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Rezension von "BitCon – The Naked Truth about Bitcoin"

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Jeffrey Robinson wurde als einer der „weltweit führenden Autoren über Finanzverbrechen“ bezeichnet und er widmet sich in seinem kindle-exklusiven E-Book „BitCon – The Naked Truth about Bitcoin“ der digitalen Währung, die von den Anhängern als eine Mischung aus Geldrebellion und monetärem Messias betrachtet wird. Auf dem Titelbild sieht man ein heruntergekommenes Bitcoin mit der Aufschrift „In Thin Air We Trust“. Von vorneherein ist also klar, dass er alles andere als begeistert ist.

Das eine, was er beklagt, sind die unüberzeugenden Argumente für Bitcoin, das andere sind die irreführenden Werbeversprechen und der grenzenlose Marketing-Hype. Beispielsweise wird ständig der Eindruck erweckt, Bitcoin sei ein unaufhaltsamer D-Zug der in naher Zukunft an etablierten Zahlungsmitteln und Zahlungsdienstleistern vorbeirasen wird. In Wirklichkeit stecken hinter Angaben wie „5,8 Millionen existierenden Konten“ nicht mehr als vielleicht eine Viertelmillion Benutzer, von denen die meisten wiederum nur triviale Beträge halten, in der Hoffnung auf eine Preissteigerung. Der Anteil am globalen Zahlungsverkehr ist verschwindend gering, während sich die Giganten wie etwa der Dollar, Paypal oder Western Union unter einem Gähnen vorbereiten auf diverse monetäre Modeerscheinungen, die ähnlich wie Coupons oder Bonuspunkte funktionieren. Die Masse an Bürgern interessiert sich nicht die Bohne für Bitcoin. Wenn die Leute auch noch wüssten, was hinter den Sensations-Werbemeldungen steckt, wäre das Interesse noch viel geringer.

Große Händler kündigen an, „Bitcoins zu akzeptieren“? Das heißt im Klartext, dass der Kunde beim Abschluss des Bestellvorgangs einfach zu einer Bitcoin-Wechselstube umgeleitet wird, die dann (abzüglich einer Gebühr) letzendlich Dollars oder Euros an den Händler zahlt. Der Händler akzeptiert also nicht wirklich direkt Bitcoins, kann sich aber in einem bestimmten Umfang Kreditkarten-Gebühren oder Paypal-Gebüren sparen. Genauso könnte man in Pesos oder Zloty „zahlen“, dem Händler ist es egal.

Wer sich das Vergnügen antun will, einen Bitcoin-Automaten zu benutzen, der muss alle möglichen Daten von sich offenbaren und dem Besitzer (beispielsweise dem Coffe-Shop) eine Gebühr zahlen und zehn Minuten pro Transaktion warten.

Robinson zerlegt nach und nach, sachlich aber mit Sarkasmus, die Versprechungen und Behauptungen. Es sei lediglich ein Pseudo-Zahlungsmittel, eine völlig unausgereifte ideologische Spielerei in den Händen einer fragwürdigen Gruppe von Insidern die die Möglichkeiten haben, den Kurs zu manipulieren. Ich selbst kam zu sehr ähnlichen Ergebnissen bei meiner Analyse, allerdings kann Robinson weit mehr Details liefern über die Möglichkeiten des Betrugs und die wirtschaftlichen Unzulänglichkeiten.

Zum Schieflachen ist seine realistische Einschätzung von Vermögensverwaltungsgesellschaften, die auf Basis von Bitcoin Aktien herausgeben werden. Im Endeffekt sitzen diverse Investoren auf einem Haufen Bitcoins und wollen diese möglichst schnell loswerden bevor der Preis noch schneller fällt. Wirft man nur einen Bruchteil davon zu schnell auf den Markt, kracht der Kurs völlig zusammen. Stattdessen zimmert man sich ein System zusammen, um Massen an anderen hoffnungsvollen Investoren hereinzulegen.

Die Blockchain-Technologie hat tatsächlich Zukunft, Bitcoin aber sehr wahrscheinlich nicht. Die Gläubigen predigen nach wie vor, dass der Endsieg „unvermeidlich“ sei und sie alle reich werden, so als wäre Bitcoin vergleichbar mit dem Internet an sich, das zunächst kritisch beäugt wurde und später dann aus dem Leben der Menschen nicht mehr wegzudenken war. Für Robinson ist BTC eher vergleichbar mit dem Netscape Navigator-Browser: Eine vergängliche Zeiterscheinung nach der später kein Hahn mehr kräht.

Alle Ungläubigen werden von der Community immer auf die gleiche Weise attackiert: Die Kritiker seien „zu alt“ für den Fortschritt, oder nicht fähig (zu dumm?) um Bitcoin zu verstehen, oder nicht mutig genug, um sich an der Geldrebellion (Bitcoin ist keine Rebellion) zu beteiligen.

Wer sich an der englischen Sprache nicht stört, erhält für kanpp über drei Euro ein höchst spannendes Buch und viele überzeugende Gründe, das sinkende Schiff zu verlassen.

 

AlexBenesch
AlexBenesch
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