 15 Jahren nicht mehr

Die ZEIT:

“Wohnungseinbrüche sind Gift für das Sicherheitsgefühl in Deutschland”, kommentierte der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Thomas Strobl. Er forderte, dass die Einbruchsprävention stärker gefördert werden müsse.

“Wohnungseinbrüche sind Gift fürs Sicherheitsgefühl”

Die FAZ:

“Vergleichsweise häufig sind die Opfer während der Tat zu Hause. In rund 20 Prozent der Fälle war ein Bewohner während des Einbruchs anwesend, wie aus dem Einbruch-Report 2015 des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hervorgeht.

Wenn ein Opfer zuhause war, kam es in jedem fünften Fall zu einem direkten Kontakt mit dem Täter – und dann übte wiederum in jedem siebten Fall der Täter Gewalt aus.”

Einbruch-Report 2015: Viele bemerken den Dieb

Auch die Raubüberfälle auf Senioren nehmen seit Jahren zu, insbesondere auch die dabei angewendete Gewalt. Bereits 2013 schrieb die RP-Online, dass sich der Anteil der Senioren in der Opfergruppe von 17,7 auf 25,7 Prozent in NRW erhöht hatte.

In Haan wird eine 61-Jährige dreieinhalb Stunden lang von zwei Männern geschlagen und getreten, damit sie Verstecke preis gibt , in Köln eine 70-Jährige geknebelt und geprügelt, in Wuppertal eine 79-Jährige auch geschlagen und getreten. […]

“Das Maß der Brutalität ist deutlich gestiegen,” beobachtete der Wuppertaler Oberstaatsanwalt Wolf-Tilmann Baumert.

Brutale Überfälle auf Senioren nehmen zu

Das Erschreckende ist, dass das Thema nicht neu ist. Bereits vor zwei Jahren meldeten die Polizeigewerkschaften Handlungsbedarf an.

Die Wohnungseinbrüche haben in Deutschland nicht nur zahlenmäßig zugenommen, sie werden nach Polizeiangaben auch immer brutaler. Früher habe noch der Grundsatz gegolten, dass Einbrecher nur kämen, wenn die Wohnung leer sei, «aber heute ist das anders», sagte der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft,Rainer Wendt, am Montag der Nachrichtenagentur dpa.

Täter schlagen sogar zu, wenn jemand in der Wohnung ist. Mittlerweile sei das vielen Tätern schlicht egal – sie fesselten oder knebelten ihre Opfer notfalls einfach.

«Das hat etwas zu tun mit der Straferwartung von Tätern», sagte Wendt. Sie gingen davon aus, dass sie entweder sowieso nicht geschnappt würden oder aber ohne Gefängnisstrafe davon kämen.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) führt den Anstieg der Wohnungseinbrüche besonders auf das organisierte Vorgehen internationaler Banden zurück. Diese Banden kämen vor allem aus dem ehemaligen Jugoslawien, Bulgarien und Rumänien. «Damit bestätigen sich leider unsere Warnungen, die wir bereits vor der Abschaffung der Grenzkontrollen zu Polen und Tschechien öffentlich gemacht haben», so der Vorsitzende der GdP Bundespolizei, Josef Scheuring.

Augsburger Allgemeine vom 13. Mai 2013

“Einbrecher scheint ein attraktiver Job zu sein…

und das hat sich offenbar herumgesprochen.” So die Einleitung der Sendung report Münchenvom 9. September 2014:  Kapitulation vor dem Verbrechen? Immer mehr Einbrüche, immer niedrigere Aufklärungsquoten.

09.09.2014, 21:45 Uhr, Das Erste, 6 Min.

 

report München interviewte verurteilte Einbrecher im Gefängnis.

  • Das war in einer Stunde leicht verdientes Geld.
  • Irgendwann ist das wie ins Büro fahren.
  • Wenn man in vier Wochen nur einmal erwischt wird und jede Nacht unterwegs war, ist das doch ein guter Schnitt.

Die Gefahr, von der Polizei entdeckt zu werden, ist gering, sofern man sich einigermaßen intelligent anstellt. André Schulz von der Gewerkschaft BDK nennt die Polizeiarbeit nach Einbrüchen “Beileidsbesuch”. Mehr als die Bestätigung für die Versicherung, dass tatsächlich eingebrochen wurde, passiert nicht: keine Strafverfolgung, keine Prävention.

Der Historiker Michael Stürmer, der laut Wikipedia den Eliten zuzurechnen sei, schrieb 2013:

Angst geht um in deutschen Landen. Das gilt am meisten, wo die Menschen alt und einsam sind. Sie fürchten um ihr Eigentum, noch mehr um Leben und Gesundheit, und ahnen, dass nach einem Angriff aus dem Dunkel das Leben niemals wieder sein wird, wie es vordem war.

Wo das Trauma bleibt, die unüberwindbare Erinnerung, gibt es kein Vertrauen mehr: nicht zu Fremden, nicht zu den Nachbarn, nicht zu Polizei und staatlichen Behörden.

Das Verbrechen zersetzt Kultur und gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Gleichzeitig ist es um die Aufklärung von Einbrüchen immer schlechter bestellt – und damit auch um die Abschreckung. Wenn der Staat aber nicht mehr schützt, dann mag er noch so viele Wohltaten verteilen, Daseinsvorsorge betreiben, Parksünder mahnen und Steuersünder jagen. Er verfehlt doch den Grund, warum er überhaupt existiert.

Was, wenn der Staat uns nicht mehr schützen kann? (WELT 12.05.2013)

In seinem Fazit der Misere zeigt sich Stürmer jedoch wieder als Etatist. Die “Null-Toleranz-Politik” New Yorks liegt ihm näher als Selbstbewaffnung, Bürgerwehren und Nachtwachen.

Selbst der Vizepräsident der Industrie-und Handelskammer (IHK) Dortmund, Joachim Punge, glaubt nicht mehr an die staatlichen Institutionen. In einem offenen Brief erklärt er, dass er nicht mehr bereit sei, Straftaten wie Diebstähle hinzunehmen.

Er denke, schreibt Punge, darüber nach, die “Sicherungsmaßnahmen an meinem Eigentum jetzt von meinen Steuerzahlungen abzuziehen, weil mit meinen Steuerzahlungen die Sicherheit nicht mehr hergestellt werden kann und ich selber dann für meine Sicherheit eigenverantwortlich auftreten muss”. Würden in bestimmten Stadtbezirken Bürgerwehren eingesetzt, um die nicht vorhandene Polizei zu ersetzen, würde ihn das nicht wundern.

Diebstahl, Einbrüche – Opfer schreibt offenen Brief an Polizei | WAZ.de

Herr Punge braucht sich nicht wundern. Die Leute, die kein Geld haben, um einen privaten Sicherheitsdienst zu engagieren oder in besonders betroffenen Wohngegenden leben, organisieren sich bereits überall in (unbewaffneten) Bürgerwehren und Nachtwachen.Brandenburg erkennt einige Nachtwachen an und zahlt 25,56 Euro pro Mann und Monat – ein erbärmlich niedriger Betrag, der weit, weit, weit unter dem Mindestlohn liegt. In den anderen Bundesländern sind jedoch Innenminister und Polizei strikt gegen solche Zusammenschlüsse.

Marc hatte bereits im Februar 2014 diese Diskrepanz beschrieben:

Bürgerwehren, die Zivilcourage und machtlose Politiker

Der Innenminister in NRW setzt eine Bürgerstreife also kontextuell in die Nähe eines Lynchmobs, der “eigenmächtig auf Verbrecherjagd” geht. Vermutlich möchte Herr Jäger von den katastrophalen Aufklärungsquoten im Bereich der Wohnungseinbrüche ablenken, anders ist es nicht zu erklären, dass er kritisiert, wenn Bürgerinnen und Bürger in ihrer Freizeit freiwillig Streife laufen, um ihr Eigentum zu schützen.

Dabei geht es gewiss nicht um “Verbrecherjagd”, sondern schlichtweg um ein Signal an Kriminelle, dass sie in dieser Nachbarschaft nicht ungestört “arbeiten” können. Es wäre besser, wenn die Polizei durch intensiveren Streifendienst dieses Signal senden würde, doch lässt das die Personallage der Polizei offenbar nicht zu.

Letztendlich basiert die Durchführung einer Bürgerstreife auf genau dem, was Bundespräsident Gauck gefordert hat: Zivilcourage. Recht muss nicht Unrecht weichen.

Auch ich hatte das Thema Selbstschutz schon in dem Artikel Soft Targets: Bedrohung und Schutz angesprochen. Dort ging es um den – zum Glück selteneren – Straftatbestand “Gewalt gegen das Leben”, den jährlich über 2500 Menschen erfahren müssen. Hier geht es um über 150.000 Einbrüche, davon über 20.000 mit Anwesenheit der Opfer, von denen über 4000 Gewalt erfahren mussten.

Mein Fazit: Wo Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht.

Die Politiker haben die Grenzen geöffnet, die Polizei ausgedünnt und wollen nun die volkswirtschaftlichen Kosten der Einbrüche auf die Bürger abwälzen. Wir sollen bessere Fenster und Türen einbauen …

Damit ist das Problem aber nicht gelöst. Die professionellen Banden kommen auch in stark gesicherte Gebäude rein. Solange nur 2% der Täter verurteilt werden, hilft nicht einmal die beste Festung, nur Abschreckung hilft – sei es durch die Gefahr der Verurteilung oder der Gefahr, dass sich das Opfer wehrt.

Wir dürfen nicht hinnehmen, dass die einzige politische Lösung dieses Problems Steuererleichterungen für Einbruchsschutz sind. Wir müssen mehr Polizeiarbeit einfordern oder – wie der IHK Vize – mit Steuergeldentzug drohen oder Gesetze fordern, die Selbstschutz (nicht Selbstjustiz) ermöglichen.

Einbruch darf sich in diesem Land nicht mehr lohnen, sondern muss unattraktiv für die Verbrecher werden.

Weitere Zahlen und Fakten der PKS 2014

Volker T. hat sich die Statistik in Bezug auf Delikte beim Waffenmissbrauch und Verstöße gegen das Waffen/Sprengstoffgesetz genauer angeschaut.

Sein Fazit: Obwohl im Vergleich zum Berichtsjahr 2013 in 2014 die Straftaten insgesamt um ca. 2% zugenommen haben konnten in Bezug auf Straftaten gegen das Waffenrecht in nahezu allen Bereichen ein Rückgang der Delikthäufigkeit beobachtet werden. Was aus der PKS nicht hervorgeht ist der Status der Waffen – freie Waffen, legale oder illegale Waffen – mit denen die Delikte begangen wurden.

Hier weiterlesen mit Links zu den Dokumenten: PKS 2014

AlexBenesch
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