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Elsässer taucht in gehackten Emails auf bei "Eliteclub" an Russland-Partnern

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Der kremltreue Publizist und COMPACT-Herausgeber Jürgen Elsässer taucht laut einem Bericht der ZEIT in einer von Hackern erbeuteten Liste favorisierter Russland-Partner eines einflussreichen Netzwerks auf. Das E-Mail-Postfach des früheren russischen Botschaftsmitarbeiters Georgi Gawrisch in Athen wurde von einer kremlkritischen Gruppe im Dezember geknackt und liefert einen Einblick in das Netz, das an Russlands außenpolitischen Zielen werkelt:

Seit Jahren sucht [Dugin] überall in Europa Mitstreiter. Wen er dabei im Sinne hat, geht aus einer weiteren Mail hervor, die Dugin im Februar 2014 an Gawrisch sandte. Im Anhang findet sich eine Liste von Personen aus verschiedenen Ländern, die geeignet seien, einen „Eliteklub“ zu gründen, oder „eine Gruppe zur Beeinflussung der Information im Sinne von ‚Russland Heute'“. Unter Deutschland listet Dugin etwa den Publizisten Jürgen Elsässer auf, unter Ungarn Premierminister Viktor Orbán. Für Griechenland stehen drei Personen auf der Liste, darunter Alexis Tsipras, damals oppositioneller Parteichef der Syriza.

Dugin_Ossetiya-640Foto: Dugin und seine „Eurasier“

Kontakte existieren zu vielen rechtsextremistischen Parteien und Bewegungen in Europa, sowie zu der neuen Regierung in Athen. Besonders brisant: Mit dabei ist der Oligarch Konstantin Malofejew, der seine Finger in der Krim-Annexion und in der ukrainischen Separatistenbewegung gehabt haben soll. In seinem Büro hängt ein Porträt des Zaren Alexander III, er wünscht sich das russische Imperium zurück. Seine Stiftung des Heiligen Basilius gehört zu den größten Sponsoren der russisch-orthodoxen Kirche, die Überläufern zufolge seit jeher von den russsichen Geheimdiensten geführt wird.

In den gehackten Emails geht es u.a. um den Aufbau christlich-militärischer Orden. Das große Reich „Eurasien“ soll von Lissabon bis Waldiwostok reichen, allerdings erklären Dugin und andere Russen hinter vorgehaltener Hand, dass es sich nicht wie versprochen um ein Großreich mehrerer souveräner Staaten handeln soll, sondern einzig und allein um Moskaus Einflusssphäre.

compact-dugin-640Foto: Dugin im Compact-Interview

Der russische Okkultist und Polit-Professor Alexander Dugin werkelt wie kein zweiter daran, die Rechten Europas zu rekrutieren und ideologisch auf Linie zu bürsten für die große, heilige Mission: Ein faschistisches Eurasien von Lissabon bis Wladiwostok. Dugins Bedeutung wird von den Eurasien-Verschwörern und Kult-Anhängern in der Öffentlichkeit gerne heruntergespielt, obwohl seine Bücher Pflichtlektüre an allen Militärakademien Russlands sind und er die Spinne im Netz unzähliger eurasischer und neurechter Gruppen ist. Die Absolventen seiner „Sommerlager“ haben die Angewohnheit, wenige Jahre später als Kommandanten in bewaffneten Konflikten wie in der Ostukraine aufzutauchen.

Zu der europäischen „neuen Rechten“ erklärte Dugin bereits 1998 in einem Interview:

„Sie ist ein Projekt, und wir sind die Architekten. Die Zukunft gehört wahrlich uns.“

Die konservative Zeitung „Junge Freiheit“ berichtete kürzlich über Jürgen Elsässer:

Kontakte zum Kreml will Elsässer nicht haben, wie er seinen Anhängern auf der Bootsfahrt in Koblenz versicherte: „Ich hab keine Verbindungen. Null. Diese Verbindungen in den Kreml hinein, die gibt’s nicht.“ Ebenso erhalte Compact kein Geld aus Moskau. Auch nicht für eine Compact-Edition von Putin-Reden an die Deutschen. „Wir haben gedacht, wenn wir so etwas vorhaben, dann kriegen wir Unterstützung vom Kreml. Wir haben uns den Finger wund telefoniert, das war denen so was von egal, was wir da vorhaben“, versichert Elsässer seinen Anhängern. „Wir waren bei der Botschaft. Wir haben gedacht, wir kriegen da vielleicht Geld von der Botschaft, wenn wir so was rausbringen. Oder wir kriegen vielleicht ein paar Fotos umsonst oder Übersetzungshilfe. Nichts. Niente. Nada.“

Neben seiner Auflistung in Dugins „Eliteclub“ an Russland-Partnern hat er keine Schwierigkeiten, Kontakte zu nutzen:

Auf Jürgen Elsässers Compact-Souveränitätskonferenzen waren auch loyale Putin-Vertreter aus Rußland geladen. […] Ebenfalls dabei: die Historikerin, Politikerin und Diplomatin Natalija Alexejewna Narotschnizkaja, die seit 2008 die Pariser Filiale des im Oktober 2007 gegründeten Instituts für Demokratie und Zusammenarbeit leitet. Die Einrichtung mit Hauptsitz in Moskau gilt als Denkfabrik der russischen Regierung und wurde von dem Juristen Anatoli Kutscherena ins Leben gerufen. Kutscherena vertritt unter anderem Edward Snowden als Rechtsanwalt in Moskau, zählte zudem Größen wie den russischen Oligarchen Suleiman Abusaidowitsch Kerimow und den ehemaligen ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch zu seinen Mandanten. […] Anläßlich der Gründung des Instituts für Demokratie und Zusammenarbeit hatte der Putin-Mitarbeiter Sergej Jastrzhembskij gegenüber dem Online-Nachrichtenportal Newsru.com erklärt, daß Rußland bereit sei, für die Bedürfnisse des Instituts ungefähr 70 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. Als Ort für seine Veranstaltungen dient Elsässer häufig das Russische Haus der Wissenschaft und Kultur in Berlin, eine ausländische Vertretung des Zentrums für internationale wissenschaftliche Zusammenarbeit beim russischen Außenministerium. Auch in Medien wie dem Staatssender Russia Today ist er häufig zu Gast.

Der Oligarch Konstantin Malofejew, Alexander Dugin sowie Vertreter diverser politischer Parteien aus Europa trafen sich im vergangenen Jahr unter strenger Bewachung im Stadtpalais des Fürsten Liechtenstein in Wien zusammen. Gewidmet war die Veranstaltung dem 200. Jahrestag der „Heiligen allianz“ zwischen Russland, Preußen und Österreich.

Gastgeber war Marion Maréchal-Le Pen von der Front National, Prinz Sixtus Henri von Bourbon-Parma, der Ehemann der Fiat-Erbin Margherita Agnelli de Pahlen, der Vorsitzende der rechtspopulistischen FPÖ Heinz-Christian Strache, sein Stellvertreter und der Wiener FPÖ-Politiker Johann Herzog.

Die Russen haben allerdings eine andere Vorstellung davon, wie ein „eurasisches“ Großreich auszusehen habe. Die österreichische Zeitung Tagesanzeiger berichtete über den in Wien geladenen Chefdenker der hirnrissigen Eurasien-Idee Alexander Dugin:

„In einer TV-Ansprache im April schlug Dugin vor, Europa auf friedlichem Weg zu einem russischen Protektorat zu machen und es damit vor Homoehen, Pussy Riot und vor sich selbst zu schützen: «Wir müssen Europa erobern und anschliessen.» Fest stehe, so Dugin weiter, «dass uns eine prorussische fünfte Kolonne in Europa unterstützt. Das sind europäische Intellektuelle, die ihre Identität stärken wollen.»

Dugin wiederholt die Gedanken von Nazi-Vordenkern wie Karl Haushofer, Rudolf Hess, Carl Schmitt und Arthur Moeller van der Bruck. Freiheit und freie Märkte seien der Todfeind der Welt. Nur ein eurasisches faschistisches Großreich, in welchem Deutschland, osteuropäische Staaten, die Türkei, Iran und Korea aufgelöst sind, könne gegen „den Westen“ siegen. In seinen Schriften preist Dugin die Waffen SS wie auch den roten Terror in der Sowjetunion 1937. Russland heute brauche einen „echten, wahrhaftigen, radikal-revolutionären und konsistenten faschistischen Faschismus.“

Hinter Dugin steht Leonid Iwaschow, früher Mitglied des russischen Generalstabs und darüberhinaus ein Abteilungsleiter im sowjetischen Verteidigungsministerium. Immer häufiger taucht er auf als Link zwischen zwielichtigen Figuren der „alternativen“ westlichen Presse und den höchsten Kreisen des russischen Establishments. Iwaschow soll auch an dem Buch von Alexander Dugin beteiligt gewesen sein.

AlexBenesch
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