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Warum wichen Germanwings-Piloten nicht auf das Wasser oder Flughäfen an der Küste aus?

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Sofort nach dem Crash eines Germanwings-Airbus in den südfranzösischen Bergen erstellten Flugexperten Karten, auf denen der Kurs, die Geschwindigkeit und die Flughöhe abzulesen sind. Auffällig: Der bislang unerklärliche Sinkflug begann noch über dem Mittelmeer und verlief geradewegs auf die hohen Berge zu, entsprechend dem normalen Kurs.

Falls ein ernstes technisches Problem aufgetaucht oder gar der Druck abgefallen war, wäre es nahe liegend gewesen, den Kurs zu wechseln und einen Flughafen in der flachen Küstenregion anzusteuern, oder alternativ das Meer anzusteuern wo eine Notwasserung möglich ist. Stattdessen ging es geradewegs im Sinkflug auf hohe Berge zu, die man nicht einfach so wieder überfliegen konnte. Diese seltsame Flugbahn wird noch weit seltsamer durch anscheinend fehlende Funksprüche.

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Das Bild folgende Bild zeigt die Notwasserung eines Airbus A320 im Januar 2009, ein Flugzeug das fast identisch ist zu dem Airbus des Germanwings-Flugs 9525:

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Archivbild: Notwasserung eines Airbus 320 bei New York City – Genisock2/Greg L/CC BY 2.0

Notwasserungen kommen in der modernen Luftfahrt äußerst selten vor. Bei Flugzeugen stellen Notwasserungen ein sehr riskantes Manöver dar, da sich die Wasseroberfläche bei typischen Landegeschwindigkeiten von ca. 250 km/h sehr hart verhält und die Tragwerks- und Rumpfstruktur nicht für direktes Aufsetzen auf einer Oberfläche ausgelegt sind. Trotzdem gab es Notwasserungen, bei denen alle oder wenigstens einige der Passagiere überlebten.

Flughäfen in der Nähe des Germanwings-Flugs waren zum Beispiel Toulon, Marseille oder Nizza. Warum also der Sinkflug in die hohen, steilen Berge ohne Kurswechsel?

Druckabfall wegen Defekt? Vielleicht

Wenn durch Materialermüdung Teile abgerissen sind, oder es ein Problem mit einer Tür gibt, fällt der Druck im Flugzeug ab, die Insassen ziehen Sauerstoffmasken an und man kann 10 Minuten damit versorgt werden. Die Piloten würden versuchen, zu sinken bis man auf einer Höhe ist, in der man ohne Maske atmen kann. Komischerweise sank das Flugzeug viel zu tief, der Kurs in die Berge machte keinen Sinn und es gab anscheinend keine Funksprüche

Problem mit der Nose Landing Door? Unwahrscheinlich

„Spiegel online“ berichtete, dass die Unglücksmaschine noch am Tag vor ihrem Absturz technische Probleme gehabt haben soll. Die Lufthansa bestätigte dass es ein unwichtiges Geräuschproblem an der Bugrad-Klappe im Rumpf gab, an dem gearbeitet wurde.

Sensorenprobleme? Unwahrscheinlich

Ein Sensorenproblem wie es im November bei einem Lufthansa-Airbus auftrat, schloss Germanwings kategorisch aus. Bei dem Flug hatte das Computersystem einen A321 auf einen Sinkflug geschickt, weil Sensoren vereist waren und falsche Daten in den Rechner gefüttert hatten. Germanwings-Chefpilot Stefan-Kenan Scheib erklärte, bei allen Maschinen sei ein neuer Bordcomputer eingebaut werden.

Giftige Dämpfe im Cockpit? Vielleicht

Unter anderem der Berliner Luftfahrt-Journalist und Filmemacher Tim van Beveren hat über das Problem mit kontaminierter Kabinenluft berichtet. Falls es sich um das bekannte Problem handelte, müssten die Aufzeichnungen der Flugschreiber Auskunft geben, weil die Piloten wohl Auffälliges gemeldet hätten. Das Problem ist schließlich Jahre alt und sicherlich unter Piloten bekannt.

Selbstmord des Piloten? Unwahrscheinlich

Auch dies zählt bei Flugzeugkatastrophen standardmäßig zu den Dingen, die untersucht werden

Terror? Vielleicht

In den ersten Stunden nach dem Zerschellen der Maschine existierte die Befürchtung, dass eventuell wie bei 9/11 mehrere Flugzeuge gekapert wurden. Dies war offensichtlich nicht der Fall. Die Möglichkeiten für Terroristen reichen von einer Erlangung der Kontrolle über das Cockpit, bis hin zum Zünden eines Sprengsatzes im Gepäck oder in der Passagierkabine. Es ist unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen, dass eine Boden-Luft-Rakete abgefeuert worden war, möglicherweise vom Wasser aus, kurz bevor der Sinkflug begann. Dafür wäre aber schweres Gerät notwendig, das sich beispielsweise im Besitz nordafrikanischer Länder befindet. Auch Unfälle mit Raketensystemen resultierten in der Vergangenheit in Flugzeugkatastrophen.

Noch hat sich keine Gruppierung glaubhaft zu einem Anschlag bekannt. Die letzten ernsten Drohungen stammen von ISIS. Sabotage ist aber nur für 10% aller ernsten Flugzeugdesaster verantwortlich. Deutsche und amerikanische Sicherheitsbehörden beschwichtigten zunächst, aber die spanische Polizei prüft Videoaufnahmen vom Einstieg der Passagiere um festzustellen, ob Terroristen gestohlene Ausweise und somit falsche Identitäten benutzt haben. Pässe lassen sich auf dem Schwarzmarkt kaufen, stehlen oder erschleichen. Zusätzlich werden DNA-Proben von Angehörigen der Opfer genommen, um mögliche Terroristen unter den Leichen zu finden Deutsche Sicherheitsbehörden ließen an die Presse durchsickern, man hätte bislang keine Hinweise auf einen Anschlag. Dies kann aber auch bedeuten, dass man eine Panik vor weiteren, ähnlichen Anschlägen verhindern möchte. Mehrere Lufthansa- und Germanwings-Piloten weigerten sich nach dem Crash, zu starten.

AlexBenesch
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