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Terror in Paris: Fakten und informierte Spekulation

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Paris: Mehrere vermummte Personen betraten heute morgen die Redaktionsräume des Satiremagazins Charlie Hebdo und eröffneten das Feuer. 12 Menschen sind bisher bestätigtermaßen tot, fünf weitere teils schwer verwundet. Es wird vermutet, dass es sich um islamistische Täter handelt, die sich für mehrere kontroverse Mohammed-Cartoons in der Publikation rächen wollten.

Nichtsdestotrotz muss man auch andere Szenarien in Betracht ziehen und untersuchen, ohne jedoch dabei ins Irrationale abzudriften. Die typischen Verschwörungsblogs werden wohl in den nächsten Tagen den üblichen Nonsens vom Stapel lassen, wie beispielsweise Behauptungen, dass es sich bei den Toten und Angehörigen um Schauspieler handelt.

Nicht jede Ungereimtheit ist automatisch ein Beleg für eine Verschwörung von anderen Kreisen hinter der Tat. Und nicht jede Verschwörung muss automatisch auf westliche Sicherheitsorgane zurückgehen.

Die Einzelheiten zur Tat

Die britische Zeitung Guardian zitierte Luc Poignant, einen Beamten der SBP-Polizeiorganisation, dass die Angreifer in zwei Fahrzeugen entkamen. Zwei Fahrzeuge für drei Personen?

In der Vergangenheit gab es bereits Brandanschläge auf die Redaktionsräume. Das Magazin ließ sich davon nicht beeindrucken; auch dann nicht als die Regierung darum bat, nicht noch mehr Benzin ins Feuer zu gießen. Zwei muslimische Organisationen hatten zuvor vergeblich versucht, die Cartoons auf dem Rechtsweg zu unterbinden.

Julien Rebucci twitterte ein Foto, das ein Polizeifahrzeug mit Einschusslöchern in der Windschutzscheibe zeigt. Weitere Aufnahmen zeigen maskierte Personen mit automatischen Gewehren vom Typ Kalaschnikow. Die Guardian-Reporterin Kim Willsher twitterte, dass sie selbst die Löcher in Polizeifahrzeugen sieht und dass laut einem Polizeisprecher auch „Pump actions“ verwendet wurden, gemeint sind Vorderschafts-Repetier-Schrotflinten. Der französische Nachrichtenservice France 24 spricht auch von einem „Raketenwerfer“ unter Bezug auf Quellen; gemeint ist möglicherweise die populäre RPG-7 aus sowjetischer Herstellung, die auch im mittleren Osten und Nordafrika populär ist.

Der Journalist Martin Boudot postete ein Video, auf dem Allahu Akbar-Rufe zu hören sind.

Der Polizeisprecher Rocco Contento erklärte, dass die Redaktionsräume bewacht waren und dass die Täter ein Fahrzeug entführten und flüchteten. Hier stellt sich die Frage: Hatten die Täter nicht für ein unauffälliges Fluchtfahrzeug mit Fahrer darin gesorgt? Aufnahmen zeigen Gesichtsmasken, was genauso wie die Entführung eines Autos zeigt, dass eine Flucht eingeplant war, an Stelle eines Märtyrertods. Wieso gelang es den französischen Behörden nicht, das Auto besser zu verfolgen? In den USA wäre schnell ein Polizeihelikopter unterwegs gewesen.

Der Chefredakteur des Magazins, Stéphane Charbonnier, erhielt zuvor Morddrohungen und lebt unter Polizeischutz.

Welche Motive gibt es?

Frankreich beteiligte sich and dem Kampf gegen das ISIS-Kalifat, unter anderem mit ausgedehnten Bombardierungen. In Propagandavideos sah man Dschihad-Kämpfer, die französische Pässe verbrennen und Anschläge in Europa ankündigen. Zwei Franzosen, die sich an Exekutionen beteiligten, wurden in den Videos identifiziert. Laut einer Umfrage des Instituts ICM Research hätten bis zu 15% der französischen Bevölkerung eine positive Haltung zu ISIS.

Die ominöse Gruppe „al-Kaida im islamischen Maghreb“ hatte nach der Invasion Malis durch Frankreichs Streitkräfte angekündigt, französische Bürger zu töten. Die militärische Offensive richtete sich gegen die Bewegung für Einheit und Dschihad in Westafrika, eine salafistische Gruppe mit Bindungen zur al-Kaida im islamischen Maghreb.

Frankreichs sozialistischer Präsident Hollande erklärte, die „gesamte internationale Gemeinschaft“ sei entsetzt über al-Kaidas Bedrohung der Existenz Malis und sein Militär werde ohne Verzögerung reagieren, innerhalb des „Rahmenwerks der Resolutionen des UN-Sicherheitsrates“.

„Frankreich hat den Islam angegriffen. Wir werden im Herz Frankreichs zurückschlagen,“

erklärte Abou Dardar, ein MUJAO-Anführer, nachdem Frankreich dutzende Kampfbomber nach Goa und Kidal ausgesandt hatte. Dardar kündigte Vergeltungsschläge an in „Bamako, Afrika und Europa“.

Nach der Forderung von Senator Christopher A. Coons und anderen im Kongress nach einem Eingreifen in Mali kündigte die Vizesekretärin für Afrika des Pentagons, Amanda J. Dory, an dass die USA wahrscheinlich Kriegsschiffe aussenden werden um afrikanische Truppen zu transportieren und Luftunterstützung zu liefern. Die Invasion Libyens und die Ermordung Gaddafis bereiteten den Weg für MUJAO und al-Kaida. Nick Meo schreibt für den Independent:

„Die Rebellen, ausgestattet mit Waffen aus Muammar Gaddafis beeindruckendem Arsenal, eroberten einen Teil der Sahara so groß wie Frankreich innerhalb von nur 72 Stunden und nutzen die chaotischen Folgen eines Armee-Staatsstreichs aus.“

Den Kern bildete eine Gruppe um malinesische Tuareg-Soldaten die früher zu Gaddafis Armee zählten. Man transportierte haufenweise Waffen nach Mali. MUJAO spielt den Franzosen und anderen Europäern mit Terror in die Hände.

Was bedeutet die mögliche ISIS-Connection?

U.a. veröffentlichte Charlie Hebdo in der jüngeren Vergangenheit Karikaturen über den ISIS-Chef al-Bagdadi. Es geistert seit Monaten die haltlose Verschwörunsgtheorie durchs Internet, dass es sich bei Bagdadi um einen vom israelischen Geheimdienst ausgebildeten Agenten handle. Es hieß, dass angeblich NSA-Dokumente von Edward Snowden dies beweisen würden. Glenn Greenwald, der das Material von Snowden veröffentlicht, erklärte dass er noch nie etwas Derartiges von Snowden gehört hätte. Der Anwalt des NSA-Whistleblowers erklärte auf Twitter, dass die Behauptungen falsch seien. Es ist schwierig die Quelle dieser Ente zu finden. Die frühesten bekannten solchen Berichte erschienen Bereits Anfang Juli auf einer Seite der radikalen Organisation Hisbollah.

Es ist dennoch zu erwarten, dass die russlandfreundlichen Verschwörungsblogs ohne stichhaltige Beweise das Massaker in Paris in irgendeiner Form westlichen Behörden anlasten werden.

Abu-Bakr-al-Baghdadi-640Mit rund 50.000 Kämpfern, viel erbeutetem Kriegsmaterial und einer gut gefüllten Kasse breitet sich das selbsternannte Kalifat im Irak und Syrien aus. Die Gruppe veröffentlichte ihre weiteren Zielvorstellungen:

isis-europa-640

Frankreich befindet sich zwar nicht auf dieser Karte mit geplanten Eroberungsfeldzügen, zählt aber dennoch als Gebiet von Interesse.

Unterstützung für manche Vorläufergruppen kam unter anderem aus den USA und Saudi-Arabien, nichtsdestrotrotz heißt das noch lange nicht, dass sich die Organisation ISIS als Befehlsempfänger Washingtons versteht. Den 50.000 ISIS-Kämpfern und Sympathisanten weltweit ist es herzlich egal, wo die Anschubfinanzierung herkam oder wer im Westen meint, von der ISIS-Bedrohung politisches Kapital herauszuschlagen, für sie ist es entscheidend dass sie in Mohammeds Fußstapfen treten.

Während Amateure und Lügner immer wieder beteuern, dass gewaltsame Eroberungen nur in einem fehlinterpretierten, völlig verzerrten Islam als lobenswert gelten, war der Rest der muslimischen Welt lange Zeit recht still über die Aktivitäten von ISIS. Zögerlich folgten dann diplomatisch vorgetragene Verurteilungen der exzessiven Gewalt. Jedoch darf man dabei nicht vergessen, dass der Dschihad auf mehrere Arten gefochten werden kann. Eine bestimmte Zahl Muslime hält demnach die Methoden von ISIS nicht für unmoralisch oder konträr zum Koran, sondern bloß für taktisch unklug.

Es ist kein allzu großes Geheimnis, dass die US-Regierung Vorläufer-Gruppen von ISIS gegen das syrische Regime finanziert und gerüstet hatte. Warum aber kämpfte der Islamische Staat letztendlich aber nur recht sparsam gegen Assads Truppen, sondern viel eher gegen die US-gestützte Freie Syrische Armee und gegen die Partner der Amerikaner im Irak?

Aufgrund der Massenverhaftungen und Ermordungen seitens ISIS unter den syrischen Aktivisten und Rebellen, der extremen Islamauslegung sowie der mangelnden Beteiligung an Kämpfen gegen das Regime wurde ISIS von zahlreichen Rebellengruppen unterstellt, von Kräften des Regimes unterwandert zu sein und gegen die Revolution zu arbeiten.

Interessanterweise verurteilte die russische Regierung kürzlich die Luftbombardements der Amerikaner gegen ISIS. Stattdessen wollen die Russkis einen Deal mit den Amerikanern, der die Interessen Syriens und des Irans einschließt.

Weshalb also stürzt ISIS nicht das Assad-Regime in Syrien, welches mit Russland verbündet ist, sondern das irakische Regime das von den Amerikanern sanktioniert wird? Inzwischen gelang es Assads Truppen, Aleppo einzukesseln. IS kämpft im syrischen Bürgerkrieg nicht nur gegen die Regierung von Präsident Baschar al-Assad, sondern zugleich auch gegen die Freie Syrische Armee sowie gegen die kurdische Minderheit im Norden des Landes. Bereits Anfang Februar 2014 hatte ISIS unter den syrischen Rebellengruppen keinen Verbündeten mehr, insbesondere auch unter der Al-Nusra-Front und der islamischen Armee.

Fareed Zakaria spricht schon auf CNN darüber, wie die USA die Kooperation des Iran bräuchten, um ISIS zu bezwingen. Als Gegenleistung für die Hilfe bekämen die Mullahs wohl die Aufhebung der bisherigen Sanktionen. Das Kennan Institute in Washington, D.C., das zu dem Woodrow Wilson International Center for Scholars gehört, plant schon ein Event mit dem Titel „Russland und die USA: ist eine echte Partnerschaft immer noch möglich?“ und dem ehemaligen russischen Ausßenminister Iwanow als Gast. Iwanow schrieb zusammen mit der ehemaligen US-Außenministerin Medeleine Albright einen Artikel mit der Überschrift “On Syria and Iran, U.S. and Russia Can Work Together.”

Wieviel Islam steckt in solchem Terror?

Für Muslime ist Gott der Autor des Korans, nicht einfach nur dessen Thema. Der Koran ist die Grundlage der islamischen Zivilisation. Die 114 Suren sind nicht zeitlich oder thematisch geordnet. Manche Suren springen auch von einem Thema zum anderen. Sowohl muslimische als auch nichtmuslimische Wissenschaftler machten sich im Laufe der Zeit daran, herauszufinden welche Sure wann entstanden ist. Vergleicht man diese neue, chronologische Ordnung auch noch mit der Biographie Mohammeds, wird das Ganze wesentlich aufschlussreicher.

Traditionell picken sich Islambefürworter immer die gleichen wenigen Textstellen heraus, die Toleranz gegenüber Nichtgläubigen predigen. Diese Stellen stammen jedoch aus der mekkanischen Frühzeit, als der Prophet noch keine militärische Macht besaß, sondern vergeblich versuchte, sich als neuer Chef der Christen und Juden zu propagieren. Die christliche und jündischen Religionen waren zwar viel älter und etablierter als der Islam, trotzdem argumentierte Mohammed, dass Allah der Ursprung gewesen sei, und Juden sowie Christen einfach vom rechten Weg abkamen. Beispielsweise wird im Koran die Geburt von Jesus beschrieben, der als Säugling sofort erklärt, ein Sohn Allahs zu sein. Islam-Schönredner betonen immer wieder, wie sehr doch Jesus und Moses im Koran gewürdigt werden. Dies ist jedoch keine brüderliche Brücke zwischen den Weltreligionen, sondern der Islam behauptet einfach, diese beiden Figuren seien muslimische Figuren, basta. Diejenigen, die die „Zeichen Allahs“ nicht anerkennen und „Gottes Wort verfälschten“, würden „Bewohner des Höllenfeuers“ sein.

Allah klagt im Koran Juden und Christen als Abtrünnige an und verspricht härteste Strafen. Die Nacherzählung biblischer Geschichten macht mindestens 7% des Korantextes aus. Wenn also jemand erzählt, es gäbe soviel gemeinsamen harmonischen Boden zwischen den Weltreligionen, will derjenige sie entweder veräppeln oder er weiß eigentlich nichts über das, wovon er redet. Nach dem anerkannten Interpretationsprinzip gilt immer der neuere Vers mehr als der alte und kann den alten sogar aufheben. Soviel zur Toleranz.

Als Mohammed mit dem Versuch scheiterte, Christen und Juden durch Überredung für seine Gruppe abzuwerben, änderten sich die freudlichen Worte dramatisch. Nur wenige verstreute Verse sind respektvoll gegenüber Andersgläubigen. Dagegen werden Ungläubige hunderte Mal verflucht. Von der Gewichtung her nehmen gewaltsame Eroberungen und das Verteilen der Beute einen essentiellen Teil des Korans ein. Die vielbeschworene „Barmherzigkeit“ Allahs ist nur die Gegenleistung für die Unterwerfung unter seinen Willen.

Die Islam-Schönredner lügen gründlich und perfide wenn sie betonen, der Dschihad sei „hauptsächlich“ der innere Kampf des Gläubigen um seinen Glauben und sein Handeln. Der bewaffnete Kampf sowie die Tötung und Unterwerfung Andersgläubiger ist das Thema in vierzehn von 24 Suren aus der Medina-Zeit. Es geht konkret um den direkten Aufruf zum Kampf, Lob und Verheißungen für die Kämpfer, eine Verurteilung kampfunwilliger Männer, die Deutung des militrischen Erfolges als Beweis für die Wahrheit des Islam, sowie die Verteilung der Beute.

Die Muslime unter Mohammed waren Eroberer, keine Landarbeiter, Händler oder Handwerker. Dei wichtigsten Einnahmequellen waren die erzwungenen Steuerzahlungen der Ungläubigen und die Beute von Raubzügen, darunter auch Frauen- und Kindersklaven. Irgendwann dachte der Prophet über die arabische Halbinsel hinaus und verkündete in Sure 8 den Kampf gegen alle Ungläubigen auf der Welt, bis es keine andere religiöse Anbetung mehr gibt. Die Anhänger griffen folglich auch Ziele in Asien, Afrika und Europa an.

Es gibt aber verschiedene Formen, um Dschihad zu führen. Ist man irgendwo auf der Welt noch in der Minderheit, hält man sich zunächst oberflächlich an die dort geltenden Gesetze und versucht, die eigene Zahl zu vergrößern. Lügen und Täuschen ist explizit erlaubt. Moscheen sind nicht ohne weiteres mit anderen Kirchen vergleichbar, denn dort sollen eigentlich auch Waffen gesammelt und Angriffspläne geschmidet werden. Sobald man eine einflussreiche Minderheit ist, wird gerüstet. Hat man eine gewisse Stärke erreicht, kommt der offene Kampf um die Herrschaft im Land.

 

AlexBenesch
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