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Der Staat und die Ideologen werden uns nicht vor dem Bösen retten

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Hier ist das erste Kapitel meines Buchs „Das Böse entschlüsselt„. Sie finden ihr Exemplar im Recentr Shop

Dies ist ein Buch für all diejenigen, die das Weltretten längst aufgegeben haben, für diejenigen die es gerade versuchen, und für diejenigen für die das Weltretten noch völlig neu ist.

Was ist das zentrale und entscheidende Problem der Welt? Es ist nicht die globale Erwärmung, nicht das iranische Atomwaffenprogramm, nicht Amerikas Imperialismus, nicht der Teufel, der Kapitalismus oder der Mensch an sich. Es ist das, was wir umgangssprachlich als das Böse bezeichnen, unmoralische Verhaltensweisen die unsere Sicherheit, unser Glück und sogar den Fortbestand unserer Spezies bedrohen.

Wir in den westlichen Demokratien lassen uns gerne auf die Illusion ein, das Problem zumindest bei uns halbwegs im Griff zu haben, dennoch stammen unsere Konsumgüter von kommunistischen Arbeiter-sklaven und Kindern aus bettelarmen Diktaturen, wir zahlen real zwei Drittel unseres Geldes an krumme Bürokraten die wir nicht kennen, unser gesamter Besitz wird von Banken und Behörden hinter unserem Rücken verpfändet, nichts ist heute mehr privat, Wählen ändert nichts und es befinden sich heute mehrere hochgerüstete Machtblöcke in einem kalten Krieg. Religionen und politische Ideologien kamen und gingen, ohne das große Problem zu lösen, obwohl es doch die zentrale Werbebotschaft jedes Systems ist, das Böse bezwingen und ein Utopia herbeiführen zu können. Zwar gibt es in jeder Glaubensgemeinschaft und in jeder ideologischen Gruppierung viele Mitglieder, die gute Absichten haben und moralisch handeln, allerdings zeigt die Geschichte und auch zunehmend die Wissenschaft, dass die Anständigen nur äußerst selten in Führungspositionen landen.

Nach Jahrtausenden an Kriegen, Intrigen und Unterdrückung gibt es heute endlich ein Licht am Ende des Tunnels: Verschiedene Wissenschaftszweige wie die Genetik, die Psychologie, die Evolutionsbiologie, die Neurologie und die Kriminologie haben es gemeinsam geschafft, das Böse zu entschlüsseln und uns zeitgemäße Strategien zu liefern, eine friedliche und gerechte Zukunft zu schaffen.

Noch bekommt die Öffentlichkeit nicht viel davon mit und so manche Bösewichte würden diese Erkenntnisse am liebsten für immer begraben. Das Wissen, welches jeder in seinem Leben anwenden kann, sowie bahnbrechende neue Technologien werden in nicht allzu ferner Zeit hoffentlich als selbst-verständlich gelten, so wie heutzutage Flugzeuge oder das Internet oder die Fähigkeit zu lesen. Manche neuen wissenschaftlichen Errungenschaften werden sofort mit Begeisterung von den Massen aufgenommen, wie etwa Unterhaltungselektronik. Bei wirklich bedeutenden Neuerungen hingegen stellen sich viele zunächst erst einmal taub. Zu tief sitzen die alten und leidenschaftlich vertretenen Überzeugungen, als dass man sie zugunsten von etwas Revolutionärem über Nacht einfach aufgibt.

Die alten ideologischen und dogmatischen Heilslehren sind nicht nur machtlos gegen das Böse, sondern ebneten dem Bösen geradezu den Weg. Es ist deshalb im ersten Schritt notwendig, mit Hilfe moderner Erkenntnisse die veralteten Denksysteme zu entzaubern. Wenn man genau hinsieht, haben die hochtrabenden Ideologien und auch die Religionen hoffnungslos veraltete und häufig unsinnige Ansichten darüber, woher das Böse eigentlich kommt, wie es sich verbreitet und wie man es wirksam bekämpft. Niemand hat jemals die Existenz von Dämonen und Geistern nachgewiesen, trotzdem glauben auch im 21. Jahrhundert immer noch erstaunlich viele Menschen auf der Welt, dass solche Wesen den Menschen zu Schandtaten verleiten und vom rechten Weg abbringen. Nach wie vor werden deshalb Exorzismen durchgeführt, Gebete gesprochen und Rituale abgehalten um böse Geister zu vertreiben.

Keine der großen abrahamitischen Religionen hat ein wirklich konkretes, über die Jahrtausende hinweg konsistentes Bild vom Teufel anzubieten. Anfangs war er eine Randnotiz, dann eines von vielen diffusen Wesen, später ein mächtiger Kontrahent Gottes, woanders nur ein Verführer des Menschen und heute begreifen einige ihn nur noch als Symbol. Auf Video festgehalten oder anderweitig gemessen hat ihn natürlich noch niemand.

In Religionen gilt in aller Regel die Ungläubigkeit als zentrale Sünde, die uns auf den Pfad der Unmoral bringt. Da es aber tausende verschiedene Religionen und Splittergruppen gibt, definiert unter dem Strich jeder jeden als verblendeten Sünder, als Verursacher von Übeln oder mindestens als Bremsklotz auf dem Weg zum Heil. Religionen haben sich historisch den realpolitischen Gegebenheiten angepasst und veränderten ihre nach außen zur Schau getragenen und internen moralischen Definitionen und Maßstäbe. Bei den Ideologien ist es nicht besser: Kommunisten sehen es als ihre moralische Pflicht an, alle Menschen zu bestehlen und dann nach Gutdünken den Reichtum zu verwalten. Außerdem gelten die klassische Kleinfamilie, Privatbesitz, die unternehmerische Freiheit und die Privatsphäre als Keimzelle und Nährboden des Bösen.

Die Vorstellungen der Kommunisten über die Ursachen für unmoralisches Verhalten sind fehlerhaft und deshalb sind die kommunistischen Strategien zur Erschaffung einer paradiesischen Welt erst recht irreführend und gefährlich. Zwangsenteignungen, Planwirtschaft, staatliche Indoktrinierung von Kindern und die dauernde Überwachung sind Garanten für Unheil. Noch heute verteidigen Kommunisten vehement historische Monster wie Mao oder Stalin, spielen die Anzahl der Toten herunter und versuchen die Schuld für alles auf das Schicksal und natürlich den kapitalistischen Klassenfeind zu schieben.

Die Monarchie ist genauso gescheitert bei der Herstellung von Glück, Wohlstand und Sicherheit für alle, der Faschismus war sowieso nur da um den Größenwahn der Parteioberen auszuleben und heute betrachten wir das Versagen der real existierenden demokratischen Republiken. Signifikante Anteile der Bevölkerungen von westlichen Industrieländern betrachten sich als benachteiligte Verlierer des „Systems“ und wir sind nur eine richtig schmerzhafte Wirtschaftskrise davon entfernt, dass die Menschen endgültig vom Demokratieglauben abfallen und ihre Hoffnungen wieder in irgendwelche anderen Heilslehren setzen.

Man kann die Welt nicht retten, also nachhaltig vom Bösen befreien, mit Hilfe von mangelhaften Definitionen, haarsträubenden Strategien und veralteten dogmatischen Erklärungsmustern. Glaube und Ideologie schmücken sich zwar gerne mit dem Kostüm der Wissenschaftlichkeit, dennoch kommen sie nicht aus ohne gravierende Fälschungen, Zwang und Pseudoargumente.
Die physikalischen und biologischen Gesetzmäßigkeiten scheren sich nicht um Lenin oder Buddha. Der Grund, warum wir heute Autos, Computer und moderne Medizin haben, ist die wissenschaftliche Methodik. Wir haben uns nicht mehr damit zufriedengegeben, dass Menschen an Blinddarmentzündungen oder Wundinfektionen sterben und der Priester hinterher zurechtinterpretiert, dass Gott den Verstorbenen bei sich haben wollte. Wir halten Epilepsie nicht mehr für dämonische Besessenheit und wir mutmaßen nicht, ob schwere Krankheiten die Strafe für mangelnden Glauben oder diverse Sünden sind.

Wenn man ein Ziel erreichen möchte, kommt man um die Wissenschaft nicht herum. Wenn ich von Nürnberg nach Lissabon gelangen möchte, dann nutze ich für diese Reise wissenschaftliche Errungenschaften wie das Flugzeug oder das Automobil oder den Zug, auch wenn damit ein gewisses Risiko verbunden ist. Ich käme nicht auf die Idee, einen fliegenden Teppich benutzen zu wollen, weil es nun mal keine echten fliegenden Teppiche gibt. Solche Teppiche tauchen zwar in vielen populären alten Märchen auf, aber ich weiß dass die Vorstellung wissenschaftlich unhaltbar ist. Ich käme erst recht nicht auf die Idee, durch stundenlanges Meditieren, extremes Fasten oder Rauschdrogen zu versuchen, meine physische Hülle hinter mir zu lassen und mit meinem „Astralkörper“ nach Lissabon zu fliegen.

Dagegen wäre eine Kamelkarawane wenigstens noch realistisch, wenngleich auch sehr langsam. Ich erwarte keine Perfektion vom Flugverkehr oder dem Straßenverkehr, trotzdem haben sich diese Fortbewegungsmethoden zur Genüge erwiesen und bewährt.

Wann immer Ideologien oder Glaubensgemeinschaften die Logik ignorieren oder hinten anstellen, kommt lebensgefährlicher Unsinn dabei heraus. Bei den Sowjets durften wissenschaftliche Erkenntnisse nicht der Ideologie widersprechen, was dazu führte dass das Regime wirtschaftlich ineffizient war und sich nur durch Terror und Überwachung über Wasser halten konnte. Das „Arbeiter- und Bauernparadies“ konnte kaum genug produzieren, um alle am Leben zu erhalten, ganz zu schweigen davon, den Menschen Erfüllung zu bieten.

In China pflanzte man unter Mao Saatgut zeitweise viel zu eng zusammen, weil der Berater für Landwirtschaft die kollektivistischen Überzeugungen auf Pflanzen übertragen wollte. Man dachte, je enger zusammen umso besser; kein Individualismus unter Getreidehalmen. Das Ergebnis waren horrende Missernten die Millionen Leben kosteten. Und wer es wagte, sich darüber zu beschweren dass die Straßengräben und Felder mit den Leichen von Bauern übersät waren, die in letzter Verzweiflung Lehm gegessen hatten, der wurde totgeschlagen.

Der Wissenschaftler kann natürlich schummeln oder sich irren oder auf Druck von oben die wissenschaftliche Methodik ignorieren oder er ist gezwungen, mit schlechtem Datenmaterial zu arbeiten. Der Wissenschaftler ist ein Mensch, und der Mensch ist nicht perfekt. Die wissenschaftliche Methode ist aber so nahe an der Perfektion wie nur irgend möglich. Was für Erkenntnisse hat also die Wissenschaft über das Böse?

Seltsamerweise gibt es keinen einheitlichen, umfänglichen Wissenschaftszweig zu dem Thema. Ist das nicht verrückt? Es gibt universitäre Lehrstühle für alles Mögliche, nur nicht zu dem wichtigsten Thema der Welt.

Lange Zeit hoffte man auf die geistigen Ergüsse der Philosophen. Immanuel Kant, die Ikone der Aufklärung, beschäftigte sich im Hinblick auf die Ethik hauptsächlich mit der Frage „Was soll ich tun?“ und kam auf Antworten wie die folgenden:

„[…] handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“

„Habe Muth, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“

Solche Überzeugungen waren zwar in dem damaligen Klima revolutionär, allerdings sind sie nach heutigen Maßstäben viel zu dünn und gehen nicht substanziell über das Motto „Habt euch doch alle lieb“ hinaus. Zumindest wurde durch die Aufklärung das Denken erlaubt. Papst Gregor XVI. attackierte in seiner “Enzyklika Mirari vos” im Jahr 1832 den aufstrebenden Liberalismus und das unerhörte neue Denken. Die Forderung von Denkfreiheit bezeichnete er als „Wahn-sinn“ und als „Pest“.

Das Böse wirklich erklären konnte Kant aber immer noch nicht. Wie man es wirklich effektiv bezwingt, wusste er auch nicht. Dazu fehlte es ihm an den Wissenschaften, die zu seinen Lebzeiten noch lange nicht ausreichend entwickelt waren.

Die Aufklärung ist leider auf dem damaligen Stand stehengeblieben und hat sich kaum weiterentwickelt. Bei den Vereinten Nationen heißt es in Artikel 1 der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“:

„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.“

Das Problem an dieser netten Sichtweise ist: Sie enthält einen gravierenden Fehler. Denn nicht alle Menschen haben ein funktionierendes Gewissen. Ein paar Prozent der Menschen leiden an einer gravierenden Persönlichkeitsstörung oder an einem physischen Defekt, der Mitgefühl, Impulskontrolle und andere für Moral essentielle Funktionen extrem beeinträchtigt. Echte Psychopathen haben leider kein Gewissen, sie begreifen nicht was „Würde“ ist und sie sollten nicht das Recht haben, staatliche Ämter zu bekleiden. Kant hatte davon keine Ahnung und war deshalb ein naiver Befürworter der (sehr blutigen) französischen Revolution.

Die Psychologie mit ihrer Unterabteilung namens Psychopathologie konnte schließlich im 20. Jahrhundert beweisen, dass bestimmte Menschen moralisch behindert sind. Die Aufklärung muss heute endlich den nächsten wichtigen Schritt tun und diese außer-ordentlichen Erkenntnisse berücksichtigen. Die Psychopathologie war eine der wichtigsten wissenschaftlichen Durchbrüche in der Geschichte der Menschheit. Endlich verstand man, dass manche Menschen unter Schizophrenie leiden und nicht an teuflischer Besessenheit (wobei bis heute immer noch Exorzismen von der katholischen Kirche durchgeführt werden), oder dass brutale Verbrecher nicht auf Grund von Gottlosigkeit oder Dämonen ohne jede innere Reue gegen alle ethischen, sozialen und rechtlichen Normen verstoßen konnten.

Man hat neben allerhand Krankheitsbildern wie Depressionen oder Neurosen nachweisen können, dass narzisstische und psychopathische Personen nicht wie der Rest von uns denken und fühlen. Ihnen macht es überhaupt nichts aus, Regeln zu brechen oder im Extremfall über Leichen zu gehen, um das zu bekommen was sie wollen, sondern sie fühlen sich permanent im Recht und haben ein krankhaft übertriebenes Anspruchsdenken. Fühlen sie sich benachteiligt oder gedemütigt, geraten sie leicht in Rage und verlieren die Kontrolle.

Schläger, die in der U-Bahn wehrlose Rentner ins Koma prügeln, gehören in diese Kategorie. Vergewaltiger gehören dazu. Genauso lautlose Mörder, die jemanden vergiften und ein Testament fälschen um ein Erbe zu erschleichen. Serienkiller töten für ein Gefühl der Befriedigung und Kontrolle, oder sie rächen sich stellvertretend für die verhasste Mutter an diversen Frauen. Terroristen nehmen es „für die Sache“ in Kauf, dass eine Menge Unschuldiger bei Anschlägen sterben. Religiöse Fanatiker töten ihre Mitmenschen wenn diese es wagen, sich der Autorität zu widersetzen. Politiker untergraben das Recht und verschwören sich gegen das Volk. Diktatoren halten sich mit Folter und Überwachung an der Macht.

Wenn am Frühstückstisch wieder irgendeine Horrormeldung in der Zeitung steht, gibt es die üblichen Diskussionen die sich immer im Kreis drehen. Da sagt zum Beispiel der eine: „Bei uns im Osten früher hätte es das nicht gegeben!“

Der uralte Großvater meint: „Bei uns im Dritten Reich hätte es das nicht gegeben!“

Und der nächste wirft ein: „Das sind doch nur wieder die Auswüchse der Gottlosigkeit in unserer Gesellschaft! Wenn wir nur wieder den Glauben so richtig durchsetzen würden, dann…“
Irgendjemand kontert darauf mit: „Man darf aber nicht vergessen, wie benachteiligt der Täter in seiner Kindheit war!“ Was jemand anderes überhaupt nicht gelten lassen will: „So ein Blödsinn! Der darf sich doch nicht vor seiner Schuld drücken und mit seiner Mitleidstour vor Gericht punkten!“ Und natürlich darf Folgendes nicht fehlen: „Der Täter hat einen Migrationshintergrund! Ich hab doch gleich gesagt, dass die alle aus unserem Land geschmissen werden müssen!“ Worauf der erste am Tisch sich wiederholt: „Also, bei uns im Osten hätte es sowas früher nicht gegeben!“
Keiner ist sich wirklich einig. Keiner hat wirklich ein Rezept.

Stellen sie sich vor, sie werden in ihrem eigenen Haus überfallen und unter Androhung von Gewalt gezwungen, ihren Safe zu öffnen. Die Täter werden meist keinen einzigen schuldbewussten Gedanken darauf verschwenden, was sie ihren Opfern damit antun, sondern sich wohl noch lustig machen über die Schwäche der „spießbürgerlichen“ Hausbesitzer. Außerdem denken sie sich: Warum denn nicht stehlen? Regierungen stehlen doch auch! Außerdem bin ich in arme Verhältnisse geboren worden und das System will mich unten halten. Aber nicht mit mir! Ich hole mir meine Gerechtigkeit, anstatt wie ein Opfer auf irgendwas zu hoffen!

Pädophile Kindesmissbraucher benutzen gerne eine ideologisch-narzisstische Rechtfertigung. Sie porträtieren sich als missverstandene Helden, die den unterdrückten Kindern zu deren Recht auf Sex verhelfen. Die Grünen in Deutschland ließen 2013 einen Historiker aufarbeiten, wie stark die parteilichen Bestrebungen in den 80er Jahren gewesen waren, um per Gesetzesänderung die Straflosigkeit für sexuelle Handlungen mit Kindern zu erreichen.

Pädophile tauschen sogar Handbücher im Internet untereinander aus, wie man Kinder psychisch manipuliert, notfalls einschüchtert, ein Pseudo-Vertrauensverhältnis aufbaut und mit Aufmerksamkeit und Geschenken besticht. Sie fühlen sich die ganze Zeit absolut im Recht und halten Sex mit Kindern für eine durch und durch unschädliche Sache. Um möglichst ungestört zu bleiben und nicht er-wischt zu werden, pflegen sie ein hohes Maß an Geheimhaltung und Täuschung.

Eine Expertin über kriminelle Pädophile berichtete über den schlimmsten Täter der ihr je untergekommen war: Es handelte sich um einen stets vorbildlich auftretenden Teenager mit Bestnoten in der Schule, der seine Jobs als Babysitter eiskalt ausnutzte.

Immer wieder werden Kinder in Waisenheimen, Internaten oder religiösen Einrichtungen über Jahre hinweg in einem organisierten System sexuell ausgebeutet. Dem britischen Star-Entertainer Jimmy Savile gelang es mit seinem hohen Einfluss bis zu seinem Tod, Ermittlungen abzuwimmeln und ungehindert sogar Kinderpatienten aus einem Krankenhaus zu missbrauchen, für das er als wohltätiger Großspender einen Schlüssel bekommen hatte. Er war zwar in Sachen Moral ein defekter Mensch und damit technisch betrachtet zu einem gewissen Grad geistig behindert, trotzdem rechtlich in vollem Umfang schuldfähig und für sein Handeln verantwortlich.

In dem berüchtigten Hollywood-Film „Natural Born Killers“ von Regisseur Oliver Stone werden solche Themen mit einer Portion schwarzem Humor vermittelt. Ein zu dem Serienkiller-Pärchen Mickey und Mallory konsultierter Psychologe wird von einem TV-Reporter gefragt:

„Sind die beiden verrückt?“
Die Antwort lautet:
„Verrückt? Nein. Mickey und Mallory kennen den Unterschied zwischen richtig und falsch. Sie pfeifen halt einfach drauf.“

Mickey betrachtet sich als ein geborener Killer und Wolf, der nicht darüber nachdenken muss, dass er ein Wolf ist. Gleichzeitig werden Rückblenden eingeworfen die zeigen, was für einen kaputten Vater er hatte, der sich vor den Augen seines Sohnes mit einer Schrotflinte tötete. Mallorys Vater ist ein psychopathischer Pädophiler der zusammen mit seiner passiven, mitschuldigen Frau zum ersten Opfer des jungen Serienkiller-Pärchens wird.

Wenn ein schwer Schizophreniekranker Stimmen hört und in völliger geistiger Umnebelung jemanden mit einer Schere ersticht, dann sprechen wir von Schuldunfähigkeit. Bei einem Serienkiller hingegen, der zur eigenen Befriedigung tötet, besteht Schuldfähigkeit.

In den USA klärten kluge Forscher die Frage nach der Schuldfähigkeit von Serienkillern zur Genüge. Jene wollten sich nämlich vor der Todesstrafe oder Knast drücken und betonten, jemand der so groteske Verbrechen begeht, könne doch unmöglich schuldfähig sein. Solange der Täter aber in der Lage war, zu verstehen dass seine Taten Leid auslösen werden und solange er bei klarem Bewusstsein und einigermaßen zurechnungsfähig war, ist er schuldig.

Es hilft nichts, Psychopathen mit Liebe zu überhäufen oder ihnen ins Gewissen zu reden und sie daran zu erinnern, dass doch alle Menschen sich gegenseitig lieben und achten sollen. Denn Psychopathen haben kein Gewissen.

Jeder von uns kennt die destruktive Kraft von Hochstaplern, niederträchtigen Vorgesetzten, Haustyrannen, Schlägern, Dieben, krummen Bankern, korrupten Politikern, Wunderheilern, Sektenführern, Gotteskriegern und fanatischen Revoluzzern. Wenn schätzungsweise 2 Millionen Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung oder Psychopathie in Deutschland ihr Unwesen treiben und jeder einzelne davon mehrere gesunde Bürger drangsaliert, dann bekommt man eine Vorstellung von der Dimension des Problems. Das psychiatrische Establishment, insbesondere in den USA, unterschätzt nach wie vor die Lage. Angeblich seien nur ein halbes bis ein ganzes Prozent aller Menschen von der Störung betroffen. Sehr viel Forschungsarbeit widerspricht jedoch dieser Sicht und schätzt das Zehnfache.

Die Ursachen für diese Persönlichkeitsstörungen werden auch immer besser verstanden, wie etwa genetische Faktoren, evolutionäre Entwicklungsprozesse, Anomalien im Gehirn, schädliche Einflüsse in der kindlichen Entwicklung, oder auch Gehirnverletzungen.

Ein normaler Mensch ist zwar in der Lage, in begrenztem Umfang Gewalt zur Verteidigung anzuwenden oder in Extremsituationen Kaltschnäuzigkeit zu zeigen, aber er kann nicht anhaltend grässliche Gewalt ausüben ohne schwer depressiv zu werden und posttraumatische Belastungsstörungen zu entwickeln.

Anders verdrahtete Menschen stattdessen kriegen nicht genug von Verbrechen, Grausamkeit und Terror, oder sind einfach immer auf der Suche nach dem nächsten Beutezug und geraten dabei sehr schnell und sehr intensiv in Rage. Das Böse ist also definitiv nicht an eine einzelne “Rasse” oder eine Religion oder an eine bestimmte Ideologie gebunden.

Psychopathische oder narzisstische Individuen haben zudem häufig eine äußerst gefährliche Gabe: Sie sind oft in der Lage, normale Menschen dahingehend zu täuschen, zu verführen und einzuschüchtern, dass jene sich an unmoralischem Handeln beteiligen oder zumindest passiv bleiben.

Ein Grundwissen über diese entscheidenden psychischen und physischen Störungen ist kaum in der Bevölkerung verbreitet. Die Masse hat zwar mehr oder minder konkrete Vorstellungen über Aufmerksamkeits-Defizits-Hyperaktivitäts-Syndrome, Depressionen, Autismus und andere Krankheitsbilder, selten jedoch über Narzissmus oder Psychopathie. Für die meisten sind Psychopathen nur bluttriefende Serienkiller aus dem Fernsehen mit Leichenteilen im Kühlschrank und Narzissten sind selbstverliebte Menschen wie Hollywood-Stars.

Die Menschen geben sich mit einfachen und veralteten Erklärungen über das Böse zufrieden, oder denken dass das Böse wie „Yin und Yang“ nun mal neben dem Guten zwangsläufig existieren muss oder meinen, dass auch der bösartigste Mensch einen guten Kern haben müsse, an den man appellieren kann. Für die Bekämpfung des Bösen seien die Priester und der liebe Gott und der Kosmos und die Polizei und die Gerichte zuständig.

Wir schicken zwar Roboter auf den Mars und bauen Forschungsreaktoren wie CERN in der Schweiz, aber bei dem Lösen des Problems des Bösen auf der Welt zucken die Leute ahnungslos mit den Schultern und verweisen auf irgendwelche Moralapostel und Philosophen. Studien zeigen, dass in Großstädten weniger als 10% der Passanten bereit sind, einem weinenden verletzten Mädchen auf der Straße zu helfen.

Die Unfähigkeit, gefährliche Individuen rechtzeitig und akkurat einschätzen zu können, führt dazu dass wir die falschen Leute in Ämter wählen, die falschen Leute mit unserem Geldbeutel zu Popstars machen, den falschen Predigern hinterherlaufen, mit den falschen Leuten Geschäfte machen oder die falschen Leute heiraten. Aus diesem Grund schützen uns der Kapitalismus, die Demokratie, andere politische Systeme oder der Glaube nicht vor dem Bösen.

Die Psychologen sehen es oft überhaupt nicht gerne, wenn “Laien” versuchen zu “diagnostizieren”. Es wird von uns aber gleichzeitig erwartet, dass wir Politiker wählen und jenen damit Macht verleihen, es wird erwartet dass wir Geschäftspartnern trauen, Angestellte anheuern, Freundschaften schließen und intime Beziehungen eingehen. Das heißt im Klartext: Wir müssen jeden Tag uns selbst und andere möglichst akkurat einschätzen, damit wir nicht zu Opfern werden. Wir haben nicht den Luxus, andere Menschen in einer sicheren Umgebung monatelang oder jahrelang durchleuchten zu können. Wir haben auch (noch) keine einfach zu bedienenden, zuverlässigen Maschinen um mal eben zu testen, ob sich hinter der tollen Fassade eines Menschen ein Monster verbirgt.

Die meisten Menschen verlassen sich auf Faustregeln und andere gedankliche Abkürzungen: Sieht der andere mir ähnlich und spricht er ähnlich und hat er den gleichen Glauben oder die gleiche politische Gesinnung, entsteht bereits Sympathie und Vertrauen. Ist der andere nett und aufmerksam und spricht er schöne Worte? Schon entsteht Sympathie und Vertrauen.
Diese Denkabkürzungen machen sich jeden Tag Experten aus der Werbeindustrie, Politiker oder Verkäufer zunutze. Und auch Psychopathen. Für einen Psychopathen oder Narzissten sind andere Menschen keine vollständigen Wesen, die Würde und Rechte besitzen, sondern zweidimensionale Pappfiguren die sich von dummer Gefühlsduselei leiten lassen und die leicht manipulierbar sind. Den Narzissten interessiert nicht die Bohne, was der andere fühlt, was dessen Wünsche, Ängste und Leistungen sind. Ihn interessiert nur, ob man aus dem anderen einen Nutzen für sich selbst schlagen kann. Sobald von dem anderen kein Geld mehr zu holen ist, keine Dienstleistung und keine Bewunderung mehr kommt, ist derjenige nutzlos geworden und kann wie eine Verpackung weggeworfen werden.

Es kann langes Elend und horrende Kosten verursachen, auch nur einen einzigen ernsthaft gestörten Menschen in sein Leben zu lassen, deshalb brauchen wir das Handwerkszeug, um gar nicht erst in einem solchen Schlamassel zu landen. Für den Fall, dass man bereits in der Einflusssphäre eines solchen Tyrannen steckt, gibt es gute Ratschläge wie man auf Abstand geht und notfalls professionelle Hilfe wie etwa Anwälte dazu holt. Denn Leute mit bestimmten ernsthaften Störungen werden sich kaum wirklich bessern, nie ihre Fehler eingestehen und nie echte Reue spüren, egal was sie versprechen und welche Schauspielereien sie aufführen. Es gibt nur in seltensten Fällen mit Hilfe moderner Therapien ein halbwegs erträgliches Auskommen mit ihnen.
Lange dachte man allgemein, dass Psychopathen hauptsächlich am Rand der Gesellschaft zu finden seien, in Form von düsteren Berufskriminellen oder Mitgliedern von Minderheiten. Es galt als unbequeme Wahrheit, dass auch jemand aus gutem Hause oder gar als Angehöriger der weißen Oberschicht ein niederträchtiges Schwein sein konnte. Gleichzeitig sonnten sich die Reichen und Mächtigen in der Vorstellung, dass sie im Gegensatz zum Pöbel keine Verwendung hatten für irgendeine Gefühlsduselei, sondern als Führer eine „edle Grausamkeit“ brauchten, um ihrer großen Verantwortung gerecht zu werden.

Die Psychopathologie beschäftigt sich hauptsächlich mit dem kranken Individuum: Wie der einzelne tickt, warum er so tickt und wie man ihn vielleicht behandeln oder zumindest den Rest der Gesellschaft vor ihm schützen kann.

Wir dürfen aber die größere Dimension und die sozialwissenschaftliche Perspektive des Problems nicht vernachlässigen. Narzissten und Psychopathen sind nämlich kein beliebiges Phänomen an den Randbereichen der Gesellschaft, sondern sie haben eine gute Tarnung, einen unersättlichen Drang zu Erfolg und gleichzeitig kein Gewissen. Es ist schön und gut, an einzelnen Menschen mit Störungen in einer geschlossenen Anstalt zu forschen, aber es muss viel mehr getan werden um zu verstehen, wie Gruppen unterschiedlichster Größe und ganze Gesellschaften einer narzisstischen, psychopathischen Dynamik unterworfen sind.

Menschen fragen sich immer noch ratlos, wie das Dritte Reich passieren konnte. Selbst ein Überleben-der der Konzentrationslager erzählte einst in einem Vortrag meiner Schulklasse und mir, dass er immer noch völlig verblüfft und ohne Erklärung ist.

Viele Opfer nutzten nicht die Möglichkeit, rechtzeitig zu fliehen und auszuwandern, weil sie die falsche Grundannahme verinnerlicht hatten, dass alle Menschen ein Gewissen hätten. Man tröstete sich mit der trügerischen Hoffnung, dass alles schon nicht gar so schlimm werden würde, denn irgendwann werde sich doch bestimmt bei genügend Leuten das Gewissen melden. Wie wollen wir den nächsten Hitler verhindern wenn wir als Gesellschaft immer noch nicht den letzten Hitler verstanden haben?

Die Sozialwissenschaften bedienen sich zwar ein wenig bei der Psychologie und machen damit Analysen über Wahlverhalten oder Stimmungen in der Bevölkerung, schaffen es aber nur in Ansätzen, das Phänomen des Bösen zu analysieren und effektive Lösungsansätze zu bieten.

Ein polnischer Psychologe namens Andrzej Lobaczewski verfasste während der Sowjetzeit heimlich ein revolutionäres Buch, das tatsächlich die Psychologie mit Elementen der Sozialwissenschaft und der Neurologie verband. Er nannte die neu geschaffene Wissenschaft über das Böse die “Ponerologie” und es ist eines der wichtigsten Werke die jemals geschrieben wurden. Hier erfährt man, wie psychisch gesündere Gruppen und Populationen systematisch von krankhaften Individuen unterwandert und unter Kontrolle gebracht werden. Die normalen Bevölkerungsteile werden solange bearbeitet, bis sie sich der neuen Dynamik fügen oder sogar komplementäre Unterwürfigkeitsstörungen entwickeln. Einige Menschen wollen auf Grund der Konditionierung zunehmend die harte Hand und einen Führer, der behauptet, immer Recht zu haben und eine gottähnliche Rolle einnimmt. Eine geschundene Bevölkerung bringt auch einen gewissen Prozentsatz neuer Narzissten und Psychopathen hervor, die dann Arbeit finden bei Polizei, Militär, Geheimdiensten, der Partei oder der Verwaltung. Lobaczewski leistete Revolutionäres – ihm fehlten jedoch das Budget und die Technologie, um seine Ponerologie weiterzuentwickeln.

Hintertriebene Herrscher verstehen es sehr gut, ihre Bevölkerungen wie eine Klaviatur zu spielen. Auch normale Menschen sind – notwendigerweise – zu Gewalt fähig, wenn es beispielsweise um Selbstverteidigung geht. Deshalb braucht es ständig Bedrohungen von außen oder von innen, um die Hemmschwelle der Bevölkerung zu senken. Auch künstlich geförderte und völlig erfundene Bedrohungen funktionieren.

Aber auch kleinere Gruppen sind von diesen narzisstischen Dynamiken betroffen. An den Schulen wer-den jeden Tag Kinder systematisch terrorisiert; oberflächlich betrachtet weil sie nicht die „richtigen“ Klamotten und kein iPhone haben oder aus einem armen Elternhaus kommen oder weil sie übergewichtig sind, nicht dem Schönheitsideal entsprechen oder weil sie einer Minderheit angehören. Der wahre Grund für den psychischen und physischen Terror ist jedoch, dass bestimmte populäre Kinder die Macht genießen, die sie so willkürlich gegen Schwache einsetzen können.
Der neueste Trend ist, Opfer via Internet in sozialen Netzwerken öffentlich zu demütigen. Am effektivsten ist es, wenn man Nacktbilder der Zielperson beschaffen und dann online veröffentlichen kann. Entweder werden solche Bilder von fremden Computern oder Online-Accounts gestohlen oder sie stammen aus einer früheren intimen Beziehung und wurden am Schulhof getauscht.
Noch heute lachen Internet-Psychopathen über den Selbstmord von Opfern und perfektionieren ihre Methoden weiter. Die Täter erschleichen sich beispielsweise Vertrauen und Passwörter, indem sie hilfsbereit anbieten, die Daten der Zielperson besser zu schützen. Oder sie erraten oder knacken Passwörter und erpressen das Opfer, mehr Nacktbilder und Videos von sich anzufertigen und zu übersenden.

Am Arbeitsplatz spielen sich auch Dramen und Intrigen ab. Abteilungsleiter, die ihre Angestellten mit Genuss quälen, weil sie sich dabei dann größer vorkommen. Chefs, die wahre Menschenschinder sind.

Hochstapler, die die Ideen ihrer Kollegen stehlen und wegen ihrer Beliebtheit in der Chefetage mit dem Schwindel davonkommen. Querulanten und Choleriker, die ihrer Umgebung den Arbeitsalltag zur Hölle machen. Diebe, die Firmeneigentum veruntreuen und Geld beiseiteschaffen.

Viele Angestellte kennen das Phänomen, wenn eine Firma irgendwann soweit verseucht ist, dass man dort einfach nicht mehr weitermachen kann, ohne seine Gesundheit aufs Spiel zu setzen. Beispielsweise passiert so etwas nach einem Generationswechsel der Führungsebene in Familienunternehmen, wenn der gierige, überhebliche und faule Nachwuchs die Nachfolge der Eltern antritt und alles in den Sand setzt. Kritiker und diejenigen, die wegen Alters nicht mehr ganz so leistungsfähig sind, werden dann schnell vor die Tür gesetzt.

In Vereinen ein ähnliches Bild: „Ehrenamtliche“ Funktionäre bedienen sich immer wieder hemmungslos aus der Vereinskasse, selbst wenn es sich um Kindergärten oder wohltätige Einrichtungen handelt. Pädophile geben großzügig ihre Freizeit dafür her, mit Kindern „ehrenamtlich“ zu arbeiten. Die politischen Parteien ähneln Haifischbecken mit zusätzlichen Piranhas drin. Wer effektiver den Wähler belügen und sich mehr von wirtschaftlichen Interessengruppen kaufen lassen kann, gewinnt.

Wenn normal denkende und fühlende Menschen irgendwann bemerken, wie sie betrogen wurden und was für Monster sich hinter den Fassaden verbergen, sind sie meistens völlig überrascht über das Maß an Berechnung und Bösartigkeit. Ein System mit Narzissten und Psychopathen an den Schalthebeln der Macht, wo der eine Funktionär den anderen erpresst, kann eine erstaunliche Langlebigkeit haben.

Was die Psychologie oft vermeidet, ist die Beschäftigung mit dem physischen Objekt, um das sich eigentlich alles dreht: Das Gehirn. Viele psychische Störungen lassen sich inzwischen immer besser an Hormonspiegeln oder der Hirnaktivität messen, und sogar genetisch erklären. Man geht davon aus, in den nächsten 10 bis 15 Jahren das menschliche Gehirn komplett entschlüsselt und verstanden zu haben.

Die Neurologie muss selbstverständlich weit enger als bisher mit der Psychologie, den Sozialwissenschaften und den Rechtswissenschaften kooperieren. Warum sollen Gesellschaften unbedingt 18-jährige Mörder zum Tode verurteilen, wenn die Täter keine brauchbare Impulskontrolle besaßen und von vorneherein emotional und moralisch behindert waren? Warum führt man nicht lieber bei Kindern ein Screening durch und bietet Therapiemöglichkeiten an?

Die Wissenschaft zeigt aber auch, dass nur die Drohung ernster strafrechtlicher Konsequenzen viele narzisstische Schläfer in der Gesellschaft davon abhält, schwer kriminell zu werden. Fällt aus irgendeinem Grund die staatliche Ordnung aus, oder zeigt sie zu große Lücken und Schwächen, sehen die Schläfer die Gelegenheit, endlich richtig ihre Bedürfnisse auszuleben. Es fällt einem normalen Menschen schwer, sich in den Geist eines Narzissten hineinzuversetzen, der sich wünscht, einmal jemand Hilflosen zu ermorden oder “so richtig fertig zu machen” um den Thrill zu erleben und sich zum Herren über Leben und Tod aufzuspielen.

Die Wissenschaft über evolutionäre Prozesse spielt auch eine bedeutende Rolle im Verständnis über das Böse, weil hier die Entstehungsgeschichte der Moralfähigkeit, ihre Bedeutung und die naturwissenschaftliche Quelle moralischer Normen für unsere Spezies ersichtlich werden.

Wir müssen systematisch einen geeigneten Umgang finden mit den Psychopathen und Narzissten in der Gesellschaft. Sie dürfen zum Beispiel unter keinen Umständen politische Ämter ausüben, Polizisten werden, Soldaten oder Richter. Dies ist keine Diskriminierung, sondern gesunder Menschenverstand und wissenschaftlich begründbare Logik.
Bereits heute kann niemand in Deutschland in den Polizeidienst treten wenn bei demjenigen eine „zur Zeit laufende psychotherapeutische Behandlung“ stattfindet. Bei abgeschlossenen Therapiemaßnahmen „sind entsprechende fachärztliche Befundberichte vorzulegen“. Auch die Österreicher verlangen eine „charakterliche Eignung“ und ein sauberes Vorstrafenregister. Mehr als 90% der Strafverfolgungsbehörden in den USA benutzen psychologische Tests wie den „Minnesota Multiphasic Personality Inventory“ um ungeeignete Personen gar nicht erst anzustellen. Dazu kommen oft noch Tests mit Lügendetektoren und Drogentests.

Die Qualität dieser Psycho-Tests bestimmt den Erfolg der Maßnahme. Ein ehemaliger New Yorker Polizist wurde 2013 verurteilt, weil er ausführlich online fantasiert hatte, Frauen zu töten und zu essen. Später reduzierte ein höheres Gericht das Strafmaß auf ein Jahr Haft wegen einem „Vergehen“ sowie ein Jahr Bewährung und psychiatrische Behandlung. Glücklicherweise hatte er seine Pläne noch nicht umgesetzt. Man stelle sich vor, wie einfach er es gehabt hätte, mit Uniform und Dienstausweis Opfer zu täuschen und zu überwältigen.

Hätte man bessere Psychotests und Gentests vor der Ausbildung durchgeführt, wäre vielleicht früh etwas aufgefallen. Gäbe es darüber hinaus einfach zu nutzende und zuverlässige Maschinen, könnte man regelmäßige Hirntests durchführen und gefährliche Personen schnell identifizieren. Natürlich sind solche technischen Mittel heute noch keine unfehlbare, einfache Wunderlösung. Flugzeuge und Autos sind aber auch nicht perfekt, sind manipulierbar und verursachen wegen Konstruktionsmängeln und Wartungsmängeln Unfälle. Trotzdem benutzen wir sie so gut wir können und verbessern sie weiter.

Wer sich in Test-Fragebögen einliest, kann diese Tests bezwingen, was beispielsweise verurteilten pädophilen Kriminellen immer wieder gelingt. So kann man dem Psychiater vortäuschen, keine Gefahr mehr darzustellen und seine Gelüste unter Kontrolle zu haben.

Außerdem lassen sich psychologische Persönlichkeitstests, Gentests und maschinelle Tests auch umgekehrt von kriminellen Gruppen einsetzen, um gerade diejenigen zu finden, die gewissenlos jeden noch so kranken Befehl ausführen würden. Man kann sich also als Bürger nicht zurücklehnen und sich blind darauf verlassen, dass moderne Möglichkeiten korrekt genutzt werden. Der gewöhnliche Mensch auf der Straße hat noch nicht einmal ein grundsätzliches Verständnis von diesen Mechanismen, Herausforderungen und Chancen.
Spinner, Fanatiker und Kriminelle werden nach wie vor erfolgreiche Politiker, wenn sie sich nicht ganz blöd dabei anstellen. Niemand prüft sie vor ihrem Amtsantritt wissenschaftlich auf Psychopathie und auf die narzisstische Persönlichkeitsstörung, sondern sie bekommen nach Ableistung ihres Amtseides einfach so die Kontrolle über Finanzen, Gesetze und die Streitkräfte.
Jeder Mensch muss aus Eigenschutz lernen, wie man gefährliche Individuen möglichst frühzeitig erkennen kann. Es müssen effektive Wege ausgearbeitet wer-den, um zu verhindern dass neue Psychopathen und Narzissten entstehen und Massen an verunsicherten Schäfchen vor sich hertreiben.

Eine Gesellschaft, in der gefährliche Menschen keine besondere Macht besitzen die über die normalen Rechte und Freiheiten hinausgeht, wird sicherlich nicht durchdrehen und anfangen, Narzissten und Psychopathen in Konzentrationslager zu stecken.

Ganz im Gegenteil, das Strafrechtssystem wird beispielsweise bereits heute humaner und fairer, indem die physischen und psychischen Voraussetzungen des Täters in Betracht gezogen werden.
Oft sind es Psychopathen, die angesichts solcher Überlegungen Zeter und Mordio schreien. Sie beschweren sich lauthals, dass ja Menschen stigmatisiert und am Ende doch bestimmt in Vernichtungs-lager gesteckt würden. Dieses Gezeter ist typisch für die narzisstische Verlogenheit und Projektion. Es sind nämlich Narzissten und Psychopathen gewesen, die bisher maßgeblich ethnische Säuberungen und Genozide bestimmten. Es sind Narzissten und Psychopathen, die alle normalen Menschen stigmatisieren und als minderwertigen Müll betrachten.
Die Sozialwissenschaften müssen zusammen mit den Rechtswissenschaften und den anderen zuvor genannten Wissenschaften ausarbeiten, wie man das Problem handhabt, ohne dabei den Rechtsstaat auf-zugeben. Außerdem ist die Aufgabe nicht nur eine, die die Wissenschaftler zu leisten hätten. Ganz im Gegenteil. Jeder von uns steht in der Verantwortung. Später in diesem Buch erfahren sie, welche Sofortmaßnahmen sie in ihrem eigenen Leben ergreifen können, sowie welche mittel- und langfristigen Strategien sich verfolgen lassen.

Zum Verständnis über das Böse gehören noch andere wissenschaftliche Zweige dazu, wie etwa die Entwicklungsphysiologie von Kindern. Man hat längst nachgewiesen, dass Vernachlässigung, Schadstoffe, Missbrauch oder Isolation zu Störungen der Hirnentwicklung von Kindern führen. In Deutschland und den USA war es lange Zeit üblich, Neugeborene eine ganze Weile von der Mutter zu trennen und in Gemeinschaftszimmern schreien zu lassen. Inzwischen kam man zur Vernunft und ermutigt eine enge Mutterbindung, weil erforscht wurde, dass vor dem neunten Lebensmonat die sogenannte “Objektpermanenz” noch nicht entwickelt ist. Das bedeutet, das Baby begreift vorher nicht, dass Mama auch dann noch weiterexistiert, wenn sie gerade mal nicht da ist.
Außerdem muss die Geschichtsforschung endlich im großen Umfang die anderen Wissenschaften miteinbeziehen und weit ehrlicher agieren als bisher. Was nützen uns oberflächliche Beschreibungen von Orten, Jahreszahlen und Figuren, wenn wir nicht verstehen, WARUM auf eine bestimmte Weise gehandelt wurde und wie stark die jeweilige Gruppe oder Gesellschaft von einer narzisstischen Dynamik beeinflusst war?

Was nützt uns eine Geschichtsforschung, die nur das schreibt, was die Geldgeber möchten? Wie sollen wir aus der Geschichte lernen und die in der Vergangenheit begangenen Fehler zukünftig vermeiden, wenn nicht die Ursachen des bösen Verhaltens vermittelt werden?

Wer meint, auf einer einzelnen isolierten Ebene das Böse verstehen oder bekämpfen zu können, der hat schon verloren. Wer meint, mit veralteten und falschen Ideologien oder Glaubensdoktrinen der Welt den Teufel austreiben zu können, der verschlimmert das Problem.

Um die Übel der Welt zu beheben, werden uns als Lösung die nächsten Wahlen, mehr Gesetze, oder ein dominanterer Glauben oder ein weiteres sozialistisches Experiment vorgeschlagen. Angeboten werden auch eine Rückbesinnung auf monarchistische Systeme, ein islamisches Kalifat, eine Totalprivatisierung ohne jede Staatlichkeit oder die esoterische New-Age-Theokratie.
Auch wird immer wieder behauptet, der Mensch an sich sei das Ur-Böse und die Unmoral ließe sich eigentlich nur dadurch beseitigen, indem man den Mensch beseitigt. Mama Natur sei ja viel netter als wir, propagieren fanatische Ökos und essen ihre Soja-Briketts aus CO2-neutralem Anbau. Was kommt als nächstes? Fünf Zwangsabtreibungen in China für jedes verkaufte Auto?
Untersucht man die großen populären Lehren darauf, wie sie das Böse, die Ursachen für das Böse und ihre Lösungsansätze definieren, dann entdecken wir haarsträubenden Unsinn. Gerade am allerwichtigsten Punkt sind die großen Lehren am allerschwächsten.

AlexBenesch
AlexBenesch
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