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5 Gründe, warum die Ukraine-Krise einfach nur völlig bizarr ist

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Bild: Shutterstock

1. Die Standard-Verschwörungstheorie ergibt wenig Sinn

Laut den Lügen der Putin-Propagandisten hätten die USA fünf Milliarden Dollar in den Maidan-Aufstand gepumpt und sich damit einen Putsch gekauft, um das Land unter die eigene Kontrolle zu bringen. Die Wahrheit ist aber viel, viel interessanter.

Victoria Nuland, Assistant Secretary of State for European and Eurasian Affairs, hielt 2013 eine wenig beachtete Rede vor der U.S.-Ukraine Foundation. Darin erklärte sie, dass die USA seit 1991 insgesamt fünf Milliarden Dollar in das Land investiert haben um einen Rückfall in sowjetische Verhältnisse zu verhindern. Sie spricht also über einen Zeitraum von rund 23 Jahren. Natürlich haben das Außenministerium und die CIA ihre Hand auf solchen Zahlungen. Trotzdem ist die Behauptung, die USA hätten laut Victoria Nuland gezielt den Maidan-Aufstand mit 5 Milliarden $ gefördert, eindeutig falsch.

Außerdem: Die NATO machte nie irgendwelche Anstalten, um ernstzunehmende Streitkräfte als Abschreckung in die Region zu verlegen. Man nimmt eine Invasion durch Russland offensichtlich in Kauf. Es würde rund 180 Tage dauern, NATO-Streitkräfte zur Verteidigung der Ukraine zu verlegen. Viel zu spät.

Was soll das für einen Sinn ergeben, aus dem Hintergrund den Maidan-Aufstand zu leiten, aber keine Streitkräfte aufzubieten, die eine neue Regierung verteidigen könnten? Die Amerikaner mussten wissen: Die Ukraine ist kein NATO- oder EU-Mitglied, schlecht verteidigt und jeder von Wichtigkeit in dem Land hat eine Vergangenheit im KGB. Die CIA konnte zwar mithelfen, Janukowitsch loszuwerden, aber alles was zurückbleibt, ist nicht viel besser.

2. Janukowitsch hatte krasse Deals mit dem Westen

Ausgerechnet der geflüchtete Janukowitsch selbst war es gewesen, der eigentlich große Deals mit den westlichen Konzernen Chevron und Royal Dutch Shell förderte und befürwortete. Bis 2020 erhoffte er sich, das eigene Land in Bezug auf Gas autark zu machen (eine Vorstellung die Albträume bei der Gazprom-Elite auslöst) und sogar zu exportieren. 2004 versuchte Janukowitsch die Wahlen in der Ukraine zu stehlen und wurde mit Hilfe der US-geförderten Orangenrevolution wieder weggeputscht. In den nächsten Jahren half ihm aber ausgerechnet eine amerikanische Top-Firma dabei, sein Image wieder aufzupolieren, dieselbe Firma die schon die die US-Präsidentschaftskandidaten Bushs, Bob Dole und Ronald Reagan beriet.

3. Die NATO hätte viele Vorteile, wenn Putin die ganze Ukraine erobert

Holt Putin sich mit blanker Gewalt auch noch die Ukraine, dann verändert sich vieles dramatisch:

  • Russland offenbart seine Position als expansionistische Großmacht und wird besoffen vor lauter Selbstvertrauen. Im Vodka- und Kokainrausch träumen die Oligarchen dann von der baldigen Einnahme ganz Europas
  • Die negativen wirtschaftlichen Folgen für Russland wären so groß, dass man den Handel in enormem Umfang umstellen muss: Eine planwirtschaftliche Ostblock-Ökonomie wie früher. Grenzen dicht.
  • Russland würde seinen bisher nützlichen, künstlichen und völlig unverdienten Ruf verlieren, eine defensive und besonnene Großmacht zu sein. Umgekehrt verbessert die NATO ihren Ruf dramatisch
  • Die NATO hätte den nötigen Anlass, weitreichende Veränderungen vorzunehmen: Das reihenweise Auffliegen-lassen von Ost-Spionen, eine Wiedererstarkung der Spionageabwehr, Aufrüstung. Außerdem würde es eine Umorientierung der NATO geben; weg von der Spezialisierung auf Krieg gegen asymetrische Feinde wie al-Kaida, hin zur alten Spezialisierung auf Kampf gegen staatliche Großmächte.

Russlands Interessen sind nicht Weltfrieden, das Wohl der Ukrainer, Gerechtigkeit oder sonstige Nettigkeiten. Es geht um Blut und Boden: Strategisches Territorium das sich zur Machtexpansion auch über die Grenzen der Ukraine hinaus nutzen ließe, Millionen Arbeiter die Russlands geringe und kränkliche Population auffrischen sollen, Pipelines die überteuertes unnützes Erdgas von Russland nach Westeuropa transportieren sollen sowie die Verhinderung der Förderung von Schiefergas in der Ukraine.

4. Der Westen hat schon mehrfach die Ukraine verraten

Die ukrainische Bevölkerung ist heute tatsächlich gespalten im Hinblick auf ihre außenpolitische Orientierung. Russlands Führung hatte immerhin Millionen Ukrainer in den 1930er Jahren verhungern und 1944 die einheimischen Muslime auf der Krim einfangen und deportieren lassen wie Viecher, die Hälfte verstarb bei den Unterfangen. Der sowjetische Moloch hielt bis 1989, war aber selbst dann nicht wirklich vorbei.

Nach dem ersten Weltkrieg erklärte die Ukraine sich unabhängig vom russischen Imperium und warnte den Westen über die neue Bedrohung aus Moskau. Trotzdem kam keine Hilfe aus Europa oder den USA. Die Ukraine hatte alleine gegen vier Invasoren gekämpft. Die Siegermächte teilten die Ukraine in vier Teile und gaben Moskau den Löwenanteil. Die Ukraine musste zum wirtschaftlichen Zugpferd der Sowjetunion werden, Massenmord und Kriegsverbrechen ertragen. Millionen wurden absichtlich 1932 und 33 auf Anweisung Moskaus zu Tode gehungert.

Am 31. Mai 1933 berichtete Gradenigo, der italienische Konsul in der ukrainischen Stadt Kharkiv, der italienischen Botschaft in Moskau über seine Unterhaltung mit einem hohen Offizier der sowjetischen OGPU-Geheimpolizei. Dieser empfahl, dass 10 bis 15 Millionen Hungertote notwendig seien um das „ethnographische Material“ der Ukraine zu zähmen.

Außerdem wollte man sicherstellen, dass Russen die Mehrheit der Bevölkerung in der Ukraine stellen. Dies ist die „gemeinsame Geschichte“ der Ukraine und Russland. Die Ukraine hat mehr gegen die Nazis verloren als die Russen. Dennoch jagten amerikanische und britische Truppen zusammen mit Stalins NKWD die Überlebenden des Ukrainer Hunger-Genozids in Europa und brachten diese zu Stalin zurück, wurden daraufhin ermordet oder landeten im Gulag.

 

5. Ost und West wollten eigentlich gemeinsam profitieren

Eigentlich hatten viele wichtige Player in Ost und West beabsichtigt, gemeinsam die Konsumenten auszunehmen und sich nicht zu bekriegen. Die Gruppe „European Business Congress e.V“ mit Sitz in Berlin trifft sich regelmäßig und bietet ein Forum für Gazprom, Exxon Mobil, Daimler, Siemens, Shell, die Deutsche Bank, die JP Morgan Bank, Alcatell, Wintershall, E.ON Ruhrgas, GDF Suez, ENI, die Bank BNP-Paribas und Gazprom-nahe Unternehmen wie Renaissance Capital mit Sitz in Moskau.

Neue Mitglieder sind die Royal Bank of Scotland und die „Internationale Wirtschaftsberatungsgesellschaft“ (IWB), gegründet vom ehemaligen Vorstand der Daimler Chrysler AG, Honorarkonsul für die russische Föderation in Stuttgart und und Co-Chairman der deutschen Dependance der Investmentbank Rothschild in Frankfurt, Herr Klaus Mangold im Jahr 2003. Verantwortlich im britischen Finanzministerium für die Investments der Royal Bank of Scotland war lange Jahre ein Rotschild-Executive. Nach einigen Pleiten soll ausgerechnet die Rothschild-Bank prüfen, wie man die RBS splitten und 130 Milliarden Pfund an faulen Assets in eine Bad Bank-Hälfte abladen kann.

Auch immer dabei im Ost-West-Klüngel: Die South Stream-Gruppe. South Stream ist eine von Gazprom geplante russisch-italienische Erdgaspipeline, die unter anderem auf dem Grund des Schwarzen Meeres verlaufen und in Italien enden soll, um die Abhängigkeit der russischen Gaslieferungen nach Westeuropa von den Transitstaaten Ukraine und Weißrussland zu beenden.

Die Russen wollten sich nicht auf die Ukraine verlassen. 2004 versuchte Janukowitsch die Wahlen in der Ukraine zu stehlen und wurde mit Hilfe der US-geförderten Orangenrevolution wieder weggeputscht. In den nächsten Jahren half ihm ausgerechnet eine amerikanische Top-Firma dabei, sein Image wieder aufzupolieren, dieselbe Firma die schon die die US-Präsidentschaftskandidaten Bushs, Bob Dole und Ronald Reagan beriet. Offenbar beruhten die Hoffnungen der Amerikaner tatsächlich darauf, dass Janukowitsch sich zu einem späteren Zeitpunkt eher dem Westen zuneigen würde.

 

AlexBenesch
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