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Antiwestliche Propaganda in Russland damals und heute

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Alexander Benesch

Ein ganzes Semester drehte sich in meiner Studienzeit um die russische Propaganda in der Sowjetära. Nach der bolschewistischen Revolution übernahm Moskau die Kontrolle über Musik, Gemälde, Dichtung, Romane, Film und Theater und erlaubte hauptsächlich eine einzige staatlich verordnete Kunstform: Den „sozialistischen Realismus„. Das bedeutete nichts anderes als dass jedes Werk der Kunst einen Propaganda-Plot haben musste der in irgendeiner Weise den Staat bewarb.

Bereits in den 1920er Jahren experimentierten sowjetische Filemmacher erfolgreich mit Methoden, die bis heute unverändert sind: Der moderne Bildschnitt und die Montage, mit denen sich clever Emotionen erzeugen und Sinnzusammenhänge konstruieren lassen. Die Elemente der Cinematographie wie Framing, Perspektive, stimmungsvolle Beleuchtung und visuelle Spezialeffekte machten es möglich, dramatische Geschichten auf die Leinwand und von der Leinwand direkt in die Köpfe der Menschen zu bringen.

Der Klassiker der deutschfeindlichen Propaganda: Alexander Newski

Stalin wollte einen großen deutschfeindlichen Film und ließ den verlässlichen Regisseur Sergei Eisenstein „Alexander Newski“ produzieren, einen pathos-schwangeren Schinken der historisches Material verwurstete. Die Handlung spielte im 13. Jahrhundert und drehte sich um den Sieg des als Heiligen verehrten Fürsten Alexander Newski über die Deutschen.

Schauen sie rein bei Minute 21:30 wo die Deutschen Gräuel anrichten:

Die deutschen Soldaten in dem Film werden mit Helmen verhüllt dargestellt, roboterhaft, unmenschlich. Im Film erscheint Newski als eine Erlöser-Figur, die Russen sind die durch und durch guten Wesen, die von den satanischen deutschen Sturmtruppen drangsaliert werden. Der Aufmarsch der Deutschen erinnert an die Stormtrooper in Star Wars, Kinder werden ins Feuer geworfen.

Der Plot war uralt und sollte dem Publikum vermitteln, dass die Deutschen schon immer irgendwie der Todfeind Russlands gewesen seien. Bizarrerweise schloss Stalin nur ein Jahr nach erscheinen des Films den Pakt mit Hitler. Der Film durfte fürst Erste nicht mehr gezeigt werden. Andere deutschfeindliche Kunst war ebenfalls tabu. Später, als der Pakt zerbrach, wurde der Film zusammen mit anderen antideutschen Werken wieder aufgeführt.

Stalins Russland war bei Erscheinen des Films eine der militärisch aggresivsten Nationen der Welt und hatte viele Länder gewaltsam in den sowjetischen Einflussbereich gebracht. Damit nicht genug, versuchte sich Moskau an Revolutionen weltweit, finanzierte u.a. auch Gruppen in Deutschland. Millionen unschuldige Russen verendeten in Stalins Gulags oder bei den größenwahnsinnigen Bauprojekten. Eigentlich war es nach der Revolution praktisch verboten gewesen, Russlands imperialistische, vorrevolutionäre Geschichte und die orthodoxe Kirche zu lobhuldigen. Die Bolschewisten waren ja eigentlich angetreten, um Nationalstaaterei und Religion ein Ende zu machen. Stalin rehabilitierte jedoch einige Elemente des alten Russlands und gebar sich selbst eher wie ein Zar. Praktisch alle ursprünglichen Revoluzzer wurden unter Vorwänden verhaftet und verurteilt.

Nichts hat sich geändert

Die russischen Medien verbeiteten allerhand Fake-Nachrichtenmeldungen über den Krieg in der Ukraine. Der heutige Nationalbolschewist und Kriegstreiber Alexander Dugin verbreitet solche Falschberichte an sein Netzwerk aus Eurasien-Extremisten die das ganze wiederum an westliche Internetseiten, Facebook-Pages und Foren bringen:

  • Da werden Fotos eines Kindes, das vom eigenen Vater in Russland getötet worden war, hergenommen für einen Bericht, in dem es dann  hieß, das Kind sein von ukrainischen Nazis umgebracht worden weil es russischstämmig sein.
  • Ein angeblicher Märtyrer sei nahe Luhansk unter einen ukrainischen Panzer geraten. Die Story war fake, das Foto vom Begräbnis zeigte in Wirklichkeit Donbass-Minenarbeiter die bei einem Unfall umkamen.
  • Eine Frau die angeblich brutal in der Ukraine ermordet wurde, ist eine Erfindung. Das Foto zeigte eine lebendige Demonstrantin gegen Stierkämpfe in Spanien die als Leiche posiert.
  • Horrorstory: Ein ukrainischer Parlamentsabgeordneter hätte angeblich die Mutter eines Separatisten mit einem Feuerzeug gefoltert. Das benutzte Foto ist in Wirklichkeit das von einem dreijährigen Kind, das von fanatisch-religiösen Russen malträtiert wurde.
  • Bericht über angebliche Chemiwaffen der Ukraine basiert auf einem Bild von russischen Übungen mit solchen Waffen.
  • Ein altes Foto des Dachauer Konzentrationslagers wurde hergenommen für einen Fake-Bericht über angebliche Folterlager in der Ukraine.
  • Fotos von russischen Kriegsverbrechen aus Tschetschenien wurden zweckentfremdet und als ukrainische Gräuel in Donbass umdeklariert

Unzählige weitere solche Beispiele demonstrieren die Einfachheit und Vehemenz der russischen Propaganda.

In einer der größten russischen Nachrichtensendungen wurde ein völlig unwichtiger Wahlkandidat vom rechten Sektor aus der Ukraine, der letztendlich nicht einmal 1% der Stimmen erhielt, zum Favoriten erklärt:

Der Einpeitscher Dugin fordert bei öffentlichen Veranstaltungen Krieg, Krieg, Krieg:

Potemkinsche Dörfer

Mit geschickten Kameratricks, die auch in Low-Budget-Filmproduktionen zum Einsatz kommen, werden TV-Berichte von der besetzten Krim gedreht:

Nutzt man lange Brennweiten und geht nahe mit der Kamera ran, wirken die Bilder als handle es sich um eine wahre Menschenmasse. Der Hollywood-Regisseur James Cameron (Titanic, Avatar) erklärte halb im Scherz, dank des Trainings bei der Low Budget-Schmiede von Roger Corman könnte er den Untergang des römischen Reiches „mit fünf Statisten und einem Busch“ drehen.

Der Endsieg

Die folgende Show wurde am 9. August auf der russisch besetzten Krim aufgeführt und in ganz Russland im Fernsehen übertragen. Die „Maidan-Faschisten“ tanzen in der Hakenkreuzformation, erobern irgendwann mit Panzern und Kalaschnikows, werden dann von russischen Truppen geschlagen.

Fehlen nur noch Kinder die ins Feuer geworfen werden.

Der Chef einer russischen Motorradgang darf sich als Sprecher betätigen. Ein schlechter Rocksong wirft der Ukraine vor „den Kiever Rus an Europa zu verkaufen“. Am Ende gewinnt Russland, es ertönt die Hymne der Sowjetunion (!) und ein Feuerwerk umspielt die alten Symbole wie den roten Sowjetstern und das Emblem der Sowjetunion, in dem Hammer und Sichel durch den doppelköpfigen Adler ersetzt sind.

Turn on a dime

Russlands Propaganda umschmeichelt insbesondere, aber längst nicht nur, rechte und konservative Netzwerke in Europa. Russland ist extrem nach rechts gerückt, während die europäischen Rechten endlich selbst zum Zuge kommen wollen. Ideologisch hat man eine neuen Kompromiss gefunden, der die Rechten in ganz Eurasien vereinen soll. Man wünscht sich, der Hitler-Stalin-Pakt hätte gehalten und die eurasische Allianz hätte die Welt erobert. Nun will man dies nachholen.

Das Dumme für die europäische Rechte an der Sache ist aber folgendes: Geschichtlich betrachtet können solche Allianzen schnell wieder brechen. Die Deutschen wären dann wieder der Feind. Russland hat nur Interesse daran, die europäischen Rechten zu benutzen.

Der russische Politiker Schirinowski meinte erst kürzlich wieder, die kleinen Zwergenstaaten Europas würden ausgelöscht werden. Bis es soweit ist, lügen die Russen die europäischen Rechten weiterhin an und versprechen „Souveränität“ und „Frieden“.

AlexBenesch
AlexBenesch
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